Читать книгу Nalanthia - Bianca Maria Panny - Страница 6

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„Wie kommt sie nur auf die bescheuerte Idee, die Kobolde um Hilfe zu bitten?“, fragte Nari ihre Freunde später, als die Versammlung im Thronsaal unterbrochen worden war und sie sich ein weiteres Mal in die Bibliothek zurückgezogen hatten. „Offenbar vergisst sie, dass wir schon sehr lange keinen Kontakt mehr zu ihnen gehabt haben. Wer weiß, ob sie überhaupt noch unter dem Rubinenwald leben?“ Cornelius hatte als Erster eine Antwort parat. „Es stimmt schon, was du sagst. Unsere Beziehungen mit ihrem Volk sehen wirklich nicht allzu rosig aus. Aber die Kobolde gehören schließlich nach wie vor zu den Guten, und wir können es uns nicht leisten, auf ihre Unterstützung zu verzichten.“ Mira sah der Frau zu ihrer Linken an, dass sie immer noch nicht ganz überzeugt war. „ Hast du da nicht etwas vergessen, Nelchen? Grin zum Beispiel. Er lebt bestimmt nicht ohne Grund lieber hier im Feenwald als unter seinen Artgenossen.“

Mira runzelte bei diesen Worten die Stirn. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Die Tatsache, dass der kleine spitzohrige Waldbewohner der einzige Kobold im ganzen Königreich war, musste tatsächlich etwas zu bedeuten haben. Das Mädchen fragte jedoch nicht nach, es hatte das Gefühl, sowieso bald mehr zu erfahren. „Genau das ist ja das Gute“, erwiderte der dunkelhaarige Mann zu Naris Verwunderung. „Wir haben mit Grin einen wertvollen Verbündeten auf unserer Seite. Er kennt nicht nur den Weg zur Stadt der Kobolde, sondern auch all ihre Stärken und Schwächen. Mit nur etwas Glück schaffen wir es vielleicht, die Kobolde für unsere Sache zu gewinnen.“ Dieses Mal war es die kleine Eidechse, die, auf Cornelius Schulter sitzend, den Mund aufmachte. „Wenn er von den Kobolden so eine schlechte Meinung hat, wird Grin aber nicht gerade davon begeistert sein, ihnen einen Besuch abzustatten.“

„Ja, das macht mir auch Sorgen“, stimmte Mira ihrem Freund zu. „ Unsere Nachrichten sind für Grin immer etwas … schmerzhaft.“ Cornelius lachte. „Ach was. Wir hatten es schon mit weitaus schlimmeren Angelegenheiten zu tun, da werden wir es doch wohl fertig bringen, Grin über seine Aufgabe zu informieren, ohne dass er gleich wieder gegen eine Wand läuft.“ Mira nickte nur, hoffte aber innerlich, dass der Mann mit der Narbe sich nicht irrte.


*

Man hatte Grin einstweilen im Feenwald ausfindig gemacht und ihn sogleich aufgefordert, ins Schloss zu kommen. Als Mira und ihre Freunde den Thronsaal an diesem Tag erneut betraten, konnten sie ihn bereits in unmittelbarer Nähe des Königs entdecken, wo er, wie Mira feststellte, nicht gerade einen zufriedenen Eindruck machte. „Ich hoffe, es gibt einen guten Grund dafür, weshalb ich mein Mittagsschläfchen unterbrechen musste“, sagte Grin ohne Weiteres zu seinem König. „Oh, den gibt es allerdings“, versicherte dieser ihm. „So wie’s aussieht, werden unsere Probleme immer größer, weshalb wir unbedingt versuchen sollten, so viele Verbündete wie möglich davon zu überzeugen, mit uns in den Krieg zu ziehen. Du könntest uns dabei zur Hand gehen.“ Grins Miene hellte sich schlagartig auf. Er schien sich geehrt zu fühlen.

„ Ich?“, fragte er ungläubig. „ Was soll ich denn für Euch tun, mein König?“

„Das geht garantiert mächtig in die Hosen“, flüsterte Nari ihren Freunden zu, die sich bereits auf das Kommende gefasst machten. „Es geht um die Kobolde, die in der Stadt unter dem Rubinenwald leben“, erklärte der König. „Wir haben vor, sie um ihre Hilfe zu bitten.“ Jetzt war es Wut, die in den Worten des Kobolds lag. „Was!? Diese hirnlosen Tölpel? Da könnt ihr ja gleich Naris köstliche Apfeltörtchen fragen, ob sie sich nicht freiwillig melden, die Fratzen von Melrons Kreaturen zu bekleckern! Mit denen hättet ihr sicher mehr Glück!“

„Aber Grin, nun übertreib mal nicht“, bat ihn der König. „ Es sind immerhin deine eigenen Artgenossen, wenn nicht sogar deine Verwandten. Wir müssen es einfach versuchen.“ Der Kobold schnaubte verächtlich, bevor er das Wort wieder an die Anwesenden im Thronsaal richtete, die geblieben waren. „Von mir aus. Fragt sie nur. Aber macht euch lieber auf eine große Enttäuschung gefasst.“

„ Dann heißt das also, dass du unserem Vorschlag zustimmst?“, folgerte der Mann auf dem Thron daraus. „ Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig.“

„Ausgezeichnet! Denn du, mein lieber Grin, hast die Ehre, dich höchst persönlich als Führer zu ihrer Stadt zur Verfügung zu stellen.“ Mira entging ganz und gar nicht, dass jegliche Farbe aus dem Gesicht des Kobolds wich. „ Aber aber aber das geht nicht!“, protestierte er. „Unmöglich! Da gibt es noch so viel, das ich erledigen muss!“, behauptete Grin, darum bemüht, eine glaubhafte Ausrede zu finden. „Was denn? Etwa dein Mittagsschläfchen?“, scherzte der König, was im Saal für kurzes Gelächter sorgte. „Das lässt sich bestimmt auf einen besseren Zeitpunkt verschieben. Die Kobolde warten auf dich. Wer weiß, vielleicht freuen sie sich ja, dich nach so langer Zeit wieder zu sehen.“

„ Niemals!“, schrie der kleine Waldbewohner panisch, und im nächsten Moment rannte er auch schon auf den Ausgang zu. Offenbar bemerkte er vor lauter Aufregung nicht, dass die Türen geschlossen waren, weshalb er, wie üblich, dagegen prallte und auf dem roten Teppich, der den Boden des Thronsaals schmückte, liegen blieb. Verdutzt starrten die Zauberer, einschließlich der vier Wächter und Miras Vater, auf den reglosen Kobold, sagten jedoch nichts. „Das lief doch fürs Erste gar nicht mal so schlecht“, meinte Cornelius schließlich gelassen, bevor er vom König zu sich gewinkt wurde. „Cornelius, ich habe eine Bitte an dich zu richten. Ich möchte, dass du Grin zu den Kobolden begleitest. Er wird deine Hilfe gut gebrauchen können.“ Cornelius warf einen Blick auf Grin, der sich immer noch nicht rührte, dann nickte er. „ In Ordnung. Ich werde mein Bestes tun.“

„Aber nicht ohne uns“, bemerkte Nari sofort und gab der neben ihr flatternden Eidechse einen Stups nach vorn. „ Irgendwer muss schließlich auf ihn aufpassen, nicht wahr, Nesso?“ Dieser schaute zuerst nach links und nach rechts, um sicherzugehen, dass die Frau auch wirklich mit ihm gesprochen hatte. „Ach, der kann schon selbst auf sich achten“, sagte Nesso dann. „Und außerdem, wer garantiert mir bitteschön, dass Kobolde gute Köche sind?“ Nari schüttelte bedauernswert den Kopf, ehe sie Cornelius einen Blick zuwarf, der den Mann mit der Narbe wissen ließ, dass er sie nicht würde umstimmen können. „ Dann ist es also beschlossen“, verkündete der König. „Cornelius und Nariana, ihr beide kümmert euch mit Grin um die Kobolde. Und was unsere Drachenflüsterin betrifft“, fügte er noch hinzu, während er nun auch Mira zu sich bat, „gäbe es da eine weitaus wichtigere Mission zu erfüllen…“

Nalanthia

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