Читать книгу Nalanthia - Bianca Maria Panny - Страница 8

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„ Und du glaubst, dass das funktioniert?“, wollte Mira von ihrem Vater wissen, als sie gemeinsam einem langen Flur folgten, der sie zum Eingang in die obersten Räume des Schlosses führen würde. Dort wollten die beiden mit den vier Wächtern ihre weitere Vorgehensweise besprechen, denn auch sie sollten an der alles entscheidenden Mission teilnehmen. Dabei galt es vor allem, eines zu tun: Herauszufinden, wo die letzten Feuerdrachen so lange verborgen geblieben waren. Die Seherin hatte ihnen versichert, dass diese Aufgabe für die Drachenflüsterin kein großes Problem darstellen sollte, doch Mira war sich da nicht so sicher.

„ Ich denke, die Seherin hat zweifellos bewiesen, dass sie uns nicht bloß mit albernem Geschwätz die Laune verdirbt“, meinte Leric überzeugt.

„Sie wird schon wissen, was sie tut.“

„Aber wie sollen wir die Drachen dazu überreden, für unsere Sache zu kämpfen?“

Mira hatte bei ihrem Vorhaben immer noch ein ungutes Gefühl, das sie nicht mehr losließ. Als die beiden vor einem riesigen Spiegel am Ende des Ganges stehen blieben, warf Leric seiner Tochter einen ermutigenden Blick zu. „Darüber machen wir uns am besten erst Gedanken, nachdem wir ihr Versteck gefunden haben“, sagte er. „ Denn die Suche nach den Drachen wird mit Sicherheit kein Spaziergang.“

*


Die vier Wächter erwarteten ihre Besucher bereits in einem hell erleuchteten Raum, und Miras Blick fiel fast augenblicklich auf ein zusammengerolltes Stück Papier, das der Anführer dieser Zauberer fest in den Händen hielt. Seine schwarzen Haare standen wie immer unbändig ab, verliehen ihm allerdings ein ziemlich gutes Aussehen. In seiner durch und durch schwarzen Kleidung , wobei ein dunkelroter Umhang die einzige Ausnahme bildete, machte Philipp einen Schritt auf Mira und ihrem Vater zu, öffnete das Papier und brachte somit eine vollständige Karte von Nalanthia zum Vorschein. Mira betrachtete sie interessiert und staunte darüber, aus wie vielen Reichen dieses Land tatsächlich bestand. Reiche, von denen sie bis jetzt noch nicht einmal gehört hatte.

„Diese Karte hier haben wir vorhin von der Seherin überreicht bekommen“, erklärte der Feuerwächter schließlich. „In den Händen der Drachenflüsterin müsste es uns gelingen, den Aufenthalt der Feuerdrachen in Erfahrung zu bringen. Sagte sie jedenfalls.“

„Ob es tatsächlich funktioniert, wissen wir allerdings nicht“, warf Blin, der Lichtwächter ein und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Ehrlich gesagt trau ich dieser Seherin immer noch nicht ganz.“

Mira fiel es nicht allzu schwer, den Zweifel des Zauberers nachzuvollziehen. Wie sollte ihr das mit nichts als einem Stück Papier gelingen?

„Schon mal was von: probieren geht über studieren gehört?“, wandte nun auch eine der beiden Wächterinnen das Wort an ihre Freunde. Es war Isabelle, deren hellblonden Haare auch an diesem Tag glatt auf die Schultern fielen. Das Symbol ihrer magischen Fähigkeiten funkelte silbern auf ihrer Wange und ließ das schmale Gesicht der Eiswächterin nur noch schöner erscheinen.

„Löcher in die Luft starren bringt uns kein Stück weiter. Wir müssen handeln.“

„Isabelle hat Recht“, sagte Philipp und gab Mira die geheimnisvolle Karte.

„Lasst es uns einfach versuchen.“ Das Mädchen sah zu dem schwarzhaarigen Wächter auf. „ Muss ich etwas Bestimmtes machen? Eine Zauberformel sprechen oder so?“

„ Es sollte genügen, sie lediglich in den Händen zu halten und die Augen zu schließen.

Das Wichtigste dabei ist, dich einzig und allein auf die Karte zu konzentrieren.“

Mira wechselte noch kurz einen Blick mit ihrem Vater, der jedoch nur die Schultern zuckte, bevor sie den Worten des Feuerwächters Folge leistete.

„Ich denke, wir sollten den Raum verdunkeln, um ihre Konzentration zu steigern“, hörte sie Philipp sagen. Er gab Blin ein Zeichen und der Wächter begann sofort, das Licht in seiner Umgebung in sich aufzunehmen. Trotz geschlossener Augen spürte Mira, dass es um sie herum schnell dunkler wurde. Schließlich kehrte vollkommene Stille ein und sie lenkte alle Gedanken auf ihre Aufgabe. Mira überkam schon bald das Gefühl, dass sie damit nur ihre Zeit vergeudeten, als plötzlich unzählige Bilder vor ihrem inneren Auge zu entstehen begannen. Sie sah sich von gewaltigen Steinwänden umgeben, die offenbar nur einen Teil von etwas viel Größerem darstellen sollten.

Dann wurde sie in die Luft gehoben und schwebte über ein wahres Labyrinth hinweg, dessen Schlingen und Biegungen aus weißem Felsgestein in alle Richtungen verliefen. Mira konnte nicht glauben, wie echt sich diese Schwerelosigkeit anfühlte, die ihr gleichzeitig ein mulmiges Gefühl in der Magengrube verlieh, wusste sie doch, dass ihre Beine in Wahrheit auf festem Boden standen. Und dann war da eine Stadt. Eine riesige Stadt aus purem Silber und Gold, die scheinbar mitten in diesem Labyrinth verborgen lag. Mira befand sich im Geiste wieder auf dem Boden und beobachtete kleine, sonderbare Wesen dabei, wie sie durch die Straßen der Stadt liefen und ihren Tätigkeiten nachgingen. Eines dieser Wesen blickte dem Mädchen direkt in die Augen und zog einen großen eisernen Schlüssel aus seiner Hosentasche, den er mit einem breiten Grinsen hin und herschwenkte und triumphierend die kleine Nase in die Luft streckte. Das letzte Bild verschwamm zu einem schwarzen Punkt und Mira öffnete keuchend die Augen. Ihr Herz trommelte laut in ihrer Brust.

„Mira! Ist alles in Ordnung?“, hörte sie die besorgte Stimme ihres Vaters, den sie in der Dunkelheit des Raumes allerdings nicht erkennen konnte. Mit Blins Zutun wich diese genauso schnell wie sie gekommen war und Mira musste ein paar Mal blinzeln, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen.

„Wow“, war alles, was sie herausbrachte.

„Was hast du gesehen?“, fragte Amara aufgeregt. Die Wächterin des Wassers hatte ihr dunkelbraunes Haar zu einem kunstvollen Knoten zusammengebunden. Einige Locken fielen jedoch seitlich am Gesicht herab, das Mira nun gebannt anstarrte.

„Es war unglaublich“, begann sie mit der Schilderung. „Zuerst sah ich überall nur weiße Mauern aus Stein, die eigentlich zu einem riesigen Labyrinth gehörten. Es war, als würde ich direkt darüber hinweg fliegen.“ Die Augen ihrer Zuhörer wurden mit jedem Wort größer, dennoch sprach Mira weiter.

„Und dann gab es da eine Stadt, ganz aus Gold und Silber. Die Bewohner hatten ein ganz merkwürdiges Aussehen. Ihre Haut schimmerte genauso silbern wie die Dächer ihrer Häuser, und ihre Haare waren vollkommen weiß. Eines der Wesen hat mir sogar einen Schlüssel vor die Nase gehalten, bevor die Bilder in meinem Kopf verschwunden sind. Alles war so real.“ Mira musste beim Gedanken an das Gesehene beinahe selbst lachen. Das breite Grinsen des seltsamen Bewohners hätte das von Nesso alle Ehre gemacht. Außerdem hatte sie vorhin das Gefühl gehabt, das Wesen würde sich über sie lustig machen.

„Heiliger Feenbaum!“, entfuhr es Amara. „ Denkt ihr alle das gleiche wie ich?“

Philipp ließ sich von Mira erneut die Karte geben und legte sie auf den Holztisch in der Mitte des Raumes, sodass sie auch für alle anderen gut sichtbar war.

„Mira, du hast es geschafft!“, sagte ihr Vater begeistert. „Jetzt wissen wir, wo die Drachen sich aufhalten.“

Nalanthia

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