Читать книгу Wohin mein Herz uns führt - Bianka Kitzke - Страница 7
So ein Schnuckelchen
Оглавление„Süß? Julian? Naja … Ähm, ja er ist viel älter als du. Er ist achtunddreißig“.
„Jaa“, lachte Charlie. - „Ich bin ein Mädchen. Das ist normal. Achtunddreißig? Sieht man nicht. Meinst du … ähm … ach vergiss es“.
„Sag mal, du bist doch ein junges Ding. Gibt es zu Hause keinen Mann, der auf dich wartet?“
Charlies Miene veränderte sich las sie an Michael denken musste.
„Nein! Das heißt nicht mehr“. Sie erzählte Jack von Michael, wie ihr Beziehung gelitten hatte und es dann zur Scheidung kam. - „Weißt du, ich habe ihn geliebt dieses Schwein. Er hätte doch sagen können, das wir … ach egal. Ich bin nun hier und hier werde ich auch bleiben“, fügte sie lächelnd hinzu und nun musste auch Jack lächeln.
„Das ist schön. Ach Kind, es freut mich das ich dich kennenlernen durfte.“ Jack blickte traurig auf das Gelände hinaus. Nie wäre ihm der Gedanke gekommen, dass er Trude damals geschwängert haben könnte. Nie.
„Ähm wie lange willst du denn hier bleiben?“
„Willst du mich schon loswerden?“, lächelte sie.
„Nein!“
„Ok. Ich dachte an acht Wochen, aber das wird wohl nicht reichen um alles kennenzulernen. Granpa? Vermisst du sie manchmal?“
„Wen?“
„Na Oma“.
„Ach Charlie. Ich habe sie oft vermisst und ich vermisse sie jetzt auch. Jetzt wo ich weiß, dass sie nicht mehr lebt denke ich noch öfter an sie und frage mich, ob ich damals nicht einen Fehler gemacht habe, dass ich sie nicht gleich mitgenommen habe“.
Jack erzählte Charlie, dass er noch einmal in Deutschland war, nachdem er wieder in die Staaten zurückberufen wurde. Doch dann erfuhr er, das sie einen anderen geheiratet auch ein Kind von dessen Mann hatte. Sein Kind!
„Dann würde ich entweder nicht hier sein, weil hier gibt es keine einzige Frau oder ich wäre die beste Farmerin die es gibt“.
Jack fing an zu lachen und musste sich schon bald den Bauch halten.
„Oh Mädchen ich sage dir, das wirst du auch so. In weniger als einem halben Jahr reitest du die Jungs in Grund und Boden, wenn du dich entscheiden solltest hier zu bleiben. Oder zurückzukommen“.
„Hmm, mal sehen. Sag mal! Die Kerle hier haben die keine Freundinnen?“
„Nein, kein Einziger“, sagte Jack und merkte, wie sich der Blick von Charlie erhellte.
„Sag mal, was sehe ich denn da?“
„Was denn?“
„Da war doch ein Leuchten. Könnte es sein, das du dich vielleicht schon in einen meiner Jungs verguckt hast?“ fragte Jack und blickte auf Charlie. Diese merkte sofort, dass sie rot anlief und senkte den Blick.
„Na das kann ja dann heiter werden! Morgen fahren wir erst mal in die Stadt und besorgen dir was Anständiges zum Anziehen“.
Charlie fragte sich, was an ihrem Outfit nicht stimmt? Doch als sie dann auf ihre Turnschuhe blickte, die vor der Veranda Tür standen, wusste sie das es wohl besser wäre entweder Cowboy,- oder Gummistiefel zu tragen. Sie stimmt zu und lachte.
Julian beobachtete das Szenario aus einer dunklen Ecke heraus. Jack und Charlie verstanden sich wirklich gut. Doch irgendwas an dieser Frau war seltsam und doch sehr aufreizend. Er wusste, was für eine Wirkung Frauen auf ihn hatten und bei Charlie war diese Wirkung sehr stark. Zu stark, um genau zu sein.
„Pass auf Julian, sonst bist du verloren“, sagte er zu sich und ging wieder in die Hütte. Charlie wachte am nächsten Morgen durch den Duft von frisch gekochtem Kaffee auf. Die Sonne schien durch das Fenster und die Vögel zwitscherten. Sie stand auf und trat ans Fenster. Draußen war schon mächtig viel los und die Männer waren schon dabei die Herde von Kühen, was in Wirklichkeit aber Rinder waren, auf die Weide zu treiben. Lächelnd fiel ihr Blick auf Julian, der in engen hellen Jeans und einem karierten Flanellhemd auf seinem Pferd saß. Und gerade dabei war sich seinen Hut aufzusetzen.
„Er hat also mittelblondes Haar“, murmelte Charlie vor sich hin und sah ihm nach wie er mit seinem Kumpel hinter den Rindern davon ritt.
„Oh Charlie, was tust du hier!“, sagte sie zu sich selber. - „Du wirst dich nicht verlieben? Und schon gar nicht in einen den du wahrscheinlich nie wieder sehen wirst“.
Charlie wandte sich ab und ging nach unten in die Küche, wo Jack den Frühstückstisch gerichtet hatte.
„Da bist du ja du Langschläfer. Ich dachte schon du willst gar nicht mehr aufstehen.“
„Wie spät ist es denn?“, fragte sie, denn im ganzen Haus war nirgendwo eine Uhr zu finden.
„Kurz nach acht.“
„Das nennst du spät? Bei uns, also ich meine zu Hause, da stehe ich am Wochenende nie vor elf auf“.
„Tja mein Kind, dann wirst du dich wohl daran gewöhnen müssen, dass hier die Uhren anders laufen“.
„Denkst du ich kann zu Hause anrufen?“
„Ich glaube die werden sich bedanken, wenn du jetzt da anrufst“, sagte Jack zu ihr und lächelte. - „In good old Germany ist es jetzt nämlich so gegen Mitternacht“.
„Ooh. Ok, dann lass ich das Mal lieber. Ähm wann fahren wir Shopping?“
„Wir gehen nicht Shopping. Wir werden dir was Anständiges zum Anziehen besorgen, aber vorher gehst du duschen und isst was“.
Ohne Widerrede trabte sie ins Bad, duschte und machte sich frisch und begann dann den Tag mit einem ausgewogenen Frühstück. Eine Stunde später fuhren Jack und sie in die Stadt zum Einkaufen.
„Jack, mein Lieber, schön dich mal wieder hier zu sehen. Warst schon lange nicht mehr bei uns. Wie ist es dir ergangen?“
Kaum waren Charlie und Jack im Laden wurden sie auch schon von einer älteren Dame „überfallen“. Jack stellte sie an Luise vor und fügte noch hinzu, dass sie die Seele dieses Ladens war.
„Luise, das ist Charlie Fahle. Meine Enkelin“.
Luise riss die Augen und den Mund auf. Hatte sie gerade richtig gehört? Seine Enkelin. Aber Jack hatte doch keine Kinder, geschweige denn eine Frau mit der er welche haben könnte.
„Deine Enkelin? Wo hast du die denn her?“, fragte die etwas vorwitzige Dame.
„Sie lebte bisher in Deutschland, bei ihrer Familie“.
Sie sind doch nicht wirklich seine Enkelin?“ wandte sie die Frage an Charlie.
„Doch das bin ich. Meine Großmutter lernte Opa während seiner Army-Zeit kennen und daraus entstand mein Vater. Mein Vater und meine Mutter bekamen mich …“
„Jaja schon gut. Ich weiß wie eine Familiengeschichte fortgesetzt wird. Aber warum sind Sie …“
„Luise, ich habe damals Trude aus Liebe die Farm geschenkt. Nun ist sie tot und hat Charlie die Farm vermacht …“ – „Und ich werde sie mit Opa zusammen bewirtschaften. So und nun hätte ich gern diese Hose, diese Hemden und diese Schuhe mal anprobiert. Wo kann ich das denn tun?“, fragte Sie und Luise zeigte mit offenem Mund in die Richtung, in der die Umkleidekabinen waren. Und während Charlie die Klamotten anprobierte, kaufte Jack alles andere ein was man als Frau auf einer Ranch so brauchte. Die Neuigkeit, dass Jack Collins eine deutsche Enkelin hatte, ging um wie ein Lauffeuer und es dauerte auch nicht wirklich lange, bis auch die Jungs auf der Ranch wussten wer Charlie Fahle wirklich war. Als Charlie am Nachmittag mit ihren neuen Kleidern aus dem Stall kam, wurde sie schon überfallen mit Hilfsangeboten. Was ihr natürlich nicht ungelegen kam, aber sie wollte doch lieber zeigen was sie drauf hatte und das sie nicht nur eine Frau war, sondern dass sie auch mit anpacken konnte.
„Miss Fahle, kommen Sie ich helfe Ihnen“, rief einer der Arbeiter und kam angelaufen.
„Lassen Sie nur. Ich kann das schon und hören Sie auf mich Miss Fahle zu nennen. Ich heiße Charlie und das gilt für alle hier - klar!“, rief sie lächelnd und blickte sich um, ob es auch jeder gehört hatte. Ab dem Tag hielt sich jeder hielt sich daran und nannte sie bei ihrem Vornamen - nur einer nicht. Julian Gates.
Am Abend hatte sie zu Hause angerufen und erzählt, wie es ginge und es hier wunderschön war. Ihre Mutter war nicht so angetan, ihre Schwester wollte erst gar nicht mit ihr reden doch ihr Vater freute sich.
„Aber warum hast du nicht am ersten Tag angerufen?“
„Na, weil ich so aufgeregt war und dann habe ich es vergessen. Und als ich anrufen wollte sagte man mir, das wäre keine gute Idee da in Deutschland Mitternacht wäre.“
„Na Hauptsache dir gefällt es. Genieße die vier Wochen.“
„Das werde ich auf alle Fälle“, freute sie sich, unterhielt sich ein wenig und legte dann auf.