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Kapitel 2

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Die junge Frau, mit den langen blonden Haare und den großen braunen Augen, weinte leise, als der Mann langsam ihre Röcke anhob.

Seit Tagen hatte sie nichts mehr gegessen und niemand hatte ihr helfen wollen. Sie hatte nur noch einen Ausweg gewusst. Also hatte sie ihren ganzen Mut zusammen genommen und hatte an diesem Abend einen Mann angesprochen und sich ihm angeboten. Sie war sehr hübsch und der Mann hatte sich gierig über die Lippen geleckt. Er war sofort einverstanden und hatte ihr das Geld gegeben bevor er ihren schlanken Körper mit seinem gegen die Wand gedrückt hatte. Sein Atem stank nach Tabak und Alkohol als er sie küsste. Mit einer Hand drückte er grob eine ihrer Brüste zusammen so dass sie von dem Schmerz aufkeuchte. Er erzählte ihr in unanständiger Weise, was er mit ihr machen würde und sie bekam es mit einem mal mit der Angst zu tun. Sie war noch Jungfrau und hatte noch nie zuvor mit einem Mann Liebe gemacht. Wobei das, was der Mann mit ihr vorhatte, nichts mit Liebe zu tun hatte. Sie stemmte sich gegen ihn und wollte ihn von sich weg drücken. Aber er lachte nur und sagte das er es mochte, wenn sich die Frauen wehren würden.

„Bitte“, hauchte sie ängstlich und bat ihn aufzuhören, aber er drückte sich wieder an sie und hatte eine Hand bereits unter ihrem Kleid und schob nun langsam ihre Röcke nach oben.

Plötzlich tauchte, wie aus dem Nichts, ein anderer Mann auf. Er war groß, größer als der Mann der sie bedrängte, und er zog den Mann von ihr fort, verpasste ihm einen Schlag, so dass er zu Boden ging und beschimpfte ihn. Eilig rappelte der Mann sich auf und rannte dann davon.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte der Mann sanft. Hastig schob sie ihre Röcke wieder nach unten und blickte ihn an. Sie war misstrauisch gegenüber der Freundlichkeit des Fremden. Er hatte zwar eben den anderen Mann vertrieben, der keine Skrupel gehabt hatte, ihre Not auszunutzen, aber in den letzten zwei Wochen, seit dem sie auf der Straße leben musste, war niemand freundlich zu ihr gewesen oder hatte ihr helfen wollen.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben“, sagte er freundlich, „wie ist dein Name?“

„Maria.“

„Ich bin James, wie alt bist du Maria?“

„Achtzehn.“

„Du hast Hunger“, stellte er fest.

Sie nickte nur.

„Dann würde ich vorschlagen, wir gehen in die kleine Schenke, zwei Straßen weiter und ich kaufe dir etwas zu Essen.“

Es war wohl seinem guten Aussehen und seinen tadellosen Manieren zu verdanken, dass die junge Frau bereit war ihm zu folgen. Er führte sie wie versprochen in eine kleine Gastwirtschaft und leistete ihr beim Essen Gesellschaft. Er selbst aß nichts aber er bat sie ihm zu erzählen, wieso sie auf der Straße lebte.

„Was ist passiert?“

Sie blickte von ihrem Essen auf und sah direkt in sein Gesicht. Sie schien kurz zu überlegen ob sie ihm ihre Geschichte erzählen sollte. Aber der Mann war freundlich und in seinen Augen konnte sie nichts als Wärme und ehrliches Mitgefühl sehen.

„Meine Eltern sind vor zwei Woche gestorben…“, sie sprach so leise, dass James sie nur wegen seines übernatürlichen Vampirgehörs in der lauten Gastwirtschaft verstehen konnte.

„Das tut mir sehr leid“, sagte er und sie konnte an seinem Gesicht sehen, dass er es auch so meinte.

„Waren sie krank?“, fragte er behutsam.

Maria nickte traurig. „Sie hatten die Grippe.“

„Dann hattest du großes Glück, dass du dich nicht auch angesteckt hast.“

„Mama hat darauf bestanden, dass ich nicht mit ihnen im gleichen Zimmer schlafen sollte und ich durfte sie auch nicht pflegen. Das hat einen Nachbarin übernommen.“

„Und was ist dann passiert?“

„Kaum das meine Eltern abgeholt worden waren, hat der Vermieter mich dann am nächsten Tag auf die Straße geworfen, weil, wie er sagte, er das Geld für die Miete nicht bekommen hätte… dabei weiß ich genau, dass mein Vater die Miete bis zum Monatsende gezahlt hatte“, sie schüttelte ihren Kopf und Tränen traten in ihre Augen. „Meine Eltern waren nicht reich. Mein Vater hat geholfen Schiffe zu beladen und meine Mutter war Näherin. Wir hatten nicht viel, aber es reichte immer für die Miete, Kleidung und Essen.“ Ein kleines Lächeln huschte bei der Erinnerung an ihre Eltern über ihr Gesicht. „Wir waren glücklich.“ Sie senkte den Kopf aber James hatte die Tränen in ihren Augen bereits gesehen. Sie war so wunderschön und bezaubernd, er musste ihr einfach helfen. Ihm kam eine Idee, die auch ihm zu Gute kommen würde.

„Maria, wenn du damit einverstanden bist, dann kann ich dir helfen.“ Natürlich war sein Angebot nicht ganz umsonst aber er musste ihr seinen Vorschlag behutsam unterbreiten.

„Wieso?“

Die Frage überraschte ihn. „Was meinst du mit wieso?“

„Niemand wollte mir bisher helfen.“

Er überlegte kurz was er ihr zu diesem Zeitpunkt sagen konnte. „Ich möchte dir helfen… weil ich deine Hilfe brauche.“

Sie sah ihn verständnislos an. „Wie kann ich dir helfen?“

„Ich kann dir versichern, dass ich nicht deinen Körper will und es ist auch nichts Illegales.“

„Was ist es dann?“

„Das… ähm… das möchte ich hier nicht sagen… ich kann dir nur so viel sagen, du würdest mir damit sehr helfen und es würde dir nicht schaden. Ich habe ein Haus in dem noch eine Wohnung frei ist, dort könntest du wohnen und...“

„Aber ich habe kein Geld für die Miete…“, unterbrach sie ihn verzweifelt.

„Du müsstest auch keine Miete zahlen. Wenn du mir hilfst, dann kannst du die Wohnung bekommen ohne Miete zu zahlen… ich würde dir zusätzlich auch noch genügend Geld geben für Nahrung und Kleidung aber… hör zu, es ist nicht einfach für mich darüber zu sprechen… wenn es dir Recht ist, dann zeige ich dir die Wohnung und erzähle dir dann alles in Ruhe“, er lächelte ihr aufmuntern zu.

Maria wusste nicht was sie davon halten sollte. Seit dem ihre Eltern gestorben waren, war niemand so freundlich zu ihr gewesen. Im Gegenteil, man hatte sie beschimpft und verjagt. Sie hatte gehungert und gefroren und niemand hatte ihr helfen wollen. Wieso dieser Mann? Sie sah ihn wieder an. Sie konnte sich nicht helfen, aber alles was er ihr vermittelte war Freundlichkeit. Sie war hin und her gerissen. Auch wenn sie spürte dass keine Gefahr von ihm ausging, so war sie dennoch misstrauisch. Schlussendlich lockte sie aber die Aussicht endlich wieder ein Dach über dem Kopf zu haben. Und so willigte sie ein.

„Ist gut… ich komme mit dir.“ James schenkte ihr ein Lächeln. „Schön, dann iss erst mal in Ruhe auf und dann machen wir uns auf den Weg.“

Als Maria zu Ende gegessen hatte, fragte James sie ob sie noch etwas bestellen möchte, aber sie war wirklich satt und so bezahlte James die Rechnung und sie verließen die Gastwirtschaft. Er führte sie in eine bessere Gegend. Hier waren alle Straßen beleuchtet und nicht so dreckig wie dort, wo sie mit ihren Eltern gewohnt hatte.

Das große Haus vor dem er stehen geblieben war, war in einem sehr guten Zustand, jedenfalls soweit sie das feststellen konnte.

Er öffnete die große Haustür. Im Hausflur begegneten sie einer Frau mit einem Kind.

„Guten Abend Mrs. Johnson, hallo Henry“, sagte James freundlich und wuschelte dem kleinen, schüchternen Jungen von zehn Jahren durch seine schwarzen Locken. „Wie geht es ihrem Mann heute?“

Die Frau lächelte dankbar. „Viel besser, danke noch mal, für die Medizin, die sie ihm gegeben haben.“

James winkte ab. „Das habe ich doch gern getan.“ Dann stellte er ihr Maria vor. „Das ist Maria, sie wird die kleine Wohnung im ersten Stock beziehen.“

Mrs. Johnson sah Maria freundlich an. „Schön dich kennen zu lernen Maria.“

Maria machte einen kleinen Knicks und lächelte schüchtern.

„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“ James nickte Mrs. Johnson zu und ging dann mit Maria in den ersten Stock. Er zog den Schlüssel für die Wohnung aus seiner Jackentasche und öffnete die Tür.

„Warte kurz“, bat er sie und betrat vor ihr den kleinen Flur. Er entzündete fünf Kerzen an einem Kerzenständer, der auf einem kleinen Regal neben der Tür stand. Dann noch zwei weitere Kerzen, die in kleinen Kerzenhaltern steckten. Einen davon übergab an Maria.

„Die Wohnung hat eine kleine Küche, eine Kammer und eine kleine Stube. Mein Haus verfügt über eine Badewanne im Keller, die kannst du jederzeit nutzen“, erklärte er ihr, während er sie durch die Wohnung führte.

„Ein Bad im Keller?“, fragte Maria erstaunt und James nickte lächelnd.

Die Annehmlichkeit eines Bades, die er vor mehr als dreihundert Jahren in Rom kennengelernt hatte, hatte er, als er nach England kam, nicht missen wollen. Daher hatte er, als er das Haus gekauft hatte, als erstes ein Bad einbauen lassen.

„Ich weiß, dass viele Menschen sich nicht oft waschen, weil sie glauben, es würde einen krank machen, aber meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich mich wenigstens einmal in der Woche ordentlich wasche… und ich bin nie krank geworden.“

„Deine Mutter war einen kluge Frau“, erwiderte James, der den Irrglauben dieser Zeit nur zu gut kannte.

Die Wohnung war bereits möbliert. Vom Flur kamen sie in die Stube. Hier standen zwei gemütliche Sessel, ein kleiner Tisch und ein kleiner Schrank. Gleich nebenan befand sich die Küche. Auch die war mit allem ausgestattet, was man so brauchte. In den Schränken und Schubladen, die Maria neugierig öffnete, fand sie Besteck, Teller, Becher und Töpfe und Pfannen.

Maria berührte einige der Sachen beinah ehrfürchtig. „Das ist wunderschön.“

„Ist dir kalt? Dann kann ich gleich ein Feuer machen.“

„Nein“, erwiderte sie lächelnd, „mir ist nicht kalt.“

In der Kammer, die sie als nächstes betraten, stand ein großes Bett aus Holz. Des Weiteren befanden sich ein Kleiderschrank und ein kleines Nachttischchen in dem Zimmer. Auf dem Nachttischchen stand ein dreiarmiger Kerzenständer und James entzündete die Kerzen, damit Maria alles besser sehen konnte.

„Im Schrank findest du Kissen und Decken.“ Dann führte er sie zurück in die Stube und bat sie, sich in einen der Sessel zu setzen.

„Ich nehme an, die Wohnung gefällt dir?“

Maria nickte eifrig, im nächsten Moment überkam sie aber große Angst und sie fragte: „Wenn ich dir nicht helfen kann… oder es nicht möchte… dann darf ich die Wohnung nicht haben… richtig?“

James dachte einen kurzen Moment darüber nach. „Nein“, er setzte sich in den anderen Sessel ihr gegenüber. „Wenn du mir nicht helfen möchtest, dann darfst du trotzdem hier wohnen bleiben… aber du müsstest dir eine Arbeit suchen und mir dann Miete zahlen.“

Maria war nun sehr neugierig, wie sie dem gutaussehenden Mann helfen konnte.

„Dann sag mir bitte, was ich für dich tun soll?“

Er blickte auf seine Hände und erklärte es ihr. „Maria, ich bin nicht wie andere Männer… ich bin anders.“ Sie sah ihn fragend an. „Ähm… ich muss mich anders… ernähren…“, führte er weiter aus, was sie nur noch mehr verwirrte.

Er stöhnte frustriert, da es ihm schwer fiel ihr einfach zu sagen, dass er ein Vampir war und ihr Blut wollte. „Okay… ich denke, es ist am besten wenn ich es dir zeige… aber bitte… ich werde dir nichts tun… du brauchst keine Angst vor mir zu haben“, versicherte er ihr.

Maria nickte nur und beobachtete wie James aufstand und sich ein paar Schritte von ihr entfernt hinstellte.

Dann veränderte er sich plötzlich. Seine Augen wurden schwarz und aus seinem Mund traten zwei lange, spitze Zähne hervor, wie bei einem wilden Tier. Es waren Fangzähne. Maria unterdrückte einen Schrei und hielt sich die Hände vor den Mund.

„Das bin ich“, sagte er mit sanfter Stimme, „ich bin ein Vampir… und ich brauche täglich Blut um zu überleben.“ Er verwandelte sich langsam wieder zurück, blieb aber dort stehen wo er war.

Maria brauchte ein paar Augenblicke um sich zu beruhigen. James konnte ihren Herzschlag hören. Als er sich verwandelt hatte, hatte ihr Herz rasend schnell zu schlagen angefangen und obwohl sie große Angst hatte, war sie nicht schreiend aufgesprungen. Jetzt beruhigte sich ihr Herz langsam wieder.

Weil James so sanft zu ihr gesprochen hatte und ganz ruhig vor ihr stehen geblieben war, hatte er ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Was völlig absurd war, denn schließlich war er ein Vampir. Und Maria war nicht dumm, sie hatte schon von diesen Kreaturen der Nacht gehört. Dämonen, die Menschen töteten und ihr Blut tranken. Aber wenn sie James jetzt ansah, wie er vor ihr stand, so sanft und freundlich, dann konnte sie ihn nicht mit den Geschichten die sie gehört hatte, in Verbindung bringen. Sie war hin und her gerissen. Da er immer noch völlig ruhig vor ihr stand und keine Anstalten machte sich ihr zu nähern, geschweige denn sie anzufallen, verging ihre Angst gänzlich und sie sah ihn nun eher neugierig an.

„Und du möchtest von meinem Blut trinken?“

„Ja, das möchte ich… es wird dir nicht schaden und du wirst dich auch nicht verwandeln, falls du das befürchten solltest.“

Maria runzelte die Stirn. „Aber ich habe gehört, dass Dämonen Menschen töten und verwandeln, wenn sie sie beißen und ihr Blut trinken.“

„Das stimmt nicht… und ich bin kein Dämon“, sagte er bestimmt.

„Aber du bist ein Vampir?“

„Ja“

„Wie?“

„Wie ich ein Vampir wurde?“

Sie nickte.

„Ich wurde so geboren.“

Sie riss die Augen erstaunt auf. „Aber ich dachte….“

„Das was alle Menschen denken… es ist aber falsch… wir sind keine Dämonen, wir werden nicht vom Teufel gezeugt… Vampire werden als Menschen geboren… aber nach ein paar Monaten, wenn wir noch Babys sind, werden wir krank und können nichts mehr essen, dann verändern wir uns und brauchen von da an Blut um zu überleben.“

„Dann bist du ein Mensch?“

James nickte. „Und ein Vampir.“

Sie blickte ihn an. Eine wichtige Frage lag ihr noch auf der Zunge. Sie war sich aber nicht sicher ob sie die Antwort hören wollte. Leise fragte sie: „Hast du schon mal jemanden… getötet?“

„Nein! Niemals!“, beteuerte er.

„Aber du hast gesagt, dass du jeden Tag Blut trinken musst.“

„Aber ich brauche nicht viel und ich habe noch niemals einen Menschen getötet. Ich habe mir bisher des Nachts einen Menschen gesucht, habe schnell meinen Hunger gestillt und es ihn dann alles wieder vergessen lassen.“

„Du kannst machen, dass Menschen dich vergessen?“, fragte sie erstaunt.

„Ja.“

„Das heißt, du könntest auch mich alles hier vergessen lassen?“

„Wenn du es wünschen solltest“, sagte er leise und beinah bedauernd.

Sie konnte sich nicht helfen, aber sie fand nichts an dem Mann… nein, dem Vampir, korrigierte sie sich… das sie wirklich ängstigte. Er war so schön und so sanft in seiner Art. Sie stand auf und ging langsam auf ihn zu. James rührte sich nicht einen Millimeter und traute sich kaum zu atmen. Dann stand sie vor ihm und blickte ihn direkt an. Er überragte sie um mehr als einen Kopf. Sie hob ihre Hand und legte sie ihm sanft an die Wange. Er war erstaunt angesichts der liebevollen Geste.

Sie lächelte ihn schüchtern an. „Ich möchte dir helfen.“

„Danke!“ Er war erleichtert und lächelte zurück.

Marie musste zugeben, dass sie sehr neugierig war. „Hast du heute schon… getrunken?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht… ich war gerade auf der Suche nach einem Menschen als ich dich in der kleinen Gasse hörte… du hast so ängstlich geklungen“, und bevor er noch darüber nachdenken konnte, hatte er ihr sanft mit den Fingern eine kleine verirrte Locke, ihres blonden Haares, aus dem Gesicht gestrichen.

„Ich hatte auch sehr große Angst… aber mein Hunger war stärker gewesen“, sie senkte beschämt den Kopf, „deshalb hatte ich mir nicht mehr anders zu helfen gewusst. Und mein Körper ist das einzige was ich habe, dass ich anbieten können.“

Er legte ihr einen Zeigefinger unters Kinn und brachte sie dazu ihn anzusehen. „Das muss du nun nie wieder tun.“

Ein dankbares Lächeln umspielte ihren feinen Mund. „Dann… musst du jetzt noch Nahrung zu dir nehmen“, sagte sie mutig, wusste dann aber nicht, wie er von ihr trinken wollte.

James ging einen Schritt auf sie zu. „Ich werde dir nicht wehtun“, versprach er.

Seine Augen verdunkelten sich wieder und seine Fänge traten aus seinem Mund hervor. „Hab keine Angst“, flüsterte er. Nun stand er so nah, dass sich ihre Körper berührten. Maria zitterte ein wenig und fragte sich, ob es richtig war, was sie hier tat. Als James ihr dann aber behutsam ihr Haar zur Seite strich, neigte sie, fast wie selbstverständlich, ihren Kopf leicht zur Seite. Langsam beugte er sich über sie und platzierte seinen Mund über der pochenden Vene an ihrem Hals. Sein warmer Atem streichelte ihre Haut, so dass sie eine Gänsehaut bekam. Er küsste die Stelle an ihrem Hals kurz und dann biss er behutsam zu. Es war nur ein kurzer Schmerz, als die rasiermesserscharfen, langen Fänge mit Leichtigkeit durch ihre Haut drangen und James begann sofort zu trinken. Süß und warm rann ihm ihr Blut die Kehle hinab. Er umfasste mit einem Arm ihre Taille und zog sie an sie heran. Sie legte ihre Hände auf seinen Rücken und neigte den Kopf noch weiter um ihm das trinken zu erleichtern. Seine Nähe fühlte sich so gut an. Sie lehnte sich an ihn und konnte nicht behaupten, dass diese Erfahrung unangenehm für sie war. Im Gegenteil, tief in ihr reagierte sie auf ihn und wollte ihn noch weitaus intensiver spüren.

James trank in tiefen Zügen und war sich Marias Nähe nur allzu sehr bewusst. Ihr weicher Körper drückte sich an ihn und er spürte noch einen anderen Hunger in sich aufsteigen. Einen Hunger, dem er schon seit langer Zeit nicht mehr nachgegeben hatte. Als er gesättigt war fuhr er ihr mit seiner Zunge über die kleinen Bisswunden. Sie hörten sofort auf zu bluten und verschlossen sich wieder. Seine Fänge zogen sich zurück und anstelle des tiefen Schwarz konnte Maria seine blauen Augen wieder sehen. James hielt sie immer noch in seinem Arm und auch Maria schien es nicht eilig zu haben, sich von ihm zurückzuziehen.

„Wie geht es dir?“ Eine Frage die er bisher noch keinem Menschen gestellt hatte, nachdem er dessen Blut getrunken hatte.

„Sehr gut.“

„War es sehr schlimm für dich?“

„Nein… eigentlich war es recht… schön…“, sie schüttelte ihren Kopf, „schön ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort… aber… es war nicht unangenehm.“

James lächelte sie an.

Er ließ langsam seine Hände sinken und fragte: „Was ist eigentlich mit deinen Sachen passiert?“

„Der Vermieter hat sie einfach behalten.“

„Wo habt ihr noch gleich gewohnt?“, fragte er und Maria konnte hören dass er verärgert klang. Sie nannte ihm die Adresse.

„Ich werde deine Sachen holen. Wenn du in der Zwischenzeit ein Bad nehmen möchtest, dann lasse ich es dir gerne herrichten.“

„Das würde ich sehr gerne“, nickte sie eifrig. Seitdem sie aus der Wohnung vertrieben worden war, hatte sie sich nicht mehr ordentlich waschen können. Sie hatte sich notdürftig an öffentlichen Wasserstellen oder Brunnen gereinigt, meistens in der Nacht, wenn sie sicher war, dass niemand sie sehen konnte.

„Gut, ich werde Mrs. Johnson bitten, dir ein Bad einzulassen. Ihr Mann ist so eine Art Hauswart hier und kümmert sich um kleinere Reparaturen. Und sie unterstützt die Mieter oft wenn sie Hilfe brauchen. Ich hole jetzt deine Sachen und bin schnell wieder zurück.“

„Die wird er dir aber nicht geben wollen“, sagte sie ängstlich, denn sie hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie gemein und brutal der Mann sie behandelt hatte.

James zwinkerte ihr zu. „Wollen wir wetten?“

Dann verließ er sie und Maria blieb verängstigt zurück. Sie hoffte dass James nichts passieren würde, vergaß dabei, dass James ein Vampir war und sich sicherlich zu wehren wusste. Während sich James auf den Weg zu Marias alter Adresse machte, klopfte Mrs. Johnson bei Maria an die Tür.

Als Maria öffnete lächelte ihr die Frau, die sie schon bei ihrer Ankunft im Hausflur angetroffen hatte, freundlich entgegen.

„Hallo Kindchen. James hat mich gebeten ein Bad für dich einzulassen. Er hat mir auch erzählt, was dir wiederfahren ist.“ Sie ergriff Marias Hände und drückte sie sanft.

„Es tut mir so leid für dich… aber hier bist du gut aufgehoben“, versicherte sie ihr, „komm mit, dann zeige ich dir wo du alles findest.“

Maria ließ sich von Mrs. Johnson in den Keller führen, wo sie ihr den Raum zeigte, in dem eine Badewanne stand. Der Raum war behaglich eingerichtet. In einer Ecke stand ein kleiner Ofen, auf dem zwei große Kessel stand, in dem das Wasser heiß gemacht werden konnte. Außerdem sorgte der Ofen dafür, dass es in dem Raum schön warm war. Maria hatte so etwas noch nie zuvor gesehen und blieb staunend stehen. Mrs. Johnson lächelte als sie Marias Blick sah.

„James hat uns davon überzeugt, dass wenn man sich ein paarmal in der Woche gründlich wäscht, es dazu beiträgt, dass man nicht so schnell krank wird. Wir hatten ihm erst nicht geglaubt, aber nun nutzen wir es mindestens drei Mal in der Woche… aber wir erzählen es niemanden“, sagte sie und lächelte verlegen, als wenn sie etwas verbotenes tun würde.

„Mittlerweile finde ich es wunderbar, sich ordentlich waschen zu können, noch dazu in so privater Atmosphäre“, gestand sie. Maria nickte und Mrs. Johnson schüttete das heiße Wasser aus dem Kessel in die Badewanne. Sie brauchten noch ein paar weitere Kessel voll Wasser bevor die Wanne so weit gefüllt war, dass man darin ein Bad nehmen konnte. Wobei Mrs. Johnson mal kaltes mal heißes Wasser in die Wanne schüttete.

Als die Wanne voll war, hielt Mrs. Johnson kurz ihre Hand in das Wasser in der Wanne und nickte. „Jetzt sollte es warm genug sein. Lass dir ruhig Zeit.“ Nachdem sie gegangen war, hatte Maria sich ausgezogen und sich in die große Wanne voll sehr warmen Wasser sinken lassen. Sie genoss für eine kleine Weile die Wärme des Wassers bevor sie sich ausgiebig mit der Seife, die ihr Mrs. Johnson wohl hingelegt hatte, reinigte.

James hatte das kleine heruntergekommene Mietshaus schnell gefunden. Er hatte erst vorgehabt den Vermieter zur Rede zu stellen und ihm vielleicht sogar etwas Angst einzujagen, aber als er vor der Tür des Vermieters stand, konnte er hören, dass der Mann gerade dabei war, seine Frau zu verprügeln. James zögerte nicht lange und trat mit einem mächtigen Tritt die Tür aus den Angeln. Er zog den Vermieter von seiner Frau weg und stieß ihn zu Boden. Der Mann war betrunken und lallte ihm obszöne Schimpfworte zu. James half der Frau aufzustehen. Ihre Lippe war aufgeplatzt und ihre Wangen waren leuchtend rot.

„Gehen Sie, verlassen Sie den Mann!“, befahl er ihr eindringlich. Holte alles Geld das er bei sich hatte aus den Taschen und gab es ihr. Ungläubig blickte sie auf das kleine Vermögen in ihren Händen. Unfähig zu sprechen, lächelte sie ihn dankbar an. In wenigen Augenblicken hatten sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen gerafft und das Haus verlassen. James hatte in der Zwischenzeit den Vermieter auf die Füße gezogen und am liebsten hätte er den Mann genau so verprügelt wie er es eben noch mit seiner Frau getan hatte. Aber als Vampir verfügte er über übernatürliche Kraft und er hätte in seiner Wut den Mann vermutlich getötet. Also hatte er ihn, gleich nachdem die Frau das Haus verlassen hatte, unter seine Gedankenkontrolle gebracht. Er zwang ihn dazu ihm zu sagen, wo er die Kleidungsstücke und persönlichen Gegenstände von Maria versteckt hatte. Der Vermieter führte ihn zu einer abgeschlossenen Kammer in der Küche. Als er den Mann fragte, ob er auch Wertgegenstände in der Wohnung gefunden hätte, erzählte dieser wahrheitsgemäß, dass er ein kleines Kästchen gefunden hatte, in dem ein paar Schmuckstücke aufbewahrt worden waren. James forderte ihn auf, ihm auch diese Sachen zu geben und der Vermieter, der immer noch unter der Kontrolle von James stand, brachte ihm das Kästchen mit den Schmuckstücken. James hatte Glück, dass der Vermieter die Sachen noch nicht versetzt hatte. Außerdem forderte er den Vermieter auf, ihm die Miete, die er von Marias Vater erhalten hatte, zurück zu zahlen, schließlich hatte er Maria aus dem Haus geworfen obwohl die Miete bezahlt war und die kleine schäbige Wohnung auch schon neu vermietet. Der Vermieter gab ihm das wenige Geld. James ließ den Vermieter dann noch alle Sachen ordentlich in einer Kiste verpacken. Danach ließ er ihn vergessen das er eine Frau gehabt hatte und das er im Besitz von Marias Sachen gewesen war. Er nahm die Kiste auf den Arm und lief zurück zu seinem Haus. Er würde wohl nie Marias Freude vergessen, als sie ihre Sachen zurück bekam und wie glücklich sie war, auch das kleine Kästchen zurück zu haben, von dem sie ihm erzählte, dass es ihrer Mutter gehört hatte.

Seit dieser Zeit traf er Maria jeden Abend.

Maria war mittlerweile mehr für ihn als nur die Frau von der er sich nährte. Es hatte nicht lange gedauert und er hatte sich in die hübsche junge Frau verliebt und wusste, dass auch sie so für ihn empfand. Ihre erste gemeinsame Nacht war ihm unauslöschlich im Gedächtnis geblieben. Sie war so süß und so unschuldig gewesen und er hatte sie behandelt als wäre sie aus Glas aber Maria hatte ihn mit ihrer ungezügelten Leidenschaft überrascht. Seit dieser Nacht war sie seine Geliebte. Sie wusste, dass er sie niemals heiraten konnte. Aber sie liebte ihn von ganzem Herzen und sie wusste auch, dass sie ein gutes Leben haben würde, solang sie bei ihm blieb.

Als er an diesen Abend zu ihr kam, hatte er ein Baby dabei.

„James!“ rief sie erschrocken aus.

„Es ist das Kind von meinem Arbeitgeber… er ist wie ich und er braucht dringend Blut, sonst stirbt er… kannst du ihm bitte helfen?“, bat er sie flehentlich.

Wie konnte sie einem sterbenden Kind die Hilfe verweigern.

„Natürlich, gib mir das Kind. Wie heißt es?“

„Edward.“

James legte ihr Edward in den Arm. Marie setzte sich in einen der Sessel und James kniete sich vor sie hin.

Maria streichelte dem kleinen Kerl zärtlich über den Kopf. „Keine Angst Edward, gleich wird es dir besser gehen.“

James Augen verdunkelten sich und seine Fangzähne traten lang und spitz aus seinem Mund hervor. Er nahm Marias Handgelenk und biss hinein.

„Halte ihm das hin.“ Sie nickte und hielt dem Kind die kleine blutende Wunde vor den Mund.

Obwohl Edward gerade mal ein paar Monat alt war, fing er instinktiv an, dass Blut zu trinken.

Er brauchte nicht so viel wie James und war bereits nach wenigen Schlucken gesättigt. James leckte über die Bisswunde an Marias Handgelenk, so dass sie sich sofort wieder verschloss. Maria beobachtete, wie der kleine Kerl wieder rosig und lebhaft wurde und freute sich, dass es dem kleinen Kind besser ging und dass es ihr Blut war, das ihm geholfen hatte.

James bedankte sich bei ihr und küsste sie. Er hatte ihr schon den Jungen aus den Armen genommen und wollte wieder gehen, als sie ihn am Arm zurück hielt.

„Es reicht auch für euch beide.“

James zog sie in seine Arme. „Bist du sicher?“

„Natürlich. Der Kleine hat so wenig genommen und du brauchst es auch dringend… es wird mir bestimmt nicht schaden.“

Er musste jeden Tag frisches Blut zu sich nehmen und wenn sie ihn nicht gebeten hätte, ihres zu nehmen, dann hätte er es sich heute, wie früher, in den nächtlichen Gassen bei einem Obdachlosen oder einem Betrunkenen geholt.

James brachte den kleinen Edward in Marias Schlafzimmer und legte ihn behutsam auf ihr Bett.

Dann ging er zurück zu ihr in die kleine Stube.

Er trat auf sie zu und zog sie wieder an sich. „Ich liebe dich“, flüsterte er und küsste sie leidenschaftlich.

Atemlos blickte sie ihn an als er ihren Mund wieder frei gab. „Ich liebe dich auch.“

Dann nahm er ihr langes Haar beiseite und beugte sich zu ihrem Hals. Er konnte nicht widerstehen und übersäte ihren schlanken Hals mit zärtlichen Küssen und knabberte an ihrem Ohrläppchen was Maria einige Seufzer entlockte. Dann leckte er ihr über den Hals und versenkte im nächsten Moment seine Fangzähne in ihrer weichen Haut.

Maria stöhnte leise und drückte sich mit ihrem Körper ganz nah an James. Er umfing sie mit beiden Armen während er von ihr trank.

Er nahm diesmal nicht so viel von ihr wie sonst, war aber trotzdem gesättigt. „Geht es dir auch wirklich gut?“

„Ja, mach´ dir keine Sorgen um mich.“

Er blickte sie liebevoll an. „Soll ich später wieder kommen?“

Marias Augen strahlten förmlich als sie ihm antwortete: „Ich werde auf dich warten.“

Vampire in New York

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