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Kapitel 7
ОглавлениеGegenwart, New York
Mackenzie und Samantha hielten immer noch an ihren Vorsätzen fest, keine ernsthaften Beziehungen einzugehen. Samantha weigerte sich immer noch sich zu verlieben und Mackenzie hatte Angst davor. So blieb es bei den zufälligen Bekanntschaften die nicht selten mit leidenschaftlichem Sex und einer Mahlzeit für die jeweilige Schwester endete.
Der einzige Mann in ihrem Leben, der dauerhaft bei ihnen blieb und den sie sehr liebten, war Jonas.
Jonas war seit dem 8. November 1959 bei den Schwestern. Diesen Tag würden sie wohl niemals vergessen. Sie waren auf einem ihrer nächtlichen Streifzüge, in einer von New Yorks übleren Gegenden, auf der Suche nach Obdachlosen an denen sie sich nähren konnten, als sie aus einer engen Seitengasse ein leises Wimmern hörten. Sie folgten den zittrigen Atemzügen und fanden einen kleinen Jungen, der hinter einer zerbeulten Mülltonne lag. Er war verprügelt worden, hatte hohes Fieber und war vollkommen abgemagert. Seine schwarzen Haare hingen ihm verfilzt ins Gesicht und seine dunkelblauen Augen waren blutunterlaufen und glänzten fiebrig. Die beiden Vampire hatten Mitleid mit dem kleinen Kerl und nahmen ihn mit zu sich.
Auf Samanthas Frage wie sein Name war, antwortete er mit dünner Stimme: „Jonas… Jonas Quinn.“
Sie erfuhren von ihm das er sieben Jahre alt war und das seine Eltern an der Grippe gestorben waren. Er hatte niemanden sonst und hatte die letzten Monate auf der Straße gelebt und sich immer mal wieder mit kleinen Hilfsarbeiten etwas Geld verdient. Zwei Männer, die vor ein paar Tagen gesehen hatten, wie er Geld für seine Arbeit erhalten hatte, hatten ihn erst verprügelt und ihm dann das Geld gestohlen. Seit vierTagen hatte er nichts mehr gegessen und hatte auf der Straße schlafen müssen.
Die Schwestern sahen sich an. Wie gerne hätte sie die beiden Männer in die Finger bekommen um ihnen ihr Blut bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. Auch wenn sie sich geschworen hatten, niemals vorsätzlich einen Menschen zu töten, so hätten sie in diesem Fall eine Ausnahme gemacht und sich an den beiden Bastarden für das gerächt, was sie dem kleinen Jungen angetan hatten.
Zuhause angekommen ließen sie ihm als erstes ein Bad ein und wuschen ihm den Dreck von seiner Haut und aus seinem Haar. Danach wickelten sie ihn in ein flauschiges Laken, da sie noch keine Sachen für ihn hatten und seine alte Kleidung zu schmutzig und zerschlissen war, als das er sie wieder hätte anziehen können. Sie legten ihn in eines ihrer Betten und deckten ihn zu.
Dann ließen sie einen Arzt kommen der den Jungen untersuchte.
Die Schwestern waren sehr erleichtert, dass der Arzt keine schweren Verletzungen feststellen konnte. Jonas hatte einige Prellungen und blaue Flecke aber es war nichts gebrochen. Er hatte eine starke Erkältung und gegen das Fieber gab der Arzt den beiden Frauen ein Medikament. Der Arzt versprach ihnen, dass der Junge bei vernünftiger Ernährung, viel Ruhe und Erholung wieder ganz gesund werden würde. Die Schwestern dankten dem Arzt und Mackenzie brachte ihn zur Tür. Sie bezahlte ihn großzügig und manipulierte dann seine Erinnerung. Als der Arzt das Haus verließ, wusste er nicht mehr, dass er in dem Haus gewesen war. Er konnte nur noch daran denken, dass das Steak, das er in dem Restaurant am Ende der Straße gegessen hatte, ausgezeichnet gewesen war. Er wunderte sich später, als er wieder zuhause war, nur darüber, dass er trotz des Steaks, dass er gegessen hatte, immer noch Hunger hatte und briet sich ein paar Spiegeleier. Von seinem Hausbesuch wusste er nichts mehr.
Die Schwestern päppelten Jonas wieder auf und pflegten ihn gesund. In dieser Zeit gewannen sie den kleinen Kerl so lieb, das sie ihn bei sich behielten. Damit sie ihn wie ihren Sohn aufziehen konnten, adoptierten sie ihn sogar. Da Jonas keine Angehörigen mehr hatte und Samantha etwas mit ihrer Vampirstimme nachhalf, weil der Beamte Jonas erst in ein Kinderheim stecken wollte, war die Adoption schnell erledigt. Von da an war Jonas offiziell Samanthas Sohn, denn es durfte nur der Name einer Frau in den Adoptionspapieren stehen. Aber das störte Mackenzie nicht, denn das war nur ein Blatt Papier. Sie und Samantha waren jetzt Jonas Eltern.
Jonas war ein aufgeweckter und intelligenter Junge, daher schickten sie ihn auf eine gute Privatschule. Als er neun Jahre alt war, hatten sie ihm ihr Geheimnis verraten müssen, denn ihm war aufgefallen, dass sie keine Nahrung zu sich nahmen. Jedenfalls keine Lebensmittel wie es für Menschen üblich war. Also erzählten sie ihm alles, auch auf die Gefahr hin, dass Jonas die Wahrheit nicht verkraften würde und sie ihm anschließend die Erinnerungen wieder löschen mussten. Jonas war jedoch völlig fasziniert von der Geschichte der beiden Frauen die sein Leben gerettet hatten. Für ihn waren sie zu seiner Familie geworden und nie wollte er sie verlassen oder verraten. Zudem konnte er sich nicht vorstellen, dass diese liebenswerten und freundlichen Frauen, jemals jemandem etwas bösen antun würden.
Nachdem er die Schule als einer der besten abgeschlossen hatte, ging er aufs College, welches er ebenfalls sehr erfolgreich absolvierte. Obwohl ihm mit seiner Bildung alle Wege offen gestanden hatten, hatte er darauf bestanden bei den Schwestern zu bleiben und für sie zu arbeiten. Er übernahm die Verwaltung ihrer Finanzen, der Häuser und der Grundstücke und erledigte auch sonst alle anfallenden Arbeiten. Jonas wuchs zu einem großen, gutaussehenden und staatlichen Mann heran und dank seinem guten Aussehen, den untadeligen Manieren und seiner unbestreitbaren Intelligenz, hatte es ihm nie an Frauenbekanntschaften gemangelt. Er hatte über die Jahre viele Liebschaften gehabt aber mit keiner von ihnen war es ihm so richtig ernst gewesen, dass er geheiratet hätte. Auch Kinder hatte er nie gewollt. Obwohl die Schwestern zuweilen befürchteten, dass er es in der Zukunft mal bereuen könnte, nicht geheiratet und Kinder bekommen zu haben, und sie oft dieses Thema mit ihm besprochen hatten, blieb er bei seiner Entscheidung. So war er über die Jahre nicht nur ihr Sohn, sondern auch ihr bester Freund, engster Vertrauter und ihr Verwalter geworden. Mittlerweile war Jonas vierundsechzig Jahre alt und immer noch sehr sportlich und vital für sein Alter. Seine schwarzen Haare waren schon mit vielen grauen Strähnen durchzogen aber seinen dunkelblauen Augen sprühten immer noch vor Kraft und Lebensfreude. Auch wenn sie nie darüber sprachen, fürchteten Samantha und Mackenzie den Tag, an dem sie ihn an das Alter verlieren würden.
Die Schwestern führten ein glückliches aber sehr ruhiges Leben. Und die Eintönigkeit eines jeden Tages störte die beiden Schwestern jeden Tag mehr und mehr. Sie waren zwar reich genug, so dass sie sich alles leisten konnten und keinen Job suchen mussten, aber es plagte sie mittlerweile zu oft die Langeweile. Früher waren sie oft gereist und hatten sich die Welt angesehen aber auch das hatte seinen Reiz verloren. So viele Jahre waren sie nun schon auf der Welt und obwohl sie schon in den entlegensten Ecken dieser Erde gewesen waren, hatten sie noch niemals etwas geleistet oder etwas aufregendes erlebt. Hobbys hatten sie auch keine. Außer das Samantha alte Autos liebte und mittlerweile auf einem gesicherten Grundstück außerhalb von New York einen kleinen Fuhrpark an Oldtimern und Muscelcars besaß und Mackenzie gerne und viel las und jede Menge Bücher kaufte, die sich nicht nur mehr in dem großen Wohnzimmer stapelten, sondern überall in ihrem Apartment, gab es nichts, womit sie sich beschäftigten. Sie brauchten keinen Sport machen um fit zu bleiben, denn Kraft und Ausdauern war ihnen sozusagen in die Wiege gelegt worden und so gab es nichts das ihr Leben wirklich ausfüllte.
Eines Abends, als die Langeweile mal wieder sehr groß war, lagen die Schwestern auf dem Sofa im Wohnzimmer und stellten Überlegungen an, was sie denn mal Neues machen könnten.
„Was hältst du davon wenn wir unser eigenes Restaurant aufmachen?“, meinte Mackenzie.
„Nicht übel, aber da wir beide nicht kochen können und auch nicht probieren können, was die anderen kochen, wären wir nur Besitzer und das wäre mir immer noch zu langweilig.“
„Hmm, da hast du Recht.“
„Was hältst du von einem künstlerischen Beruf, wie Tänzerin, Malerin oder Autorin?“, schlug Samantha vor. Sie liebte es zu schreiben, hatte auch viele gute Ideen aber leider nicht die Ausdauer um ein Buch zu Ende zu bringen.
Mackenzie war skeptisch. „Das hört sich ja ganz gut an, aber ich finde da steht man zu sehr im Rampenlicht und es könnte zu schnell auffallen, dass man nicht altert… aber als Hobby auf jeden Fall eine Alternative.“
„Auch wieder richtig“, räumte Samantha ernüchtert ein.
„Es sollte was aufregendes sein!“
„Ja, wo wir Menschen helfen können.“
„…und wo wir böse Menschen bestrafen können.“
„Du willst jetzt aber nicht Anwältin werden??“
„Hm, warum eigentlich nicht…“, überlegte Mackenzie, „ich könnte aufs College gehen.“
„Überleg dir das gut, denn auch wenn du mal jemanden verteidigen musst, der schuldig ist, muss du trotzdem dein Bestes geben um die Geschworenen davon zu überzeugen dass er es nicht gewesen ist.“
Mackenzie grinste verschlagen. „Wenn ich denn so gut bin, dass ich einen Schuldigen frei bekomme, dann wird er danach von mir leergetrunken und der Gerechtigkeit ist genüge getan.“
Samantha lachte und schüttelte ihren Kopf. „Oh wow… das sind ja mal mordlustige Gedanken… hahahaha… als ob du das könntest…“, sie mussten beide lachen denn obwohl sie schon so lange lebten, so hatten sie noch keinen Menschen getötet. Vielleicht mal dran gedacht aber nie ausgeführt.
Beide verfielen grüblerisch in Schweigen. Nach einer ganzen Weile blickte Mackenzie auf und grinst zu Samantha rüber.
„Na, was für eine Idee hast du jetzt?“, fragte Samantha gespannt.
„FBI!“
„FBI?“
Mackenzie nickte begeistert. „Genau, wir werden FBI-Agentinnen. Mit unseren Fähigkeiten sollten wir das doch hinkriegen, oder?!“
Auf Samanthas Gesicht zeigte sich ein Lächeln. „Das wäre sicherlich ein leichtes für uns.“
Jonas der gerade mit zwei Bechern heißem Tee zu den beiden kam und der das Gespräch mitbekommen hatte, blickte skeptisch. „Ist das wirklich so eine gute Idee?“
Die beiden Frauen sprangen gleichzeitig auf und blickten Jonas an.
„Natürlich ist das eine gute Idee!“, rief Samantha aus und grinste ihn an. Jonas schien nicht sehr überzeugt zu sein, was sein Gesichtsausdruck überdeutlich vermittelte. Aber er sagte nichts mehr, sondern ging in die Küche zurück um sein Abendessen zuzubereiten.
Dann fiel Samantha etwas ein.
„Aber ich glaube das ist gar nicht so einfach… wir müssen bestimmt auf diese Akademie und ich glaube man muss auch noch Berufserfahrung bei der Polizei oder so was nachweise können.“
„Mist, daran hatte ich gar nicht gedacht… meinst du das kann man irgendwie umgehen, ich meine das mit der Berufserfahrung?“
„Wir können ja mal nachsehen“, sagte Samantha und ging zum Computer. „Wir fragen mal Tante Google, vielleicht finden wir ja auf der FBI-Seite die Grundvoraussetzungen um an der Akademie angenommen zu werden.“
Nach einer Weile des Suchens wurden sie fündig. „Mist! Berufserfahrung bei Polizei, Navy, Army oder was auch immer erforderlich… mehrjährige Berufserfahrung auch noch.“
Mackenzie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Das ist ja blöd.“
Plötzlich erhellte ein sardonisches Grinsen Samanthas Gesicht. „Und wenn wir mogeln?“
Mackenzie war ganz Ohr. „Wie…mogeln?“
„Wir suchen uns ein paar Typen in hohen Positionen… zum Beispiel beim Pentagon und suggerieren ihnen unsere fiktive Lebensläufe, die sie dann in das System einspeisen… am besten etwas „geheimes“ was nicht leicht nachvollziehbar ist… so wie… hinter feindlichen Linien agieren… oder so was in der Art… das machen doch Menschen, deren Identitäten vollkommen verdeckt gehalten werden.“
Mackenzie wirkte nachdenklich. „Aber ist es richtig, wenn wir uns so einschleichen… ich meine mit einer Lüge?“
„Nein!“, kam es aus der Küche und Samantha und Mackenzie mussten lachen, gingen aber nicht auf Jonas Einwand ein.
„Na ja, ganz astrein wäre es natürlich nicht. Aber wenn wir anderen helfen wollen, dann geht es nur so. Ist ja nicht so, dass wir ihnen erzählen könnten, was wir alles drauf haben.“
„Und wenn wir erst mal bei der Polizei anfangen würden?“, fragte Mackenzie.
Samantha überlegte kurz aber Mackenzie konnte ihrer Schwester ansehen, dass sie davon nicht sehr begeistert war. „Das könnten wir natürlich auch machen, aber wenn wir da ein paar Jahre gewesen sind, uns dann beim FBI bewerben würden und man uns ablehnen würde, was dann?“
„Uns ablehnen?? Wer macht den so was?“, fragte Mackenzie gespielt entrüstet, so dass Samantha wieder lachen musste. „Aber du hast Recht, das könnte natürlich passieren.“
„Also doch gleich zum FBI und schummeln.“
„Okay, einverstanden. Und wann fangen wir an?“
„Na, am besten gleich. Wir sollten uns genau überlegen, wann wir wo geboren sind, unsere Namen festlegen und uns einen kleinen Lebenslauf vor der Militärzeit zurechtlegen und dann machen wir einen Besuch im Pentagon.“
„Uuuiih… wie aufregend…“, frotzelte Mackenzie und klatsche gespielt übertrieben in die Hände.
Dann setzten sich die beiden Frauen auch gleich hin und bastelten an ihren Lebensläufen. Was nicht so einfach war, wie sie sich das anfangs gedacht hatten. Sie mussten viel recherchieren, besonders was ihre „Lebensläufe“ beim Militär anging. Jonas der mit seinem Abendessen am Esstisch saß und den beiden zusah, schüttelte nur seinen Kopf.
Sie waren übereingekommen, Schwestern zu bleiben, allerdings keine Zwillinge, die sie ja eigentlich waren. Mackenzie Beaumont, geboren am 30.11.1976 in Lancaster, Wisconsin und Samantha Beaumont, geboren am 16.02.1978 in Lancaster, Wisconsin. Eltern: Agnes Beaumont, geborene Hasel und Philippe Beaumont, beide tragischer Weise bei einem Autounfall ums Leben gekommen als die Mädchen achtzehn und zwanzig Jahre alt waren, weitere Geschwister: keine. Seit dem Tod der Eltern hatten die Mädchen zusammen gehalten und hatten nach der Highschool das College besucht und sich dann bei der Navy verpflichtet.
Die Schwestern machten sich sogar die Mühe und fuhren in das verschlafene Kleinstädtchen Lancaster um dort die Geburtsurkunden und alle anderen erforderlichen Daten und Zeugnisse fälschen zu lassen, damit ihre Lebensläufe lückenlos waren und jederzeit prüfbar.
Dann folgte der weitaus schwerere Part.
„Wir müssen am besten ins Pentagon um uns eine militärische Identität zu verschaffen, sonst kommen wir nie zum FBI.“
„Na ja, wir könnten uns natürlich auch bewerben und die Wahrheit sagen“, meinte Samantha lapidar und Mackenzie fing lauthals an zu lachen.
„Ja, hehehehehe, das ist gut… als wenn die uns überhaupt in Betracht ziehen würden…Schönen guten Tag. Ich bin Samantha und ich bin ein Vampir und möchte Ihnen gerne meine Fähigkeiten zur Verfügung stellen als nächstes bekommst du wahrscheinlich ein hübsches weißes Jäckchen, wo die Ärmel hinten zusammen gebunden werden.“
„Da müssten die mich erst mal hineinbekommen.“
„Blödsinn… uns bleibt nur der Einbruch ins Pentagon“, beharrte Mackenzie entschieden.
„Ist das überhaupt schon mal jemandem gelungen?“
„Keine Ahnung… aber wenn es welche versucht haben sollten und gescheitert sind, so waren es bestimmt keine Vampire wie wir.“
„Hast auch wieder Recht.“
„Und wessen Gedanken müssen wir manipulieren, damit wir glaubhafte Lebensläufe hinterlegen können?“
Samantha sah sich die Unterlagen durch, die sie sich im Rahmen ihrer Recherchen zusammen gestellt hatten. „Nun ja, am besten wäre wahrscheinlich der Verteidigungsminister oder sein Assistent, dem Senior Military Assistant to the Secretary of Defense.“
„Wer wird wohl leichter zu erreichen sein?“
„Ich schätze mal, der Assistent.“
„Na gut, dann wissen wir jetzt schon mal zu wem wir müssen.“
„Schön… das Pentagon liegt am Potomac River in Arlington, Virgina. Wie kommen wir da am besten hin?“
„Wie weit ist das von hier?“
„Hm, etwa zweihundertdreißig Meilen… das sind dreihundertsiebzig Kilometer… mit dem Auto knapp vier Stunden Fahrt… wenn wir laufen sind wir natürlich um einiges schneller.“
„Aber wir könnten eine kleine Rundreise daraus machen und auf dem Weg dahin in Philadelphia und Baltimore halt machen“, schlug Mackenzie vor.
Samantha zog die Stirn kraus. „Was willst du denn da?“
Mackenzie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung war nur so eine Idee.“
„Ich wäre für laufen, schnell rein und wieder raus.“
„Und hast du dir auch schon überlegt, wie wir da so einfach rein und wieder raus kommen?“
„Na das ist doch easy…“, Samantha grinste verschlagen, „wir „borgen“ uns einen Wagen, fahren ruhig und unauffällig an den Posten ran, manipulieren seine Gedanken, lassen uns einen Besucherausweis geben, fragen ihn am besten gleich, wo wir den Senior Military Assistant von Dingsda finden und schwups sind wir drin... sollte uns jemand im Gebäude aufhalten wollen, dann manipulieren wir auch dessen Gedanken.“
„Bei dir hört sich das immer so einfach an“, schmunzelte Mackenzie.
Samantha grinste breit. „Wusstest du eigentlich dass das Pentagon aus fünf parallelen Gebäudereihen besteht, den so genannten Ringen und dass nur die Mitarbeiter ganz außen im Ring E oder innen im Ring A die Chance auf einen „Gartenblick“ haben und das jeder Ring fünf Stockwerke hat und das man in etwa sieben Minuten jeden Ort im Pentagon zu Fuß erreichen kann?“
Mackenzie seufzte und verdrehte leicht genervt die Augen. „Nein, das habe ich noch nicht gewusst…“
Samantha kicherte in sich hinein.
„Und wann soll´s los gehen?“
„Wir wäre es gleich morgen? Morgen ist Freitag, da sind vielleicht nicht mehr ganz so viele Leute da… wegen dem Wochenende.“
Mackenzie verzog ihren Mund und überlegte kurz. „Vielleicht sollten wir vorher anrufen und fragen ob dieser Assistent von Dingsda überhaupt da ist.“
Samantha zuckte nur mit den Schultern. „Dann ruf doch an und frag nach.“
Mackenzie sah auf die Uhr. 16:37 Uhr. Da sollte wohl noch jemand erreichbar sein. Sie rief die Auskunft an und ließ sich mit der Zentrale des Pentagon verbinden. Mit ihrer Vampirstimme manipulierte sie die Gedanken der jungen Frau in der Zentrale und ließ sich mit der Sekretärin des Senior Military Assistant to the Secretary of Defense verbinden. Nachdem sie auch dessen Sekretärin manipuliert hatte, erfuhr sie, dass der Assistent des Verteidigungsministers am Freitag im Hause sein würde.
„Haben wir noch was vergessen?“, fragte Mackenzie als sie das Gespräch beendet hatte.
„Ja“, Samantha blickte erschrocken auf, „die Überwachungskameras!“
„Oh Mist, an die hatte ich ja gar nicht gedacht.“
„Es wird sicherlich schwer sein, in den Überwachungsraum einzubrechen und die Bänder zu löschen, außerdem würde das auffallen wenn plötzlich alle Bänder „leer“ wären und wir wollen ja unauffällig rein und wieder raus… also müssen wir uns innerhalb des Gebäudes so schnell bewegen das uns keiner sieht oder wir lassen die Kameras, für den Zeitraum in dem wir uns im Pentagon aufhalten, ausfallen.“
„Aber wie bewerkstelligen wir es, dass die Kameras alle zur gleichen Zeit ausfallen?“, wollte Mackenzie wissen.
„Ganz ehrlich… keine Ahnung.“
Sie saßen eine Weile brütend vor sich hin.
„Ich glaube es ist am besten, wenn wir uns so schnell bewegen, dass uns keiner bemerkt“, meine Mackenzie.
„Dann brauchen wir aber auch keine Besucherausweise mehr. Wir rennen einfach so schnell wir können, so dass uns keiner sieht und zwar bis zum Büro.“
„Und wo ist das?“
„Ähm… keine Ahnung!“
„Siehst du, und deswegen müssen wir zumindest einmal anhalten und fragen und zwar beim Wachposten und dort wird es sicherlich auch eine Überwachungskamera geben.“
„Okay, okay, aber das wäre dann eine, vielleicht aber auch zwei Kameras, die sollten wir doch schnell ausgeschaltet bekommen.“
„Es müsste aber so aussehen, als wären es „natürliche“ Ausfälle.“
„Wir sehen uns als erstes vor Ort um, wie viele Kameras auf den Bereich des Wachposten gerichtet sind und dann könnten wir eine zum Beispiel mit Vogelkot beschmutzen, bei einer anderen könnten wir es so aussehen lassen, als wäre das Kabel kaputt… so was eben.“
„Das könnte klappen… auch wenn ich mir vorstellen könnte, dass die Leute misstrauisch werden, wenn so viele Kameras an einem Tag ausfallen… ich meine, diese Leute werden praktisch darauf gedrillt, misstrauisch zu sein.“
Samantha verdrehte die Augen und Mackenzie lenkte ein. „Schon gut… dann sehen wir uns morgen erst mal genau um bevor wir schnell wie der Blitz durch das Gebäude rauschen.“
„Genau.“
Also stand alles fest.
Die Schwestern überarbeiteten noch einmal ihre Lebensläufe um für den nächsten Tag gut vorbereitet zu sein.
Jonas hatte zwischenzeitlich sein Abendessen beendet und seinen Teller bereits zurück in die Küche gebracht. Er hatte die ganze Zeit in der Tür zur Küche gestanden und alles mit angehört.
„Na, ob das alles gut gehen wird…“, murmelte er.
Freitagnachmittag, kurz nach dreizehn Uhr liefen die beiden Vampire von Manhattan nach Arlington. Am Pentagon angekommen teilten sie sich kurz auf um festzustellen wie viele Kameras auf den Wachposten gerichtet waren. Es waren nur drei.
Samantha präparierte das Kabel der einen Kamera so, dass es aussah, als wäre es schon seit einiger Zeit nicht in Ordnung gewesen und hätte nun an diesem Tag endgültig den Geist aufgegeben. Dann war auf dem Bildschirm dieser Kamera nur noch Schnee zu sehen.
Mackenzie hatte Glück. Sie fand tatsächlich auf einem Blatt frischen Vogelkot und warf diesen gezielt auf das Objektiv der Kamera, so dass diese ab sofort blind war.
Die dritte Kamera befand sich direkt bei dem kleinen Wachhäuschen. Die beiden Vampire standen einige Meter unentdeckt entfernt und während Samantha noch überlegte wie man diese Kamera ausschalten könnte, hatte Mackenzie in Vampirgeschwindigkeit die Kamera kurzerhand einfach abgeschlagen so dass sie jetzt auf dem Boden lag. Nur einen Wimpernschlag später, stand sie wieder neben ihrer Schwester.
„Ich dachte wir wollten es so aussehen lassen, als wenn die Kameras ganz „natürlich“ ausgefallen wären“, fragte Samantha leise.
„Ich habe so auf die Kamera geschlagen, dass es aussieht, als wäre es ein einfacher Bruch des Gestänges… Materialfehler eben“, sie verdrehte die Augen, „man, mir fiel eben nichts anderes ein.“
„Egal, die werden sowieso in irgendeiner Art stutzig werden, denn wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass alle drei Kameras, die auf den Wachmann gerichtet sind, zur gleichen Zeit ausfallen.“
„Aber sie werden uns nicht sehen und niemand hat gesehen, wie wir die Kameras manipuliert haben… und es wird ja keiner mehr wissen das wir überhaupt da waren, also werden sie wohl eine sehr laaange Zeit nach einer Antwort suchen müssen“, kicherte Mac.
Sie beobachteten den Wachposten und als niemand in der Nähe zu sehen war, rannten sie in Vampirgeschwindigkeit zu ihm.
Wie von Samantha vorher gesagt, konnten sie mühelos die Erinnerungen des Wachmanns manipulieren und erhielten die Auskunft wo das Büro des Assistenten des Verteidigungsministers zu finden war.
Ohne von jemandem gesehen zu werden, bewegten sie sich mit ihrer übernatürlichen Vampirgeschwindigkeit vorwärts und standen nur wenige Sekunden später im Büro des Assistenten. Der Sekretärin suggerierten sie, dass der Assistent für die nächsten Stunden nicht zu sprechen sei und danach war der Assistent selbst dran. Kaum das sie sein Büro betreten hatten, brachten sie ihn unter ihre Gedankenkontrolle, bevor er auch nur irgendwie reagieren konnte.
Mit Hilfe seiner Passwörter und seines Fachwissens hinterlegten sie ihre Lebensläufe im Computer. Samantha besorgte noch Unterlagen zur Fertigung von zwei Personalakten. Dann druckten sie die im Computer hinterlegten Dokumente aus und zusammen mit ein paar Beteiligungen an meist geheimen Militäraktionen, die den Vorteil hatten, dass ein Großteil der Berichte geschwärzt waren, hatten sie nach nicht mal eineinhalb Stunden zwei ordentliche Personalakten und prüfbare Daten im Computer hinterlegt.
Der Assistent und seine Sekretärin hatten keinerlei Erinnerung an die beiden Frauen sondern waren beide der Ansicht sie hätten ein unerwartetes Schäferstündchen miteinander verbracht. Was beiden im Nachhinein so peinlich war, dass sie nie auch nur ein Wort darüber verloren. Beim Verlassen wurden die beiden Vampire weder gesehen noch bemerkt und liefen dann ohne Umwege zurück nach New York.
Zurück in ihrem Apartment waren sie froh das alles so reibungslos gelaufen war.
„Und? Wie war´s?“, fragte Jonas neugierig.
„Hat alles prima geklappt“, schmunzelte Samantha und ließ sich aufs Sofa fallen.
„Hoffentlich haben wir an alles gedacht“, sagte Mackenzie und lächelte.
„Nun ja, wenn die unsere Unterlagen einer richtig intensiven Untersuchung unterziehen würden, dann werden sie bestimmt feststellen, dass was faul ist. Schließlich konnten wir ja nicht die Einsatzkräfte, mit denen wir gegebenenfalls zu tun gehabt hätten, manipulieren. Also wenn sie rein nach der Aktenlage gehen, ist alles in Ordnung. Wenn sie anfangen Personen nach uns zu befragen, könnte unser Schiff untergehen.“
„Das du immer alles so logisch betrachten musst“, grummelte Mackenzie und ihre Schwester schmunzelte.
„Ich mache uns Tee“, entschied Jonas und ging kopfschüttelnd in die Küche. Ihm war nicht wohl bei der ganzen Geschichte. Dabei machte er sich mehr Sorgen darüber, dass es funktionieren könnte, als das nicht. Denn wenn die beiden beim FBI angenommen werden würden, dann würden sie bestimmt auch mal in brenzlige Situationen kommen. Und Jonas hatte große Angst vor der Möglichkeit, auch nur eine von beiden zu verlieren. Sie waren seine Familie. Sein ein und alles. Er würde es nicht verkraften, wenn ihnen etwas zustoßen würde. Allerdings, wenn er seine Bedenken ihnen gegenüber äußern würde, dann würden sie versuchen seine Sorgen zu zerstreuen, in dem sie ihn darauf hinwiesen, dass sie doch unsterbliche Vampire wären, die über mehr Kraft und Schnelligkeit verfügten als jeder andere Mensch und das ihnen schon nichts passieren würde. Womit sie natürlich Recht hatten, aber Sorgen machte er sich so oder so.
Den Schwestern stand nun ihrer Bewerbung beim FBI nichts mehr im Wege und bereits am nächsten Tag reichten sie diese ein.