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Im Kapitel 18 des Bundehesh, das von den Flüssen der Erde handelt, steht das Folgende:

„Der Fluss Dārajā ist in Irānvij, an dessen Ufer das Haus Pouruschaspas, des Vaters Zarathustras stand.“2

Iranvij hieß das Ursprungsland der Iranier, das Arran des Mittelalters im Südkaukasus.3 Ist Daraja schon längst vertrocknet und seine Lokalität nicht mehr erkennbar oder plätschert das Wasser dort noch in seinem alten Bett? Vielleicht war es ein Nebenfluss des Araxes. Eine Feldforschung auf der Suche nach diesem Fluss wäre eine „heilige Aufgabe“. Das väterliche Haus, in dem Zarathustra und seine Geschwister auf die Welt kamen, könnten wir aber nur in unserer Vorstellung wiederfinden und neu gestalten. Das kühle Wasser Darajas floss von den schneebedeckten Bergen Iranvijs zum Tschitschast-See, der wegen seines starken Salzgehalts ohne Lebewesen war, aber Wärme und Licht ausstrahlte. Diesen See nannte man aufgrund seiner besonderen Farbe auch Kapauta- oder Blau-See. Wir bezeichnen ihn heute nach der daneben liegenden Stadt als den Urmia-See.

Urmia („Stadt des Wassers“) ist nach den Überlieferungen der Geburtsort Zarathustras. Diese Stadt liegt in Aserbaidschan, im alten Aturpatakan („Standort des Feuers“).4 So hieß dieses Gebiet, weil sich dort Feuerheiligtümer befanden, deren Ursprung an den Naturquellen des Roherdöls (Naphtha) und des Gases lag. Solch ein Feuerheiligtum war noch im 19. Jahrhundert in Baku in Betrieb und das Ziel der Pilgerfahrt gläubiger Parsen.5 Eines der größten Feuerheiligtümer der Sassanidenzeit stand ebenfalls in der Nähe dieses Sees, seine Ruine kann man noch heute besichtigen. Zur Zeit von Zarathustras Geburt waren die religiösen Verhältnisse in Urmia ganz anders. Dort stand ein großes Götzenhaus, viele Zauberer lebten in der Stadt und übten Schwarze Magie aus.6

Abb. 2 Der Feuertempel in Baku im 19. Jahrhundert. Diese Szene hätte aus der Zeit stammen können, als Zarathustra ein kleines Kind war.