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EINLEITUNG Geschichte der alten Forschung
ОглавлениеDie Geschichte der Religion Zarathustras ist mit der Geschichte der europäischen Forschung eng verbunden. Der Name Zarathustra war den Europäern in der Form Zoroaster aus griechischen Quellen schon immer bekannt. Diese waren bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts die einzigen Quellen über Zarathustra und seine Lehre, z.B. in „De regio Persarum principatu“ des französischen Juristen und Staatsmanns Barnabé Brisson († 1591). Erst dem Engländer Thomas Hyde, der an der Universität Oxford orientalische Sprachen lehrte, gelang es, für sein Buch „Historia religionis veterum Persarum“ (Oxford 1700, 2. Aufl. 1760) späte zoroastrische Quellen sowie neupersische und arabische Berichte über Zarathustra und seine Lehre zu benutzen. Aufgrund der Berichte der Orient-Reisenden wusste man außerdem von der Existenz einer zoroastrischen Minderheit in Persien und Indien. Um ihre Urtexte zu erwerben und zu studieren, musste man noch geduldig warten: Die Wissenschaft der Philologie war noch nicht geboren.
Hydes Werk war im größten Teil des 18. Jahrhunderts die Hauptquelle über den Zoroastrismus. Dann erschien 1771 in Paris ein Buch, das den Beginn des zoroastrischen Studiums in Europa ankündigte. Es war das „Zend-Avesta, Ouvrage de Zoroastre“, die Heilige Schrift der Zoroastrier in der Übersetzung von Anquetil du Perron.
Im selben Jahr ging Johann Gottfried Herder nach Bückeburg. Dort blieb er bis 1776 als Hofprediger und Konsistorialrat für die Schaumburg-Lippische Landeskirche. In einem Brief, datiert Ende Mai 1772, schreibt Herder an den mit ihm befreundeten Friedrich Hartknoch, der in Riga (und Leipzig) eine Verlagsbuchhandlung besaß: „Könnten Sie mir aus Leipzig einen Hyde de Religione Persarum und die Oeuvres de Zoroastre verschaffen, die d’Anquetil neulich herausgegeben“.1
Herder war der Vorkämpfer der zoroastrischen Forschung im 18. Jahrhundert. Aufgrund seiner Anregung wurde das Zend-Avesta durch Johann Friedrich Kleuker ins Deutsche übersetzt und von Hartknoch zwischen 1776 und 1789 in Riga in drei Bänden veröffentlicht.
Ein entscheidendes Jahr in der Sprachforschung war 1833, in dem die „Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Litthauischen, Gothischen und Deutschen“ von Franz Bopp in Berlin erschien. Mit diesem Buch wurde es der Gelehrtenwelt möglich, indoeuropäische Urtexte, darunter Avesta- oder Zend-Texte, grammatikalisch zu bearbeiten und sie zu übersetzen.
Es dauerte nicht lange, bis Martin Haug und Friedrich Spiegel die philologisch-wissenschaftliche Grundlage für das Studium des Zoroastrismus geschaffen hatten. Mit der Veröffentlichung der Avesta-Ausgabe von Karl F. Geldner (Stuttgart 1889–1896) und dem darauf basierenden Wörterbuch von Christian Bartholomae (Straßburg 1904) wurde diese Grundlage erneuert und gefestigt.2