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Das Heilige Rittertum
Оглавление„Nicht bloß die Elemente sind ein wesentlicher Gegenstand der Verehrung in dieser Religion, sondern auch die Helden.“ (F. Schlegel)20
Im Avesta ist an mehreren Stellen von Waffen die Rede. Poure Davoud bezeichnet das Avesta in dieser Hinsicht als „ein Lagerhaus der Waffen oder ein Arsenal“.21 Die Ausrüstungsgegenstände eines Kriegers werden dort so aufgelistet:22
1 Lanze (aršti)
2 Dolch, Kurzschwert (karəta)
3 Keule (vazra)
4 Bogen (thanvar) mit Zubehör
5 Wehrgehänge (zēnāuš) mit Köcher (akana)
6 Schleuder (fradaxšanā)
7 Panzer (zrādha)
8 Halsberge (kūriš)
9 Brusttuch (patidāna)
10 Helm (sāravāra)
11 Gürtel (kamarā)
12 Beinschienen (rānapā)
Es sind offensive (1–6) und defensive (7–12) Waffen. In jedem Köcher waren 30 Pfeile mit eiserner Spitze und bei jeder Schleuder 30 Schleudersteine. An einer anderen Stelle des Avesta23 begegnen wir wieder einer Waffe, dem Wurfhammer (čakuš). Der Schild, den wir so häufig in den Reliefs sehen, fehlt hier! Was noch in dieser Liste, aber auch in den Reliefs fehlt, ist das Langschwert, das wir sonst aus der mittelpersischen Periode kennen.24 Die achämenidischen Krieger kämpften lieber mit dem Kurzschwert (Dolch).
Zwei von diesen Waffen gewannen in der Achämenidenzeit eine symbolische Bedeutung: Lanze und Bogen. „Lanzenträger“ und „Bogenträger“ hatten den ehrenhaften Posten, hinter dem Schah zu stehen.25 In den achämenidischen Darstellungen ist der König häufig mit einem Bogen als Ehrenwaffe in der Hand zu sehen.26
Wenn Zarathustra seine Anhänger auffordert, sich mit den Anhängern des Bösen bewaffnet auseinanderzusetzen,27 benutzt er den Oberbegriff Waffe (snaithiš) und zwar im Sinne einer aus Metall hergestellten Waffe im Gegensatz zu einer hölzernen (dāru). In dem Buch „Gebotsregeln des Kampfes und Heldenmuts“ von Mobarakschah aus dem 12. Jahrhundert lernen wir mehr über Zarathustras Waffenkunde und Kampfeslust:
„Ein Ritter soll in der Lage sein, jede Waffe wie Wurfspieß, Schwert, Keule, Pfeil und Bogen und Streitaxt zu gebrauchen. Er soll außerdem Brustpanzer, Helm und Kettenpanzer tragen und seine Arme und Beine und andere Körperteile mit Metallplatten bedecken. Es gab eine Zeit, in der die Ritter ihren Panzer mit falschen Armen versehen hatten. Diese Form von Panzer hatte Zarathustra zur Zeit Vischtaspas verordnet.“28
Bekannt ist auch der Panzer von Esfandyar, der weder Pfeile, Lanze oder Axt durchließ, und auch seine Zauberkette, die gegen die Hexen und Zauberer wirkte.29 Diese hatte Zarathustra ihm gegeben. Hier bewegen wir uns im religiös-mythologischen Bereich, wie wir gleich sehen werden.
Um Vischtaspas Bekehrung zum neuen Glauben Feierlichkeit zu verleihen, führte Zarathustra die Weihe der Tafel durch. Bei dieser alten Sitte stellt man aus der Natur stammende Erzeugnisse auf eine Tafel, damit sie geweiht und verzehrt werden. Auf der Tafel standen zu diesem besonderen Anlass Wein, Duftstoff, Milch und ein Granatapfel. Nach ihrer Weihung verteilte Zarathustra die Naturprodukte folgendermaßen:
„Er gab den Wein Vischtaspa: dadurch bekam er eine göttliche Vision.
Er gab den Duftstoff Jamaspa: dadurch gewann er die Fähigkeit, von der Vergangenheit und der Zukunft zu berichten.
Er gab die Milch Paschutan (Vischtaspas Sohn): dadurch wurde er unsterblich.
Er gab von dem Granatapfel ein Korn Esfandyar (Vischtaspas anderer Sohn): dadurch wurde er unverwundbar.“30
In seiner Unverwundbarkeit ist Esfandyar mit Achilles und Siegfried aus der griechischen bzw. germanischen Mythologie vergleichbar.
Grafik 1 Vischtaspas Familie, seine beiden Minister und die ersten Ritter.
Grafik 2 Zarathustras Stammbaum.
Obwohl Vischtaspas Sohn Esfandyar der gefeierte Held der Frühzoroastrismus ist, war Vischtaspas Bruder Zarir der erste Ritter. Er ist mit vielen anderen Rittern im großen Krieg gegen die Turanier gefallen. Das mittelpersische, nach ihm benannte „Buch von Zarir“ schildert diesen Krieg und die Heldentaten der ersten Ritter des Zoroastrismus.