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Wir waren nun einige Wochen verheiratet, unsere erste gemeinsame Wohnung hatten wir bezogen bzw. für das erste sehr wohnlich gestaltet, was zu unseren Ersparten und zu unseren Verdiensten möglich war, Träume wachsen bekanntlich nicht in den Himmel und zu guter Letzt war die DDR nicht das Schlaraffenland.

Mein Facharbeiter-Zeugnis hatte ich in der Tasche und mein Zimmer bei den Eltern bekam mein größerer Bruder. Der Sommer war nun auf seinem Höhepunkt und Dank der bescheidenen oder nicht vorhandenen Isolierung, war es sogar nachts bullenheiß, was mir einerseits als bekannte „Frostbeule“ sehr gut tat, denn ich war auch im Sommer ein verfrorener Eiszapfen, aber diese vorhandene Wärme mit der Trockenheit in der Wohnung, war selbst mir zu viel.

Seit einiger Zeit spannten mir meine Brüste und ich spürte große Veränderungen in meinem Körper, der anstehende Besuch bei meinem Frauenarzt brachte mir die Gewissheit, wir bekommen ein Kind, mit wir meinte zwar ich mich, aber gemeinsam waren wir schwanger.

So früh hatten wir eigentlich kein Kind eingeplant, da war doch noch unsere Jugend, aber nun war es die Tatsache, wir würden bald zu Dritt sein, bei den vorhandenen Mietverhältnissen jedoch kein optimistischer Ausblick. Am Abend überraschte ich meinen Mann mit dieser Neuigkeit, die Freude hielt sich bei meinen Göttergatten jedoch in Grenzen und wir beschlossen erst einmal die Angelegenheit gelassen anzugehen, es war ja erst alles im Entstehen und bis zur Geburt, waren es noch einige Monate.

Die Zeit der Vorfreude, zumindest von meiner Seite, verging schneller als uns lieb war, der Winter kam mit seinen unangenehmen Eigenschaften, die wir ein Jahr zuvor schon einmal wahrnehmen mussten, unsere kleine Dachgeschoss-Wohnung erwies sich als stets zu kaltes Loch, das Wasser ist uns mehrfach eingefroren, ich war des Öfteren erkältet und hatte weiterhin große Probleme mit meinen Nebenhöhlen. Medikamente wollte und durfte ich nicht nehmen wegen meiner Schwangerschaft. Mein Arzt kannte das Problem und versuchte an bessere Westfabrikate heran zukommen, es gab ein Produkt, dieses hatte zwar auch auf Nebenwirkungen hingewiesen und ich sollte selbst entscheiden ob ich es nehmen wollte, denn eine Garantie auf die Unversehrtheit des Kindes gab mir Keiner. Die Befürchtung, es könnte meinem Baby schaden, versetzte mich in Albträume, es war eine schreckliche Zeit, mit Hausmitteln, Bettruhe und eisernem Durchhalten überstand ich diese Zeit auch ohne Medikamente.

Die gesamte Situation mit der stets zu kalten Wohnung, dem Kohlen hoch schleppen und meine Erkältungs-Krankheiten führten auch bei uns zu den ersten ehelichen, größeren Streitigkeiten. Es wurden viele banale Missverständnisse nicht mehr ausgeräumt und jeder zog sich ungeliebt und beleidigt in sein Schneckenhaus zurück. Es kam wie es kommen musste, mein Nervenkostüm war mehr als angekratzt und das Baby wollte viel, viel zu früh die vorhandene „Einraumwohnung“ so schnell wie möglich verlassen. Der Geburtstermin war doch erst in einigen Wochen, wenn es jetzt los ging, so dachte ich zu dem damaligen Zeitpunkt, dann war unser Baby in großer Gefahr.

Es ging dann alles ganz schnell, ich kam in das Krankenhaus, die Geburt verlief ohne Komplikationen und wir hatten, nach den gesamten Trubel, eine kleine Tochter bekommen, der Name stand schon seit langen fest, unser Kind sollte den Namen Nena erhalten.

Nena war ein Frühchen, einige Wochen mehr im geschützten Mutterbauch hätten ihr sicherlich gut getan und nun kam diese kleine unterentwickelte Tochter zuerst einmal in die Kinderklinik, nichts war mit Stillen und ich konnte nicht jeden Tag meine Tochter in die Arme schließen und herzen, nicht streicheln und ihr Geborgenheit geben.

Meine kostbare Muttermilch hatte ich mehrmals am Tag abgepumpt und diese kam dann auf direkten Weg in die Kinderklinik, um unseren Kind die notwendigen Abwehrkräfte aufzubauen. Es gab sehr viele Schwierigkeiten während des Aufenthaltes in der Kinderklinik, Nena wollte um nichts auf der Welt etwas an ihrem Gewicht zulegen. Es dauerte Wochen und Monate, dann endlich nach fast einem halben Jahr waren die Ärzte mit dem Entlassungs-Gewicht und dem Gesundheitszustand zufrieden und wir konnten unsere Kleine endlich mit nach Hause nehmen, unsere Freude war riesengroß aber auf der anderen Seite auch wieder schnell getrübt, denn unsere bescheidene Eineinhalbzimmerwohnung, war für das Zusammenleben von zwei Erwachsenen mit Baby mehr als eine Zumutung und hier musste sehr schnell eine positive Veränderung statt finden.

Es gab für uns Beide, meinen Mann und mich, keinen Rückzugsort, Nena weinte des Öfteren, aus unerklärlichen Gründen, was bei Babys sicherlich ganz normal war und ich als junge Mutti, musste mich auch erst an diese neue Herausforderung gewöhnen, meine Mutter war mir eine große Hilfe und eine gute Ratgeberin, denn sie hatte ja selbst vier Kinder zur Welt gebracht und groß gezogen.

Nena war ein sehr anfälliges und kränkelndes Kind und drückte ihren Unwillen durch lautes und anhaltendes Weinen aus, was unverständlicher Weise auch meinen Mann wieder nervte, denn dieser „abgearbeitete“ Großverdiener wollte nach seinem Feierabend nicht auch noch vom Baby-Geschrei genervt werden, dies betrachtete ich schon als sehr überheblich und tat es als Macho-Gehabe ab.

Hier zeigte mein Mann, Anzeichen der Aggressivität, die ich nicht für möglich gehalten hatte und ich war nervlich geschafft, unser Baby zu besänftigen.

Unser Entschluss stand fest, wir brauchen dringend eine größere Wohnung, aber dies war in „unserer DDR“ nicht so leicht möglich.

Mein Mann war damals bereits in die CDU eingetreten und wollte in der Politik hoch hinaus.

Sein Bekannter war in einem größeren Ort bereits Bürgermeister und leitete die einzige Ortskneipe, diese beiden Jobs füllten den Bekannten aus und dieser war mit seiner Entwicklung mehr als zufrieden. Diese Aussicht wollte sich mein Mann auch nicht entgehen lassen und er setzte alle parteilichen Hebel in Bewegung, um auch für sich eine ähnliche Karriere aufzubauen.

Von nun an war mein Mann ein übereifriges Parteimitglied ohne jedoch als erstes für uns, seine Familie, eine größere Wohnung zu beschaffen.

Die Sommerhitze und die Enge trieben mich langsam zur Weißglut, mein Ehemann war nicht in der Lage hier eine Beschleunigung herbei zu führen. Ich nahm diese für uns vordringliche Maßnahme resolut selbst in die Hand und mein Vater, von dem ich mir in dieser Hinsicht keine Hilfe versprochen hatte, wir Zwei schafften es schnellstmöglich eine zweieinhalb Raumwohnung zu bekommen, diese lag zwar im sechsten Stock und das ohne Lift, aber größer und in gemauerter Ausführung. Die bereits gehassten Kälte- und Wärmeperioden sollten nun der Vergangenheit angehören.

Bei meinem Mann in der Partei, lief nicht alles so wie bei „Wünsch Dir was …“, der eingeplante Aufstieg verlief nicht nach Wunsch, hier hieß es erst einmal zurück ins Glied und sich verdienstvoll nach oben arbeiten.

Mein Mann machte sich sehr rar im Haushalt, die Parteilinie war ihm wichtiger als seine Frau und seine Tochter, wir schienen für ihn gar nicht mehr zu existieren, sehr selten unternahmen wir noch etwas gemeinsam, wenn meine Eltern zu Besuch kamen, dann schaute mein Pascha das Ost-Fernsehen und beteiligte sich nicht an unserer Unterhaltung, so hatte ich meinen Gerd nicht kennen und lieben gelernt. Damals war alles noch romantischer und liebevoller und jetzt nach knapp zwei Jahren spürte ich keine Zuneigung und kein Interesse mehr, er lebte in einer anderen Welt.

Sein Arbeitsfleiß ging auch den Bach hinunter, die Schichtenanzahl wurde auch verringert, denn ich verdiente nun auch kräftig dazu und konnte mir oben drein für Alle und Alles meinen Ar …aufreißen. Nicht, dass ich es nicht gerne tat aber meine Leistung mit der zusätzlichen Arbeit, die Nena verursachte und der gesamte Haushalt, meine Leistungsgrenze war erreicht.

Ich konnte keine Hilfe erwarten und alles Klagen, stieß bei meinen Mann auf taube Ohren, dann kam auch noch der Musterungs- und anschließend der Einberufungs-Befehl zur NVA, das war die Nationale Volksarmee.

Diese Tatsache schmeckte meinen „Liebsten“ in keinster Weise, wenn schon Armee, dann aber nur mit einem Drückeberger-Job. Jetzt wurde erst einmal auf schwer leidend gemacht, aber aus Gründen der allgemeinen Wehrgerechtigkeit gab es ganz selten eine Befreiung vom Dienst an der Waffe.

Mein Mann musste also einrücken und bekam einen Dienst ohne Waffe, er wurde für die nächsten achtzehn Monate als Armeehausmeister dienstverpflichtet. Wir sahen uns nur noch an den Wochenenden und da musste ich ihn mit der Partei teilen, ich bekam stets den kleineren Teil seiner Anwesenheit. Innerlich sah ich zu diesen Zeitpunkt bereits ein, dass unsere Ehe nach sehr kurzer Dauer bereits zerbrochen war, ich sah meine Jugend ohne Erfüllung davon schwimmen und diesem Treiben wollte ich nicht tatenlos zusehen.

Ich sehnte mich als junge Frau auch danach einmal in die Arme genommen zu werden, geliebkost und Anerkennung zu finden, alles Dinge, für die normaler Weise der Ehemann zuständig sein sollte. Nur bei mir war von diesen zwischenmenschlichen Beziehungen leider nichts mehr angekommen, wir hatten uns schon auseinander gelebt oder gab es noch einen letzten Strohhalm?

Wir gingen getrennte Wege, ich hatte einige Bekanntschaften, als Ausbruch aus meinen Teufelskreis, unserem Kind zu Liebe wollte ich jedoch noch keine offizielle Trennung, denn als letztes stirbt bekanntlich die Hoffnung?

Bei einem nächtlichen, unerlaubten Stadtausgang über die Kasernenmauer hatte sich der „Oberheld“ der NVA ein Bein gebrochen, mit meinem Bruder Dirk, der ein Motorrad besaß, besuchten wir des Öfteren meinen Mann im Lazarett.

Mein Bruder, ein begeisterter Motorrad-Fahrer, war da immer sehr hilfsbereit, so manche „Buddel“ Schnaps wurde in seinen Motorrad-Stiefeln ins Lazarett geschmuggelt, sollte ja einer erfolgreichen Genesung gute Dienste erweisen. Bei einen dieser Männergesprächen hatte mein „treuer“ Ehemann meinen Bruder erzählt, dass er sich einen Tripper eingefangen hatte. Von diesem Geständnis hatte ich erst fünfundzwanzig Jahre später erfahren, leider viel zu spät, wahrscheinlich hätte ich sonst damals gleich die Scheidung beantragt oder wo hatte dieser „treue“ Ehemann diese Geschlechtskrankheit wohl her?

Vom Handauflegen und Händchen halten bestimmt nicht?

Durch mein Unwissen war mein Noch-Ehemann in der glücklichen Lage sein Lügengespinst nach eigener Version theatralisch aufzubauen.

Die Armeezeit ging zu Ende und mein Mann kehrte noch weniger arbeitslustig in seinen erlernten Beruf zurück, nun musste er wieder sein Soll erbringen und das nicht so anstrengende Hausmeisterleben bei der Armee war nun Vergangenheit …

Durch die Armeezeit hatte sich unsere Zuneigung sehr abgekühlt, auch das Interesse an unserer Tochter schien verloren gegangen zu sein.

Eines Tages rastete mein Mann bei unserer Tochter total aus und schlug das wehrlose Kind, nur weil es sich erdreiste zu weinen, der Grund bei Kindern ist nicht immer ganz einfach zu lokalisieren, wahrscheinlich fühlte sich die Kleine unwohl. Ich wollte am nächsten Tag diesen Eklat anzeigen und ließ mich jedoch durch das Bitten von meinem Mann erweichen und umstimmen, später bereute ich mein Handeln auf das Tiefste. Meine Eltern und auch der Kinderarzt waren entsetzt, wollten jedoch nun mir keine Schwierigkeiten anhängen und so verlief diese brutale, nicht zu verzeihende Attacke leider im Sand, nach heutiger Sicht.

Unsere Ehe hatte den Tiefststand erreicht und wir hatten die Scheidung beantragt, nun ging das schmutzige „Wäschewaschen“ meines Nochehemannes erst richtig los. Dieser feine Herr versuchte mich mit allen Tricks und unschönen Beschuldigungen über den berühmten Tisch zuziehen, mir böswillige Aussagen anzuhängen und mich vor dem Gericht als „Rabenmutter“ und Ehebrecherin hinzustellen, sein Einfallsreichtum schien unermesslich zu sein. Seine eingereichten Schriftstücke zur Scheidungsakte kamen mir fünfundzwanzig Jahre später nochmals unangenehm in Erinnerung, als er diese unserer erwachsenen Tochter aushändigte, um abermals einen Keil zwischen Mutter und Tochter zu treiben. Bis heute ist mir schleierhaft, wie ich auf einen solchen Mann habe herein fallen können, war es die erste große Liebe oder der Ausbruch aus dem viel zu engen Elternhaus oder spielte das gesamte System der ehemaligen DDR auch eine entscheidende Rolle?

Dieser Mann hat in seinem Leben nichts dazu gelernt und ist auf seinem bescheidenen Intellekt von damals stehen geblieben. Mein „Ex“ versuchte dem Gericht nachweislich klar zumachen, wie böse ihm doch mitgespielt wurde und wie schwer, nur er für die Familie gearbeitet hatte.

Hier gefiel mir besonders die vom Herrn Richter erlassene Zurückweisung, die meine Arbeit während der Lehrzeit, der Schwangerschaft und als erziehende Mutter, in das rechte Licht gerückt wurde. Hier half meinen „Ex“ auch nicht, dass er nun auf leidend sich gab und von einer Herzkrankheit sprach, die ich bis zu dem damaligen Zeitpunkt nicht vernommen hatte, keine Lüge war ihm zu schändlich, um sie auszusprechen, er zog alle Register seines miesen Charakters.

Unsere Ehe wurde geschieden, der Unterhalt für unsere Tochter festgelegt, das Sorgerecht bekam ich alleine zugesprochen, obwohl ich nach Aussage meines „Ex`s“ als Rabenmutter hingestellt wurde. Dieser Richter hatte schon das feine Gespür, wo die Wahrheit doch angesiedelt war. Mein hinterhältiger „Ex“, so wurde mir zugetragen, hat immer wieder versucht theatralisch sich in Szene zu setzen und zu erwähnen, was er für ein umsichtiger und guter Vater war.

Ich bezog nun mit meiner sechsjährigen Tochter eine eigene Wohnung und die Einschulung im Herbst war eine lang herbei gesehnte Feierlichkeit, sogar mein „Ex“ und Nena`s Vater wohnten diesen, ersten Schultag bei, dieser Tag war auch ein Rückzug aus Nena`s Leben, denn mein Ex hatte eine neue Liaison und da war die Vergangenheit samt eigenen Kind nur noch Ballast, denn dieser Mann meiner Träume, hielt sich ganz „Gentlemanlike“ fern von jeder Verantwortung …

Schatten auf meiner Seele

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