Читать книгу Schatten auf meiner Seele - Bine Thunder - Страница 8

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Meine gesundheitlich schwärzeste Epoche warf seine dunklen Schatten voraus, ich fühlte mich seit unserer Scheidung und der Verantwortung, die ich nun für meine Tochter alleine hatte, etwas überfordert. Ich war ausgebrannt nach all den falschen Anfeindungen und dem Umzugsstress. Mein „Ex“ war außerhalb unseres Dunstkreises und ich musste meinem Kind stets die gestellten, unangenehmen Fragen nach ihren Papa, doch irgendwie, hoffnungsvoll beantworten. Für mich war das Verhalten von meinem Ex nach der Scheidung schon nachvollziehbar, doch es passte nicht zu dem Bild unserer Jugendliebe.

Er hatte nun eine neue Frau an seiner Seite und die war Lehrerin in unserem kleinen Städtchen am Speckgürtel von Berlin, etwas mollig mit rustikalen Erscheinungsbild, auch nicht das mir bekannte Traumschema meines Ehemaligen, da dieser früher schon sehr auf das Äußere und das gemeinsame Erscheinungsbild geachtet hatte.

Aber das Leben ist kein Wunschkonzert, manche bekommen dann gerechter Weise nur die Zweite oder dritte Wahl und die besonders „Lieben“ den Trostpreis!

So kam es mir in den Sinn als ich Jahre später von meiner Tochter ein Foto ihrer neuen „buckligen“ Verwandschaft frecherweise zugeschickt bekam und meine Tochter einen Kontakt zu ihren Erzeuger herstellte.

Seit einigen Tagen verspürte ich unangenehme Schmerzen, die sich als tieferliegendes Stechen im Rippenbereich bemerkbar machten.

Ich bin nicht sofort zum Arzt gegangen, da ich der Meinung war, dies sei nur ein vorrübergehender Schmerz, der mit Wärme und etwas mehr Ruhe wieder in den Griff zu bekommen sei.

Aber dem war nicht so, es entpuppte sich als eine mittelprächtige Rippenfell-Entzündung und dies deutete darauf hin, dass einiges mehr im Argen lag. Ich bekam erst einmal Cortison verabreicht und reagierte erst einmal mit einer schweren Allergie. Meine Hausärztin wusste sich nach dem Zusammenbruch in ihrer Praxis keinen Rat mehr und überwies mich in die Lungenklinik nach Zossen.

Hier sollte erst einmal die Auswirkung des nicht vertragenden Medikamentes aus meinen Körper vorrangig behandelt werden.

Die Koordination zwischen Krankenhaus und Schule, wo meine Tochter unterrichtet wurde und Benachrichtigung an meine Eltern geschah reibungslos, ich musste mir dann wegen meines Kindes keine weiteren Sorgen machen, denn ich wusste, das es meiner Tochter bei Oma und Opa sehr gut ging.

Ich fühlte mich mehr als bescheiden, war jedoch sehr beruhigt, als ich erfuhr, das die Verantwortung für meine Tochter nun bei meinen Eltern lag.

Mein Ex hatte bestimmt auch von meiner Erkrankung erfahren, da ja seine „Neue“ auch an dieser Schule von meiner Tochter unterrichtete, aber eine Fürsorge war von diesem „Rabenvater“ zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar gewesen.

Wahrscheinlich passte sein leibliches Kind nicht in sein neues Familienleben, denn dieser „treusorgende“ Familienmensch hatte, so schien es mir, alle Hände voll mit seiner neuen großen Liebe und dem zwischenzeitlich adoptierten Sohn zu tun. So war es sicherlich seine erste Bürgerpflicht, sich ruhig und unauffällig zu verhalten, kein Aufdrängen zu erzeugen und Verantwortungs- und Tatenlos sein scheinheiliges Gesicht zu wahren.

In der Lungenklinik verblieb ich knappe zwei Wochen und da zwischenzeitlich Sakroidose, eine schwere Lungenkrankheit, festgestellt wurde, so kam ich in die geschlossene Lungenklinik nach Beelitz. Hier wurde das begonnene Martyrium grausam fortgesetzt und dieser Aufenthalt sollte sich sechs weitere Monate in die Länge ziehen.

Ich erlebte die tiefsten Abgründe meines Lebens, stets in der Sorge um meine kleine Tochter und in der mütterlichen Verzweiflung nichts, aber auch gar nichts unternehmen zu können. Ich war dem Tod näher als dem Leben und musste mich in meinen Fieberträumen mit den schlimmsten Qualen und Szenarien in einer anderen Welt auseinander setzen. Mir war schon klar, dass meine Eltern der beste Ersatz für meine Tochter waren und trotzdem machte ich mir die größten Sorgen, was wäre wenn …?

Ich wollte nicht an mein Ende denken und schon gar nicht daran glauben, tagtäglich verstarben in dieser Klinik Patienten, von denen man es nicht erwartete. Trotz vieler Rückschläge setzte ich meinen ungebrochenen Lebenswillen als stärkste Waffe für mein Durchhalten ein, aber es sollte noch einen Zacken besser kommen.

Durch die Auswirkung der Krankheit und durch die vielen Medikamente und Spritzen wurde ich blind und tauchte ungewollt, von einen auf den anderen Moment, in eine nie gekannte Dunkelheit ein, es war als ob jemand den Lichtschalter ausknipste und eine rabenschwarze Nacht, ohne jeglicher Kontur, einkehrte. Es war ein Albtraum und ich war total am Ende, mein Lebensmut schien gebrochen, ich rieb meine Augen, aber es gab nichts zu sehen, ich hatte das Gefühl auf einmal besser hören zu können, aber dies war wahrscheinlich nur die Reaktion des Gehirnes, da der Sinn des Sehens verloren gegangen war. Ich versuchte Klarheit zu bekommen, was hier nun passiert sei, die Ärzte vertrösteten mich und machten mir Hoffnung, das dieser Zustand sicher bald überwunden sei? Ich war kurz vor meiner Aufgabe und doch hatte dieser Zustand auch etwas Positives, ich lernte mich in der umgebenden Dunkelheit neu zu orientieren. Ich erkannte über die Sprache die anwesenden Menschen, das Personal und die Ärzte und an dem wechselnden Tonfall der Aussprache, die Gesten der Anwesenden. Es war mehr als befremdend in einer steten Nacht zu leben und sich zeitmässig zu orientieren.

Eine sehr besorgte und liebevolle Kranken-Schwester war da eine mir Mut machende, nichtaufgebende Stütze und Dank ihrer Fürsorge, die sehr weit über ihre Arbeitsleistung hinaus ging, so kam ich über diese einschneidende Klippe hinweg.

Das Augenlicht kam wieder, es war ein Glücksgefühl nach der umgebenen Dunkelheit, die nun nach etwa acht Wochen überstanden war, nun durfte und konnte ich wieder nach Vorne sehen.

Meine Eltern hatte ich einige Male zu Besuch und mit ihnen gesprochen, meine Tochter durfte aus Gründen der eventuellen Ansteckung nicht zu mir, ich litt sehr unter dieser Abgrenzung, weil sie in meinen Augen keinen Sinn machte? Meine wunderbare Krankenschwester wusste, wie sie hier Abhilfe schaffen konnte. Sie organisierte, daß bei dem nächsten Besuch meine Tochter mit dabei war und sie fuhr mich mit dem Rollstuhl, da ich noch sehr geschwächt war, zum Treffen mit Abstand an das vergitterte Nebentor.

Ich sah nach Wochen und Monaten endlich mein ganzes Glück, das aus unserer Ehe übrig war, mein Kind wieder. Nena war zum Greifen nah, aber wir wollten kein Risiko eingehen und so wurde nur ein verbaler Liebesaustausch daraus, an diesem Besuchstag hatte jeder mit seinen Tränen zu kämpfen, selbst die liebevolle Krankenschwester. Ab diesen Besuchstag ging es rapide aufwärts mit meiner Genesung, der Appetit stellte sich wieder ein, mein Gewicht legte etwas zu und die Ärzte waren sehr optimistisch und ich wollte so schnell wie möglich mein neues Leben zurück, ich wollte nur noch nach Hause …

Aber es gingen noch einige Wochen Klinikaufenthalt ins Brandenburger Land aber dann war Schicht im Schacht, es kam der glücklichste Tag in meinem Leben …

Ich wurde geheilt entlassen, zwar mit der Erkenntnis, dass mein Immunsystem für alle Zeiten geschwächt bleibt und ich sehr sorgsam mit meiner Gesundheit in Zukunft umgehen sollte. Dies schien leichter gesagt als man es in der Tat umsetzen konnte, ich hatte diese böse Zeit doch ganz gut überstanden, fühlte mich äußerst schlapp, aber was zählt es, wenn man sein Liebstes wieder in die Arme schließen konnte und sich glücklich schätzen durfte, den Tod von der Schippe gesprungen zu sein.

Nun bekam ich erst einmal Erholungsurlaub verordnet, denn in unserer „geliebten“ DDR war in dieser Hinsicht schon eine gewisse Fürsorge vorhanden, auf meinen Rippen war kein Gramm Übergewicht zu verzeichnen, ich hatte eine beneidenswerte Traumfigur und eine Blässe zum „Kotzen“. Alle meine Lieben meinten es nur gut, mich wieder auf zu päppeln, sehr oft waren die mir angedachten Gesten nur noch lästig und ich fand diese Fürsorgen auch schon einmal, als sehr übertrieben. Sie waren bestimmt ehrlich und aufrichtig gemeint und mein Bestreben war, so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen zu stehen und wir, meine Tochter und ich, wollten wieder unser eigenes Leben führen.

Durch meine Krankheit bekam ich das Verbot auferlegt, nicht weiterhin in der Küche zu arbeiten. Das Arbeitssystem unseres „glorreichen“ Arbeiter- und Bauernstaates sah für solche Fälle, Schonplätze in den Betrieben vor und wenn es keine Schonplätze gab, dann wurden eben welche geschaffen, getreu dem Motto eines Japanischen Autoherstellers „… nichts ist unmöglich, Idioten“ oder so ähnlich?

Die wirtschaftlichen Verhältnisse in unserem sozialistischen Land waren seit Jahren nicht die Besten, die erwirtschafteten Gewinne kamen dem großen Bruder in Moskau zu Gute und dieser russische Bär saugte wie eine Zecke unsere Wirtschaft aus, dazu kam das desaströse Verhalten der arbeitenden Bevölkerung. Wir hatten keine Arbeitslosen, dies war eine Einrichtung des Kapitalismus, aber viel Energie um Waren herzustellen, die kein Abnehmer benötigte, dies nannte man unproduktive Planwirtschaft. Die Republik stand mit dem Ar … am Abgrund und die Montags-Demonstrationen nahmen stetig zu, zuerst immer in Leipzig, später auch in Ost-Berlin, man sprach von Hunderttausenden von Menschen, die ihren Unmut über Beschränkungen des täglichen Lebens ihre Luft machten, dazu kam dann noch der fahrlässige Umgang mit der Umwelt, besonders in Bitterfeld.

Es wurde eine regelmäßige Einrichtung, die an Lautstärke und Heftigkeit zunahm, die Parteiführung und die Obrigkeit der Staatsführung, besser als Politbüro bekannt, hatten noch einige Ostmark im Staatssäckel und dieses galt es noch unters Volk zu bringen und dann den Staatsapparat voll in die Schei …e zu fahren.

“Honi“ unser Oberindianer, laut Udo Lindenberg und seine Genossen feierten mit Pomp und militärischen Aufmärschen, sich noch einmal selbst und das vierzigjährige Bestehen „Ihrer“ DDR und dann sollte einige Wochen später, der nie für möglich gehaltene Tag der Grenzöffnung am 9.November 1989 erfolgen, voraus gegangen waren Ausreisen von Flüchtlingen aus den Botschaften in Budapest und Prag.

Ich hatte mich für die Politik in unserem Land nicht besonders erwärmen können, die Wahlen gingen in der Regel mit 99, 9% für die falschen Kandidaten aus und unser Einer konnte im schlechtesten Fall „abgehen“, wenn seine Klappe sich allzu viel Gehör verschaffte, die Quintessenz darauf war „Schnauze halten und nicht unnötig auffallen“, dies war sicherlich das gewollte Geheimrezept unserer lieben Demokratischen Republik und zur Absicherung der Abtrünnigen gab es noch die Firma „Horch und Guck“, die war so geheim, geheimer ging es nicht und die erfolgte Bespitzelung wurde erst Monate später offengelegt, als die Stasi-Zentrale gestürmt wurde.

zur Maueröffnung:

Nach Schließung der Grenze zur Tschechoslowakei Anfang Oktober 1989, durften ab 3.November DDR-Bürger ohne Formalitäten über die Tschechoslowakei ausreisen.

Daraufhin kam es zu einer erneuten Ausreisewelle, wenige Tage später am 9.November 1989 öffnete sich für alle unerwartet nach über 28 Jahren der Unpassierbarkeit der „Eiserne Vorhang“. Noch im Januar 1989 hatte Honecker versichert, dass die Mauer noch in 50 und auch in 100 Jahren noch stehen werde.

Auf einer Pressekonferenz am 9.November, die Live im DDR-Fernsehen übertragen wurde, erklärte Günther Schabowski, neuer ZK-Sekretär für Informationen, dass Privatreisen ins Ausland „ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschafts-Verhältnisse) beantragt werden“ können.

Auf mehrmalige Anfragen von Journalisten erklärte Schabowski, der die Details der Angelegenheit nicht kannte, dass die Regelung „sofort, unverzüglich!“ gelte.

Beabsichtigt war keine totale, unkontrollierte Grenzöffnung, sondern eine Lockerung, in dem die Ausreise durch Pass- oder Visa-Anfrage geregelt werden sollte.

Eigentlich wollte die politische Führung durch großzügigere Ausreiseregelungen den Druck der Straße brechen und die Massenausreise über Ungarn und Tschechoslowakei in den Westen stoppen. Nach Bekanntwerden der so ungewollten Verlautbarung, setzte in Berlin und auf dem Lande die Ostdeutsche Bürgerbewegung zur Überwindung der Grenzen ein. Tausende Menschen drängten zu den Grenzanlagen, um sich vom Wahrheitsgehalt der Nachricht zu überzeugen.

Die Grenztruppen waren von den Ereignissen vollkommen überrascht und unvorbereitet. Von der politischen Führung allein gelassen und aus Angst um das eigene Leben, wurde zuerst der Grenzübergang an der Bornholmer Brücke geöffnet. Es folgte die Öffnung anderer Grenzübergänge in Ostberlin und an der innerdeutschen Grenze.

Überall wurden die Ostdeutschen auf der anderen Seite der Grenze herzlich empfangen.

Der Mauerfall bzw. die Grenzöffnung war weder von der SED gewollt, noch mit der Sowjetunion abgestimmt, sondern Ausdruck, des staatlichen Machtzerfalles, der zugleich das Ende der SED und der DDR besiegelte.

Frank Uhlmann

Die sächsische Landeszentrale für politische Bildung veröffentlichte nachstehenden Artikel:

Seit Anfang der 1980er Jahre bildeten sich in ganz Europa, so auch in kleineren Umfang in der DDR, neue soziale Bewegungen. Die Themen dieser informellen Gruppierungen waren ähnlich wie im Westen: Dritte Welt, Umweltschutz, Abrüstung. Aber auch spezielle Forderungen wie Bürgerrechte gemäß des Helsinki-Prozesses, Pluralismus und Menschenrechte, wurden thematisiert.

Der Aktionsradius dieser informellen Gruppen in der DDR war sehr eingeschränkt. Zwar plädierte die DDR-Führung nach außen für eine Friedenspolitik und versuchte die westeuropäische Friedensbewegung für die Politik zu instrumentalisieren, aber Kritiker des Militarismus oder des Wehrkundeunterrichtes im Lande wurden unnachgiebig verfolgt. Das Emblem der Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde verboten. Laut eines Berichtes der Staatssicherheit gab es im Jahr 1989 circa 160 oppositionelle Gruppen mit etwa 2500 Mitgliedern, im Vergleich zu Polen oder der Tschechoslowakisch eine marginale Größe.

Die Staatssicherheit überwachte, unterwanderte und verfolgte diese feindlich, negativen Kräfte. Die „Staatsfeinde“ wurden nicht wie in den 1950er Jahren offensichtlich terrorisiert, sondern die Maßnahmen waren subtiler.

Oftmals wurden aufwendige Zersetzungsmaßnahmen durch die „Stasi“ initiiert. Es kam zu kurzen Verhaftungen, offensichtlicher Observierungen, aber auch zu langen Haftstrafen, Ausbürgerungen und gezielter Unterwanderung.

Nach dem Ende der SED-Diktatur und dem Mauerfall manövrierten sich große Teile der Bürgerrechtsbewegung, die große Verdienste an der friedlichen Revolution hatten ins Abseits. Ihr Festhalten an einer Reformierung der DDR entsprach nicht (mehr) dem Willen der Demonstranten und der Bevölkerungs-Mehrheit. Durch die Zusammenarbeit mit der letzten SED-Regierung vergab man viele Sympathien. Bei den ersten freien Wahlen im März 1990 votierten die Wähler deutlich gegen die Parteien und Bündnisse der Bürgerrechtsbewegung.

Frank Uhlmann

Am siebenten November 2019, also zwei Tage vor dem dreißigjährigen Jubiläum des Mauerfalles, brachte das ZDF in den Nachrichten folgende Meldung:

Der Sänger der Musikgruppe „Die Skorpions“

erzählte als guter Freund von Gorbatschow:

„… dass am 9.November 1989, die Panzer nicht auffuhren war ein Verdienst von Gorbatschow und nicht der SED-Regierung oder irgend eines Bevollmächtigen …“

Schatten auf meiner Seele

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