Читать книгу Kurschattenwalzer - Birgid Windisch - Страница 10
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ОглавлениеAtemlos stürmte Magda, mit Fränzchen und Herbert auf den Fersen, in den Raum. „Wo ist er!“ Verständnislos sah Ben von seinem Bericht auf, „wo ist wer?“ „Na ihr habt doch angerufen, ich solle schnell kommen, es seien neue Gesichtspunkte aufgetaucht, Zeugen, oder Briefe, oder was weiß ich!“ Ungeduldig ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen, während Fränzchen in seinem Körbchen hinter ihr, bereits leise zu schnarchen begonnen hatte. Herbert war draußen in die Miniküche geschlendert, wo er Magda und sich selbst, eine Tasse Kaffee einschenkte.
„Anne ist eben zu Susi gefahren, die anscheinend einige neue Erkenntnisse hat“, erklärte Ben, mit den Augen an seinem Bericht weiter klebend. „Aber sie sagte doch, ein Zeuge habe sich gemeldet!“ Magda war außer sich – das war mal wieder typisch für ihre jüngere Kollegin Anne. Immer zwei Schritte auf einmal lospreschen.
„Ach so, der!“, Ben schwenkte ein Blatt Papier in der Hand. „Entschuldige bitte Magda, ich war gerade mit den Gedanken ganz woanders!“ Er reichte ihr das Blatt und überhörte ihr erregtes Gemurmel: „Eine haut ab und der andere weiß von nichts, weil er gedankenabwesend ist!“ Er stand auf. „Ich bin nur bei unserem Fall mit den Gedanken und nirgendwo anders! So gut solltest du mich kennen!“
Gereizt warf Ben sein Heft auf den Tisch. „Tut mir leid“, meinte Magda kleinlaut. Sie war immer so schnell oben draus, aber ebenso schnell wieder unten und es war eine ihrer größten Stärken, dass sie einen Fehler zugeben konnte, ohne sich einen Zacken aus der Krone zu brechen. „Hier hast du ein paar Nüsse!“ Großzügig gab sie ihm ein paar ihrer kostbaren Walnüsse, die sie täglich auf dem Weg zur Arbeit zusammenlas. Brummelnd steckte Ben sie ein, wusste er doch, wie sehr Magda ihre Nüsse liebte und nahm es als das Friedensangebot, das es schließlich auch war und reichte ihr das Blatt Papier, das ihm Anne in die Hand gedrückt hatte, als sie das Haus verließ.
Stirnrunzelnd versuchte Magda, Annes Sauklaue zu entziffern und Ben nahm es ihr seufzend wieder aus der Hand, um deren Notiz vorzulesen: „Ein Mann rief an, wollte seinen Namen nicht nennen, die Stimme klang schon etwas älter. Er sagte, er wäre abends unterwegs gewesen in den Seeanlagen, in der Nähe vom Minigolfplatz und dort habe er spät in der Nacht ein Pärchen gesehen, das ihm recht skurril vorkam. Der Mann war klein und untersetzt und die Frau, so es denn überhaupt eine war, groß und schlank. Sie überragte ihn um mindestens zwei Kopflängen. Er sagte noch, er hätte sich gedacht, dass es umgekehrt besser passen würde und dann habe er sie aus den Augen verloren, weil er in Richtung Minigolfplatz gegangen sei und die beiden Hübschen den Weg zum großen See eingeschlagen hatten.“ „Moment mal“, Ben sah auf. „hat nicht vorhin jemand gesagt, gestern sei beim Minigolfplatz eingebrochen worden?“ Magda schmunzelte unwillkürlich: „Aha, deshalb wollte er seinen Namen nicht nennen. So ein Schlawiner!“ Ben und Magda sahen sich an und prusteten beide gleichzeitig los. „Der Einbrecher war´s und nicht die Lerche“; kicherte Magda hemmungslos und Ben konnte vor lauter Lachen kein Wort hervorbringen.
„Nun gut, er hat niemanden erkannt?“ Sie sah Ben fragend an. „Leider nicht“ gab Ben mit enttäuschtem Gesichtsausdruck zurück. „Nur, dass ihm die beiden bekannt vorgekommen seien, aber er sei sich dennoch sicher, sie noch nie miteinander gesehen zu haben.“ „Mist! Und warum hat er überhaupt angerufen? Wir haben doch noch gar nicht die Presse verständigt, oder?“ „Wir nicht“, antwortete Ben düster, „aber irgendwer anders muss bei der Zeitung angerufen haben. Im Odenwälder Journal stand ein halbseitiger Artikel drin, mit genauem Wortlaut des Schildes sogar.“
Magda schauderte. „Nicht gut.“ Ben sah sie an. „Anne vermutete, dass der Mörder selbst bei der Zeitung angerufen haben könnte und sich dort als Zeuge ausgegeben hat.“ „Könnte tatsächlich sein“, meinte Magda langsam. „Wir suchen also einen größenwahnsinnigen Mörder, der mit seinen Taten protzen will und wahrscheinlich ein aufgeblasenes Ego hat.“ Ben nickte zustimmend, als Herbert mit dem Kaffee eintrat Er hatte auch eine Tasse für Ben mitgebracht und den Rest in eine Kanne gefüllt. „Für Eddie und Anne“, erklärte er Magda bereitwillig, als diese die Kanne fixierte.
„Anne ist bei Susi“, klärte ihn Magda auf und Eddie und Freddy, weiß ich selber nicht. weißt du etwas Ben?“ Fragend sah sie ihren Kollegen an, der umgehend den Kopf schüttelte. „Ich glaube, sie wollten noch einmal den Tatort inspizieren“, murmelte Ben leise. „Irgendetwas störte Freddy auf einem seiner Bilder und Eddie fluchte nur und schon waren die beiden verschwunden. „Aha“, meinte Magda trocken. „Dann sei so gut und ruf bitte beim Odenwälder Journal an. Die sind dort sehr nett und können dir vielleicht etwas über den Anrufer sagen.“ „Gut, Chefin“, rief Ben laut und Magda begab sich an die Tafel, um noch einmal das gesamte Material zu sichten.