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Sten Wall

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Früher hatte sich Sten Wall unbeschwerter auf seinen Urlaub gefreut.

Zwar spürte er immer noch ein herrlich prickelndes Gefühl der Erwartung, wenn die Urlaubszeit in greifbare Nähe rückte. Aber die Vorfreude war mit einer immer deutlicher wahrnehmbaren Wehmut kombiniert. Er hatte die sechzig überschritten (sogar mit einem gewissen Abstand) und war sich bewusst, dass er sich in Riesenschritten der Pensionierung näherte. Und wenn er diese magische Grenze passiert hatte, konnte er sich so viel Urlaub gönnen, wie er wollte. Für viele mochte das erstrebenswert sein, aber für Wall bedeutete es nicht nur Vorteile.

Er war zu der Überzeugung gelangt, dass er weiterarbeiten wollte. So lange wie möglich. Er war seinen Beruf noch lange nicht leid und fürchtete eine Zukunft, in der seine Dienste und seine Kompetenz nicht länger gefragt waren.

Realist, der er war, sah er ein, dass dies der unausweichliche Lauf des Lebens war: In ein paar Jahren war es Zeit, jüngeren Kräften den Weg frei zu machen. Er konnte doch nicht bis in alle Ewigkeit auf seinem Platz kleben und damit das Weiterkommen der anderen blockieren. Aber das war ja auch gar nicht seine Absicht. Er wünschte sich, auf irgendeine für ihn maßgeschneiderte Art weitermachen zu können und zur Verfügung zu stehen, ohne damit den Jungen den Weg zu versperren. Aber die Gleichung ging nicht auf, das war ihm schon klar.

Vielleicht fand er ja auch eine sinnvolle Beschäftigung außerhalb der Polizei, wenn er die fünfundsechzig erreicht hatte.Vielleicht gab es jemanden, dem seine Erfahrung und seine unbestreitbaren Kenntnisse von Nutzen sein konnten und der ihm zumindest einen Teilzeitjob anbot.

Der Gedanke munterte ihn für eine Weile auf, aber dann hüllte ihn doch wieder der Trübsinn ein. Es war natürlich auch sehr gut möglich, dass sich alles von selbst löste. Wer hatte noch nicht davon gehört, wie oft Leute direkt nach Erreichen des Pensionsalters schwer krank wurden oder starben? Das war leider keine Seltenheit.

Es gelang ihm nur unter größter Kraftanstrengung, diese demoralisierenden Überlegungen abzuschütteln.

Mein Gott: Er war doch nun wirklich kein geborener Pessimist – warum dann diese trüben Gedanken? Hatte er nicht Urlaub? Natürlich. Und da gab es dann doch wohl keinen Grund, hier auf einem der schönsten Marktplätze Schwedens über die Zukunft zu brüten und trüben Phantasien nachzuhängen.

Reiß dich zusammen, Kerl!

Er ging zu dem Kiosk auf der anderen Straßenseite und kaufte sich ein Eis, mit dem er zurück zu seiner Bank schlenderte. Er saß mit dem Gesicht der brausenden Fontäne des Springbrunnens zugewandt und ließ sich Eis und Freiheit schmecken.

So hatte er schon oft den Sommerurlaub eingeläutet: mit einem Eis auf dem Stortorget (wenn es das Wetter zuließ, was meistens Anfang Juni der Fall war).

Wenn er sich, so wie jetzt, einfach treiben ließ, kam die Urlaubsstimmung jedes Mal von ganz allein so langsam über ihn. Manchmal kam es vor, dass sich jemand neben ihn setzte, um sich eine Weile mit ihm zu unterhalten: Sten Wall war ein bekanntes Gesicht in der alten südschwedischen Stadt, in der er geboren und aufgewachsen war und in der er fast alle seine Berufsjahre verbracht hatte.

Obwohl er Polizist war – und sich dadurch automatisch und unweigerlich Feinde verschaffte –, war er in weiten Kreisen äußerst angesehen. Von den Gesetzestreuen wurde er als ein rechtschaffener Vertreter von Recht und Ordnung angesehen. Und von vielen Kriminellen wurde er zwar nicht direkt geliebt, aber jedenfalls einigermaßen respektiert, denn er spielte ein ehrliches Spiel.

Der korpulente, glatzköpfige, gemütliche Kommissar war in der Stadt wohl bekannt. Er gehörte dazu, war geradezu Teil des Inventars.

Heute schien es so, als sollte er mutterseelenallein auf seiner Bank sitzen bleiben. Während er sein Eis genoss, studierte er mit gedankenverlorener Miene das Haus hinter dem Springbrunnen. Das schwarzweiße Rathaus war immer schon sein Lieblingsgebäude gewesen, und er war nicht der Einzige, dem die stilvolle Schöpfung des ausgehenden 18. Jahrhunderts so gut gefiel. Touristen drückten oft ihre Bewunderung über das gut erhaltene Gebäude aus, das noch attraktiver geworden war, als es das einzige echte Zeichenmuseum Schwedens aufnahm.

Durch das zarte Grün der vier Linden hinter den Wasserkaskaden des Granitbrunnens konnte Wall das Gartencafé erkennen, das zu einem der beiden Restaurants auf dem Marktplatz gehörte. Dort unter dem großen Sonnenschirmdach schien es keinen einzigen freien Platz mehr zu geben, aber schließlich war ja auch gerade Mittagszeit. Links von dem Restaurant lagen ein Friseursalon (der sich mittlerweile Studio nannte) und eine Buchhandlung.

Früher hatte sich dort an Stelle der Buchhandlung eine Apotheke befunden, und mit einem Lächeln im Gesicht erinnerte Wall sich an den Tag, als er dort seine ersten Kondome gekauft hatte. Er hatte es so eingerichtet, dass er nicht vom Apotheker selbst oder einer der älteren, verbiesterten Apothekenhelferinnen bedient wurde, sondern genau in dem Moment zum Verkaufstresen vorschoss, als die jüngste Mitarbeiterin des Geschäfts – eine äußerst süße Blondine – frei war. Er hatte schon lange ein Auge auf sie geworden. Natürlich nur heimlich. In seinen pubertären Träumen hatte das blonde Mädchen schon seit langem die Hauptrolle inne, und jetzt war es Zeit für einen mutigen Vorstoß.

Überlegen, fast nonchalant, hatte er mit männlich rauer Stimme seinen Wunsch vorgetragen, wobei er der jungen Frau frech und herausfordernd in die Augen schaute. Er wollte ihr mit seinem unbeschwerten, weltgewandten Verhalten imponieren (er war noch nie außer Landes gewesen – abgesehen von einem kurzen Besuch in Kopenhagen), und seine heimlichsten Gedanken liefen auf die Hoffnung hinaus, das Gekaufte mit der schönen Verkäuferin auszuprobieren. Aber sie hatte ihn eiskalt als den Grünschnabel angesehen, der er ja auch war, und ihm das Gewünschte gereicht, ohne eine Miene zu verziehen.

Es war sehr ernüchternd gewesen.

Heute konnte er sich nicht mehr daran erinnern, ob er diese Kondome überhaupt jemals benutzt hatte. Vermutlich war es eine vollkommen überflüssige Investition gewesen. Das Eis war aufgegessen und die Apothekenerinnerung verschwunden.

Sten Wall stand auf, um diverse praktische Dinge zu erledigen. Als Polizist war er immer offen für neue Ideen. Er besaß eine lebhafte Phantasie und scheute sich nie, zu improvisieren und neue Wege auszuprobieren, wenn seine Ermittlungen in Sackgassen geführt hatten. Sein dahin gehendes Geschick hatte große Triumphe gefeiert und mehrere Male sogar nationale Aufmerksamkeit geweckt.

Gierig sog er nach getaner Arbeit das Lob ein. Das Alter hatte seine Eitelkeit ganz und gar nicht vertrieben. Im Gegenteil: Sie hatte mit der Zeit sogar noch zugenommen.

Als Kriminalkommissar war er also einfallsreich und in vielerlei Hinsicht modern. Privat gehörte er dagegen eher zu den Anhängern von Traditionen. Er fühlte sich in konservativen Routinen am sichersten. Deshalb verbrachte er auch seit mehr als zwanzig Jahren seinen Sommerurlaub in Allinge auf Bornholm. Und so gut wie jedes Mal läutete er den Urlaub mit einem Tag in Stad ein, um notwendige Dinge zu erledigen.

Er musterte seine Liste, auf der bereits der erste Punkt abgehakt war: Ablieferung eines Teils der Wintergarderobe bei der chemischen Reinigung.

Aber bis er sich durch die Liste durchgekämpft haben würde, war noch einiges zu tun.

Er musste zur Post, zur Bank (unter anderem, um dänisches Geld einzuwechseln) und zu seiner Leib- und Magenzeitung Bladet (die Zeitungen sollten wie üblich für ihn gesammelt werden, damit er sie nach seiner Rückkehr abholen konnte).

Und dann waren da all diese Kleinigkeiten, die bei ihm zu Hause erledigt werden mussten. Er wollte alles erledigt haben, damit er auch wirklich abschalten konnte, wenn er dann losfuhr.

Er würde das Mittagessen ausfallen lassen und sich mit einer Banane begnügen. Weil er deutliches Übergewicht mit sich herumtrug, quälte er sich ab und zu mit psychisch niederschmetternden Diäten. Aber die Ferien ließ er sich niemals durch dieses Elend trüben. Auf der Märcheninsel in der Ostsee nahm er sich die Freiheit, nach Herzenslust zu essen und zu trinken. Wenn man Urlaub hat, dann auch richtig.

Mit der Aussicht auf die bevorstehenden Gaumenfreuden – er liebte die dänische Küche – konnte er sich heute problemlos zurückhalten. Auf jeden Fall war es gut für den Charakter, sich selbst zu beweisen, dass man sich beherrschen konnte, auch wenn sich die Gelegenheit zum Sündigen bot. Natürlich ging er das Risiko ein, Kopfweh zu bekommen, aber den Hieb musste er schlimmstenfalls eben ertragen.

Das Wetter war schön, und er hoffte auf ein wenig kleidsame Farbe für seinen allzu blassen Körper. Ansonsten kokettierte er nicht besonders mit seinem Aussehen, seine Eitelkeiten lagen auf einem anderen Feld, beispielsweise bei Komplimenten für gut ausgeführte Arbeit. Allerdings war eine bleiche, fette irdische Hülle ja nicht gerade etwas, womit man prahlen konnte oder was man gern unnötigerweise zur Schau trug.

Gegen Nachmittag war er wieder in seiner Junggesellenhöhle in der Bergsgatan zurück, in der er schon jahrzehntelang wohnte. Die Wohnung war so langsam auf dem Weg zum Verfall gewesen, doch im letzten Winter hatte er einige notwendige Verbesserungen durchführen lassen. Einem der Zimmer hatte er ein wohlverdientes Gesichtslifting gewährt, und sämtliche Fenster hatten neue Rahmen bekommen. Die alten waren kurz davor gewesen, völlig zu verrotten, als er sie endlich austauschen ließ.

Es wäre noch mehr erforderlich gewesen, um es wirklich so zu haben, wie er wollte, aber den Rest des Projekts hatte Wall lieber in die Zukunft verschoben. Ihm fehlte jedes praktische Geschick, er war auf fremde Hilfe angewiesen. Aber im Augenblick ertrug er es einfach nicht, Handwerker um sich zu haben. Es war eine Plage gewesen, diese ehrenwerten Arbeiter in seinem eigenen Heim herumspringen zu haben, deshalb würde es sicher noch eine Weile dauern, bis er sich wieder bei Kräften sah, um den nächsten Schwung an Tischlern, Maurern, Elektrikern und Malern in seinen vier Wänden zu empfangen.

Umständlich und gewissenhaft füllte er seine beiden Reisetaschen. Die eine barg in erster Linie Bücher. Während seiner Aufenthalte in Allinge las er im Schnitt fast ein Buch am Tag. Jetzt verstaute er ein Dutzend Titel – eine muntere Mischung aus Fachliteratur und Belletristik –, die den Bedarf für die kommenden vierzehn Tage wohl decken würden.

Er inspizierte Kühlschrank und Vorratskammer. Nachdem er das wenige, was für ein kärgliches Frühstück am nächsten Morgen erforderlich war, zur Seite gestellt hatte, blieben noch eine frisch geöffnete Packung fettarmer Milch, sechs Eier, ein halber Laib Schwarzbrot, acht Scheiben Knäckebrot, eine fast ausgequetschte Tube Kalles Kaviar, zwei Tomaten und eine Frikadelle.

Wall beschloss, die Reste zu seinen Freunden Gun und Jan Carlsson rüberzubringen. Es war ja nicht nötig, dass während seiner Abwesenheit alles verdarb.

Zwei Flaschen Bier (die konnten bei seiner Rückkehr von Nutzen sein), eine gut zur Hälfte geleerte Dose Kaffee und einen Karton mit Haferflocken ließ er allerdings stehen. Er schaute auf die Uhr. Wahrscheinlich war Gun bereits zu Hause. Sie hatte eine Teilzeitstelle in einer Zahnklinik und war normalerweise um diese Uhrzeit fertig mit ihrer Arbeit. Er packte die Essenssachen in eine Plastiktüte und ging dann wieder hinaus in den strahlenden Junitag. Auf dem Weg kam ihm der Gedanke, Jan zu überreden, mit ihm in die Kneipe zu kommen, aber er beschloss, den leicht zu überredenden Kollegen nicht in Versuchung zu führen. Allerdings war meistens nur eine Andeutung nötig, damit Jan die Gelegenheit wahrnahm, einen Abend von seiner fürsorglichen und wohlmeinenden Ehefrau freizunehmen. Wall rief sich zur Ordnung. Es war unfair, den so kurz gehaltenen Freund unnötigerweise zu locken, und außerdem wollte er selbst lieber frisch und munter sein, wenn er sich am nächsten Morgen hinters Steuer setzte. Pils würde er auf Bornholm noch reichlich bekommen. Er trank gern Bier, hatte aber – nach unaufhörlichen Zurechtweisungen des moralisierenden Distriktspolizeileiters Helge Boström – seinen Konsum um einiges reduziert. Aber im Urlaub war das ja wohl etwas anderes. Er dachte gar nicht daran, sich von dem weltberühmten, kräftigen dänischen Bier fern zu halten, nur weil es dem Nörgler Boström so passte.

Als er das arkadische Viertel in Gamleby erreichte, sah er schon von weitem, dass Gun Carlsson mit den Weinranken beschäftigt war, die an beiden Seiten der Haustür hochwuchsen.

Als sie ihn entdeckte, schien ihr Mienenspiel gleichzeitig Freude und Beunruhigung auszudrücken.

Sie mochte Sten Wall schrecklich gern, fürchtete aber, dass er ihren Mann mit in eine Kneipe schleppen würde, was inzwischen gleichbedeutend mit einer Katastrophe war. Sobald Jan auch nur eine Spur zu viel trank, benahm er sich am folgenden Tag wie ein verirrtes Zebra, das von einer Herde hungriger Löwinnen umkreist wird.

Er wollte einfach nur verschwinden und jammerte ununterbrochen. Dann folgten pathetische Reden darüber, dass er nie wieder in seinem Leben auch nur einen einzigen Tropfen Alkohol anrühren würde – falls er diese enorme Prüfung überhaupt überleben sollte (was er, hingegeben an Reue und Kater, oft als vollkommen unmöglich ansah). Selbstverständlich war Jan eigentlich klar, dass Gun ihm nur dieses Leiden ersparen wollte.

Menschenkenner, der er war, begriff Sten Wall sofort, dass Gun Gefahr witterte und das Schlimmste fürchtete.

Er betrachtete sie voller Zuneigung. Ihre ausdrucksvollen Augen hatten einen warmen, schönen Glanz, aber ihr Gesicht war eigentlich nichts sagend. Das kurz geschnittene Haar erschien auf irgendeine Weise leblos, selbst wenn es frisch gewaschen war. Für seinen Geschmack war sie außerdem viel zu mager und eckig. Aber was machte das alles, wenn sie ein so wunderbarer und warmherziger Kamerad war?

»Hallo, Gun. Ich fahre ja morgen in Urlaub und bin heute Abend beschäftigt, deshalb wollte ich das hier jetzt schon vorbeibringen«, sagte er und reichte ihr die Plastiktüte. »Lasst es euch schmecken.«

Sie warf ihm ein großzügiges Lächeln zu und steckte dann die Nase in die Tüte, um den Inhalt zu kontrollieren.

»Wie lieb von dir, Sten. Aber vieles davon würde sich doch in der Tiefkühltruhe halten. Das Schwarzbrot ...«

Er schnitt ihre Worte mit einer Handbewegung ab.

»Quatsch. Wenn es euch schmeckt, dann ist das nur gut so. Und sonst kannst du es einfach wegschmeißen.«

»Na gut. Dann vielen Dank. Jan ist noch nicht gekommen. Und es wird wohl auch noch eine Weile dauern, bis er fertig ist mit seiner Arbeit. Er vertritt nämlich einen richtigen Workaholic. Kann ja sein, dass du ihn kennst?«

»Wer kann das denn sein?«

»Nein, ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, wann er auftaucht.« Offenbar war sie sich immer noch nicht ganz sicher, wie der Abend wohl verlaufen würde. Wall beschloss, ihr auch die letzten Zweifel zu nehmen.

»Ich würde ihn ja schrecklich gern heute Abend treffen, aber ich habe keine Zeit. Muss noch packen und alles für die Reise morgen fertig machen«, log er.

Gun Carlsson besaß ein beeindruckendes schauspielerisches Talent. Es gelang ihr voll und ganz, die Erleichterung zu verbergen, die sie zweifellos verspürte.

»Wie schade. Jan hatte gehofft, mit dir ein paar Abschiedsbiere bei Sture Hansson zu trinken. Das hat er heute Morgen noch gesagt«, heuchelte sie.

Für den Bruchteil einer Sekunde spielte Wall mit dem Gedanken, etwas in dem Stil zu sagen, wie: »Na, wenn das so ist, dann muss ich wohl meine Pläne ändern und mich ihm eine Weile widmen.«

Aber das wäre doch zu boshaft gewesen.

»Leider«, sagte er und schüttelte seinen runden Kopf. »Das müssen wir auf ein andermal verschieben.«

Der Kommissar ließ sich noch zu einer Tasse Kaffee auf der Terrasse überreden und verabschiedete sich dann.

»Mach dir keine Sorgen wegen der Blumen«, rief sie ihm hinterher. »Ich kümmere mich um sie.«

Er antwortete darauf nur mit einem zustimmenden Winken. Das Ehepaar Carlsson besaß einen Schlüssel für seine Wohnung, damit sie sich um sie kümmern konnten, wenn er für längere Zeit fort war. Nach einem »Überfall« an einem Luciamorgen, als sich ein Lichterzug vollkommen unerwartet in seine enge Wohnung gezwängt hatte, hatte Wall lange überlegt, ob er seinen Schlüssel nicht wieder zurückfordern sollte.

Aber schließlich hatte er die Sache doch auf sich beruhen lassen. Inzwischen konnte er die Ereignisse mit humorvoller Distanz betrachten. Aber damals war es äußerst peinlich gewesen, schlaftrunken unter der Bettdecke zu liegen und zu erleben, wie der reizende Zug pflichtschuldigst sein Morgenprogramm in einem Zimmer absolvierte, das gerade einem regelrechten Gasüberfall ausgesetzt worden war. Wie der Zufall es wollte, hatte er nämlich am Abend zuvor gewaltige Mengen Erbsensuppe vertilgt.

Nun, das war Schnee von gestern, und er hatte seinen Freunden einen heiligen Eid abgerungen, ihn niemals wieder derartigen Prüfungen auszusetzen.

Wall war ein leidenschaftlicher Flaneur. Er beschloss, das einladende Wetter für einen stärkenden Spaziergang zu nutzen.

Anderthalb Stunden später war er daheim, wo er sich mit einer armseligen Tasse Kaffee begnügte (Gun hatte ihm noch einen gewaltigen Kopenhagener eingetrichtert).

Nach einer weiteren Kontrolle seines Reisegepäcks machte er es sich für eine Weile vor dem Fernseher gemütlich. Er hatte vor, früher als gewohnt zu Bett zu gehen. Er brauchte den Schlaf, obwohl er ja erst um acht Uhr losfahren musste, und dann auch nur eine recht kurze Strecke nach Süden, bis nach Ystad. Danach ging es mit der Fähre weiter, nach Rönne und anschließend nach Allinge.

Und in einen hoffentlich erquickenden Urlaub.

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