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Das Fort, Tara, Northwind
Chaos-Marken
14. Mai 3058
Major Kurt Blakadar, kommandierender Offizier des 2. Bataillons der Fusiliers, der Black Adders, betrat Lorens Büro als erster. Er war hoch aufgeschossen und trug das hellbraune Haar in einem Bürstenschnitt, der half, sein wahres Alter zu verbergen. Außerhalb des Mechcockpits trug er eine Lesebrille, so auch jetzt zu der von Loren einberufenen Offiziersbesprechung.
Blakadar ignorierte Kapitän Colin Lovat, der am hinteren Ende des kleinen Konferenztisches saß. Colins kurz zuvor erfolgte Beförderung zum Nachrichtenoffizier war in den Augen der älteren Stabsoffiziere eine ebenso unerwünschte Veränderung wie die des ChefTechs.
Loren versuchte, es zu übergehen und sich auf die an stehende Aufgabe zu konzentrieren. Mitch und Colin waren beide gute Offiziere. Sie ließen sich nicht auf Intrigen und Ränkespiele ein. Sie beherrschten ihr Metier. Wenn Blakadar und Craig wirklich etwas an den Fusiliers lag, warum blieben sie dann auf eingefahrenen Gleisen und handhabten alles so wie gehabt?
Er setzte sich an seinen üblichen Platz, als Major Cullen Craig ins Zimmer trat. Cullen war viel kleiner und breitschultriger als die beiden anderen Majore. Der Kommandeur des 3. Bataillons strahlte eine fast greifbare Arroganz aus. Er sah Blakadar offen in die Augen und lächelte dünn, wie über einen Witz, den nur sie beide kannten. Loren wusste, dass diese kleine Szene für ihn arrangiert war, aber was ihn betraf, mochten die beiden ruhig noch ein paar Sekunden glauben, die Oberhand zu haben. Sie würden sehr schnell herausfinden, dass unter seinem Befehl kein Platz für machtpolitische Spielchen war. Es wurde Zeit, sie an Rang und Position, Ehre und Pflicht zu erinnern.
»Ich gehe davon aus, dass Sie beide meine Reorganisations- und Gefechtspläne durchgesehen haben.«
Kurt Blakadar sah zuerst zu Mitch Fraser, dann zu Loren, dann zuckte sein Kopf zu Major Craig herum, auf dessen Gesicht derselbe entgeisterte Ausdruck stand.
»Major, ich gehe davon aus, dass Sie unseren ChefTech entlassen, bevor wir mit der Besprechung beginnen?«
Loren schüttelte den Kopf. »Nein, Major. Kapitän Fraser wird dieser Besprechung beiwohnen.«
»Sir«, unterbrach Craig. »Mitglieder des technischen Stabs haben noch nie an unseren Stabsbesprechungen teilgenommen. Ich weiß, Sie arbeiten sich noch ein, das konnten Sie nicht wissen.«
»Tatsächlich bin ich mir dessen absolut bewusst«, stellte Loren gleichmütig fest. »Ich habe mich entschlossen, Kapitän Fraser zu dieser Besprechung hinzu zu ziehen, weil sie in enger Beziehung zu den Leistungen seiner Leute steht.« Die beiden Majore warfen sich einen schnellen Blick zu, sagten aber nichts.
»Also dann, wie sieht es mit dem BattleMech-Umverteilungsplan aus? Gibt es irgendwelche Punkte, die wir diskutieren sollten, bevor wir die Startvorbereitungsphase einleiten?« Loren und sein ChefTech hatten bis in die frühen Morgenstunden an der Umverteilung gearbeitet. Der Plan stammte von Loren, aber Mitch war derjenige, der ihn auf dem Papier und in der Wirklichkeit umsetzen musste.
Wieder ergriff Craig das Wort und rückte dabei seine Brille zurecht. »Bei allem Respekt, Major Jaffray, aber Blacky und ich finden es nicht ratsam, gerade jetzt neue Mechs zuzuteilen. Manche unserer Leute werden keine Zeit haben, sich mit ihren neuen Maschinen vertraut zu machen. Wir würden vorschlagen, statt dessen ein paar der zusätzlichen Feldwartungseinheiten aus den Landungsschiffen zu nehmen und den gewonnenen Laderaum mit zusätzlicher Munition zu füllen. Damit würden wir Oberst Stirlings Vorgaben gemäß Ihres Berichts ebenfalls erfüllen, und würden uns das ganze Hin und Her mit der Ausrüstung sparen.«
Eine lange Pause folgte. Loren stand auf und wanderte durch das Zimmer, umkreiste den Tisch wie ein Raubvogel auf der Suche nach Beute. »Kapitän Fraser, Sie haben die vorgeschlagenen Zuteilungen durchgesehen. Stellen die notwendigen Arbeiten den technischen Stab vor irgendwelche Schwierigkeiten?«
Mitch Fraser stützte sich auf die Ellbogen, die Hände über den zurückweichenden Haaransatz gelegt, und studierte den vor ihm liegenden Bericht. Der Ausdruck war mit zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen versehen. »Ich empfehle eine Reihe von Veränderungen. Insbesondere den Einsatz von sprungfähigen Mechs. Den taktischen Infodaten zufolge, die Sie mir über die Clans geliefert haben, scheinen sie sprungfähige Mechs nicht sonderlich zu mögen. Wenn wir ein paar zusätzliche Maschinen dieser Art aufstellen, könnte uns das helfen.«
Er reichte Loren den Bericht, der ihn durchsah und die Daten in aller Ruhe überdachte. »Ausgezeichnete Analyse, Mitch. Sie werden feststellen, dass Oberst Stirling und ich das bereits berücksichtigt haben. In den meisten dieser Fälle werden wir sprungfähige Mechs einsetzen, deren Waffen nicht munitions-, sondern energiegestützt arbeiten, oder die eine geringere Tonnage haben.«
Loren wusste, welches Risiko sie eingingen, wenn sie ihre Mechs nicht austauschten. Wayside V war eine Welt ohne Zugang zu Munitionsnachschub. Hinzu kam, dass die Parder traditionell kaum sprungfähige Mechs besaßen. Wir brauchen die Springer für die taktischen Gefechte, und die Mechs mit Energiewaffen, um gegen die Parder durchzuhalten.
»Lassen wir unseren Nachrichtendienstoffizier Ihre Empfehlungen auch durchsehen.« Loren reichte den Bogen an Kapitän Lovat, der die Liste mit seinem Material verglich.
Cullen Craig schnaubte wütend. »Major Jaffray, ich habe den Eindruck, Sie sind sich über die Bedeutung meines Einwandes nicht im Klaren. Schon die Durchführung dieser Mechumverteilung wird unsere Möglichkeiten über Gebühr belasten.«
Loren schnitt ihm mit strenger und härterer Stimme als zuvor das Wort ab. »Im Gegenteil, Cullen, ich verstehe diese Implikationen sehr genau. Es mag ein Schock für dich sein, aber ich habe in meiner Laufbahn schon früher Operationen dieser Größenordnung koordiniert. Du wirst einfach das Training der betroffenen Leute bis zu unserem Abflug intensivieren müssen.« Lorens vertrauliche Anrede Craigs war überlegt. Soll Blakadar ruhig denken, dass Craig und ich uns näher stehen als er ahnt. Vielleicht beschäftigt ihn das.
»Fast ein Viertel meiner Truppen ist nach Abschluss unserer letzten Übung auf Urlaub. Ich habe viel zu wenig Leute für diese Umverteilung«, warf Blakadar in dem Versuch ein, sein Ziel auf andere Manier zu erreichen.
Loren war unbeeindruckt. »Dann würde ich vorschlagen, Sie lassen die Urlaubsscheine stornieren und die Leute sofort zurückrufen.«
»Major, die Unterschriften unter diesem Kontrakt sind noch nicht einmal trocken«, sagte Craig. »Vielleicht sollten wir etwas warten, ein paar Alternativen ausarbeiten und dann die Einzelheiten festlegen. Wir haben noch Zeit, bis wir abfliegen.«
Lorens Miene blieb unbewegt. »Ich habe meine Befehle, und Sie haben die Ihren. Sie werden die Mechs wie angeordnet auswechseln. Wenn das ein Zurückrufen Ihrer Leute erforderlich macht, schlage ich vor, Sie fangen damit an, sobald diese Besprechung endet.«
»Vielleicht sollten wir diese Angelegenheit mit dem Oberst besprechen, Major Jaffray«, schlug Cullen Craig vor. Die Implikation war klar. Craig deutete an, dass Loren Oberst Stirling entweder Informationen vorenthalten hatte oder ohne deren Autorisation agierte. Auf jeden Fall war es eine Herausforderung, die Loren sich nicht gefallen lassen konnte.
»Nein, Major Craig. Ich befolge hier die Anweisungen der Obersten. Und unter uns, ich finde, in dieser Einheit hat es schon genug Verstöße gegen die Rangordnung gegeben. Die BattleMechzuteilung fällt voll und ganz in die Zuständigkeit des Stellvertretenden Regimentführers. Oberst Stirling hat mir befohlen, das Regiment auf den Einsatz vorzubereiten, und genau das tue ich hier.« Loren konnte die Überraschung Craigs und Blakadars über sein Wissen darum, dass sie hinter seinem Rücken bei Stirling vorgesprochen hatten, an ihren Gesichtern ablesen.
Aber Craig ließ nicht locker. »Wenn der Oberst einige der ...«
»Es reicht!« bellte Loren und schlug mit solcher Wucht die Faust auf den schweren Eichentisch, dass dieser trotz seines Gewichts erzitterte. »Ich sage das jetzt einmal, und nur dieses eine Mal, deshalb werde ich versuchen, mich so klar wie möglich auszudrücken. Ich bin der stellvertretende Kommandeur dieses Regiments. Wir drei haben denselben Dienstgrad, aber in Operations- und Verwaltungsangelegenheiten erhalten Sie Ihre Befehle von mir. Meine Befehle kommen direkt von Oberst Stirling, und es ist unsere Pflicht, sie nach bestem Können auszuführen. Wenn ich Ihnen einen Befehl erteile, und Sie weigern sich, ihn auszuführen, habe ich keine andere Wahl, als Sie festnehmen zu lassen und vor ein Kriegsgericht zu stellen. Ist das deutlich genug, meine Herren?«
Kurt Blakadar rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. »Major Jaffray ...«
Loren unterbrach ihn. »Ist das deutlich, Major Blakadar? Major Craig?« Er war nicht gewillt, eine weitere Diskussion zuzulassen.
»Sir, ich bitte um die Erlaubnis, frei sprechen zu dürfen«, forderte Blakadar trotzig.
Loren sah ihm direkt in die Augen und verschränkte die Arme. »Abgelehnt.«
»Major Jaffray, Ihre Veränderungen kommen zu schnell«, warf Craig hastig ein. »Unter MacFranklin lief alles reibungslos.«
Loren beugte sich halb über den Tisch und blickte auf Craig hinab. »Gestatten Sie mir ein offenes Wort, Major. MacFranklin ist tot. Ich bin der neue stellvertretende Regimentschef. Sie folgen meinem Vorbild. Ich werde mich nicht Ihnen anpassen, keinem von Ihnen beiden. Ich wurde aus gutem Grund in diese Position berufen. Sie sind es, die sich anzupassen haben.«
Craig murmelte, kaum hörbar für die anderen im Zimmer: »Wir sind hier nicht in der Konföderation Capella ...«
»Sie haben völlig recht«, erwiderte Loren. »Und Sie sind auch nicht mehr bei den alten Fusiliers. Jetzt habe ich den Befehl übernommen. Und das ist das letzte Mal, dass ich irgendwelche Anspielungen auf meine Vergangenheit hinnehme. Denken Sie daran ...« Loren öffnete die Schutzklappe seines Holsters und legte die Sunbeam-Laserpistole vor sich auf den Tisch. Die beiden hatten lange genug hinter seinem Rücken Gift versprüht und alles getan, um seine Integration in das Regiment zu behindern. Ihre wichtigste Waffe bei den Anstrengungen, ihn zum Außenseiter zu stempeln, war Lorens Vergangenheit bei den Todeskommandos.
Er wusste, welche Vorstellung Außenstehende von den Todeskommandos hatten. Sie galten als skrupellose Fanatiker, ausgebildet, auf Kommando zu töten. Es wurde Zeit, diesen Ruf einmal zu seinem Vorteil auszunutzen. Sie sollen sehen, dass ich zu allem bereit bin. Sie sollen verstehen, dass ich weder nachgeben noch aufgeben werde. Ich will ihren Respekt, aber für diese Mission reicht mir ihre Angst.
Er sah sich im Besprechungsraum um und stellte fest, dass Fraser die Augen doppelt so groß aufgerissen hatte wie sonst, und Kapitän Lovat unruhig auf seinem Stuhl herumrutschte. Blakadars Mund stand vor Entsetzen auf, und Craigs Augen zuckten nervös zu seiner eigenen Waffe. »Wenn das hier eine Todeskommando-Einheit wäre, käme Ihr Verhalten versuchter Meuterei gleich. Ich hätte die Autorität, Sie entweder unter Arrest zu stellen oder als Gefahr für die Sicherheit der Einheit und den Kanzler auf der Stelle zu eliminieren.« Loren steckte die Waffe wieder ein. »Ich schäme mich nicht für das, was ich getan habe, bevor ich ein Highlander wurde. Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen. Aber ich erwarte sehr wohl Respekt.«
Jetzt, da er ihre Aufmerksamkeit besaß, wollte er endlich zum Hauptpunkt der Besprechung kommen. »Also, Gentlemen, ich gehe davon aus, dass Sie sich mit Fall Granit vertraut gemacht haben.« Fall Granit war der Name, den er seinem Plan für den Angriff auf Wayside V gegeben hatte. Ein schnelles Nicken aller Anwesenden antwortete ihm. Es war Kapitän Lovat, der die Spannung brach.
»Angesichts der Parder-Kampftaktiken, Sir, frage ich mich, ob wir nicht direkt über ihrem Stützpunkt abspringen und so schnell wie möglich zuschlagen sollten. Die Eroberung der Basis ist entscheidend für unsere längerfristigen Erfolgschancen. Die Parder haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, effektive Strategien zu entwickeln, wenn sie die Zeit dazu bekommen. Wenn wir auf der anderen Seite von Wayside V landen, wie es Ihr Plan vorsieht, gibt ihnen das die Chance, Jagd auf uns zu machen und uns in die Defensive zu drängen.«
»Was meinen Sie dazu, Mister Craig?«
»Der NO hat nicht unrecht. Die Parder sind für ihre Offensivfähigkeiten bekannt, nicht für ihre Verteidigungsfähigkeiten. Ihr Plan gibt ihnen die Zeit und genug Vorwarnung, um einen Angriff vorzubereiten. Und wenn ich Ihre Absichten richtig einschätze, werden wir eine Latrinenladung Nachschub mitschleppen müssen. So, wie Sie das geplant haben, müssen wir die Clanner ins Freie locken, länger durchhalten als sie, und dann ihren Stützpunkt einnehmen.«
Loren nickte. »Genau das ist der Plan, und exakt deshalb bestehe ich auf der Mechumverteilung, die wir vorhin diskutiert haben. Die neuen Mechs werden ohne den ganzen Granaten- und Raketennachschub auskommen. Ich zähle darauf, dass die Clanner unsere Ausgangsposition nicht kennen werden, weil wir auf der ihrem Stützpunkt gegenüberliegenden Seite des Planeten landen. Und wenn sie gegen uns marschieren, werden wir bestimmen können, wann und wo es zum Kampf kommt. Das ist der Schlüssel zum Fall Granit. Wir müssen zu jeder Zeit die vollständige Kontrolle über jeden Aspekt der Mission behalten. Die Parder sollen Energie darauf verschwenden, uns zu verfolgen. Sie sollen mit dem Versuch Zeit verbringen, uns in die Enge zu treiben. Ich will sie von ihrem Nachschublager weglocken. Sie können uns nicht einfach ignorieren, sondern müssen auf uns Jagd machen. Und wenn sie das erst tun, werden wir ihnen bei jeder Gelegenheit zusetzen.«
»Gegenschläge?« fragte Major Blakadar.
»Ja. Wir lassen sie in dem Glauben, sie wären im Vorteil, und dann machen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung, wohin sie sich auch drehen. Und je frustrierter sie werden, desto wahrscheinlicher machen sie Fehler. Sehen Sie sich die Berichte über die Operation auf Luthien an, die uns Ruth Homer mitgebracht hat. Wenn die Nebelparder unter aufgezwungenen Bedingungen kämpfen, stürzen sie sich blindlings nach vorne. Das ist unser Vorteil.«
Loren schloss seinen Aktenkoffer und sah ihnen direkt ins Gesicht. »Hören Sie. Es ist mir gleichgültig, was Sie persönlich von mir halten. Denken Sie daran, was die Parder mit Edo auf Turtle Bay getan haben. Sie haben die Stadt vernichtet, haben sie wegen einiger harmloser Unruhen unter der Bevölkerung von der Oberfläche des Planeten gewischt. Die Wölfe mögen verschlagen sein und die Jadefalken skrupellos, aber die Nebelparder sind schlimmer. Sie sind bösartig. Sie sind hartnäckig. Und sie schrecken vor nichts zurück.«