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Landungsschiff Claymore, am Nadirsprungpunkt, s‘Gravenhage

Draconis-Kombinat

2. Juni 3058

Das Innere der Claymore erschien seinen Insassen bereits eng und beklemmend, als das Sprungschiff mit der Fusiliers-Einsatzgruppe den Sprungpunkt von s‘Gravenhage an der äußersten Grenze des Draconis-Kombinats erreichte. Ihre drei Landungsschiffe der Overlord-Klasse, jedes beladen mit einem kompletten Bataillon BattleMechs und Wartungscrew, waren in den letzten Wochen stetig vorangekommen. Dank einer Kommandostrecke aus quer durch das Draconis-Kombinat postierten Sprungschiffen hatten die Fusiliers in dieser Zeit die Hunderte von Lichtjahren vom Northwind bis an den äußersten Rand der Inneren Sphäre zurückgelegt. Während Landungsschiffe nur für den Flug innerhalb eines Sonnensystems ausgerüstet waren, gestatteten die Sprungschiffe der Menschheit, die gewaltigen Entfernungen zwischen den Sternen zu überbrücken. In den letzten Tagen hatte die Claymore am Spindelrumpf einiger dieser überlichtschnellen Raumschiffe angedockt.

Eine solche Kommandostrecke war alles andere als alltäglich. Außer den Fürsten der Großen Häuser der Inneren Sphäre besaß fast niemand genug interstellare Raumschiffe, um sie für eine derartige Aufgabe abzustellen. Aber der Einsatz einer Kommandostrecke ermöglichte es, die sieben bis zehn Tage Wartezeit einzusparen, die ein Sprungschiff nach jeder Transition durch den Hyperraum benötigte, um seine Triebwerke wieder aufzuladen. An jedem Sprungpunkt konnten die Landungsschiffe der Fusiliers sich von ihrem Träger lösen und an ein anderes Schiff andocken, das für die nächste Etappe ihrer langen Reise bereitstand.

Der Flug vom Northwind zum Nadirsprungpunkt seiner Sonne hatte zwölf kostbare Tage in Anspruch genommen. Aber Loren hatte diese Zeit genutzt, um die verschiedenen Einsatzpläne durchzugehen, in den mitgeführten mobilen Simulatoren zu trainieren und die Karte von Wayside V zu studieren, bis sie ihm so vertraut war wie die Heimatwelt der Northwind Highlanders.

s‘Gravenhage lag fast 500 Lichtjahre von Northwind entfernt, aber selbst auf der anderen Seite der Milchstraße hätte Loren sich nicht seiner neuen Heimat ferner fühlen können. Wer konnte sagen, wie lange es dauern würde, bis irgendeiner von ihnen wieder die steilen, schweigenden Gipfel der Rockspire Mountains sah oder durch die alten Gassen Taras schlenderte?

In der engen Mannschaftsmesse erinnerte sich Loren an den Prunk und die Feierlichkeiten ihrer Abreise - die prächtige Parade mit Tänzerinnen und dem Heulen der Dudelsäcke. Und die zahllosen Partys, die den Soldaten halfen, die unvermeidliche Anspannung beim Aufbruch zu einer neuen Mission abzubauen. Wie gut diese Operation auch verlief, tief im Innern wussten sie alle, dass manche Fusiliers nicht wieder zurückkehren würden.

Loren hatte sich etwas aus dem Trubel zurückgezogen und seine Gedanken bei der Mission gehalten. Er konnte die eine Tatsache nicht vergessen, die jeden Kommandeur umtrieb: Kein Plan überlebt den Feindkontakt. Er blickte auf dem Sichtschirm der Claymore ins Weltall und fragte sich, was ihnen bevorstand.

Das System von s‘Gravenhage am äußersten Ausläufer des Draconis-Kombinats war nicht nur ein Aufladestop für die Fusiliers. Hier trafen sie sich auch mit ihrem VFB, Major Eiden Parkensen, und einer Kompanie draconischer Soldaten. Sho-sa Parkensen, korrigierte Loren sich. Das Verbindungsbüro für Berufssoldaten war die Abteilung des draconischen Militärapparats mit Zuständigkeit für die Koordination zwischen Söldnereinheiten und den regulären VSDK. Außerdem stellte es sicher, dass Söldnereinheiten ihren Kontrakt erfüllten. Der VFB-Mann konnte Empfehlungen aussprechen und am Entscheidungsprozess teilnehmen, aber Loren wusste, dass Cat Stirling niemals einem Anderen die endgültige Autorität über ihr Regiment abtreten würde. Sie waren auf einer schwierigen Mission, und den Fusiliers war weitgehende Unabhängigkeit zugestanden worden. Noch nie hatte eine Einheit der Inneren Sphäre versucht, was von ihnen verlangt wurde - eine Clan-Welt jenseits der Grenzen des von Menschen besiedelten Weltraums anzugreifen und zu erobern.

Ihre Kenntnisse über den VFB waren begrenzt. Zu Beginn seiner Laufbahn hatte Parkensen bei verschiedenen Einheiten gedient, die in die Verteidigung gegen die Clan-Invasion verwickelt waren. Er war zu Beginn der Invasion, als die wahre Natur der Invasoren noch unbekannt gewesen war, mit dem 4. Pesht-Regiment auf Tarnby gewesen. Seine Einheit war in der Schlacht in der Tauchergrotte fast komplett aufgerieben worden. Er hatte zu der Handvoll Überlebender gehört, die noch evakuiert werden konnten.

Er war zu medizinischer Behandlung nach Luthien gebracht worden, und ein Jahr später, beim gescheiterten Angriff der Nebelparder und Novakatzen auf die draconische Zentralwelt noch immer dort gewesen. Obwohl noch nicht vollständig genesen, hatte Parkensen sich freiwillig zum Kampf gemeldet, aber sein zusammengeflickter Grand Dragon war bereits nach wenigen Minuten von den Novakatzen überwältigt und auseinandergenommen worden. Von Theodore Kurita persönlich ausgezeichnet und befördert, hatte Eiden Parkensen einen neuen Posten beim 4. Alshain-Regiment auf Rubigen an getreten, nur Wochen vor einem Angriff der Geisterbären. Irgendwie hatte die Vorsehung Parkensen noch einmal verschont, und er war mit einigen der letzten Verwundeten, denen es gelang, das System zu verlassen, ins All geflüchtet.

Seitdem hatte er in verschiedenen kleineren Garnisonen entlang der Clangrenze Dienst geschoben, ohne in weitere Gefechte verwickelt zu werden. Angesichts dieser Laufbahn fiel es Loren schwer, zu sagen, ob er es mit einem unfähigen MechKrieger zu tun hatte, der sich durch pures Glück über Wasser hielt, oder mit einem ausgezeichneten MechKrieger, der ein bemerkenswertes Talent hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Möglicherweise lag die Wahrheit irgendwo dazwischen. Zumindest hoffte Loren das.

Die Ankunft Oberst Stirlings riss Loren aus seinen Gedanken. Ihr Overall trug die schwarzen Abzeichen ihres Rangs und ihrer Position als Regimentsführerin von Stirling‘s Fusiliers. Die Majore Craig und Blakadar folgten ihr. Die kleine Messe des Schiffs enthielt wenig mehr als einen Tisch und zwei Sitzbänke mit jeweils zehn Plätzen. Sie war eng und unbequem. Zudem lag sie knapp über dem Fusionstriebwerk der Claymore, dessen sanftes Pulsieren einen konstanten Hintergrund lieferte. Heute Abend aber trug die Fiberkarbontischplatte eine Decke, spezielles Porzellangeschirr für die beinahe schwerelosen Bedingungen an Bord des Schiffes - und Silberbesteck. Wenig genug, aber mehr war nicht drin. »Skipper Spillman hat mir mitgeteilt, dass die Fähre unseres Gastes gerade jetzt andocken müsste.«

»Und der Ladestatus seines Sprungschiffs?«

»Mit Lithium-Fusionsbatterien ausgerüstet, so wie unseres. Sie scheinen aufgeladen genug zu sein, um in ein paar Minuten mit uns zusammen zu springen.« Von nun an würden die beiden Schiffe gemeinsam reisen.

»Theodore Kurita spart bei dieser Mission keine Ausgaben.«

Stirling nickte. »Ohne Zweifel nimmt der Koordinator diese Sache ernst. Unser VFB hat eine Menge mitgemacht. Er muss ziemlich gut sein, um dieser Mission zugeteilt zu werden.«

Loren nickte und überprüfte seinen Overall. Seine Gedanken betreffs Sho-sa Parkensen behielt er für sich. Die Zeit würde zeigen, inwieweit seine Besorgnis begründet war. »Ich habe eine Ehrenwache abgestellt, um ihn hierher zu bringen, Ma‘am.«

»Gut. Was steht auf dem Menü?«

»Hacksteak, Kartoffeln und Mais«, erwiderte Loren.

Stirling verzog das Gesicht. »Nächstes Mal müssen wir daran denken, mehr Lebensmittel mitzunehmen. Und auf jeden Fall etwas Besseres als das Zeug.«

Loren lachte. »Ich wollte eine größere Auswahl einlagern, aber Mitch Fraser hat jede freie Ecke an Bord mit Werkzeug und Ersatzteilen vollgepackt. Erst heute hat sich der Smutje über hundert Liter Kühlflüssigkeit in seiner Gefrierkammer beschwert.«

»Der Schraubendreherjockey tobt durch die Gänge wie ein Säufer in einer Brauerei«, meinte Major Blakadar und fuhr sich durch das dunkle Haar. »Fraser hat einen der alten J27-Munitransporter in eine Art Bastard-Wartungsfahrzeug umgebaut. Er hat dieses Monstrum völlig auseinandergenommen, und die Einzelteile sind über den ganzen Frachtraum verstreut.« Er gluckste. »Ich habe ihm gesagt, wenn er sein Spielzeug nicht wieder zusammengebaut hat, bevor wir ankommen, fahr ich auf meinem Mech damit Skateboard zum Abwurfschott.«

Stirling stimmte in das Gelächter ein. »Ja, kreativ ist er, das muss man Mitch lassen.« Ein Klopfen am Schott veranlasste sie und Loren, aufzustehen und sich umzudrehen. »Na dann, es wird Zeit, unseren Partner bei diesem Unternehmen kennenzulernen.« Sie deutete zum Schott, und Loren öffnete es.

Auf dem Gang schwebte ein Mann mittlerer Größe im braunen Overall der Vereinigten Soldaten des Draconis-Kombinats. Sho-sa Parkensens Haar war schwarzglänzend, seine Züge klassisch orientalisch, sein Gesichtsausdruck eine höfliche Maske. Er betrat die enge Kabine und neigte leicht das Haupt. »Ich begrüße Sie, Offiziere von Stirling‘s Fusiliers der Northwind Highlanders. Ich bin Sho-sa Eiden Parkensen, Ihr VFB. Ich heiße Sie im Draconis-Kombinat willkommen und überbringe Ihnen die herzlichen Erfolgswünsche des Koordinators persönlich.« Er verbeugte sich vor Oberst Stirling.

Oberst Stirling erwiderte seine Verbeugung. »Hajime mashite, Sho-sa Parkensen-san«, antwortete sie in geübtem, aber mühsamem Japanisch. »Ich bin Oberst Andrea Stirling, und das sind meine Offiziere.« Sie stellte die Anwesenden nacheinander vor, und sie tauschten Verbeugungen aus, auch wenn Loren den Eindruck hatte, dass sich außer Parkensen niemand ganz wohl dabei fühlte.

Parkensen ließ sich auf einem der Sitzplätze nieder, während die beiden Offiziere, die ihn hergebracht hatten, das Schott der Messe hinter sich schlossen. Der Sho-sa sagte zwei lange Minuten kein Wort, in denen er seinen abgegriffenen Lederkoffer öffnete und mehrere Ausdrucke hervorholte. Dann sah er zu den Highlander-Offizieren auf und legte die Hände auf den Tisch. »Ich gehe recht in der Annahme, dass wir in einer Stunde springen?«

»So ist es«, erwiderte Oberst Stirling gleichmütig. Parkensens Rang entsprach dem Lorens, und er erkannte, dass sie den Ton für ihre Beziehung zu dem Verbindungsoffizier etablierte, als handele es sich um einen seltsam rituellen Paarungstanz. »Unser nächster Hüpfer trägt uns hinaus in die Peripherie.«

»In der Tat. Dessen bin ich mir äußerst bewusst, Oberst. Ich habe die letzten Geheimdienstberichte und Sprungpunktdaten über Clan-Operationen im Einsatzgebiet mitgebracht. Wir haben die Piratenpunktberechnungen für unsere Ankunft bestätigt, verfügen aber über keine neuen Erkenntnisse über das Waysidesystem selbst. Der empfohlene Piratensprungpunkt ist sehr nah am fünften Planeten, so dass die Anflugzeit auf zwei Tage schrumpft.«

Sprungpunkte waren jene Koordinaten innerhalb eines Sonnensystems, an denen ein interstellares Raumschiff nach einem Nullzeit-Sprung durch den Hyperraum von einem bis zu dreißig Lichtjahre entfernten Ausgangspunkt aus ungefährdet materialisieren konnte. Die beiden - in den meisten Fällen angesprungenen Punkte eines Systems waren der Zenith- und Nadirsprungpunkt über und unter der Ekliptik des Systems und den Polen der Sonne. Sie waren in aller Regel Tage, wenn nicht Wochen von dessen bewohnten Welten entfernt. Bei Piratensprungpunkten war das anders. Sie erlaubten Sprungschiffen, einem Planeten sehr viel näher und mit weit geringerem Risiko einer Entdeckung durch dessen Verteidiger aus dem Hyperraum zu kommen. Allerdings konnte schon der kleinste Fehler bei ihrer Berechnung zu einem potenziell katastrophalen Fehlsprung führen.

»Major Jaffray, vielleicht möchten Sie unserem Verbündeten zeigen, was wir vorbereitet haben?« forderte der Oberst Loren auf.

Er platzierte ein kleines, kreisrundes Gerät von sechs Zentimeter Dicke auf dem Tisch. Es war schwarz und etwa tellergroß, mit mehreren sichtbaren Kontrollen. Als Nächstes zog er eine Fernbedienung aus der Tasche, richtete sie auf den Hologrammprojektor und schaltete ihn ein. Über dem Projektionsgerät leuchtete ein Lichtpunkt auf und wuchs zu einer Darstellung von Wayside V, der sich langsam zwischen den versammelten Offizieren drehte. Es handelte sich nicht um eine Vektorgrafik, sondern wirkte wie ein fast einen Meter durchmessender Globus.

Parkensen betrachtete die Weltkugel und blickte dann auf seine Notizen. »Ich stelle fest, dass Sie den planetografischen Merkmalen Namen gegeben haben.« Sein trockener Tonfall machte es schwer, sicher einzuschätzen, was er davon hielt, aber Loren konnte es sich denken.

Wayside besaß drei Wasserflächen, die er als Seen bezeichnet hatte. Loren hatte ihnen Namen gegeben, die seine Leute sich leicht merken konnten, indem er die Nachnamen ehemaliger Highlander-Obersten dafür ausgeliehen hatte. Genauso war er mit den drei ehemaligen Kontinenten verfahren. Die große, C-förmige Landmasse auf der Südhalbkugel hatte er Kurita Prime getauft. In der Mitte des ›C‹, auf dem ehemaligen Meeresboden, lag die vorgesehene Landezone der Fusiliers.

Der größte Kontinent, New Scotland, befand sich zum größten Teil auf der Nordhalbkugel und war von Gebirgen und versteinerten Wäldern bedeckt. Seine Form erinnerte an eine Hand mit vier verwachsenen Fingern, die nach der knapp westlich davon liegenden McCormacksee griffen. Östlich von New Scotland lag die Kearnysee. An deren Südküste, auf dem Land, das einstmals kilometertief unter den lange verdampften Ozeanen von Wayside V gelegen hatte, befand sich der Nebelparderstützpunkt. Ein kurzes Stück südwestlich davon war die Luft/Raumlandebahn, die sich zum Zeitpunkt der letzten Erkundung noch im Bau befunden hatte.

Unterhalb der Kearnysee in der südlichen Hemisphäre lag der Kontinent, den Loren New Northwind getauft hatte. Er sah aus wie ein missgebildeter Seestern mit sieben ungleichen, nach allen Seiten ausgestreckten Armen. Einer dieser Arme erstreckte sich in Richtung New Scotland, und zwischen den beiden Kontinenten verlief ein schmaler Korridor, der in Erinnerung an die berüchtigte Schlacht aus der Geschichte des terranischen Schottland Bannockburn-Isthmus hieß. Der Isthmus war ein steiles, zerklüftetes Tal mit jäh aus der Luftleere der Kontinente hinab auf das felsige Gelände abfallenden Klippen. Südlich davon, zwischen New Northwind und Kurita Prime lagen die Überreste eines einstmals gewaltigen Ozeans, von dem nur noch eine seichte See übrig geblieben war. Auf der Highlander-Karte trug sie den Namen Marionsee, in Erinnerung an den Highlander-Oberst, der MacLeods Regiment Jahrzehnte zuvor kommandiert hatte.

»Oberst Stirling war der Ansicht, dass es unseren Leuten leichter fallen würde, Geländemerkmale zu erkennen, wenn wir ihnen Namen geben.«

»Sie nehmen ja wohl nicht an, dass diese Namen gültig bleiben, nachdem wir den Pardern diese Welt abgenommen haben?«

»Nicht, wenn Sie das nicht wollen«, erwiderte Stirling kühl.

Parkensen ignorierte ihren Kommentar. »Ich habe den vorläufigen Bericht durchgesehen, den Sie mir übermittelt haben, und durchschaue Ihren vorgeschlagenen Plan, aber die Entfernung, die wir von unserer LZ zum Angriffspunkt zurücklegen müssen, ist beträchtlich.«

»Das stimmt«, gab Stirling zu. »Aber wenn sich herausstellen sollte, dass wir es mit einem stärkeren Gegner als einem einzelnen Garnisonsklasse-Sternhaufen zu tun haben, verschafft uns diese Entfernung die Zeit, die wir brauchen, um seinen Angriff abzufangen. Während des Abwurfs werden unsere Schiffe mehrere Satelliten mit aktiven und passiven Ortungsgeräten aussetzen. Die aktive Ortung wird uns ein besseres Bild dessen liefern, womit wir es zu tun haben, aber falls die Clan-Garnison inzwischen durch Luft/Raumelemente verstärkt wurde, müssen wir davon ausgehen, dass diese Satelliten als erstes zerstört werden. Trotzdem sollten die Jungs und Mädels unseres Nachrichtendienstes schon Minuten nach der Landung fähig sein, uns ein akkurates Bild der Lage zu zeichnen. Außerdem werden wir einen Batchall durchführen, in der Hoffnung, dass sie uns ihre Verteidigung offenlegen.«

Parkensen schüttelte den Kopf. »Sie scheinen unsere Daten falsch interpretiert zu haben. Die Parder reagieren nicht mehr auf unsere Batchalls. Sie glauben, uns geht die notwendige Ehre ab und wir korrumpieren ihre Traditionen zu unserem Vorteil.« Das Batchall war das Clan-Ritual der Kampfansage.

Loren konnte verstehen, warum die Clanner so dachten. Auf der Kombinatswelt Wolcott hatten die Nebelparder den Kampf um den Planeten durch einen Hinterhalt verloren, der auf falschen Informationen basierte, die ihnen die draconischen Verteidiger beim Batchall gegeben hatten. »Die Clans werden vielleicht nicht antworten, aber Ihre eigenen Daten zeigen, dass sie Krieger, die eine Herausforderung aussprechen, weit mehr respektieren als Angreifer, die dies nicht tun. Letztere sind für sie nicht mehr als wertlose Banditen.«

Er hielt den rotierenden Hologlobus an und drückte eine andere Taste. Die Landezone im Zentrum der riesigen Lagune Kurita Prime leuchtete grellrot auf.

»Unser primärer Angriffsplan sieht vor, dass wir uns am Nordufer der Marionsee entlangbewegen«, stellte Oberst Stirling fest. Ein roter Pfeil bewegte sich entlang der vorgesehenen Marschroute. »Das ist der schwierige Teil, weil das alte Meeresbett, über das wir uns bewegen müssen, von Felsen und Sandlöchern übersät ist. Und lassen Sie sich von der Landenge hier drüben nicht täuschen. Sie sieht auf der Karte ziemlich breit aus - etwa vierzig, fünfzig Kilometer -, aber der einzige Durchgang, den wir tatsächlich benutzen können, ist ein Korridor von kaum drei Kilometern Breite - zwischen steilen Felsformationen. Der Rest des Isthmus ist praktisch undurchquerbar. Wir könnten da drinnen schnell in die Enge geraten, aber genau hier hoffe ich, die Parder zum ersten Mal zu stellen. Wir schlagen hart auf sie ein, dann umgehen wir sie, ziehen nach New Northwind hinauf, überqueren die Halbinsel, die den Isthmus formt, und steigen wieder hinab auf den alten Meeresboden, um sie von hinten und von der Seite anzugreifen. Danach stoßen wir weiter in Richtung ihres Stützpunkts vor und belagern ihn.«

Parkensen betrachtete die Karte und schüttelte den Kopf. »Sie wollen Ihr Regiment auf die Kontinentaloberfläche bewegen? Den Daten zufolge, die ich gesehen habe, ist die Luft dort oben so dünn, dass sie nicht mehr atembar ist. Und es ist bitterkalt. Ihre Fahrzeuge und Infanterie würden da oben keine fünf Minuten durchhalten.«

»Ihre Einschätzung ist durchaus korrekt, Sho-sa«, gab Stirling zu. »Ich zähle darauf, dass unsere Fahrzeuge den Isthmus halten, während wir die Halbinsel mit unseren BattleMechs überqueren. Anschließend teilen wir unsere Kräfte, um gleichzeitig den Flughafen und die Parderbasis anzugreifen.«

Loren löschte den Globus und ersetzte ihn mit einem Bild des Nebelparderstützpunktes. Die Basis lag auf dem Boden eines massiven Beckens, das sich zur Kearnysee hin öffnete, die der Installation auf einer Seite Schutz bot. Auf den drei anderen Seiten erhoben sich steile, schwer zu überwindende Berghänge. Die Position war so hervorragend zu verteidigen, dass Loren die Karte nicht betrachten konnte, ohne wütend zu werden. Jeder Angreifer, der hoffte, diese Anlage überrennen zu können, war gezwungen, sich nahezu schutzlos den Gegenangriffen der in sicherer Deckung wartenden Verteidiger auszusetzen. Glücklicherweise sah sein Plan anders aus.

»Unser Angriffsplan gegen die Basis ist zweiteilig. Die Parder haben sich mehr oder weniger ein Loch gegraben, indem sie ihren Stützpunkt unmittelbar ans Seeufer gelegt haben. Trotz der offensichtlichen Vorteile hat diese Lage einen schwachen Punkt. Die natürlichen Mauern beschützen sie zwar, aber für jedwede Aktivität außerhalb des Beckens macht es sie praktisch blind.«

»Ihr Plan steckt voller Risiken«, erwiderte Parkensen.

»Stimmt, Sho-sa. Das ist das Wesen unseres verdammten Gewerbes«, stellte Stirling fest.

BattleTech Legenden 34

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