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DAS TODESURTEIL

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Nachdem sein Besucher gegangen war, setzte sich der Bankier Bastian Homberger auf die Designercouch. Nachdenklich sah er vor sich hin.

Er traute Niklas Kramer nicht.

Der Mann war gefährlich! Außerdem wusste dieser mittlerweile besorgniserregend viel – viel zu viel – seiner Meinung nach.

Seiner eigenen Sicherheit zuliebe würde er sich wohl früher als geplant von Kramer trennen müssen, obwohl ihm Niklas bislang gute Dienste geleistet hatte. Aber dafür wurde er ja schließlich auch gut bezahlt.

Da er durch den Mordauftrag von Samantha wusste, war es notwendig ihn schnellstens spurlos verschwinden zu lassen, bevor er zu neugierig wurde. Auch wenn viel Zeit vergangen war, sollte besser niemand etwas über das damalige Geschehen erfahren.

Seine weiße Weste musste schon deshalb sauber bleiben, damit er sich keinen Ärger mit Komarow, respektive dem Syndikat, einhandelte. Obwohl er dieser Dummheit vor fünfzehn Jahren wahrscheinlich viel zu viel Gewicht beimaß, konnte Vorsicht nicht schaden.

Allerdings war die Sache von damals nicht der Grund für Samanthas Tod gewesen. Gestorben war sie, weil sie ihn erkannt hatte und seine wahre Identität hätte publik machen können, etwas, das auf keinen Fall geschehen durfte.

Seine ehemaligen Komplizen in den Vereinigten Staaten hielten ihn für tot und das musste auch unbedingt so bleiben. Er hatte sie betrogen. Sollten sie jemals dahinterkommen, dass er noch am Leben war, würden sie nicht früher Ruhe geben, bis sie ihn in seine Einzelteile zerlegt hatten.

Kalte Schauer liefen ihm bei diesem Gedanken über den Rücken. Nur mühsam schüttelte er sein Unbehagen ab und konzentrierte sich wieder auf Samantha, seinen vorletzten Auftrag für Niklas Kramer, wovon dieser natürlich nichts wusste.

Ach ja, die schöne, unschuldige Samantha!

Nein, ihren Tod bedauerte er keineswegs; den hatte sie sich selber zuzuschreiben. Sie wusste von seiner neuen Identität also musste sie verschwinden. Tatsächlich hatte sie ihn auf dem Parkplatz kalt erwischt. Hätte sie ihn nicht angesprochen, wäre nichts passiert.

Kein Mord. Keine Ermittlungen. Keine Sorgen.

Ja, sie hatte ihm einen heillosen Schrecken eingejagt, daran gab es nichts zu beschönigen. Dabei hatte er überhaupt nicht mehr an sie gedacht, hatte sie aus seinem Leben gestrichen, so wie er alles aus seinem Leben strich, was ihn störte und nicht mehr zu ändern war. Eine vor fünfzehn Jahren aus einer Laune heraus begangene Dummheit, wen sollte das heute noch interessieren?

Ihn jedenfalls nicht.

Was ihn ärgerte, waren die unnötigen Schwierigkeiten danach. Zumal der Mord nicht absprachegemäß, sondern schlampig ausgeführt worden war. Etwas, das er für den Tod nicht ausstehen konnte.

Jetzt war es wieder einmal an ihm, diese Schlamperei und die daraus entstehenden Konsequenzen aus der Welt zu schaffen.

Verdammter Mist!

Da streift er mühelos seine alte Identität ab, schlüpft in eine neue und wiegt sich in Sicherheit. Und da taucht dieses dämliche Weibsbild auf und funkt ihm dazwischen.

Erkennt ihn, überschüttet ihn mit völlig überzogenen, maßlosen Vorwürfen und bildet sich auch noch ernsthaft ein, ungestraft davonzukommen.

Dabei hatte sie sich gerade in diesem Moment um Kopf und Kragen geredet ohne dass sie es wusste.

Gut, dass sie tot ist, dachte er gefühllos.

Und doch ging ihm eines nicht aus dem Kopf. Was hatte sie damit gemeint: Er wüsste nicht alles, sie könnte ihn vielleicht überraschen?

Es hatte sich so sicher, so überzeugt angehört, dass es ihn verunsicherte und er sich fragte, was sie wohl gemeint haben könnte.

Hatte er etwas übersehen?

Unsinn! Wahrscheinlich steckte nichts dahinter. Sie hatte geblufft. Es war vorbei. Sie weilte nicht mehr unter den Lebenden und er hatte seine Ruhe. Es gab Wichtigeres für ihn zu tun, als etwas auf das dumme Gerede einer gekränkten Frau zu geben.

Viel wichtiger war, dass kein Mensch jemals etwas über seine Zeit in Amerika erfuhr. Das galt es unter allen Umständen zu verhindern.

Auch mit Mord!

Die Tote auf der Bank

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