Читать книгу Die Tote auf der Bank - Bärbel Junker - Страница 7
DER ANRUF
ОглавлениеKommissar Benno Schuster hatte gehofft, noch am selben Tag mit Hilfe seines Computers etwas über die Tote auf der Bank herauszufinden. Aber nach Stunden vergeblichen Suchens musste er kapitulieren. Er fand nichts. Die Tote war polizeilich nicht erfasst.
„Dann lassen Sie ihr Foto in den Medien veröffentlichen“, entschied sein Vorgesetzter.
Jetzt, nur einen Tag später, saß Benno Schuster an seinem Schreibtisch und legte übers ganze Gesicht strahlend den Telefonhörer auf. Er stand auf und eilte beschwingt aus dem Zimmer. Er klopfte an die gegenüberliegende Bürotür seines Chefs und trat ein.
„Ich hatte gerade einen interessanten Anruf, Chef. Eine Frau namens Katharina Berger behauptet, das im Hamburger Abendblatt abgebildete Foto zeige ihre Schwester.“
„Ist das sicher?“
„Ich denke schon. Sie klang jedenfalls glaubwürdig. Sie hat sich für dreizehn Uhr angesagt.“
„Das ist eine gute Nachricht. Vielleicht bringt uns das ja in diesem Fall endlich ein Stück weiter“, erwiderte der Hauptkommissar erfreut.
„Gibt es schon was Neues, Chef?“
„Ich habe mir gerade den Tatortbericht und den Untersuchungsbefund von Dr. Roth angesehen. Zum Tatortbericht ist zu sagen, dass die Tote einen Hund gehabt haben muss, denn an ihrer Kleidung wurden Hundehaare gefunden. Vermutlich gehört die gefundene Hundeleine also ihr.
Außerdem wurden an ihren Kleidungsstücken Erde, Kletten und Tannennadeln festgestellt“, fuhr Heckert fort. „Das deutet darauf hin, dass sie den Wald betreten hat. Vielleicht ist sie ja ihrem Hund hinterhergelaufen oder sie wurde dazu gezwungen.
Seltsam finde ich jedoch die Rückstände eines Holzschutzmittels, welches man ebenfalls an ihrer Kleidung entdeckte. Ich kann mir einfach nicht erklären wie es dahingekommen sein könnte.“
„Das ist wirklich seltsam. Wer mit so etwas hantiert, der zieht doch bestimmt Arbeitskleidung an“, erwiderte Kommissar Schuster verwundert.
„Das meine ich auch. Aber wie dem auch sei, gehen wir schnell noch den Bericht des Doktors durch, bevor Ihre Besucherin hier auftaucht“, entschied Heckert.
„Er schreibt, dass ihre Hände und Arme Schrammen und kleinere Schnitte aufweisen, die von Gebüsch und Zweigen stammen, was für die Theorie ihres Betretens des Waldes spricht“, fuhr er fort.
„Und außerdem steht in dem Bericht, dass es ein willkürlich herbeigeführter Genickbruch war, der die Frau brutal vierundzwanzig Stunden vor ihrem Auffinden tötete. Quetschungen im Nackenbereich bestätigen das. Die gefundenen Fingerabdrücke waren verwischt. Verwertbare gibt es nicht, da der Täter wohl Handschuhe trug.
Da wir den Tatort in dem Wald vermuten, vor dem sie auf der Bank gesessen hat, kommen wir nicht umhin, diesen nach Spuren abzusuchen. Ich habe bereits alles dafür Notwendige in die Wege geleitet.“
„Das hört sich nicht besonders vielversprechend an“, meinte Benno Schuster enttäuscht. „Ich hatte mir mehr von der Obduktion erhofft, Chef.“
„Na ja, etwas Positives ist schon dabei herausgekommen. Immerhin wurden unter den Fingernägeln der Toten Hautpartikel gefunden, die nicht von ihr stammen.“
„Na, das ist doch schon mal was“, freute sich Benno. „Eine DNA-Analyse wird uns dabei helfen den Täter zu überführen.“
„Das schon, doch bis dahin ist noch so manches zu klären. Ich frage mich zum Beispiel, weshalb der Täter sein Opfer nicht einfach im Wald liegen ließ“, erwiderte Heckert.
Kommissar Schuster sah nachdenklich vor sich hin. „Vielleicht sollte sie möglichst bald gefunden werden“, überlegte er laut.
„An diesem entlegenen Ort? Hätte diese Frau Krause dort nicht ausgerechnet an diesem Tag Holunderbeeren pflücken wollen, hätte die Getötete unter Umständen noch ziemlich lange dort auf der Bank sitzen können. Aber wie auch immer, irgendwann finden wir es sicherlich heraus.“
Kommissar Schuster schaute auf seine Armbanduhr.
„Gleich dreizehn Uhr. Die Anruferin müsste jeden Augenblick hier sein. Ich geh mal schnell nach unten und nehm sie dort in Empfang“, bot Benno an.
„Bitte, bringen Sie die Besucherin zuerst hierher. Ich möchte kurz mit ihr sprechen, bevor sie ihre Schwester identifiziert, falls es denn wirklich ihre Angehörige ist“, bat Heckert.
„Wollen Sie, dass ich dabei bin, Chef?“
„Ja. Vielleicht fällt Ihnen während des Gesprächs irgendetwas auf, das ich übersehen habe.“
Kommissar Schuster nickte und machte sich auf den Weg.