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ITALIENISCHE TRAGÖDIE

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Kommissar Markus Jansen starrte schreckensbleich auf die beiden Toten, die mit durchschnittener Kehle im Wohnzimmer in einer Blutlache auf dem Boden lagen. Vor Entsetzen wie gelähmt, vermochte er sich nicht zu rühren.

„Was ist los, Markus?“, fragte Kriminalhauptkommissar Felix Heckert, Jansens Chef und Freund verwundert über das seltsame Gebaren seines sonst so gelassen agierenden Mitarbeiters.

Der Angesprochene reagierte nicht, ließ durch nichts erkennen, dass er die Frage überhaupt vernommen hatte.

Heckert runzelte die Stirn.

„Du stehst da wie Lots Frau, zur Salzsäule erstarrt. Das ist doch nicht dein erster Tatort und wird sicherlich auch nicht dein letzter sein, so schockierend der Anblick der bemitleidenswerten Opfer auch jedes Mal ist.“

Markus riss sich mühsam von dem grausigen Anblick los. Mit hängenden Schultern, gebeugt wie ein alter Mann, drehte er sich zu seinem Chef um.

„Ich kenne die beiden“, sagte er leise. „Meine Familie war eng mit ihnen befreundet. Mein Sohn Kevin hat seine Tante Antonella und seinen Onkel Francesco von ganzem Herzen geliebt. Ich begreife nicht, wie jemand diesen liebenswerten Menschen etwas so Grauenhaftes antun konnte.

Sie wurden gefoltert, Felix!

Warum? Was wollten die Täter von ihnen?

Sie besaßen nichts, nichts, was Anlass für eine solche Tat gewesen sein könnte. Sie waren weder reich, noch besaßen sie kostspielige Wertgegenstände. Warum also mussten sie diese entsetzlichen Torturen erdulden, bevor man sie dann kaltblütig ermordete?

Mein Gott, wie soll ich das bloß ihrem Sohn Lorenzo beibringen. Und dann auch noch durchs Telefon.

Er wohnt mit seiner Frau am Gardasee, betreibt dort ein kleines Hotel“, murmelte Markus bedrückt. Er drehte sich zur Seite und wischte verstohlen einige Tränen aus den Augenwinkeln, die er nicht zu unterdrücken vermochte.

„Entschuldige bitte, Markus. Ich hatte ja keine Ahnung. Es tut mir leid“, erwiderte Felix Heckert bestürzt.

„Kannst du mich bei der Aufklärung dieses brutalen Verbrechens trotzdem unterstützen oder bist du gefühlsmäßig zu stark involviert? Ich würde es dir nicht übelnehmen, wenn du dich lieber mit einem anderen Fall befassen möchtest.“

„Nein, Felix, wir ermitteln in diesem Fall wie immer gemeinsam. Es war der Schock, das Unerwartete, das mich einen Moment lang aus der Bahn geworfen hat.

Antonella Bianchi und ihren Ehemann Francesco misshandelt und tot so plötzlich und unerwartet vor mir am Boden liegen zu sehen, hat mich zwar zutiefst erschüttert, jedoch wird das keinerlei Auswirkung auf meine Arbeit haben“, erwiderte Markus Jansen, der sein inneres Gleichgewicht wiedergefunden hatte.

„Also gut, Markus. Dann lass uns mit den Ermittlungen beginnen“, seufzte sein Vorgesetzter.

Nachdem die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig war und die beiden Toten in die Gerichtsmedizin abtransportiert waren, sahen sich Felix Heckert und Markus Jansen eingehend in der Dreizimmerwohnung um.

In dem ehemals gemütlichen Wohnzimmer hatten die Täter das Oberste zuunterst gekehrt. Die flaschengrünen Polstersitze waren aufgeschlitzt, sämtliche Schubladen der wandbreiten Schrankwand herausgerissen und ausgeleert. Selbst die Topfpflanzen hatte man umgestülpt, die Bilder abgenommen, vermutlich, weil die Täter dahinter einen Safe vermuteten.

„Was, zum Teufel, haben die hier nur gesucht?“, fragte Markus Jansen kopfschüttelnd.

„Vielleicht Geld? Schmuck? Kostbarkeiten?“, erwiderte Heckert. „Allerdings vermittelt mir die Wohnung – soweit man das bei diesem Vandalismus noch beurteilen kann – nicht den Eindruck besonders begüterter Bewohner“, fuhr er fort. „Meiner Meinung nach lebten hier ganz normale, ordentliche Bürger wie es sie millionenfach in Deutschland gibt.“

„So ist es, Felix“, erwiderte Markus bedrückt.

Sie verließen den Raum.

Als nächstes nahmen sich die beiden Beamten das Schlafzimmer vor, das nicht besser aussah, als das Wohnzimmer, vielmehr war es vom Zustand her ein Duplikat dessen. Aufgeschlitzte Kissen und Matratzen, auf dem Boden liegende Schubladen, alles wie gehabt.

Küche und Bad boten ein ähnliches Bild.

Frustriert wandten sich die beiden Kriminalbeamten dem letzten Zimmer zu, das dem Wohnzimmer gegenüberlag. Ohne viel Hoffnung auf wichtige Erkenntnisse für ihre Ermittlungen öffnete Felix Heckert die Tür.

„Na, so was!“, stieß er überrascht hervor und blieb so abrupt in der Türöffnung stehen, dass Markus auf ihn auflief.

„Was sagst du dazu, Markus? Wusstest du von der Sammelleidenschaft deiner Bekannten?“

„Diesen Raum habe ich nie betreten“, erwiderte dieser. „Ich wusste zwar, dass sich Francesco für afrikanische Kultgegenstände interessierte, jedoch nichts von seiner Sammelleidenschaft. Woher hat er bloß das ganze Zeug? Noch dazu in dem Zimmer, das seine Tochter Chiara vor ihrem viel zu frühen Tod bewohnte“, sagte Markus kopfschüttelnd.

„Vielleicht wollten sie sich damit von dem schweren Verlust ablenken“, meinte Heckert.

„Woran starb denn die Kleine?“

„Chiara war kein Kind mehr, sondern eine außerordentlich schöne, junge Frau als sie starb“, stellte Markus richtig.

„Sie war gerademal sechsundzwanzig als man sie ermordete. Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.

Und jetzt die Eltern!

Nur noch Lorenzo ist übrig. Wie soll der arme Kerl das nur verkraften!“

„Was meinst du, könnte zwischen den drei Morden ein Zusammenhang bestehen?“, fragte Heckert nachdenklich.

„Nein, Felix, das kann ich mir nicht vorstellen. Was für eine Verknüpfung sollte das denn deiner Meinung nach sein?“

Heckert zuckte mit den Schultern. „War nur so eine Idee“, murmelte er.

„Nun sieh dir nur diesen ganzen Kram an“, brachte Markus seinen Freund an den Schauplatz der Ereignisse zurück, bevor sich dieser an seiner Überlegung festbiss, was leicht passieren konnte wie ihn die Erfahrung gelehrt hatte.

Kopfschüttelnd nahmen die beiden Kriminalbeamten das Sammelsurium in Augenschein, welches an den Wänden hing, auf mit Schnitzereien verzierten Tischen, in Schränken und zimmerhohen Regalen stand.

Da waren Bilder und Masken, Steinfiguren und solche aus Holz, Grabstatuetten und Ahnenfiguren, verzierte Stühle und Hocker, Fetische und Reliquiare, Symbole der Fruchtbarkeit und Ritualobjekte, Batiken und Schnitzereien, eine zwei Meter hohe Nimba-Maske neben kunstvollen Töpferarbeiten, Terrakotten und exotischer Schmuck, Dolche und Schwerter, Pfeile, mannshohe Schilde und vieles andere mehr.

Doch am Auffälligsten war im Gegensatz zu den übrigen Räumlichkeiten, dass keiner der Gegenstände mutwillig zerstört oder beschädigt worden war. Zwar herrschte eine gewisse Unordnung, doch diese resultierte eher daraus, dass die Täter auch hier etwas gesucht hatten, was immer das auch war. Ansonsten waren die Gegenstände in diesem Raum anscheinend mit Respekt behandelt worden.

Aber warum hatte man ausgerechnet die afrikanischen Gegenstände verschont? War daraus die Herkunft der Täter abzuleiten?

„Nein, das wäre wohl zu einfach“, murmelte der Hauptkommissar.

„Was meinst du?“, wollte Markus wissen. „Ich hab dich nicht richtig verstanden.“

„Mach dir nichts draus. Ich hab nur laut gedacht“, winkte Heckert ab. „Komm, lass uns hier verschwinden. Im Moment kommen wir hier nicht weiter. Vielleicht bringen uns ja die Ergebnisse der Gerichtsmedizin auf eine Spur.“

„Ein verzwickter Fall, Felix. Im Moment sieht es nicht besonders gut für uns aus.“

„Das wird schon noch, Markus. Irgendwas ergibt sich immer. Wir stehen ja erst am Anfang“, erwiderte Heckert zuversichtlich.

Tödliches Geheimnis

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