Читать книгу Auf den Spuren von Elfen und Trollen in Island. Sagen und Überlieferungen. Mit Reisetipps zu Islands Elfensiedlungen - Brigitte Bjarnason - Страница 9
ОглавлениеGeschenke von Elfen
Elfen bedanken sich oft mit Geschenken für menschliche Hilfe. Auf Island gibt es eine Anzahl von Gegenständen, die aus der Elfenwelt stammen. Am bekanntesten ist der Elfenkelch von Breiðabólsstað aus der Gemeinde Fljótshlíð im Süden Islands. Auf dem Boden des Kelches befindet sich ein dunkler Fleck. Dieser Fleck könnte entstanden sein, weil bei einer Reparatur des Kelches Silber anstatt Gold verwendet wurde. Andere Stimmen behaupten, es sei ein Beweis dafür, dass der Kelch von den Elfen stammt. Geweihtes Wasser aus dem Kelch soll, laut alten Sagen, Augenkrankheiten und andere Beschwerden geheilt haben. Noch heute besteht der Glaube an die Heilkraft dieses Kelches.
Im Winter 1904 traf ein junges Mädchen aus dem Skagafjord, Nordisland, einen Mann aus dem huldufólk, der sie bat, ein aus einer Silberkordel geknotetes Kreuz dem neugeborenen Sohn vom Hof Ánastaðir zu überbringen. Der Junge erhielt den Beinamen „Elfenkind“. Heute hängt das Kreuz eingerahmt in der Kirche von Goðdalir.
1960 erhielt das Heimatmuseum in Skógum an der Südküste Islands drei Gegenstände, von denen erzählt wird, dass sie von einer Frau aus dem huldufólk stammen: Eine Landfrau bestand bei einem abendlichen Gespräch auf ihren Standpunkt, es gäbe keine übernatürlichen Wesen wie das huldufólk. Die Nacht darauf träumte die Frau von einer fremden Frau, die ihr mitteilte, dass sie unrecht mit ihrer Behauptung habe und ihr das beweisen wolle. Als sie am nächsten Morgen in ihre verschlossene Vorratskiste schaute, deren Schlüssel sie nachts unter ihrem Kopfkissen aufbewahrte, fand sie einen ihr unbekannten Kamm. Später entdeckte sie eine Schere in der Kiste und beim dritten Mal eine Schmucknadel. Seitdem zweifelte sie nicht mehr an der Existenz des huldufólkes. Die Tochter der Frau übergab dem Museum die Gegenstände.
Im Heimatmuseum von Egilsstaðir in Ostisland befindet sich ein Messgewand, das zusammen mit einem Kelch und einer Altardecke aus dem Elfenhügel Mælishól bei Hnefilsdal im Jökuldal stammen soll: Die einzige Tochter eines Bauern hatte beim Weben oft das Gefühl, dass ein junger Mann neben ihr stehe und ihr bei der Arbeit helfe. Dem Vater gefiel das nicht. Er wollte sie möglichst weit weg vom Hof verheiraten. Als das Mädchen zwanzig war, heiratete sie dennoch einen Mann aus der näheren Umgebung. In der Nähe ihres Hofes befand sich ein Hügel, von dem erzählt wurde, dass dort Elfen wohnten. Eines Tages war die junge Frau verschwunden. Ihr Baby hatte sie schlafend in der Wiege zurückgelassen. Als der Bauer an dem Hügel vorbeikam, schien es ihm, als ob dort ein Fest gefeiert würde und eine der festlich gekleideten Frauen starke Ähnlichkeit mit seiner Frau hätte. Die anschließende Suche nach seiner Frau blieb jedoch ergebnislos. Fünfzehn Jahre später entdeckten die Gottesdienstbesucher in der Kirche von Hofteig vor der Kirchentür einen Sarg, auf dessen Deckel ein Kelch, eine Altardecke und ein Messgewand lagen. Der Sage nach hat der damalige Bischof die Gegenstände an die Breiðabólsstaðarkirche in Fljótshlíd weitergegeben. Nachdem der Sarg begraben war, hörte man neun Tage lang Trauergesang aus dem Elfenhügel. Es wurde angenommen, dass der huldumann dem Mädchen nach ihrer Heirat gefolgt war, in den Elfenhügel zog und sie später zu sich holte. Als sie starb, übergab er sie wieder der Menschenwelt und starb selber an seiner unendlichen Trauer. Diese Geschichte soll sich im 14. Jahrhundert in Ostisland abgespielt haben.
In der Geschichte „Die Landratsfrau von Burstarfell“ aus Vopnafjörður, Ostisland, wird von einem reich verzierten Tuch erzählt, welches die Landratsfrau vom Hof Burstarfell als Geschenk erhielt, weil sie einer Frau aus dem huldufólk bei der Geburt ihres Kindes beistand. Dieses mit paradiesischen Motiven wie Blumen, Engeln und Schmetterlingen bestickte Tuch könnte Motive aus der Elfenwelt darstellen. Das Nationalmuseum in Reykjavík, wo das Tuch heute aufbewahrt wird, vermutet, dass das Tuch kaum vor dem 18. Jahrhundert hergestellt wurde. Dennoch ist man verwundert über die Wahl der für Island untypischen Motive, da das Tuch selbst aus gewöhnlichem, mit Sauerampfer gefärbtem, isländischen Wolltuch besteht.