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Traumspuren, Oder: Wie wir unseren Träumen näher kommen

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Um mit Träumen umzugehen und mit ihnen zu »arbeiten«, gibt es viele verschiedene Wege. Zunächst muss man sie einmal erinnern. Träume zu erinnern ist keine Gottesgabe oder besonderes Talent, sondern Übungssache und Spiegel dessen, wie ernst man sie nimmt, wie wichtig sie einem sind und wie sehr man sie schätzt. Es gibt allerdings auch Lebenssituationen, in denen Träume sich aufdrängen. Dann wollen sie beachtet und gehört werden.

Aber wie können wir unseren Träumen näher kommen? In diesem Buch finden Sie Wege, die mir am effektivsten scheinen, zu Kreativität und zu sich selbst führen können und dem Träumen dabei auch noch gerecht werden.

Wenn man sich also der Traumwelt zuwendet und das Interesse groß genug ist, muss man sich von etwas verabschieden, das ursprünglich neugierig gemacht hat: nämlich, dass man den wahren Sinn des Traumes erkennen kann. Träume sind kreative, nächtliche Fantasien, auf einem anderen Boden als dem des Wachens gewachsen, nämlich dem des Schlafs, meistens dem des REM-Schlafs. Träume können zu bedeutenden Inhalten, Lebensereignissen, Verhaltensweisen, Zusammenhängen und zum Verstehen führen. Aber von vornherein den Anspruch zu haben, das Rätsel lösen zu können, führt mehr zu einem Wer-hat-Recht und damit einem Schulenstreit als zu innerer Weite oder innerem Wachstum.

Träume machen neugierig. Wir wollen das Rätsel lösen, wollen eine Botschaft erkennen, Führung erhalten, uns entwickeln und vielleicht sogar dem Göttlichen und der Erlösung näher kommen. Doch bei all unserem Wollen dürfen wir nicht vergessen, dass Träume Geburten unserer Köpfe, unseres Geistes, unserer Seele und unseres Körpers sind, auch wenn wir vielleicht daran glauben, dass das sogenannte höhere Selbst durch unsere Träume zu uns spricht, so sind Träume dennoch von uns geträumt.

Welchen Aspekt allerdings ein Traum berührt, kann nur vom Träumer selbst wirklich erfahren werden. Natürlich wollen wir wissen, was es bedeutet, vom Fliegen und Fallen, von Schlangen und Spinnen, von Wasser und Feuer oder anderen beliebten Traumthemen zu träumen. Selbstverständlich wollen wir wissen, warum wir ein und denselben Traum immer wieder träumen oder warum wir ein Traumthema wie in Fortsetzung immer wieder träumen. Diese Träume berühren etwas in uns, sie wollen etwas sagen, sie wollen Aufmerksamkeit! Unsere Träume sagen auch etwas, aber sicherlich nicht das, was man in einem Traumdeutungsbüchlein findet.

Ein Traumthema, das wahrscheinlich jede von uns kennt, ist mir kürzlich wieder in meiner Praxis begegnet: sich in der Öffentlichkeit im Evaskostüm wiederzufinden. Frau F., eine junge Frau, die mich wegen ihrer Schlafstörungen aufgesucht hat, erzählt mir im Lauf ihrer Therapie folgenden Traum:

»In meinem letzten Traum ging es um ein Pferderennen. Das Rennen war in einem eher dunklen, niedrigen, engen, kleinen Zimmer, und es schien mir, dass der Parcours ansteigend über Stufen eine Runde bildete. Die Stufen habe ich noch in guter Erinnerung. Ich absolvierte also meine erste Runde und war nicht unter den Besten, aber auch nicht so schlecht. Dann versuchte ich es mit einem anderen Pferd noch mal. Nach und nach bemerkte ich, dass ich nackt war. In der nächsten Runde war ich noch mehr zurückgefallen. Wieder wechselte ich auf ein anderes Pferd, weil ich auch einmal gewinnen wollte und andere schon mit diesem Pferd gewonnen hatten. Die Nacktheit wurde für mich immer deutlicher, und ich hatte große Schamgefühle, und es war mir sehr unangenehm, aber niemand reichte mir etwas zum Anziehen. Ich konnte es nicht glauben, dass ich wieder nicht gewonnen hatte – ganz im Gegenteil, ich fiel immer weiter zurück, und je öfter ich es versuchte und gewinnen wollte, umso mehr war das Pferd behindert und es schien durch irgendetwas blockiert zu sein. Selbst im Traum konnte ich es nicht fassen, dass ich nicht gewinne, und versuchte es immer weiter. Je aggressiver ich es versuchte, umso blockierter schien das Pferd zu sein und je mehr wurde mir die Nacktheit bewusst und umso unangenehmer und fast unerträglich war es für mich, das Rennen zu bestreiten, aber ich wollte unbedingt gewinnen, und so versuchte ich es weiter und weiter. Irgendetwas schien das Pferd – also mich – zu behindern. Die anderen Teilnehmer schienen aber von meiner Nacktheit keine Notiz zu nehmen – sie nicht einmal zu bemerken. Ich spürte irgendwie, dass dieses schreckliche Gefühl der Nacktheit – es war äußerst unangenehm, ich fühlte mich schrecklich unwohl, nicht vollständig, nicht normal – aber nur von mir ausging und es mit jedem verlorenen Rennen immer größer wurde.«

Sie erzählt weiter:

»Irgendwann bin ich aufgewacht, und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich verstanden, was der Traum mir sagen will. Ich bin es selber, die mir im Wege steht und die sich blockiert und behindert. Ich wechselte ständig auf das beste Pferd, aber in dem Augenblick, in dem ich damit ins Rennen gehe, wird es zu einem lahmen Gaul. Also liegt es nur an mir, und ich habe aber die Möglichkeiten dazu in der Hand, eine Situation zu ändern, wenn sie mir nicht gefällt. So habe ich versucht, die Sache, die mir am meisten am Herzen lag, zu lösen bzw. zu ändern.«

(Dazu ist zu sagen, dass diese junge Frau ein Kurzstudium absolviert. In diesem Studienlehrgang hat sie sich mit einer Kollegin angefreundet, die sie einerseits sehr mag, mit der sie andererseits aber auch konkurriert.)

»Ich habe meiner Studienkollegin eine E-Mail mit jenen Punkten geschrieben, die mich in der letzten Zeit an ihr gestört haben und wo ich mich ungerecht behandelt fühlte und ich mich deshalb immer mehr vor ihr zurückgezogen habe – was die Situation nicht verbessert hat, sondern mir das Zusammentreffen mit ihr immer unerträglicher machte. Da ich aber sehr froh bin sie in der Gruppe zu haben, und sicherlich noch einige Semester mit ihr verbringen werde, war mir sehr an einer Bereinigung bzw. Lösung der Unstimmigkeiten gelegen. Sie hatte ja keine Ahnung, worum es mir geht. Die Antwort dieser Kollegin hat mich immens gefreut, sie hat sich nämlich entschuldigt, wusste, dass sie sich immer wieder mal wie der Elefant im Porzellanladen benimmt.«

Auf die Frage, woran sie dieser Traum erinnere, sagt sie, dass sie immer wieder in Situationen komme, wo sie sich als Schlusslicht fühle. So auch in dem Lehrgang, den sie vor einigen Monaten zusätzlich zu ihrer Arbeit begonnen hätte. Da gibt es eben diese Kollegin, die sie eigentlich sehr mag, von der sie sich aber immer wieder »abgehängt« fühlt. Durch den Traum wäre sie motiviert worden, diese Kollegin zu kontaktieren, um ihr das zu sagen. So etwas hätte sie bisher nie gemacht. Sie hätte sich bisher immer zurückgezogen und den Kontakt vermieden.

Man könnte hier an dieser Stelle noch viel mehr über Frau F. erzählen, z.B., dass sie zwei Schwestern hat, sie als älteste immer den jüngeren gegenüber zurückstecken musste und dass sie dem Vater ähnlich sei und nicht der Mutter… Wenn man mit Träumen zu arbeiten beginnt, kann das sehr weit führen.

Zunächst möchte ich aber bei den Traumbildern bleiben:

Die Klientin fragt mich, warum bin ich immer wieder nackt in meinen Träumen? Die Nacktheit kommt in ihren Träumen seit ihrem Teenageralter vor. Meistens sind sehr viele Menschen in einem Raum – damals im Kinderzimmer –, sie ist als Einzige nackt mitten unter all den Menschen. Wieder scheint dies den anderen nicht aufzufallen, aber ihr ist es im Traum sehr unangenehm. Sie schämt sich. Die Nacktheit wird ihr im Traum nach und nach bewusst, und je mehr sie ihr bewusst wird, umso stärker wird das Schamgefühl. Es wird so unangenehm, dass es fast an Panik grenzt. Sie kann sich nirgends verstecken und keiner reicht ihr etwas zum Anziehen – bis sie schließlich aufwacht.

Selbstverständlich gäbe es jetzt viele Wege, um an den Traum heranzukommen. In diesem Fall aber schlage ich vor, den Traum mal wörtlich zu nehmen: »Sich-eine-Blöße-Geben«. Ich frage, ob das eine Thematik in ihrem Leben sei, die ihr immer wieder mal Sorgen macht. Nach einer längeren Nachdenkphase erzählt F. weiter, dass sie sich jetzt viel mehr Träume merke und dass sie auch begonnen hätte, sich ihre Träume aufzuschreiben. Dass sie das aber gleich nach dem Erwachen tun müsse, denn sonst wäre das Gefühl für den Traum weg. Und in diesem Fall ist das Gefühl Scham.

Würde man das Klischee – Frau auf dem Pferd – als Traumsymbol verstehen, wie es in vielen Traumdeutebüchern steht, wäre dieses Bild als Sextraum zu interpretieren.

Aber um Sex ging es der Klientin hier nicht.

Ich hake nach: »Träume sind Gefühle in Bildern, in bewegten Bildern.

« Sie antwortet: »Ja, das ist ein Traumthema, das mich schon mein ganzes Leben begleitet: Immer wieder habe ich Situationen geträumt, in denen ich nackt war und die anderen bekleidet waren – immer habe ich darauf gewartet, dass mir jemand etwas zum Anziehen reicht. In einem dieser Träume liege ich nackt auf meinem Bett, alle anderen sind angezogen und niemand beachtet mich, aber ich fühle mich anders, ausgeschlossen und eben nackt.«

Wiederum lautet meine Frage, woran sie das erinnere. Sie beginnt von ihren Schwestern zu erzählen, sie hätte immer den Eindruck gehabt, dass sie von der Mutter bevorzugt würden und sie sich immer geschämt habe, weil sie das Gefühl hatte, anders zu sein.

Um sicher zu sein, auf der richtigen Spur zu sein, frage ich noch mal nach, ob sie das Gefühl hätte, dass auch ihre Grenzen verletzt worden seien oder ob es eine sexuelle Erregung gegeben hätte – worüber sie einige Augenblicke nachdenkt und sagt: Nein, es ginge darum, völlig allein gelassen worden zu sein und dass sie sich schäme. Die Mutter hätte zu ihr auch immer gesagt, sie solle sich schämen, sie wäre wie ihr Vater und überhaupt – sie würde nicht benachteiligt werden – sie solle sich schämen, wie sie auf solche Gedanken komme!

Ich biete noch einmal eine direkte Übersetzung der Traumsprache an: Der Traum könnte darstellen, dass sie sich eine Blöße gibt, dass sie bloßgestellt ist. Es könnte sein, dass sie dieses Bild für Scham und Peinlichkeit schon so früh gelernt hat, und so könnte dieses Bild abgewandelt in Situationen wiederkommen, in denen sie sich schämt – für Gefühle schämt, von denen ein anderer sagt, dass sie sie nicht haben dürfe.

Andersherum funktioniert diese Art der Übersetzung nicht, denn ein anderer könnte das Bild von Scham, Versagen oder Demütigung zum Beispiel im Traum als Matura- oder Abiturbild erleben: Man kommt zu spät oder hat nichts geschrieben und die Zeit ist schon abgelaufen. Die individuellen Erfahrungen formen unsere Traumsprache, deshalb kann jeder nur seine eigene Traumsprache verstehen lernen – ausgehend von dem dahinter liegenden Gefühl, das im Traum umspielt wird. Das bedeutet, dass dieser häufig erzählte Matura- oder Abiturtraum für einen anderen nicht Scham, sondern z. B. Angst »verkörpert«. Deshalb hängt die Bedeutung des Traumes vom Träumer ab.

Man könnte dann natürlich noch weiter fantasieren, dass es in unserem Traum auch darum geht, wer die bessere Frau (auf dem Pferd im Wettbewerb) ist – aber dieses Thema beschäftigte uns in einer anderen Therapiestunde. Wenn man sich schämt, muss man sich in sich zurückziehen, und mit der Konsequenz, die sie aus dem Traum gezogen hat, hat sie sich selber ein Stück weit angenommen und den Makel in eine Stärke verwandelt – der Stärke nämlich, mit Offenheit auf die Kollegin zuzugehen, die sie ja eigentlich auch sehr mag. Denn was sie bisher getan hat, sich zurückzuziehen und durch die Angst sich eine Blöße geben zu können, verursacht, dass sie sich eine Blöße gibt und deshalb in Abwehr und Kampf – Wettkampf – wer ist die Bessere? gehen musste.

Übrigens ist bei Menschen mit Schlafstörungen sehr häufig eine Angespanntheit zu finden. Eine Angespanntheit, die die unterschiedlichsten Ursachen haben kann: Angst, Ärger, Wut, Probleme, Bedrohung, Stress … In unserem Beispiel zeigt sich im Traumbild sehr schön die hinter den Schlafproblemen liegende Angst, die Angst, sich eine Blöße zu geben, weil sie anders und dadurch weniger liebenswert sein könnte.

Als kleines Abschlussritual fordere ich die Klientin auf, sich in die Mitte des Raumes zu stellen. Ich reiche ihr Decken – sie freut sich sehr und bedeckt sich mit diesen Decken und sagt, da rieselt’s mir ja richtig den Rücken runter – so bedeckt zu sein fühlt sich wunderbar warm an!

Im Traum nackt zu sein ist ein Traumbild, das häufig erzählt wird. Meiner Ansicht nach sind Träume, wie gesagt, Gefühle in bewegten Bildern. Es wäre aber ein Fehler, aus diesem kleinen Traumarbeitsbeispiel zu folgern, dass es immer um Scham und Peinlichkeit, um ein Bloß-gestellt-Sein geht, wenn Nacktheit vorkommt. Es könnte sein, es könnte aber auch sein, dass es bei Ihnen um andere Themen geht, wie z. B. Sexualität, Grenzen, oder um etwas ganz anderes. Fragen Sie in erster Linie nach dem Traumgefühl. Ist das Gefühl einmal identifiziert, bildet dies die Basis dafür, dass Sie Ihren Traumplot verstehen, zerkauen, verdauen und schließlich annehmen. Aber nicht nur in der Therapie geht es darum, sich immer besser kennen und annehmen zu lernen. Ich denke, wollen wir nicht stagnieren, gilt es sich zu entwickeln, die eigene Identität zu erweitern, und Träume können dabei enorm helfen, egal worum es geht: Kreativität, Spiritualität, Psychotherapie, Persönlichkeitsentwicklung, Sport … – das hängt davon ab, was Ihnen im Augenblick gerade wichtig ist, oder wie der Wiener sagt, was gerade ang’sagt ist.

Ein Traum zeigt ein Bild, einen Gedanken von Ihnen, einen Aspekt von Ihnen. Deshalb ist es auch nicht ganz unproblematisch, nach Traumbildern oder Traummustern zu suchen, die bestimmte Störungsbilder »verkörpern«. Dennoch: viele Gedanken formieren schließlich eine ganz spezifische Problematik.

Zur Illustration ein Traum einer anderen jungen Frau, die wegen eines ganz spezifischen Problems in Psychotherapie gekommen ist – raten Sie, was ihr Problem ist:

»Ich träumte, dass ich ein Klo betreten wollte. Ich war also im Begriff, es zu betreten, die Türklinke schon in der Hand. Ich war dabei, den Ort der absoluten Stille zu betreten, als ich auf der anderen Seite der Tür, also praktisch der Gegenübertürklinke (die von innen), die Hand einer Frau spürte. Ich sah diese Frau: sie war alt, circa 70 oder einfach nur verbraucht, verwahrlost, eine Sandlerin, wie man so schön sagt, eingehüllt in einen schäbigen Wintermantel, ein Plastiksackerl in der anderen Hand. Die Zähne haben ihr gefehlt. Sie lachte schäbig, mir mitten ins Gesicht, hexenhaft, das Gesicht kam immer näher an mich heran. Es sprang mich an, es war so echt und fürchterlich, sodass ich aus der ›nächtlichen Ruhe‹ aufschreckte …«

Einerseits haben Sie vermutlich das Gefühl, zu verstehen, was in dieser jungen Frau vorgeht, andererseits ist das vermutlich nicht so leicht in Worte zu fassen. So ist das mit den Träumen. Man vermittelt sich, wenn man sie erzählt, sehr pur. Die Beschreibung wäre aber hoch komplex und ziemlich umfassend. Bilder sagen eben mehr als 1000 Worte!

Selbstverständlich ist die Biografie dieser jungen Frau sehr komplex und vielschichtig. Ihr Hauptproblem in der Zeit, aus der der oben beschriebene Traum stammt, ist, dass sie Alkohol trinkt, um sich zu beruhigen, und ihr Trinken nicht kontrollieren kann. Die alte Hexe ist vermutlich Spiegel dessen, wovor sie Angst hat, nämlich eine alte einsame Pennerin zu werden, wenn sie ihr Trinken nicht zu bewältigen lernt.

Auf der Suche nach Bedeutung und Funktion des Träumens sind an unserem Institut – Institut für Bewusstseins- und Traumforschung in Wien, das ich gemeinsam mit Gerhard Klösch leite – Studien durchgeführt worden, die unsere Fragen erhellen sollen. U. a. hat Elisabeth Deltl zeigen können, dass AlkoholikerInnen nach dem körperlichen Entzug, in der Zeit des psychischen Entzugs vermehrt vom Trinken träumen. Ein Versuch, die neue Lebenssituation zu verkraften, und eine mögliche Sichtweise des Traumes der jungen Klientin?

Claudia Poje hat sich für die Träume Blinder interessiert. Interessant ist, dass blind Geborene mit den von ihnen wahrgenommenen Sinnen träumen. Sie sehen nicht im Traum wie wir anderen, sondern hören, spüren den Raum, die Schwerkraft, so wie ihre Sinne eben auch im Kontakt mit der Welt da draußen ausgebildet wurden.

Und Kinder: wie träumen Kinder? Das Ergebnis war faszinierend: Martina Ranner hat Kindergartenkinder betreut und so diese Studie durchführen können: Kinder lernen Träume erst ab dem 3. Lebensjahr als Träume zu identifizieren und von anderen Geschichten oder Fernsehprogrammen zu unterscheiden. Mit dem 6. Lebensjahr ist dieser »Realitätssinn« vollkommen ausgebildet, und wir wissen, wann wir träumen und wann wir wach sind.

Können Tiere träumen? Diese Frage ist mir während meines Forschungsaufenthalts am Konrad-Lorenz-Institut in Altenberg gestellt worden. Diese Frage ist letztlich nicht zu beantworten, also habe ich namhafte Verhaltensforscher befragt, ob sie etwas über mögliche Träume ihrer Schützlinge beobachten haben können. Alle haben geantwortet und alle waren einhellig der Meinung, dass ihre Lieblinge mit Sicherheit träumen. Man würde sie ja dabei beobachten. Man sehe doch, dass sie ihre Augen bewegen und mit ihren Beinen und Füßen versuchten, zum Beispiel davonzulaufen! Dazu muss ich sagen, dass es Verhaltensforscher waren, die sich ausschließlich mit Säugetieren, also Primaten, Gorillas, Schimpansen, Bonobos, aber auch mit Hunden, Katzen, Delfinen und Walen beschäftigten. Jane Goodall hat sogar geantwortet, dass die Frage falsch gestellt sei – man solle fragen, warum Tiere nicht träumen sollten!

Im Zentrum des Interesses unseres Instituts steht das luzide Träumen, dem in diesem Buch ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Luzides Träumen oder Klarträumen meint Träume, in denen man weiß, dass man träumt, und weiß, dass man, wie im Wachen auch, über Handlungsfreiheit verfügt, dass man die Wahl hat, entscheiden kann, was als Nächstes geschieht. In den letzten Jahren hat sich unser Untersuchungsschwerpunkt darauf gerichtet, was man mit dem luziden Träumen anfangen kann. Zur Zeit beschäftigen wir uns mit Albtraumbewältigung durch luzides Träumen. Ich kann schon verraten: es funktioniert wunderbar!

Basierend auf unseren eigenen Forschungen und denen anderer möchte ich Ihnen in diesem Buch die verschiedenen Zugänge zu Traum, Traumforschung und Traumdeutung vermitteln, nahe bringen, wie ich Traum und Träumen verstehe. Ich möchte Sie anregen, sich mit dieser wunderbaren Welt des Träumens zu befassen und sich von ihren nächtlichen Abenteuern inspirieren zu lassen.

Übung: Träume erinnern und erspüren

Anleitung zum Träumen

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