Читать книгу Anleitung zum Träumen - Brigitte Holzinger - Страница 4

Vorwort

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Dieses Buch soll in erster Linie Freude machen – den Lesern beim Lesen (hoffentlich), vor allem aber beim Träumen. Ich muss zugeben, dass ich beim Recherchieren und beim Schreiben dieses Buches selber über weite Strecken große Freude empfunden habe. Meine Interviewpartner haben maßgeblich dazu beigetragen: Sie waren eine große Inspiration!

Dafür danke ich allen von Herzen: den Wissenschaftlern, den Kreativen und den Träumern!

Alle Träume, die ich in diesem Buch schildere, sind mir wirklich im Lauf der Jahre erzählt worden. Alle Träumer haben mir ihr Einverständnis gegeben, dass ich sie in diesem Buch veröffentlichen darf. Manche hatten sogar den Eindruck, dass sie es der Welt schuldig sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen über das Träumen anderen zugänglich zu machen. Aber um persönliche Grenzen und die Integrität der Person zu wahren, sind die TräumerInnen anonymisiert worden und kommen entweder ohne oder mit falschem Namen vor. Die WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen, die Kreativen, sind allerdings mit richtigem Namen, korrekter Funktion und weitestgehend wörtlich zitiert.

Danken möchte ich noch einigen Leuten: allen voran meiner Freundin, Marguerite Kurz, die mich über viele Jahre hinweg inspiriert und unterstützt hat; allen KollegInnen aus der Schlafmedizin und der Traumforschung, ohne deren Arbeit wir nicht wüssten, was wir heute über Schlaf und Traum wissen, besonderer Dank gebührt Gerhard Klösch, der seit vielen Jahren das Institut für Bewusstseins- und Traumforschung mit mir leitet und ohne dessen Genauigkeit und Liebe zum Thema unsere Arbeiten nie möglich gewesen wären; ein großes Danke auch an alle KollegInnen aus der psychotherapeutischen Szene und ein großes Danke an alle Freunde, mit denen im Gespräch Ideen geflossen sind, an Larissa und besonders an meinen geduldigen Freund Andy Hill, der mir zum Schluss noch einige Formulierungen eingegeben hat. Diese Gelegenheit möchte ich außerdem nützen, dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank zu danken, der unsere Arbeit mit den Finanzen der Forschungsförderung überhaupt erst möglich gemacht hat. Danke auch an das Klett-Cotta-Team.

Dieses Buch richtet sich an Leserinnen und Leser, die mit ihren Träumen umgehen wollen, sich Tipps holen und sich inspirieren lassen wollen. Die einzelnen Kapitel geben meine höchstpersönlichen Zugänge wieder.

Ich versuche in diesem Buch, meinen Zugang zum Träumen und was uns Träume schenken können darzustellen, und erhebe damit nicht den Anspruch, allumfassend allem, was so existiert zum Thema Traum, gerecht werden zu wollen oder zu können.

Manchmal ufere ich vielleicht ein wenig aus, aber richtig in esoterische Untiefen einzutauchen, vermeide ich, denn mir persönlich geben der psychologisch-psychotherapeutische und der naturwissenschaftliche Boden mehr Halt.

Nichts stellt Kontakt eher her und mit kaum etwas anderem wird man auch offener, offener für Einflüsse von außen wie mit einer Traumerzählung und einem Gespräch. Es schafft Kontakt, oder, wie der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin sagen würde, »Rapport« und zwar direkt, tief und schnell! Einander Träume mitzuteilen verbindet! Es ist kaum vorstellbar, dass man einander Träume mitteilt, in Ruhe und mit Respekt und Achtung, und dass man sich danach aggressiv und zerstörerisch begegnen könnte. Man öffnet sich, teilt seine verwundbare, fragile, kindliche, oft lustige und humorvolle Seite mit.

Meine Thesen gründen in der Gestalttheorie, so habe ich ja auch einen meiner größten Mentoren kennengelernt, Paul Tholey. Er hat aus der Gestalttheorie heraus das Klarträumen entwickelt. Die Gestalttheorie ist eine Erkenntnistheorie, die sich mit der Gestaltpsychologie entwickelt hat. Die Gestaltpsychologie ist jedem jedenfalls über Bilder bekannt: die sogenannten Kippbilder oder Vexierbilder, die alte und die junge Frau zum Beispiel. Gestaltpsychologie und Gestalttheorie gehen davon aus, dass es eine Wirklichkeit gibt, die uns letztlich verborgen bleiben muss, an die wir uns aber annähern, einerseits über Wahrnehmen, über das Phänomen und damit das Phänomenale, und andererseits über das Erfassen der Dinge über Mathematik und Physik, die der Naturwissenschaft also. Beide Zugänge werden als gleichwertig gepflegt!

Das beschreibe ich deshalb so genau, weil mir diese Art zu denken, gerade wenn es um Traumforschung geht, sehr geholfen hat. Von dieser Warte aus gibt es keinen Graben zwischen naturwissenschaftlichen Zugängen und psychodynamischen Erklärungen und Denkarten, denn sie können plötzlich gleichberechtigt koexistieren und haben beide Wertvolles beizutragen. Traditionell ist es für Psychiatrie und Psychotherapie eine große Schwierigkeit, die Kluft zwischen den naturwissenschaftlichen Erklärungen und den psychotherapeutisch-psychodynamischen Zugängen zu überbrücken. Diese Kluft hat Hass und Neid, gegenseitiges Ignorieren und tiefe Grabenkämpfe verursacht und u. a. auch dazu geführt, dass in der Traumforschung die meisten Repräsentanten entweder ins Feld der Naturwissenschaften oder ins Feld der Psychodynamik, des Erlebens, gehören. So werden sie jedenfalls wahrgenommen.

So wird etwa Allan Hobson, ein weiterer wichtiger Mentor von mir, der mich auf allen Ebenen der Traumarbeit unglaublich inspiriert, wenn nicht geprägt hat – ein ganz großes Danke an Allan Hobson –, als Reduktionist, Freud-Kritiker und strikter Naturwissenschaftler rezipiert. Er hat sich zum Teil auch selber so platziert. Die wenigsten wissen aber, dass er selber klarträumt und ein Interesse am Klarträumen – wissenschaftlich und persönlich – hat und dass er selber als Psychotherapeut gearbeitet hat, dass er jetzt in seinen späteren Lebensjahren sein Anwesen in ein Traummuseum umgewandelt hat und dort die erste Wanderausstellung zum Thema Schlaf, aber vor allem REM-Schlaf und damit dem Träumen, allen, die sie sehen wollen, zur Verfügung stellt. Diese Wanderausstellung hat er vor etwa dreißig Jahren mit seinem Team kreiert.

So also ist die Landschaft, die man im Hintergrund mitdenken muss, bei allen Themen, die uns heute beschäftigen. Letztlich ist es das berühmte Leib-Seele-Problem, das uns jetzt schon viele Jahrhunderte begleitet. Ich glaube, dass uns auch beim Thema Traum, wie bei vielen interessanten Gegenständen, eine Mehrdimensionalität unseres Denkvermögens abgeht, mit der wir manches besser verstehen und erklären könnten. Jetzt könnte man sagen, dass man, worüber man nicht ausreichend denken kann, schweigen sollte. Aber ich glaube sogar, dass uns das Träumen, das Phänomen Traum, REM-Schlaf und was sonst noch in den Themenkreis gehört, sogar helfen kann, die Fähigkeit zu entwickeln, einen kleinen Blick in diese Vieldimensionalität zu werfen.

So sind also alle meine Gedanken und Zugänge zum Thema immer auch vor dem Hintergrund der dazugehörigen Physiologie entstanden – was passiert im Körper, wenn wir träumen, und von welcher körperlichen Grundlage ist auszugehen, wenn wir uns mit dem Träumen befassen.

Vielleicht war John Lennon mit seinem wunderbaren Lied »Imagine«, das viele Jahre mein Lieblingslied war, viel mehr Visionär, als uns klar war, wenn er uns in der dritten Strophe erzählt:

You may say I’m a dreamer

But I’m not the only one

I hope someday you’ll join us

And the world will be as one

Anleitung zum Träumen

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