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Die Situation in Ostpreußen bei Kriegsbeginn im August 1914
ОглавлениеDer Schlieffen-Plan war entscheidend dafür, dass es zu Anfang des Ersten Weltkriegs überhaupt zu Kampfhandlungen auf ostpreußischen Boden kam. Ostpreußen lag offen da, unbefestigt und vom Nachbarn Russland nur durch schmale Grenzgräben getrennt, die Länge der Grenze, die von nur einer Armee zu schützen war, betrug fast 900 km.
Im Wesentlichen gab es nur zwei befestigte Areale, einmal die Feste Königsberg und zum anderen die masurische Seenstellung mit der Feste Boyen.
Mit dem Bau der Feste Königsberg war 1843 begonnen worden. Zu ihr gehörte ein Ring von äußeren, vor der Stadt gelegenen Festungen, der 1873 fertig wurde. Von 1874 – 1882 wurden dann noch 12 vorgeschobene Forts gebaut. Die Pregelmündung wurde im Norden von der Feste bei Gut Holstein, im Süden von der Feste Friedrichsburg gesichert, der ganze Fortgürtel hatte einen Umfang von 53 km. Die Forts bestanden jeweils aus einer von einem Graben umgebenen Hauptkaserne mit einem Eingangswerk samt Zugbrücke, die Hauptkasernen waren 3 – 4 m hoch mit Erde überschüttet. Obendrauf war eine Batteriestellung platziert. Gebaut waren alle Festen mit besonders harten Ziegeln, die modernem Artilleriebeschuss widerstehen konnten. Allerdings hatten sie nur einen Eingang im hinteren Bereich. 1913 begann der Königsberger Oberbürgermeister Siegfried Körte mit der Entfestung der aus allen Nähten platzenden Stadt, was aber nur die innerstädtischen Anlagen betraf.
Bedroht wurde der Königsberger Festungsgürtel im I. Weltkrieg nie direkt, obwohl russische Kavalleriepatrouillen bis vor ihre Tore kamen. Sie hatte aber eine operative Fernwirkung, hielt man sie doch auf russischer Seite für nahezu uneinnehmbar und mit starken Verbänden besetzt. Ihrem Dasein war das zögernde Vorgehen im Norden zu verdanken, was den späteren Sieg bei Tannenberg erst ermöglichte.
Das zweite befestigte Gebiet war die Masurische Seenstellung mit ihrem Herzstück, der Feste Boyen bei Lötzen, die nach dem preußischen Feldmarschall und Kriegsminister Hermann von Boyen benannt wurde, der auch selbst ihren Grundstein gelegt hatte. Diese Feste sicherte die Seeenge auf einer Landzunge zwischen Mauer- und Löwentinsee.
Neben diesen Festungsarealen wurden längs der Angerapp und der Deime Verteidigungsstellungen angelegt. Landschaftlich gesehen bot sich diese Gegend als nördliche Verlängerung der masurischen Seenblockade an.
Östlich der Angerapp hätten die Russen sumpfiges Gelände durchqueren müssen, wozu sie einzig die wenigen auf schmale Dämme gelegten Straßen nutzen konnten, außerdem war die Angerapp in nicht geringen Teilen ihres Laufes ein Fluss mit dicht bewaldeten Steilufern, ein zusätzlicher Schutz.
Die Ostpreußen betreffenden Kriegspläne der Russen waren nicht schwer zu erraten. Die ostpreußische Landschaft musste einen Zangenangriff beiderseits der masurischen Seen erwarten lassen. Auch die Kenntnise der Mobilisierungsmöglichkeiten der russischen Armee waren recht gut, die Deutschen konnten den möglichen Beginn der Offensive ziemlich genau voraussehen.
Zwei Vorgehensweisen waren für die Ostpreußen verteidigende 8. Armee möglich, die den Russen etwa im Verhältnis 1:2,5 unterlegen war:
1 Sie konnte sich hinhaltend kämpfend zurückziehen oder
2 einen der russischen Flügel nach dem anderen angreifen.
Schlieffens Empfehlungen gingen dahin, gegen die zuerst in Schlagweite kommende russische Armee die Offensive zu ergreifen.
Bis zum 10. August 1914 hatte die 8. Armee ihre Bereitschaftsstellungen erreicht und das Hauptquartier zuerst nach Marienburg und am 16.August nach Bartenstein verlegt. Der Kampfauftrag lautete, die ostpreußischen Grenzen so gut wie möglich zu sichern, dabei möglichst viele feindliche Kräfte zu binden und die Provinz nur im äußersten Notfall zu räumen.