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Der Kriegsbeginn in Ostpreußen

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Erste Gefechte und Flucht der Zivilbevölkerung

Die patriotische Begeisterung in Ostpreußen war bei weitem nicht überschwänglich, wie im übrigen Reich. Unverkennbar ernst war Grundstimmung, wusste man doch um die durch Russland und die nahe Armee des Riesenreichs bedrohte Lage der Heimat. Um die geringe Zahl der Verteidiger Ostpreußens allerdings wusste der einfache Bürger nicht, schon gar nichts wusste die Bevölkerung von der eingeplanten Möglichkeit der zumindest zeitweiligen Preisgabe Ostpreußens.

Die Ostpreußen hatten wie fast alle ihre Landsleute zunächst großes Vertrauen in die Stärke der eigenen Waffen, doch mischten sich bald leise Zweifel und Angst um die eigene Sicherheit ein, als man erkannte, dass die Oberste Heeresleitung OHL mit einem Feindeinbruch rechnete.

Hierauf war die ostpreußische Bevölkerung in keiner Weise vorbereitet, es gab auch keine Zusammenarbeit zwischen Zivil- und Militärbehörden, eine Evakuierung war nicht geplant und eine gewisse Verunsicherung machte sich breit, da sich die Behörden obendrein ratlos zeigten.

Die in den letzen Julitagen sich ständig steigernden Spannungen ließen die Furcht vor dem Nachbarn mit seinem Riesenheer zu einer Angstpsychose anwachsen, man fürchtete den Ansturm disziplinloser, wilder russischer Reiterhorden in der Art eines neuen Tatareneinfalls.

Die ersten noch vereinzelt vor allem aus den Grenzkreisen kommenden Flüchtlinge machten sich schon in den letzten Julitagen auf den beschwerlichen Weg. Da es bereits in den ersten Kriegstagen zu Scharmützeln zwischen Deutschen und Russen kam, wuchs der Flüchtlingsstrom rasch an, immer mehr kamen per Bahn und Wagen, oft mit Vieh und Hausrat. Sie zogen durch die größeren Städte wie Allenstein und Insterburg und berichteten von Zerstörungen, Verwüstungen, Brandschatzungen und Hinrichtungen durch die Russen.

Noch waren diese als Kavallerieattacken geführten Gefechte, wie am 2. August 1914 bei Prostken, am 4.August 1914 bei Kibarty, am 5.August 1914 bei Soldau, am 9.August 1914 bei Gehlenburg und immer wieder in der Gegend von Eydtkuhnen nicht mehr als Nadelstiche.

Eine planlose Massenflucht von mehreren 100.000 Menschen setzte ein, die schnell auch die militärischen Operationen behindert. Vielfach folgte die Zivilbevölkerung ihren abbröckelnden Verwaltungsbehörden in ungeregelter Flucht.

So war es auch in Allenstein. Als die noch in Ausbildung befindlichen Kriegsfreiwilligen und die staatlichen Behörden die Stadt verließen und dann auch noch die letzen Militärs abgezogen wurden, gab es kein Halten mehr. Zu Tausenden trieb es die Allensteiner in die Züge, um sich jenseits der Weichsel in Sicherheit zu bringen.

Als der Bahnverkehr eingestellt war, wälzte sich der Flüchtlingsstrom über die Straße Allenstein – Mohrungen – Marienburg nach Westen, ein einziges Durcheinander von Fußgängern, Gespannen, Vieh aller Art, Karren und Radfahrern quälte sich vorwärts.

Führerlos fanden sich die in Ostpreußen Zurückgebliebenen wieder. Meist über Nacht waren Verwaltungsspitzen, ja oft ganze Behörden, sogar Landräte, Bürgermeister, Oberbürgermeister und selbst etliche Pfarrer mitsamt ihren Familien verschwunden.

Gottlob gab es vielerorts besonnene Menschen, die das Vertrauen der zurückgebliebenen Bürger fanden, als sie die Leitung von Verwaltung und Gemeinde in die Hand nahmen, oder später von den Russen als Gouverneure eingesetzt wurden. Oft waren es zurückgebliebene Lehrer, Ärzte oder Pfarrer, die sich große Verdienste um ihre Mitmenschen und Gemeinden oder Städte erwarben, wie zum Beispiel der Insterburger Arzt Dr. Max Bierfreund oder der Gumbinner Gymnasialprofessor Dr. Rudolf Müller.

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