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Lernen durch Konditionierung

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Wenn es darum geht, dass ein Pferd etwas lernen soll, wird meist das Lernmodell der Konditionierung herangezogen. Unsere Zügel- und Schenkelhilfen sind Signale, die einem Pferd zunächst nichts sagen. Damit ein Pferd auf einen Schenkeldruck gegen seine Brustkorbwand vorwärtsgeht, muss im Pferdehirn eine Assoziation hergestellt werden zwischen einer spontanen Aktivität (Vorwärtsgehen), einem Signal (Schenkeldruck) und einer positiven (Lob, Futter) oder negativen Verstärkung (Aufhören des hoffentlich nicht allzu schmerzhaften Schenkeldruckes). Durch die positive oder negative Verstärkung gewinnt das Signal so viel Bedeutung für das Pferd, dass es im Gedächtnis zusammen mit den assoziierten Eindrücken gespeichert wird. Um in der Pferdeausbildung nicht allzu lang auf ein gewünschtes spontanes Verhalten warten zu müssen, wird das „Vorwärtsgehen“ anfangs meist durch einen Stimulus ausgelöst, der beim Fluchttier Pferd natürlicherweise diese Reaktion hervorruft (ein Wedeln mit einer Gerte, einem Seil oder Ähnlichem). Das erste Training der Schenkelhilfe bei einem jungen Pferd erfolgt dann, indem der natürliche Stimulus des Fluchtverhaltens (wedelnde Gerte) und der Reiterschenkel gleichzeitig eingesetzt werden, so lange bis das Pferd die Assoziation verstanden hat und die Puzzlestücke der treibenden Hilfen zusammengesetzt sind: „Berührung an der Brustkorbwand bedeutet, dass ich (schneller) vorwärtsgehen soll, wenn ich es sofort tue, gibt das Alien auf meinem Rücken Ruhe, wenn ich es nicht tue, wird das Alien ungeduldig und nimmt auch noch die Gerte dazu.“

Wir können mit Geduld und geschickt aufgebautem Training beliebige Signale mit den erwünschten oder unerwünschten Aktivitäten eines Pferdes assoziieren. Die Parade als verhaltende Zügelhilfe hat in allen Reitweisen ihren Ursprung im Anbindetraining des jungen Pferdes, das dabei lernt, dass Zug oder Druck am Kopf „hierbleiben“ bedeutet und dass Widerstand dagegen zwecklos oder sogar schmerzhaft ist. Wir brauchen diese konditionierten Signale, um mit einem Tier, das uns an Körperkraft zehnfach überlegen ist, sicher umgehen zu können. Zügel- und Schenkelhilfen als konditionierte Signale sind Anweisungen an das Pferd, eine bestimmte Aktivität zu tun oder zu lassen. Wie alle Anweisungen sollten sie jedoch nicht ständig wiederholt werden. Sie sind daher nicht dazu geeignet, einem Pferd zu erklären, wie es sich synchron mit seinem Reiter bewegen soll. Fragen Sie sich selbst, wie und wann Anweisungen angebracht sind: Würden Sie gerne mit einem Vorgesetzten zusammenarbeiten, der ihnen jeden einzelnen Buchstaben diktiert und dabei vielleicht noch ungeduldig hinter ihnen steht und jeden Tippfehler moniert? Oder lieber mit einem Vorgesetzten, der ihnen nur einfach den Auftrag gibt, ein Mahnschreiben an die Firma Spät zu schicken, die mit der Lieferung in Verzug ist? Oder vielleicht noch lieber mit einem Vorgesetzten, der Sie nur dann an das Mahnschreiben erinnert, wenn Sie es tatsächlich einmal vergessen haben? Pferde, die ständig mit Zügel- und Schenkelhilfen geritten werden, haben alle den ersten Typ Vorgesetzten. Wenn dieser Reiter oder Vorgesetzte auch noch zu Ungeduld neigt, besteht ein hohes Risiko, dass das Pferd oder der Mitarbeiter das Krankheitsbild einer Depression entwickelt, welches im menschlichen Berufsleben heutzutage auch als „Burn-out“ bezeichnet wird. „Erlernte Hilflosigkeit“, also die Unmöglichkeit, eine unangenehme Einwirkung durch eigenes Handeln zu beenden, ist einer der stärksten bekannten Auslöser für die Entwicklung depressiver Erkrankungen.

Wir brauchen Anweisungen oder Befehle in Form konditionierter Hilfen, um als Menschen mit einem Pferd auch dann eindeutig kommunizieren zu können, wenn das Pferd abgelenkt, aufgeregt oder an anderen Dingen interessiert ist. Befehle sind aber kein Ersatz für Kommunikation. Daher stellt sich die Frage, wie Kommunikation zwischen zwei Wirbeltieren ganz grundlegend funktioniert.

Reiten nur mit Sitzhilfe

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