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Kapitel 5

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Palma. Altstadt. 12. Mai 1940. Zwei große Schaufenster rahmten den schmalen Eingang zu dem Fotogeschäft ein. Über ihnen stand auf einem die ganze Fassadenbreite einnehmenden Schild: ‚Mestre de la fotografia alemania, fundata 1923‘. In einem Fenster wurden Porträtfotografien in beeindruckenden goldenen Rahmen präsentiert, in dem anderen hingen große Landschaftsaufnahmen. Einige Motive erkannte er wieder, die Kathedrale von Palma, den Hafen von Pollença, das Tramuntanagebirge mit schneebedeckten Gipfeln, die Felsen der Bucht von Palma und darüber die Hügel von El Terreno. Julius Goldschmidt nickte anerkennend.

Der Fotograf war ein Meister seines Faches, aber das hatte sein Freund Max Horrmann schon angedeutet. Er brauchte lediglich neue Passfotos. Die Fotos von seiner Frau und ihm waren zwar erst zwei Jahre alt und groß verändert hatten sie sich nicht. Doch je aktueller, desto besser, nicht dass ein älteres Foto einen weiteren Antrag sofort wieder zunichtemachte. Als er sich der Eingangstür näherte, fiel sein Blick auf eine Landkarte, die von einem Ständer herabhing: das Deutsche Reich. Er trat näher heran, fast wäre er mit der Stirn an die Scheibe gestoßen. Kleine Hakenkreuzfähnchen zeigten den Frontverlauf.

Er erschauderte.

Farblich auf der Karte in Rot hervorgehoben schwoll das Nazi-Deutschland an. Dänemark und Norwegen waren besetzt, ebenso die Niederlande, Luxemburg und Belgien. Noch bevor er sich abwenden konnte, erschien ein Mann in einem weißen Kittel im Schaufenster und verschob die Fähnchen ein Stück weiter nach Westen und Osten. Als er ihn sah, lächelte dieser und zeigte stolz auf die Karte. Goldschmidt trat einen Schritt zurück, seine Gesichtszüge waren erstarrt. Erst jetzt erblickte er die rote Fahne mit dem schwarzen Hakenkreuz auf weißem Grund, die an einer Stange in das Schaufenster hineinragte. Wie hatte sein Freund noch gesagt? Auf Mallorca haben wir unter den hier lebenden Deutschen die gleichen Strukturen wie in der Heimat.

Es gibt Nazis, Nazigegner, Mitläufer, Juden, Kommunisten und Pazifisten. Goldschmidt murmelte: »Ja, ja, und die Nazis sind auf der Insel ebenso straff organisiert wie im Reich.« Das Wort Heimat kam ihm nicht über die Lippen. Aber wie konnte sein Freund ihm einen Nazi als Fotografen empfehlen? Er wandte sich ab und ging schnellen Schrittes zur Straßenbahn, die ihn zurück nach El Terreno bringen sollte.

El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde

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