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Kapitel 7

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Zürich. Altstadt. Das Arbeitszimmer liegt im Halbdunkel, nur die Tischlampe wirft einen hellen Lichtkegel auf die Platte des wuchtigen antiken Schreibtisches. Die Kanzlei Moser und Partner ist verlassen. Die Mitarbeiter, ebenso die Partner der Sozietät, sind längst gegangen. Nur Hubert Moser ist noch da. Der Namensgeber der renommierten Anwaltskanzlei steht am Fenster des alten Stadthauses und blickt über den Limmat auf die gegenüberliegende Flussseite mit ihren angestrahlten Fachwerkhäusern. Von dort spiegelt sich das Licht auf der Wasseroberfläche und lässt den Fluss an manchen Stellen silbern glänzen.

Er wendet sich ab, geht auf seinen Schreibtisch zu und zieht die große Schublade auf. Seine Hände tasten sich durch die Unterlagen. Ganz hinten bekommt er eine Zigarettenschachtel zu fassen. Der erste tiefe Zug lässt ihn schwindelig werden, er reißt das Fenster auf. Nach drei, vier gierigen Zügen beugt er sich hinaus und drückt den Rest der Zigarette in der Erde des Blumenkastens aus.

Es klingelt.

Hubert Moser durchquert sein Büro und geht durch den langen Flur zur Eingangstür.

»Gut, dass du gekommen bist«, begrüßt er Urs Steiner.

Der Privatdetektiv schaut in das angespannte Gesicht seines Freundes.

Ohne ein weiteres Wort fordert der Anwalt den drahtigen kleinen Mann mit einer Handbewegung auf, ihm in sein Büro zu folgen.

»Rauchst du wieder?«, fragt Urs Steiner, als er den Raum betritt. Hubert Moser fingert eine weitere Zigarette aus der Schachtel und zündet sie an.

»Was ist mit dir los? So kenne ich dich gar nicht, schon am Telefon hast du so komisch geklungen.«

»Komm, setz dich.« Moser zeigt auf den Sessel vor seinem Schreibtisch. »Magst du ein Wasser oder etwas Hochprozentiges? Ich brauche jetzt einen Whisky.«

Urs Steiner nickt nur und der wohlbeleibte Jurist öffnet die Schranktür zur Bar. Es ist still im Raum, keine Geräusche dringen von der Altstadt herein, nur das Klirren der Eiswürfel ist zu hören.

»Sara Füssli ist verschwunden«, sagt Moser und reicht Steiner ein Glas.

»Die Tochter deines verstorbenen Freundes, Beat Füssli, des Bauunternehmers?«

»Ja, ich habe dir schon von ihr erzählt.«

»Der tödliche Autounfall ihrer Eltern war damals tagelang Thema in der Presse«, erinnert sich Urs Steiner.

Hubert Moser bestätigt dies und nimmt einen tiefen Zug.

»Aber was heißt verschwunden?« Der Privatdetektiv nippt an seinem Glas.

»Ich kann sie weder über Festnetz noch unter ihrer Mobilfunknummer erreichen.«

»Vielleicht ist sie verreist und will nicht gestört werden.«

»Ja, ja, ihre Assistentin sagte so etwas.« Der Anwalt betrachtet das Glas in seiner Hand, dann nimmt er einen ersten Schluck.

»Was sagte sie genau?«

»Dass Sara für ein paar Tage wegfahren würde.«

»Warum machst du dir dann Sorgen?«

»Weshalb ruft ihre Assistentin an? Das hätte Sara mir auch selbst sagen können.« Er fasst sich an die Stirn. »Ich habe nicht reagiert, da ich in Eile war, und wohl auch nicht richtig zugehört.«

»Woran kannst du dich denn noch erinnern?«

»Nur, dass Sara einige Tage verreisen wollte, wohin, sagte ihre Assistentin nicht. Es war ein sehr knappes Telefonat.«

»Aber wenn sie verreist ist, brauchst du dich doch nicht zu sorgen.«

»Nenn es Bauchgefühl.«

Urs Steiner zieht seine Stirn in Falten. »Oder ist da noch mehr?«

Moser lehnt sich an seinen Schreibtisch und blickt dem hageren Mann mit den lichten blonden Haaren direkt in die Augen. »Du weißt, ich habe meinem langjährigen Freund in die Hand versprochen, für Sara da zu sein, wenn ihm etwas zustößt.«

»Das bist du doch auch. Du vertrittst sie in allen wirtschaftlichen Fragen, verwaltest ihr Vermögen und bist ihr ein väterlicher Freund. Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«

»Wir hätten gestern Nachmittag einen wichtigen Termin gehabt, aber sie ist nicht erschienen, und meine Versuche, sie zu erreichen, waren erfolglos.«

»Mein Gott, Hubert. Sie ist eine junge Frau, vielleicht hat sie den Termin schlichtweg vergessen.«

»Urs, ich bitte dich.« Der Anwalt stellt sein Glas unsanft auf der Schreibtischplatte ab. »Wir reden hier nicht über ein paar Tausend Franken.« Sein Blick geht suchend durch den Raum, dann geht er zum Fenster und drückt wieder den Rest der Zigarette in der Blumenerde aus. »Sie ist nicht erschienen und die Transaktion ist geplatzt. Ich muss dir nicht sagen, dass wir fast ein Jahr darauf hingearbeitet haben.«

»Es wird bestimmt nicht die Letzte lukrative Möglichkeit gewesen sein, Geld zu investieren«, versucht Steiner seinen Freund zu beruhigen. Den ironischen Unterton bemerkt Moser nicht.

»Urs, du verstehst nicht. Um die vertane Chance geht es mir nicht.« Er greift nach seinem Glas. »Sara ist sehr gewissenhaft. Sie hätte mir abgesagt, den Termin verschoben oder was auch immer. Aber sie hätte sich gemeldet.«

»Wieso, ihre Assistentin hat das doch getan?«, wirft der Privatdetektiv ein.

»Ja, aber nur, um mir zu sagen, Sara sei ein paar Tage weg, ohne auf den Termin einzugehen.« Er überlegt kurz. »Und so, wie ich Sara einschätze, zieht sie ihre Assistentin bei wirklich wichtigen Entscheidungen nicht ins Vertrauen.«

»Du meinst, sie hat von dem Termin nichts gewusst?«

»Davon bin ich überzeugt.«

»Hast du denn versucht, auch sie telefonisch zu erreichen?«

»Natürlich, aber auch da geht niemand dran.«

Urs Steiner erhebt sich aus dem Sessel, geht zum Fenster und blickt stumm auf das nächtliche Zürich. Dann dreht er sich abrupt um. »Du hast recht. Irgendwie ist das seltsam.« Er nimmt noch einen Schluck Whisky, dann geht er auf seinen Freund zu. »Ich kenne Sara zwar nicht persönlich, nur von deinen Erzählungen und aus der Tagespresse, aber dieses Verhalten passt nicht zu ihr.«

»Eben, das sage ich doch die ganze Zeit!«

»Beruhige dich erst einmal. Morgen fahre ich zu dem Anwesen. Dann sehen wir weiter.«

»Ich glaube, das kannst du dir sparen. Ich war heute schon dort. Es wirkte verlassen. Niemand hat geöffnet.«

»Hat sie eine Hausangestellte?«

»Nein, nur eine Putzfrau, wann die jedoch kommt, weiß ich nicht.«

»Und was ist, wenn du dich an die Polizei wendest?«

Hubert Moser winkt ab. »Das bringt gar nichts. Nur bei Kindern und Jugendlichen wird sofort reagiert. Erwachsene können ihren Aufenthaltsort frei wählen und wenn keine begründeten Verdachtsmomente einer Gefahr oder eines Verbrechens vorliegen, wird erst einmal abgewartet. Aber das weißt du doch.«

»Durch die gesellschaftliche Rolle, die ihre Eltern gespielt haben, ist Sara Füssli in Zürich keine Unbekannte«, wirft der Privatdetektiv ein.

»Das macht doch keinen Unterschied.«

Urs Steiner schaut seinen Freund an. »Also soll ich sie suchen.«

»Ja, finde sie für mich!«

»Hast du irgendeinen Anhaltspunkt?«

Moser überlegt kurz, ehe er antwortet. »Bahnfahrten hasst sie und längere Strecken mit dem Auto vermeidet sie auch.«

»Okay.« Der kleine drahtige Mann lächelt. »Jemand am Züricher Flughafen ist mir noch einen Gefallen schuldig.«

El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde

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