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Kapitel 9

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Madrid. Gran Hotel Inglés. Kurz nachdem er das Auktionshaus verlassen hat, klingelt sein Handy. Die Leitung funktioniert wieder. Chen Yáng verliert nicht viele Worte, nur dass er schon auf dem Weg nach Madrid sei und ihn sofort nach der Landung zu sprechen wünsche. Das Beben in der Stimme seines Chefs entgeht Bao Huáng nicht. So hat er ihn noch nie erlebt. Er hat aber auch noch nie versagt. Nach einer Einladung zum Essen hört sich die Aufforderung, zum Gran Hotel Inglés zu kommen, nicht an.

Bao Huáng steht vor dem ältesten Luxushotel Madrids. Das zumindest hat ihm der Pförtner seiner einfachen Unterkunft mit stolzem Unterton verkündet, als er ihn nach dem Weg dorthin fragte. Es wurde 1886 als erstes Hotel in der Hauptstadt eröffnet, hatte er begeistert erzählt, und war vor einigen Jahren kernsaniert worden. Mittlerweile gilt es als eine der schönsten Immobilien der Stadt. Die Innenausstattung sei angelehnt an das Art déco, wusste er noch zu berichten.

Ein Blick auf seine Armbanduhr zeigt Bao Huáng: Er ist noch in der Zeit. Seine Landsleute sind nicht die Pünktlichsten, doch er weiß, Chen Yáng sollte er nicht warten lassen. Jetzt schon mal gar nicht. Er geht durch die geschwungenen Glastüren. Die Lobby ist gediegen eingerichtet und wirkt dennoch modern mit ihren formschönen runden Sesseln und den in indirektes Licht getauchten rechteckigen Pfeilern. Auch die Rezeption nimmt die geschwungene Gestaltung auf. Der Concierge dahinter lächelt ihn freundlich an und weist mit der Hand in Richtung Bar.

Dort steht Chen Yáng mit einem Drink in der Hand und winkt ihn an den halbrunden Tresen, hinter dem ein großer Weinklimaschrank zu sehen ist. Mit erlesenen Weinen, die er wohl nie in seinem Leben kosten wird, geht es ihm durch den Kopf. Nachdem sie sich kurz begrüßt haben, lediglich mit einem Kopfnicken, denn sein Chef reicht ihm nicht die Hand, gibt Chen Yáng dem Barkeeper ein Zeichen, seinem Gast dasselbe zu kredenzen wie ihm, einen Gin Tonic auf Eis. Bao Huáng kann den Geruch von Wacholder nicht ausstehen, das weiß sein Auftraggeber. Wieder ein Indiz dafür, dass er mehr als verärgert über seinen Angestellten ist. Chen Yáng geht auf eine Sitzgruppe nahe der Bar zu und nimmt Platz, dann kommt er ohne Umschweife zum Thema. »Da haben Sie wohl auf ganzer Linie versagt.« Huáng zuckt zusammen.

»Ich habe geglaubt, Sie haben ein Gespür für die jeweilige Situation und kennen mich mittlerweile.« Er winkt mit der Hand ab. »Sie sind zwar einiges über die freigegebene Summe gegangen, aber Fakt ist, das Bild befindet sich nicht in meinem Besitz.« Er nimmt einen Schluck, dann redet er weiter. »Hatte ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Ich wollte und will immer noch dieses Bild.«

»Xiao Yáng«, eine von ihm mit Bedacht gewählte ehrerbietende Anrede für einen jüngeren Mann, »ich bin 2,5 Millionen über mein freigegebenes Budget gegangen.« Sein Arbeitgeber nimmt einen weiteren Schluck. Huáng hat seinen Drink noch nicht angerührt. Wie käme er auch dazu. Erst wenn sein Chef ihn auffordert zu trinken, darf er ebenfalls an seinem Glas nippen. Außerdem ist es wichtig, einen klaren Kopf zu behalten.

»Es ist unglücklich gelaufen und die erste Wut hat sich bei mir gelegt. Und doch, ich will dieses Bild haben, heute mehr noch als vor ein paar Tagen.« Yáng schaut seinem Angestellten, ganz untypisch, direkt in die Augen. »Es ist mir egal, wie Sie das hinbekommen, aber ich will dieses Bild besitzen, verstehen Sie das?« Er lässt sich im Sessel zurückfallen, sodass Bao Huáng auf seinem Sitz vorrutschen muss, um ihn, der jetzt leise spricht, überhaupt verstehen zu können. »Ich bleibe so lange in Madrid, bis Sie mir das Bild übergeben. Haben Sie verstanden?« Huáng nickt.

Bevor er eine Frage stellen kann, fährt sein Auftraggeber fort: »Das Bild ist an einen Condé auf Mallorca gegangen. Das Auktionshaus ist sehr diskret. Das schätze ich, aber nicht, wenn ich Informationen brauche.« Er nimmt einen weiteren Schluck. »Mehr habe ich nicht in Erfahrung bringen können.« Er lässt die Eiswürfel in seinem Glas aneinander klirren. »Der Einlieferer ist ein Portugiese aus Lissabon. Das Bild hat seinem Vater gehört und er war es, der das Selbstbildnis in die Auktion gegeben hat. Ob Ihnen das weiterhilft, weiß ich nicht. Auf jeden Fall dürfte es nun schon auf Mallorca sein. Die liefern schnell.« Er lacht hämisch auf und nimmt einen letzten Schluck aus seinem Glas. Dann steht er auf und greift nach einem Umschlag in seiner Jacketttasche. »Hier ein Vorschuss für Ihre Auslagen. Besorgen Sie mir das Bild, egal was es kostet, egal wie Sie es anstellen, ich will es!«

Bao Huáng schaut seinem Chef nach, der zu den Aufzügen geht. Sein Gin Tonic ist unberührt.

El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde

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