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Die Glocken

Der nette Schulmeister Pögner ging eines Nachmittages mit seiner Familie durch Schönefeld spazieren. Er wollte sich von den vielen erloschenen Lagerfeuern um das Dorf herum überzeugen. Seinerzeit waren sie durch die Trolle entfacht worden, die hoch oben aus dem Norden zu Besuch gekommen waren.

Ach Gott, was war das für ein Anblick! Das besonders in den vorherigen Jahren schön gebaute und erblühte Dorf war durch Funkenflug fast gänzlich nur noch ein großer Schutthaufen. Das Herrenhaus, die Schäferei, die Gärtnerwohnung, die Mühle, alles bot einen jämmerlichen Anblick. Die Schule und die meisten Bauernhäuser waren niedergebrannt. Nur das kleine Gartenhäuschen stand noch, welch ein Wunder, fast unversehrt da.

Oje, auch die schöne Kirche stand nicht mehr, sie war ebenfalls niedergebrannt. Nur das Gewölbe der Sakristei stand noch. Der Turm der Kirche war samt der geräucherten Schweinekeulen eingestürzt und alles war nur noch ein Haufen von Ziegeln und anderen Steinen.

Das ganze Dorf war leer und öde. Selten sah er einen Menschen daherschleichen oder versuchen, sein Haus wieder aufzubauen. Und noch seltener sah Schulmeister Pögner aus den Schornsteinen der verbliebenen Häuser Rauch aufsteigen. Es war ein schreckliches Bild.

Als die gesättigten Gäste sich wieder in Richtung Norden getrollt hatten, kamen viele Helfer von nah und fern, um die große Not des Dorfes zu lindern. Besonders für den Wiederaufbau der Kirche wurde viel Geld gespendet, selbst aus Russland und Österreich kam eine beträchtliche Summe an Münzen. Es dauerte aber noch ganze sieben Jahre, ehe Schönefeld anno 1820 wieder seine Kirche erhielt.

Der damalige König spendete dafür großzügig zwei eiserne Glocken. Leider gaben diese jedoch keinen einzigen Ton von sich. Da aber die Schönefelder, übrigens bis heute, sehr fantasiereich waren, gab es keinen Grund zur Trauer. Kurzerhand verwendeten sie die eisernen Glocken als Schweinetröge auf dem nahegelegenen Gut.

Diese Begebenheit wurde aber nicht sonderlich in der Welt herumerzählt. Die Dorfbewohner hatten Angst, dass die nimmersatten Trolle wiederkommen und sich über sie alle lustig machen würden.

Geschichten aus dem Schwemmsandland

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