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Lieschens Büsche bei Schönefeld

Im Mai des Jahres 1593 waren die Bürger der Stadt Leipzig aufgebracht und es gab einen großen Tumult. Reiche Kaufleute wurden ausgeplündert und um ihr Hab und Gut gebracht, ihre Häuser meist bis auf die Grundmauern zerstört. Nur mit großer Mühe konnte dem Aufruhr ein Ende bereitet werden. Gerhard Pöltz, ein unschuldiger Mann, wurde dennoch verfolgt und ins Gefängnis geworfen. Alles, was sein Eigentum war, wurde vernichtet und seine Tochter Elisabeth flüchtete in den kleinen Vorort Schönefeld. Im Juni desselbigen Jahres kam die Nachricht ins Dorf, dass in der Stadt eine Hinrichtung stattfinden sollte. Dies war auch der Fall, und vier der Aufständler mussten ihr Leben lassen.

Elisabeth glaubte nun, auch ihr Vater wäre dabei. Sie eilte, so schnell sie konnte, obwohl sie krank und schwach war, in die nahegelegene Stadt, um ihren Vater noch einmal lebend zu sehen. Als sie bis an die Parthenwiesen hinter dem Rittergut gelaufen war, versagten ihr die Füße den Dienst. Vor Schwäche kraftlos und das Herzeleid nicht mehr ertragend, setzte sie sich auf die Wiese hernieder und wenige Augenblicke später hatte Elisabeth diese Welt verlassen.

Der knorrige Wanderstock, auf den sie sich gestützt hatte, war in dem lockeren Boden stecken geblieben und etwas Unerwartetes geschah. Nach wenigen Tagen schlug der Stock aus und begann zu grünen. Er bekam neue Triebe und Blätter. Bald breiteten sich die Zweige immer mehr aus, und diese Büsche nennen seitdem die umliegenden Dorfbewohner Jungfer Lieschens Büsche.

Geschichten aus dem Schwemmsandland

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