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Wie die Trolle ins Schwemmsandland kamen

Das Heimatland der Trolle lag hoch im Norden, dort wo es die Mitternachtssonne gab, das eisige Meer und Phänomene, die nur sie erklären konnten. Sie liebten ihr Land und wollten auch dort bleiben. Das hätte sich auch nicht geändert, wenn, ja wenn ... wenn sie nicht so neugierig gewesen wären.

Die meisten von ihnen waren schon sehr alt, aber immer noch neugierig wie kleine wissbegierige Kinder. Sie erforschten und durchstöberten jede Ecke und jeden Winkel ihres Heimatlandes.

Doch eines frühen Morgens, bevor die Sonne aufstieg und die Vögel ihr süßes Lied sangen, begab sich Erik, ein junger Troll, auf Wanderschaft. Er lief und lief und lief. Als ihn seine Füße weit hinter die Grenzen seines Heimatlandes hinaus in die Ferne getragen hatten, begegnete ihm ein junges Mädchen. Sie war schön anzuschauen. Das hübsche Fräulein hatte lange blonde Locken und meerblaue Augen, aus denen der Schalk hervorblitzte. Sofort, wie vom Blitz getroffen, verliebte sich Erik in die nordische Schönheit. Er konnte nicht anders. Auf seiner Fidel spielte er ihr ein Liebeslied vor und flehte Jelka an, sie möge ihn heiraten und mit ihm in seine ferne Heimat ziehen.

Erschrocken entzog sie ihm die Hand. „Ich werde nicht mit dir gehen, sondern hierbleiben und einen Mann aus meinem Dorfe heiraten. So habe ich es meiner Mutter versprochen. Aber komm erst einmal in mein Haus, ich gebe dir etwas zu trinken, denn du sprichst schon etwas wirr.“ Doch Erik ließ nicht locker. „So gib mir bitte wenigstens eine Haarlocke von dir. Damit habe ich dich jederzeit bei mir und werde dich nie und nimmer vergessen.“

Erik folgte liebestrunken der jungen Frau. Im Haus bewirtete sie ihn mit allen nur erdenklichen schmackhaften Speisen. Als Erik erneut um eine Haarlocke bat, verschwand Jelka in ein anderes Zimmer, um ihm etwas später einen kleinen Lederbeutel zu überreichen. Erik war überglücklich und zog am nächsten Tag von dannen.

Was Erik nicht wusste, war, dass die Haarsträhne nicht von Jelka, sondern von deren Mutter stammte. Der liebestolle Troll ahnte jedoch nichts von der Täuschung. Auf seinem langen Wanderweg an einem alten Baum angekommen, überfiel Erik die Sehnsucht nach Jelka.

Geschickt öffnete er den kleinen Lederbeutel, nahm die weißblonde Haarsträhne heraus und spannte die Haare als Saiten auf seine Fidel. Mit dem süßen Klangspiel wollte er Jelka zu sich locken. Während er lustig aufspielte, blickte er erwartungsvoll den Wanderweg entlang und freute sich auf die junge Frau.

Doch statt ihrer kam deren Mutter angerannt. Wutentbrannt und zum Angriff entschlossen, schwang sie ein großes Nudelholz über ihrem Kopf. Erik bekam es mit der Angst zu tun und nahm seine Beine in die Hand.

Er rannte und rannte und rannte. Er rannte um sein Leben. Stunden später stolperte er über eine Wurzel und landete im Matsch. Ein leises Kichern klang hinter dem Gebüsch hervor, und es zeigte sich ein niedliches Trollmädchen. Sie hatte sich auf ihrer Wanderung verlaufen und fand den Heimweg nicht mehr. Da es im geheimnisvollen Schwemmsandland, hinter Hecken und Büschen, in Auen und Wiesen viel zu entdecken gab, beschloss sie, hierzubleiben. Und nun begegnete ihr Erik.

Beide entdeckten ihr Herz füreinander, wanderten von nun an gemeinsam und bekamen viele niedliche Troll-Kinder. Die Troll-Kinder bekamen wiederum Troll-Kinder und so ist es gekommen, dass nun viele Trolle im schönen Schwemmsandland leben.


Geschichten aus dem Schwemmsandland

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