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Das System dazu bringen, sich selbst zu sehen

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In den vergangenen Jahrzehnten habe ich sehr oft erlebt, wie Gruppen oder Systeme – manchmal große, manchmal kleine – eine subtile Bewusstseinsveränderung in der Art durchmachen, wie die Mitglieder dieser Gruppen ihr System wahrnehmen und sehen.

In Abbildung 3 wird die hier relevante mentale Veränderung beschrieben: Das System wird nicht mehr als etwas »da draußen Befindliches« (Abb. 3a) gesehen, sondern es wird aus einer Perspektive wahrgenommen, die das eigene Selbst einschließt (Abb. 3b).

Wenn diese Umwendung des Beobachtungsstrahls zurück zu den Quellen der eigenen Wirksamkeit auf individueller Ebene geschieht, sprechen wir von Achtsamkeit. Achtsamkeit ist die Fähigkeit, sich auf das Erleben des gegenwärtigen Augenblicks einzulassen, während man der eigenen Aufmerksamkeit gegenüber aufmerksam wird.

Wenn diese Umwendung der Aufmerksamkeit in einer Gruppe geschieht, sprechen wir von Dialog. Dialog heißt nicht, dass Menschen miteinander reden. Dialog ist die Fähigkeit eines Systems, sich selbst zu sehen, seine eigenen Muster zu sehen, seine eigenen Annahmen in den Lichtkegel der Aufmerksamkeit zu rücken.

Diese Umwendung des individuellen und kollektiven Sehens macht natürlich auch den Wesenskern des systemischen Denkens aus: das System dazu bringen, sich selbst zu sehen. Oder wie wir im Rahmen von Theorie U sagen würden: ein System dazu bringen, sich selbst zu erspüren und zu sehen.

Abb. 3a: Das System »da draußen« sehen (eigene Darstellung nach Gradert)

Abb. 3b: Den Beobachtungsstrahl umbiegen, um das System und das eigene Selbst zu sehen (eigene Darstellung nach Gradert)

Wenn du dich mit Veränderungsmanagement beschäftigst, weißt du, dass die Hauptaufgabe in einem solchen Prozess darin besteht, den Menschen zu helfen, den Schritt von einer »Silosicht« zu einer systemischen Sicht – oder wie wir sagen würden: vom Egosystem-Bewusstsein zum Ökosystem-Bewusstsein – der betreffenden Problemlage zu vollziehen.

Was mich am meisten überrascht, ist der Umstand, wie zuverlässig wir Bedingungen schaffen können, die eine solche Art der Umwendung der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins möglich machen. Man kann diese paradigmatische Veränderung nicht erzwingen. Man kann die soziale Realität nicht biegen wie ein Stück Metall, indem man von außen darauf einhämmert. Aber man kann einige innere und äußere Bedingungen schaffen, die es einer Gruppe, Organisation oder einem System erlauben, sich von der Warte des größeren Ganzen aus zu erspüren und zu sehen.

Ich werde oft gefragt: Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dem U-Konzept gekommen? Wo liegen die Ursprünge dieser Idee? In diesem Kapitel beschreibe ich Erfahrungen und Überlegungen, die die Ursprünge von Theorie U beleuchten. Alle zitierten Interviews finden sich auf der Website des Presencing Institute unter Dialogue on Leadership (www.presencing.org).

Essentials der Theorie U

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