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Das Beispiel des Zuhörens
ОглавлениеZuhören ist wahrscheinlich die am meisten unterschätzte Grundfähigkeit. Die meisten Fälle von gravierendem Führungsversagen – für das es vielfältige Beispiele gibt – gehen auf Führungskräfte zurück, die oft nicht in der Lage sind, sich mit der sie umgebenden »VUCA-Welt« (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) zu verbinden; das heißt mit einer Welt, die geprägt ist von Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit.
Doch Zuhörenkönnen ist nicht nur in der Führungsarbeit wichtig. Wenn man kein guter Zuhörer ist, kann man nirgendwo in einer Disziplin zu wahrer Meisterschaft gelangen.
Die Rückmeldung, die wir aus Hunderten von Entwicklungsund Innovationsprozessen immer wieder erhalten, lautet: Wenn du die Qualität deines Zuhörens veränderst, veränderst du dein Leben. Die Art des Zuhörens, die Art des Aufmerksamseins verändern, das klingt nach einer kleineren Sache. Der Punkt ist aber der: Wenn du die Art des Zuhörens veränderst, bedeutet das, dass du die Beziehung zu deiner Erfahrung veränderst. Und wenn du das veränderst, dann verändert sich … ALLES.
Und es ist für mich immer wieder erstaunlich zu sehen, wie schnell Menschen ihre Qualität des Zuhörens und Aufmerksamseins verändern und vertiefen können. Aber das ist mit Arbeit verbunden: praktisches Üben, überprüfen, Feedback und weiteres Üben. Um ein besserer Zuhörer zu werden, musst du zunächst die vier Archetypen des Zuhörens unterscheiden lernen (s. Abb. 6).
In den vier Arten des Zuhörens spiegeln sich die Grundprinzipien von der Öffnung des Denkens, des Herzens und des Willens:
•Herunterladen: Das Zuhören ist darauf beschränkt, noch einmal das zu bestätigen, was wir schon wissen. Wir leben in einer Blase, und nichts Neues vermag durch die Grenzen dieser Blase hindurchzudringen.
•Faktisches Zuhören: Wir lassen die Daten zu uns sprechen und achten auf widerlegende Informationen. Dies erfordert, dass das Denken sich öffnet – das heißt die Fähigkeit, unsere Gewohnheiten des Urteilens zu unterbrechen und zurückzuhalten.
•Empathisches Zuhören: Wir sehen die Situation mit den Augen eines anderen Menschen. Dafür muss das Herz sich öffnen; das heißt, unsere Gefühle werden als Wahrnehmungsorgan benutzt, mit dem wir uns in die Sichtweise eines anderen Menschen einspüren.