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»Kein Zweifel«, dachte Mark, »dies muss der verrückte Pfarrer sein, den Bill der Blizzard erwähnt hat.« Die Ausschusssitzung begann erst um halb elf in Belbury, und seit dem Frühstück war Mark trotz des rauen und nebligen Wetters mit Reverend Straik im Garten spazieren gegangen. Gleich als der Mann ihn angesprochen hatte, hatten die abgetragenen Kleider und die plumpen Schuhe, der durchgewetzte Klerikerkragen, das dunkle, hagere, tragische Gesicht, narbig, schlecht rasiert und zerfurcht, die geradezu erbitterte Aufrichtigkeit auf Mark fehl am Platze gewirkt. Er hatte nicht erwartet, im Institut einer solchen Gestalt zu begegnen.

»Denken Sie nicht«, sagte Mr. Straik, »dass ich mich der Illusion hingäbe, unser Programm könnte ohne Gewalt verwirklicht werden. Es wird Widerstand geben. Sie werden mit den Zähnen knirschen und keine Reue zeigen. Aber wir werden uns nicht abschrecken lassen. Wir werden diesen Unruhen mit einer Festigkeit begegnen, die Verleumder zu der Behauptung verleiten wird, wir hätten sie gewollt. Lassen wir sie reden. In gewissem Sinne haben wir sie gewollt. Es kann nicht unsere Sache sein, jenes System geregelter Sünde zu erhalten, das man Gesellschaft nennt. Für dieses System ist die Botschaft, die wir zu verkünden haben, eine Botschaft völliger Verzweiflung.«

»Nun, genau das habe ich gemeint«, sagte Mark, »als ich sagte, Ihr Standpunkt und der meine wären im Grunde unvereinbar. Die Erhaltung der Gesellschaft durch gründliche Planung aller Lebensbereiche ist das Ziel, das ich vor Augen habe. Ich glaube nicht, dass es ein anderes Ziel gibt oder geben kann. Für Sie stellt sich das Problem völlig anders, weil Sie auf etwas Besseres als die menschliche Gesellschaft hoffen, in einer anderen Welt.«

»Mit jedem Gedanken und jeder Faser meines Herzens, mit jedem Tropfen meines Blutes weise ich diese verwerfliche Doktrin zurück«, sagte Mr. Straik. »Genau das ist die Ausflucht, mit der die Welt, diese Organisierung und Behausung des Todes, die Lehre Jesu Christi auf den falschen Pfad geführt und entmannt und die einfache Forderung des Herrn nach Rechtschaffenheit und Gericht hier und jetzt in Pfaffentum und Mystizismus verwandelt hat. Das Königreich Gottes muss hier verwirklicht werden – in dieser Welt. Und es wird geschehen. Beim Namen Jesu soll jedes Knie sich beugen. Und in diesem Namen sage ich mich völlig los von allen Formen organisierter Religion, die diese Welt bisher gesehen hat.«

Die Erwähnung des Namens Jesu brachte Mark, der ohne weiteres vor einem Hörsaal voll junger Frauen eine Vorlesung über Abtreibung oder Perversion gehalten hätte, so aus der Fassung, dass er leicht errötete; und als er das merkte, ärgerte er sich so über sich selbst und Mr. Straik, dass seine Wangen in der Tat sehr rot wurden. Dies war genau die Art von Gespräch, die er nicht ausstehen konnte; und seit dem Elend der Religionsstunden in der Schule, an die er sich nur zu gut erinnerte, hatte er sich nie so unbehaglich gefühlt. Er murmelte etwas über seine mangelnden Kenntnisse in Theologie.

»Theologie!«, sagte Mr. Straik mit tiefer Verachtung. »Ich spreche nicht über Theologie, junger Mann, sondern über den Herrn Jesus Christus. Theologie ist Geschwätz, Augenwischerei, Schall und Rauch, ein Spiel für reiche Müßiggänger. Ich habe den Herrn Jesus nicht in Hörsälen gefunden. Ich habe ihn in den Kohlengruben gefunden und neben dem Sarg meiner Tochter. Wer meint, Theologie sei eine Art Watte, die ihn am Tag des großen und schrecklichen Gerichts sicher schützen werde, der irrt. Denken Sie an meine Worte: so wird es geschehen! Das Reich Gottes wird kommen, in dieser Welt, in diesem Land. Die Macht der Wissenschaft ist ein Werkzeug. Ein unwiderstehliches Werkzeug, wie wir alle im Institut wissen. Und warum ist sie ein unwiderstehliches Werkzeug?«

»Weil Wissenschaft auf Beobachtung beruht«, sagte Mark.

»Sie ist ein unwiderstehliches Werkzeug«, rief Straik, »weil sie ein Werkzeug in Seiner Hand ist. Richtschwert und Balsam zugleich. Das konnte ich keiner der Kirchen klarmachen. Sie sind mit Blindheit geschlagen, verblendet von den schmutzigen Fetzen des Humanismus, der Kultur, der Menschenfreundlichkeit, des Liberalismus und ihrer eigenen Sünden oder was sie dafür halten, obgleich sie wirklich das am wenigsten Sündige an ihnen sind. Darum stehe ich allein: ein armer, schwacher, unwürdiger Mann, aber der einzige lebende Prophet. Ich weiß, dass Er in Macht und Herrlichkeit kommen wird. Und darum sehen wir die Zeichen Seiner Ankunft, wo wir Macht sehen. So kommt es, dass ich mich mit Kommunisten und Materialisten und jedem anderen verbünde, der wirklich bereit ist, die Ankunft des Herrn zu beschleunigen. Noch der Geringste dieser Menschen hier begreift den tragischen Sinn des Lebens und hat die Unbarmherzigkeit, die völlige Hingabe, die Bereitschaft, alle bloß menschlichen Werte aufzuopfern, lauter Dinge, die ich unter all der widerlichen Heuchelei der organisierten Religionen nicht finden konnte.«

»Sie wollen damit also sagen«, sagte Mark, »dass es in der unmittelbaren Praxis keine Grenzen für Ihre Zusammenarbeit mit dem Institut gibt?«

»Lassen Sie die Vorstellung einer Zusammenarbeit fahren!«, sagte der andere. »Arbeitet der Ton mit dem Töpfer zusammen? Arbeitete Kyros mit dem Herrn zusammen? Diese Leute werden Werkzeuge sein. Auch ich werde ein Werkzeug sein. Ein Mittel zum Zweck. Aber hier kommen wir zu dem Punkt, der Sie angeht, junger Mann. Sie haben keine Wahl, ob Sie Werkzeug sein wollen oder nicht. Wenn Sie einmal Ihre Hand an den Pflug gelegt haben, gibt es kein Zurück mehr. Niemand kehrt dem N.I.C.E. den Rücken. Jene, die es versuchen, werden in der Wildnis umkommen. Aber die Frage ist, ob Sie sich damit zufrieden geben, eines der Werkzeuge zu sein, die zur Seite geworfen werden, wenn sie Ihm gedient haben – die gerichtet werden, nachdem sie andere gerichtet haben. Oder werden Sie unter jenen sein, die das Erbe antreten? Denn es ist alles wahr, wissen Sie. Die Heiligen werden die Erde erben – hier in England, vielleicht innerhalb der nächsten zwölf Monate –, die Heiligen und niemand sonst. Wissen Sie nicht, dass wir sogar über Engel zu Gericht sitzen werden?« Dann dämpfte Straik plötzlich seine Stimme und fügte hinzu: »Die wahre Wiederauferstehung findet schon jetzt statt. Das wirkliche Leben wird ewig währen, hier in dieser Welt. Sie werden es sehen.«

»Es ist gleich zwanzig nach«, sagte Mark. »Sollten wir nicht zur Ausschusssitzung?«

Straik machte schweigend mit ihm kehrt. Teils, um eine Fortsetzung des Gesprächs in dieser Richtung zu verhindern, und teils, weil er wirklich eine Auskunft haben wollte, sagte Mark nach einer Weile: »Mir ist etwas ziemlich Unangenehmes passiert. Ich habe meine Brieftasche verloren. Es war nicht viel Geld darin: nur etwa drei Pfund. Aber es waren Briefe und andere Dinge darin, es ist ziemlich ärgerlich. Sollte ich das irgendjemandem melden?«

»Sie können es dem Hausverwalter sagen«, meinte Straik.

Die böse Macht

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