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Kaptiel 6 Asia Drei Monate später

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„Du siehst wunderschön aus. Wie eine Prinzessin!“ Kat hält mich auf Armeslänge und hat Tränen in den Augen.

„Ich bin nicht sicher“, sage ich nervös. „Die vielen Knöpfe … sieht es nicht zu viktorianisch aus? Vielleicht hätte ich doch lieber das andere, einfachere Kleid kaufen sollen. Oder selbst eins nähen.“

Ich betrachte mich im bodenlangen Spiegel in dem Zimmer, das mir das Hotel als Brautzimmer zur Verfügung gestellt hat. Die Hochzeit und der Empfang finden hier im Hotel statt, da anscheinend mein Zukünftiger genau wie ich auf eine kirchliche Trauung verzichten will.

Hurra, da haben wir schon einmal etwas gemeinsam.

In weniger als einer Stunde werde ich verheiratet sein. Dabei kenne ich nicht einmal seinen Namen. Ich weiß nicht, was er beruflich macht. Weiß nicht, wie er aussieht oder wie alt er ist. Ich weiß nur, dass er perfekt zu mir passen soll.

„Nein!“, ruft Kat aus und unterbricht meinen Tagtraum vom bestaussehendsten Mann der Welt, der vor dem Altar auf mich wartet. „Das Kleid ist wunderschön, und der Mann wird durchdrehen, wenn er dich sieht. Und genau das wollen wir erreichen.“

„Hoffentlich. Mir ist schlecht. Was, wenn ich ohnmächtig werde? Oder brechen muss?“

Sie wedelt mit der Hand in der Luft, als wäre ich ein lästiges Insekt. „Das ist nur normale Hochzeitspanik. Willst du Valium? Ich habe auch Xanax dabei.“

Typisch Kat, eine wandelnde Apotheke zu sein. „Danke, ich verzichte lieber. Es ist sicher besser, wenn ich mein Hirn klar halte für diese Sache.“

Sie nickt, schaut in den Spiegel neben mir, frischt ihren Lippenstift auf und fährt mit der Hand durch ihren blonden Bob. „Ich sollte jetzt besser da rausgehen“, sagt sie zu meinem Spiegelbild. „Sicher werden sie gleich hier anklopfen, dass du den Gang entlang schreiten sollst.“

Den Gang entlang schreiten. Zu einem völlig Fremden!

Plötzlich schwindelig kralle ich mich an Kats Arm fest. „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Was mache ich da bloß? Warum lässt du zu, dass ich so etwas tue?“

Sie legt den Arm um mich und führt mich zu einem breiten Sessel. „Asia, Liebes. Du schaffst das. Du hast Monate mit Dr. Hollister hinter dir, genau wie dein Mann. Sie ist davon überzeugt, dass ihr Team die passenden Partner für die fünf Paare gefunden hat.“

Ich fächere mir mit einer Zeitschrift Luft zu und frage sie zum hundertsten Mal dasselbe, in der Hoffnung, endlich eine andere Antwort zu bekommen. „Hast du bei der Arbeit wirklich gar nichts über ihn erfahren? Du machst doch ihren ganzen Schriftverkehr, tippst ihre Notizen ab. Sie muss doch irgendwas erwähnt haben?“

Sie schüttelt energisch den Kopf. „Nein. Alle Teilnehmer haben nur eine Nummer. Auch du. Das Ganze ist streng geheim. Das habe ich dir doch schon gesagt.“ Sie zupft an meiner Frisur herum. „In weniger als einer halben Stunde lernst du ihn kennen, also atme jetzt tief durch. Hyperventilieren macht keinen guten ersten Eindruck.“

„Glaubst du, es ist ein Fehler? Ehrlich? Bin ich verrückt?“

Sie lächelt liebevoll. „Asia, manchmal muss man etwas Verrücktes tun. Ich liebe dich wie eine Schwester. Ach was, ich liebe dich sogar mehr als meine eigene Schwester. Wenn ich nicht glauben würde, dass es gut für dich ist, hätte ich dich schon längst hier rausgeschleppt. Vertrau mir.“

„Ich habe Angst. Ich habe noch nicht einmal je mit einem Mann zusammengewohnt.“

„Es wird alles gut werden. Du erlebst das gemeinsam mit ihm. Das ist der Sinn der Sache. Wahrscheinlich ist er genauso ängstlich und nervös wie du.“

Na toll.

Sanft zieht sie mich auf die Füße. „Ich muss gehen, weil ich deine Trauzeugin bin.“

„Es ist unfair, dass du ihn zuerst zu sehen bekommst.“

„Pech gehabt. Vergiss nicht, dass Rob, Dr. Hollister und das Wissenschaftlerteam an deiner Seite sind. Sie sitzen links, wenn du den Gang entlang gehst.“

Na wunderbar. Kats Freund und das Romantikerteam sind die Einzigen auf meiner Seite. Mein Bräutigam wird mich für eine totale Versagerin halten, wenn er sieht, dass ich keine Familie habe und nur eine Freundin.

Kat umarmt mich zum Abschied, bevor sie ihren Platz am Altar einnimmt, und lässt mich allein. Ich beäuge das Fenster und ziehe es als Fluchtweg in Betracht. Ich befinde mich im Erdgeschoss des Hotels und könnte leicht hinausklettern und vor diesem Wahnsinn davonlaufen. Single zu sein erscheint mir gar nicht mehr so schlimm. Ich war es lange genug und könnte es noch länger aushalten.

Leise klopft es an der Tür und Kimberly, unsere Ansprechpartnerin im Team, steckt ihren Kopf herein.

„Alles klar bei dir? Ich möchte nur nach dir sehen.“

Nein, geh weg. Ich werde gleich flüchten und als eine alte Katzenlady enden.

Schnell kommt sie rein, schließt die Tür und strahlt mich an. Sie sieht hübsch aus mit den dunkelbraunen Haaren, die ihr in Wellen über die Schultern fallen, anstatt dem Pferdeschwanz, den sie sonst immer trägt. Ich nicke und erwidere das Lächeln, allerdings nicht so strahlend wie sie. „Du siehst klasse aus, Kim.“

„Hey, das ist mein Text, Dummerchen. Und das stimmt auch. Das Kleid steht dir fantastisch.“

„Danke. Ich komme mir overdressed vor und irgendwie fake.“ Ich glätte das weiße Satinkleid, das sich mit jeder Minute schwerer anfühlt.

„Alle Bräute fühlen sich so. Hochzeitskleider sind immer zu eng, oder zu aufgebauscht und viel zu lang. Ich konnte es nicht erwarten, meins endlich ausziehen zu können, als ich geheiratet habe.“

Ich sehe sie an und atme tief durch. „Ich nehme an, jetzt ist es soweit?“

„Ja.“

„Haben die anderen Paare schon geheiratet?“ Ich frage mich, wie es für sie war und ob sie mit ihren Partnern zufrieden sind.

„Ja, jetzt sind sie alle verheiratet und ich habe mich heute nach ihnen erkundigt. Allen geht es gut. Und dir wird es auch gut gehen, versprochen.“ Sie strahlt mich wieder an. „Alle sind fertig und in ein paar Minuten wird die Musik einsetzen. Und dann gehst du den Gang entlang, okay?“

„Verstanden.“ Mein Mund ist trocken und fühlt sich wie ein Wattebausch an.

„Du bist ein Glückspilz.“ Sie seufzt verträumt und geht aus dem Zimmer.

Ich hoffe, dieser Kommentar bedeutet, dass mein Ehemann ein toller Hecht ist. Anscheinend ist es so, denn sonst hätte sie das nicht mit diesem dämlichen Grinsen im Gesicht gesagt. Ich überprüfe mich noch einmal im Spiegel und lächele mich schwach an. „Okay, Zeit Mrs. Irgendwer zu werden“, flüstere ich, gehe aus dem Zimmer und halte vor der Tür des Raumes an, in dem die Trauung stattfindet. Dort warte ich darauf, dass die Musik einsetzt. Ich starre die Tür an, mein Herzschlag beschleunigt sich und meine Hände fangen an zu schwitzen. Ich umklammere den Brautstrauß aus rosa Rosen.

Hau ab! Da ist eine Tür mit einem großen Ausgang-Schild darüber!

Nein, bleib hier! Der Mann deiner Träume befindet sich hinter dieser Tür!

Lauf, Idiotin! Das ist das Dümmste, was du je gemacht hast!

„Nervös?“

Die tiefe männliche Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

„Äh, oh ja.“ Ich räuspere mich und betrachte den großen Mann mit breiten Schultern, einem dunklen Pferdeschwanz, dunkelbraunen Augen und einem Fünf-Uhr-Bartschatten. Er verströmt etwas Anziehendes, was ich nicht genau benennen kann, doch ich muss mich dazu zwingen, den Augenkontakt abzubrechen.

„Das ist normal“, sagt er. „Es ist ein großer Schritt.“

„Ja.“ Ich wende mich wieder der Tür zu.

„Du willst doch nicht etwa ganz allein den Gang entlang gehen, oder?“

Ich knirsche unabsichtlich mit den Zähnen. „Doch.“

Geh weg!

„Würdest du mir die Ehre gestatten?“ Er lächelt und hält mir seinen Arm hin.

Ich sehe ihn an, als sei er verrückt geworden. „Äh … das geht nicht. Ich kenne dich doch gar nicht.“

Er zwinkert mir zu. „Ich bin Asher Valentine. Dein zukünftiger Schwager.“

Heilige Scheiße.

Sein Bruder.

Der Bruder meines Ehemannes.

„Oh! Es tut mir leid. Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Asia. Asia Jenson.“

Er hält mir erneut seinen Arm hin und nervös hake ich mich bei ihm unter.

Er lächelt. „Ich kann schließlich nicht die Braut meines kleinen Bruders ganz allein zu ihm gehen lassen, oder?“

Warum kann ich keinen Vater haben, der das für mich tut? Oder einen netten großen Bruder, wie dieser hier? Tränen steigen mir in die Augen, als ich an meine Eltern denke, die niemals richtige Eltern waren, und einen Bruder, der mich nur ausgenutzt hat.

Asher beugt sich zu mir hinab und flüstert: „Keine Sorge, Asia. Jetzt bekommst du die Familie, die du dir immer gewünscht hast.“

Bevor ich etwas antworten kann, beginnt die Musik. Die Doppeltür öffnet sich und wir schweben den Gang entlang wie in einem Traum. Ich fühle mich wie außerhalb des Körpers, sehe mich selbst aus der Entfernung. Alle drehen sich zu uns um. Links auf meiner Seite sitzen ein paar Pärchen, die ich nicht kenne, und Kats Freund und das Team. Meine Seite ist also nicht leer, wie ich gedacht hatte. Wie sie sein sollte.

Die rechte Seite, seine, ist voller lächelnder Gesichter. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was so ungewöhnlich an ihnen ist. Die meisten der männlichen Gäste haben verdammt lange Haare. Und Piercings. Und Tattoos.

Heilige Scheiße, bin ich in einem Rock-Konzert gelandet? Was ist hier los?

Als wir uns dem Altar nähern, sehe ich zuerst Kat an, die mir aufgeregt ihren erhobenen Daumen zeigt, was mir in dieser Situation recht unpassend erscheint. Immerhin ist das hier eine Hochzeit. Oder?

Asher entlässt mich von seinem Arm, küsst meine Wange, wendet sich seinem Bruder zu, umarmt ihn kurz und geht zu seinem Platz hinter uns.

„Darf ich euch vorstellen?“, fragt die Standesbeamtin freundlich. „Asia Jenson, das ist Talon Valentine. Bitte nehmen Sie sich an die Hände.“

Ich merke nicht, dass ich die Hände bewegt habe, doch schon werden sie von großen, warmen Fingern umschlossen. Die Stimme der Standesbeamtin scheint eine Million Meilen weit entfernt zu sein. Langsam hebe ich den Blick und schaue in die Augen meines Zukünftigen. Sie sind genauso dunkelbraun wie die seines Bruders, nur mit einem frechen, sexy Funkeln darin.

Oh Gott.

Das ist nicht mein Traummann.

Das ist mehr eine hippiemäßige Rockstarversion von Tarzan. Sein dunkelblondes Haar ist fast so lang wie meins, und fließt über seine Schultern und auf seine Brust. Er trägt keine Krawatte, das Oberhemd unter der Anzugjacke ist oben offen und lässt Tattoos auf der Brust sehen. Das entspricht nicht der Beschreibung in meiner Bewerbung. Seine Lippen bewegen sich, doch ich kann ihn durch die Schreie in meinem Kopf nicht hören. Schon gleitet ein Ring über meinen zittrigen Finger.

Habe ich schon Ja gesagt?

Die Standesbeamtin fordert mich auf, mein Ehegelübde zu sprechen. Ich tue es mit roboterhafter Stimme.

Was mache ich da eigentlich?

Kat reicht mir den Ring für ihn und ich streife ihn über seinen Finger. Dabei fällt mir das Tattoo auf seiner Hand auf. Ein Schädel mit dunklen Rosen umrahmt. Dieser Kerl arbeitet auf keinen Fall in irgendeinem Büro, wo ich mir meinen zukünftigen Ehemann immer vorgestellt hatte.

„… die Braut jetzt küssen.“

Moment mal … wie bitte?

Er beugt sich vor und in letzter Sekunde weiche ich aus, sodass seine Lippen auf meiner Wange landen.

Die Gäste fangen an zu lachen und zu jubeln.

Bitte zurückspulen. Bis zu dem Monat, als ich dem hier zugestimmt habe, und alles ungeschehen machen.

„Sie ist immer erst ein bisschen schüchtern“, erklärt Kat den Gästen und legt eine Hand auf meinen Rücken. „Küss ihn!“, zischt sie in mein Ohr.

Ich kann nicht.

Er führt mich vom Altar durch den Gang, an den Gästen vorbei, die jubeln und ihm auf den Rücken klopfen.

Ich muss hier raus.

Kimberly empfängt uns an der Tür. „Kommt mit“, wispert sie und führt uns ins Brautzimmer.

Jetzt kommt sicher die Stelle, an der sie uns sagt, dass alles ein schreckliches Missverständnis ist. Gott sei Dank.

„Okay, also ich weiß, dass ihr beide total aufgeregt, nervös und ängstlich seid, aber das ist total normal.“ Sie lächelt uns an. „Die Gäste gehen jetzt in den Empfangsraum, wo es etwas zu trinken und Appetithäppchen gibt. Ihr beide habt ungefähr eine halbe Stunde Zeit allein. Dann holt euch ein Fotograf ab. Er wird ein paar Bilder machen und dann geht ihr zu den Gästen und zum Dinner.“ Sie klatscht in die Hände. „Ihr seid so ein schönes Paar. Ich freue mich so für euch! Und ich bin ein großer Fan von dir, Talon.“

Fan?

„Danke, Babe.“

Babe? Hat er sie gerade Babe genannt?

„Kannst du bitte Kat herrufen?“, frage ich sie und drehe den Ring an meinem Finger im Kreis. „Ich muss mit ihr reden.“

Kimberly schüttelt den Kopf. „Tut mir leid, Asia. Dr. Hollister besteht darauf, dass ihr erst mal allein sein sollt. Nachher kannst du mit ihr reden. Ich werde ihr sagen, dass du sie sehen willst, sobald du kannst.“

Was soll das? Ich will meine beste Freundin hier haben. Sofort.

Kimberly geht und ich starre zur Tür, als wäre dort ein Portal zum Flüchten.

„Fuck, ich brauche einen Drink“, sagt Talon und geht zur Minibar. „Du auch, Amber?“

„Asia.“

„Nah dran. Was möchtest du?“

„Nur ein Wasser, bitte.“

„Wasser? Das ist ja mal was Neues.“

Das Kleid fühlt sich an, als wäre es seit der Trauung fünfundzwanzig Kilo schwerer geworden, und als ob es mich von den Füßen zieht. Langsam setze ich mich auf die Couch und betrachte den Mann, der sich einen Drink einschenkt und mir eine kleine Flasche Wasser bringt.

„Danke“, sage ich höflich.

Er lehnt sich an die Wand, nippt an seinem Drink und sieht mich intensiv an. Ich betrachte ihn ebenfalls. Er hat unglaublich sexy Augen, und selbst im Anzug kann ich erkennen, dass er muskulös gebaut ist.

Er grinst. „Nun, das ist abgefahrener als ich gedacht hatte“, sagt er schließlich.

Ich nicke. „Ja.“ Ich habe keinen Schimmer, was ich mit ihm reden soll.

„Weißt du, wer ich bin?“

Ich schüttele den Kopf. „Nein. Ich glaube nicht. Sollte ich das?“

Seine vollen Lippen verziehen sich zu einem sexy, dennoch sarkastischen Grinsen. „Die meisten kennen mich.“

„Bist du ein Schauspieler?“

„Nein, aber du kommst der Sache näher, Honey.“ Er leert sein Glas und holt sich noch einen Drink.

Oh Gott. Ich hoffe, er ist kein Alkoholiker. Ich hatte extra auf einen Nicht-Trinker bestanden und beim Interview klargemacht, dass ich keinen nach irgendeiner Substanz Süchtigen heiraten würde.

Ich trinke einen Schluck Wasser. „Hör zu, können wir bitte auf Spielchen verzichten? Das Ganze ist stressig genug. Und ich bin nicht gern mit jemandem zusammen, der trinkt. Überhaupt nichts. Das hatte ich auch auf den Fragebogen geschrieben.“

Mitten im Einschenken hält er inne. „Machst du Witze?“

„Nein, ich meine es ernst.“

„Darf ich fragen warum?“

Ich hole tief Luft, weil ich nicht damit gerechnet habe, jetzt darüber sprechen zu müssen. „Mein Vater war Alkoholiker. Er hat sich gern betrunken und dann meine Mutter und mich verprügelt. Allein vom Geruch von Alkohol wird mir schlecht.“

Er schließt kurz die Augen und stellt dann die Flasche wieder in die Bar. „Na gut. Dagegen kann ich nichts sagen, besonders nicht, nachdem ich gerade Liebe, Ehre und Gehorsam geschworen habe. Dann trinke ich eben auch Wasser.“

„Vielen Dank“, sage ich leise. „Also … wer bist du nun?“

Er macht auf dem Absatz kehrt und geht mit einem frechen Grinsen durch den Raum. Auf jeden Fall ist ihm bewusst, dass er gut aussieht, und scheint an Aufmerksamkeit gewöhnt zu sein.

„Talon Valentine“, sagt er.

Asia Valentine. Ich teste den Klang in meinen Gedanken. Mein neuer Name. „Ich mag meinen neuen Nachnamen. Er ist hübsch.“

„Du kennst meinen Namen wirklich nicht?“, fragt er erstaunt. „Oder mich? Komm schon.“

Aha. Sein Ego hat seinen Auftritt.

„Nein, tut mir leid.“ Ich kenne ihn wirklich nicht. Er ist nicht der Typ Mann, zu dem ich mich hingezogen fühlen würde. Dafür sieht er viel zu wild aus und Ärger steht ihm auf der Stirn geschrieben.

Lächelnd schüttelt er den Kopf. „Also da haben sie wirklich gute Arbeit geleistet, eine Frau zu finden, die mich nicht kennt. Zumindest das haben sie richtig gemacht.“

O-ha. Klingt, als wäre ich auch nicht, was er bestellt hat.

„Ich bin der Gitarrist von Ashes & Embers.“

Ich ersticke fast an meinem Wasser und es kommt mir aus der Nase. „Oh mein Gott, was?“ Mit den Händen wische ich mir über das Gesicht und komme mir wie eine Idiotin vor. Suchend sehe ich mich nach Papiertüchern um, kann aber keine entdecken.

„Hier.“ Er reicht mir Servietten aus der Bar.

„Du meinst die Rock-Band?“, frage ich ungläubig, tupfe mein Gesicht ab und hoffe, dass ich nicht das Make-up völlig ruiniert habe, für das Kat fast eine Stunde gebraucht hatte.

„Genau.“

Nein, nein, nein! Das darf nicht wahr sein! Ich wollte Ruhe. Normalität. Einen Familienmann. Mit Anzug und Krawatte. Jemand stetigen, keinen Wilden und Verrückten. Keinen verdammten Rockstar! Ich schließe die Augen, schüttele den Kopf und hoffe, diese Situation wird sich einfach in Luft auflösen. „Aber warum tust du so etwas? Du bist doch berühmt.“

Dieser Typ wirkt überhaupt nicht wie einer, der eine Ehefrau sucht. Oder als ob er Probleme hätte, selbst eine zu finden. Das muss eine Art PR-Aktion sein. Ich werde darauf bestehen, mit Dr. Hollister zu sprechen. Vielleicht nehme ich mir sogar einen Anwalt und verklage sie wegen arglistiger Täuschung. Fast ein halbes Jahr habe ich mir detaillierte Gespräche, Fragebögen, Treffen mit Psychologen und Sex-Therapeuten angetan für diese Sache. Monate meines Lebens – einfach dahin. Und jetzt bin ich mit jemandem verheiratet, der das wahrscheinlich nur zu PR-Zwecken getan hat, und nicht, um eine Lebenspartnerin zu finden.

„Warum?“ Er klappt ein Zippo auf und zündet sich eine Zigarette an, die zwischen seinen Lippen klebt. „Ganz ehrlich? Weil ich mit einer Frau zusammen sein will, die nicht nur an meinem Schwanz interessiert ist.“

Also, kein Problem, Freundchen. Du kannst deinen Schwanz gern da drüben behalten.

To Love Talon

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