Читать книгу To Love Talon - Carian Cole - Страница 15
Kaptiel 10 Asia
ОглавлениеDas Licht, das durch den Schlitz im Vorhang fällt, weckt mich. Ich brauche einen Moment, bis ich weiß, wo ich bin.
In der Hochzeitssuite.
Ich strecke die Hand aus und betrachte den fremden Ring, ziehe ihn aus und lese die Gravur. In dem ganzen Wahnsinn hatte ich ganz vergessen, dass wir vorher gefragt wurden, welche Worte wir in den Ehering des anderen graviert haben wollten, um es uns später noch einmal anzusehen, wenn die Ehe hoffentlich gut läuft.
Ich hatte Lach mit mir, liebe mit mir in seinen gravieren lassen.
In meinem steht: Kein Anfang, kein Ende, nur das Jetzt.
Hm. Das gefällt mir. Aber ich frage mich, was genau damit gemeint ist. Vielleicht ein Bezug auf: Nur im Hier und Jetzt leben. Ich bin dankbar, dass es nicht so etwas wie Rock ’n’ Roll, Baby! ist.
Ich stecke mir den Ring wieder an und dehne mich auf dem großen Bett. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass er auf der Couch schlafen musste, während ich in einem Bett liege, in das zehn Leute passen. Allerdings war es sehr galant von ihm, mir das Schlafzimmer zu überlassen, was ich ihm hoch anrechne. Offenbar verbirgt sich unter seinem wilden Äußeren ein rücksichtsvoller Mensch.
Ich krieche aus dem Bett und ziehe den Bademantel wieder über mein Höschen. Strapse, Strümpfe und BH hatte ich gestern Abend ausgezogen und kam mir albern vor, den Kram überhaupt an zu haben. Ich kann Talon seinen Kommentar kaum übelnehmen. Wenn ich keinen Sex haben wollte, sollte ich auch nichts Erotisches tragen.
Hätte er allerdings mehr meinen Vorstellungen entsprochen, wäre die Nacht vielleicht anders verlaufen. Hätte ich mit ihm geschlafen, wenn er kurz Haare hätte, keine Tattoos, in einem Büro arbeiten würde und kein Rockstar wäre? Vielleicht. Was das wohl über mich aussagt?
Leise öffne ich die Tür zum Sitzbereich und sehe sofort, dass die Couch leer ist. Die Decke liegt ordentlich gefaltet auf den Kissen.
„Talon?“ Ich spähe ins Bad, doch dort ist er nicht, und auch nicht auf dem kleinen Balkon.
Ich nehme an, dass er in die Lobby gegangen ist, sich einen Kaffee holt oder Ähnliches, nehme mir etwas zum Anziehen aus meiner Tasche und gehe ins Bad, um zu duschen. Ich sehe schrecklich aus, mit dem verschmierten Make-up von gestern, meine Haare sind verklebt von dem Styling-Gel und dem Haarspray, das Kat benutzt hatte. Ich dusche lange, genieße den Wasserdruck und dass mir nicht nach fünf Minuten das heiße Wasser ausgeht, wie in meiner Wohnung.
Danach ziehe ich Jeans an und ein Lila V-Ausschnitt-T-Shirt, das ich vor ein paar Wochen mit Strass verziert hatte. Ich föhne meine Haare so glatt wie möglich, ärgere mich, das Glätteisen vergessen zu haben, und öffne die Tür. Ich hoffe, dass wir beide jetzt diese ganze Ehesache klären können.
Doch er ist immer noch nicht da. Ich schaue auf die Uhr auf dem Handy und stelle fest, dass ich eine Dreiviertelstunde im Bad war. Nur einen Kaffee zu holen, dauert nicht so lange. Sein Handy, das Feuerzeug und die Zigaretten liegen nicht mehr auf der Kommode. Seine Tasche ist noch da, doch wahrscheinlich ist nichts darin, worauf er nicht verzichten könnte, sodass er sie locker hierlassen würde, wollte er sich aus dem Staub machen.
Er ist gegangen.
Ich blinzele Tränen fort und sehe mich um, in der Hoffnung, wenigstens eine Nachricht zu finden, doch da ist nichts. Offensichtlich hatte seine Bemerkung, gemeinsam in der Sache drinzustecken, nichts zu bedeuten. Tränen der Wut und Enttäuschung laufen mir über die Wangen. Schnell stopfe ich meine Sachen in meine Tasche und rolle das Kleid zusammen. Ich eile zur Tür. In der Lobby werde ich Kat anrufen und mich von ihr abholen lassen. Mit Dr. Hollister oder Kim will ich momentan nicht reden. Sie könnten nichts sagen, um die Sache besser zu machen. Nicht einmal ein Expertenteam kann für mich einen Kerl finden, der länger als eine Nacht bei mir bleibt.
Kloster, ich komme!
Als ich gerade die Tür öffnen will, piepst das elektronische Türschloss und Talon kommt rein und rennt mich fast um. Er sieht mich skeptisch an und legt Handy und Zigaretten auf den kleinen Tisch neben der Tür.
„Willst du gehen?“, fragt er ungläubig. „Wolltest du mich einfach sitzenlassen?“
Ich lasse die Tasche und das Kleid auf den Boden sinken. „Ich dachte, du bist abgehauen.“ Ich wische mir über die Augen und schäme mich, dass er mich heulend erwischt hat. „Ich bin aufgewacht und du warst verschwunden. Über eine Stunde. Und deine Sachen waren weg.“
Er deutet auf seine Tasche auf dem Boden. „Meine Sachen liegen dort.“
„Ich meine dein Handy und die Zigaretten.“
Sanft hebt er mein Kinn an und sieht mir in die Augen. „Weinst du?“ Ich versuche, ihm auszuweichen, doch er lässt mich nicht los. „Weinst du?“, wiederholt er und seine braunen Augen sehen mich weiterhin an.
„Ein bisschen“, gebe ich zu.
Mit dem Daumen streichelt er meine Wange. „Warum?“
„Ich dachte, du hast mich schon sitzenlassen.“
Er beugt sich vor und küsst meine Lippen. Diesmal wehre ich mich nicht. „Ich bin noch da“, sagt er und weicht nicht sehr weit zurück. „Ich war nur unten im Fitnessstudio.“ Seine Lippen berühren meine erneut. Ein irres Kribbeln läuft mir den Rücken entlang und explodiert in meinem Bauch wie ein Sack voller Schmetterlinge. „Ich versuche, jeden Morgen zu trainieren. Deine Lippen schmecken lecker.“
„Oh.“ Ich nehme an, endlich den perfekten Vanille-Lipgloss gefunden zu haben.
Er lässt mich los und trägt meine Sachen ins Zimmer zurück, als ob dieser Kuss eben nie stattgefunden hätte. „Können wir uns darauf einigen, uns niemals gegenseitig einfach plötzlich sitzenzulassen?“, fragt er und dreht sich zu mir um.
Ich bin immer noch an derselben Stelle festgewachsen.
„Das würde ich auch gut finden.“ Vorsichtig berühre ich mit dem Finger meine Lippen, immer noch erstarrt von dem Kuss, der meine Knie weicher macht, als ich gern zugeben möchte.
Er fährt sich mit der Hand durch seine langen Haare. „Du hast wirklich gedacht, ich würde dich einfach so sitzenlassen während du schläfst?“
Ich zucke mit den Schultern und fühle mich ein bisschen albern, wegen der Überreaktion. „Ich kenne dich ja nicht und weiß nicht, wozu du fähig bist.“
Er nickt. „Das stimmt. Fürs Protokoll: Ich bin kein Arschloch, Asia. Wenn mich etwas stört, werde ich es dir sagen. Ich werde nicht einfach verschwinden.“
„Es tut mir leid, voreilige Schlüsse gezogen zu haben. Keine Ahnung, was ich gedacht habe.“
„Allerdings gefällt mir nicht, dass du selbst gerade abhauen wolltest. Entweder schaffen wir das hier gemeinsam, oder gar nicht. Ein bisschen Grundvertrauen sollte schon da sein.“
„Da hast du absolut recht.“ Ich gehe weiter ins Zimmer hinein. „Es ist nur so schwer. Und ehrlich gesagt, macht es mir Angst. Ich werde ständig von Leuten verlassen.“ Ihm gegenüber meine Ängste zu gestehen, fällt mir nicht leicht, aber Dr. Hollister hatte darauf bestanden, dass ehrlich zu sein ein wichtiger Punkt war.
Er verengt die kastanienbrauen Augen. „Ich werde dich nicht verlassen.“ Er nimmt sich eine Menükarte, die neben dem Haustelefon liegt, und setzt sich damit aufs Bett. „Wir beide sind eine Verpflichtung eingegangen. Und auch wenn alles momentan irgendwie unpassend erscheint, denke ich, dass wir es wenigstens versuchen sollten.“
„Du hast recht. Schließlich ist das der Sinn der ganzen Sache.“ Ich setze mich neben ihn. „Jemandem vertrauen, nicht wahr?“
„Und uns selbst.“
Das stimmt. Es kommt sehr darauf an, sich selbst zu vertrauen, genau wie der anderen Person, und auch denjenigen, die uns zusammengeführt haben.
„Falls es dich beruhigt, ich werde auch ständig verlassen, nachdem die Weiber genug davon haben, sich von mir vögeln zu lassen. Anscheinend bin ich nur dafür gut.“
Oh Gott. „Also, das beruhigt mich zwar nicht wirklich, aber ich bin sicher, dass du noch für etwas anderes gut bist.“ Hoffentlich.
Er grinst. „Da du nicht daran interessiert bist, dass ich dich um den Verstand ficke, werden wir das wohl bald herausfinden, oder?“
Ich berühre seinen Arm, denn mir ist soeben ein Licht aufgegangen. „Talon, ich glaube, du hast gerade einen der Gründe herausgefunden, weshalb sie uns verkuppelt haben.“
Er starrt mich mit diesen sexy Augen an. „Da könntest du recht haben, Jelly-Bean. Anscheinend soll ich dich mit meinem geistreichen Charme erobern und nicht meinem Unterleib.“
Darüber muss ich lachen. Langsam gefällt mir seine sarkastische Seite. „Das wäre ein guter Anfang.“
Er seufzt tief. „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich brauche jetzt einen Berg Pfannkuchen.“
Talon hatte nicht gescherzt, als er sagte, dass er die Frühstückskarte rauf und runter bestellen wollte. Zwei Kellner sind nötig, um unsere Bestellung zu bringen und alles auf dem Esstisch auszubreiten. Ich bin etwas erstaunt, als er beide mit je fünfzig Dollar Trinkgeld belohnt. Als sie gehen, versichern sie ihm, alles zu bringen, wonach er verlangt.
Wir sitzen am Tisch und er beginnt mit den Pfannkuchen, Bacon und Würstchen, während ich Obst und Joghurt esse.
Er hält mir seine Gabel hin. „Bacon?“
„Nein, danke, ich esse kein Fleisch.“
Er beißt hinein, kaut langsam und betrachtet mich mit einem frechen Glimmen im Blick. „Oh doch, du wirst Fleisch essen, Baby.“
Ich verdrehe die Augen und schlucke mein Obst. „Ist das dein geistreicher Charme?“
„Hey, ich gebe mir Mühe.“
Ich gieße mir frisch gepressten Orangensaft ein. „Vielleicht können wir eine Art Speed-Dating-Gespräch führen, um uns besser kennenzulernen.“
Er nickt begeistert und ertränkt seine Pancakes in Ahornsirup. „Bin dabei. Das klingt amüsant. Dabei stellt man sich einfach gegenseitig Fragen, oder?“
„Genau.“
Er trinkt einen Schluck Kaffee und denkt nach. „Okay. Ich fange an. Was ist deine Lieblingsfarbe?“
Ich lache und schüttele den Kopf. „Das ist das Erste, was dich interessiert?“
„Yep.“
„Lila. Und deine?“
„Da werde ich schwarz sagen.“ Als Nächstes nimmt er sich eine Waffel vor. „Arbeitest du?“
Himmel noch mal, er kommt von Farben zum Job in nur einer Sekunde. „Ich arbeite zu Hause. Ich nähe und stelle Accessoires her, wie Gürtel, Schals und Schmuck. Außerdem mache ich Seifen und Badeprodukte, Body-Lotionen und Lippenbalsam.“
Überrascht und beeindruckt hebt er die Augenbrauen. „Das ist ja cool. Hast du die Glitzersteinchen auf dein Shirt genäht?“ Mit der Gabel zeigt er auf mich.
„Ja.“
„Gefällt mir. Ich mag kreative Dinge. Und ich finde es gut, dass du zu Hause bist. Da muss ich mir keine Sorgen um dich machen.“
„Machst du beruflich noch etwas anderes? Oder bist du nur in der Band?“
Er wirkt beleidigt und lehnt sich auf dem Stuhl zurück. „Echt jetzt? Reicht das nicht?“
„So ist das nicht gemeint. Ich dachte nur, dass du vielleicht noch etwas anderes machst.“
„Ich habe mal gemodelt.“
„Siehst du? Das ist doch schon was.“
Er buttert einen Toast und feuert die nächste Frage auf mich ab. „Mein Bruder hat dich zum Altar geführt. Wo ist denn deine Familie?“
Ich atme tief durch und suche nach den richtigen Worten, ihm meine Familienverhältnisse zu erklären, und entscheide mich für die nackte Wahrheit. „Mein Vater und mein Bruder sind im Gefängnis und meine Mutter ist mit einem Kerl abgehauen, als ich siebzehn war. Ich habe nur zweimal von ihr gehört, weil sie versucht hat, Geld aus mir herauszubekommen, das ich aber nicht hatte.“ Ich sehe Talon an und hoffe, dass er nicht zu entsetzt ist. Sein Blick ist sanft und er nickt mir zu, dass ich weitersprechen soll. „Ich musste vorzeitig die Schule verlassen, um zu arbeiten und für mich selbst zu sorgen. Ich war nicht auf dem College oder so etwas.“
Er legt seine Gabel ab und streicht sich das Haar hinters Ohr. „Ob du im College warst, spielt für mich keine Rolle. Dass du das erleben musstest, ist echt schlimm, besonders so jung. Wie du bei der Hochzeit gesehen hast, habe ich eine große Familie und wir stehen uns alle sehr nah.“
„Dann bist du ein Glückspilz.“ Ich beneide ihn darum. Auch wenn ich sie alle nur kurz gesehen habe, kamen sie mir extrem freundlich und nett vor. Man sah ihnen an, dass sie einander etwas bedeuten, ganz anders als in meiner Familie.
„Das bist du jetzt auch. Meine Familie ist jetzt auch deine.“
Ich schiebe das Obst auf meinem Teller hin und her. „Das ist echt lieb von euch. Aber wir wissen ja noch gar nicht, ob das mit uns funktioniert. Ich mache mir lieber keine verfrühten Hoffnungen auf eine nette Familie.“
„Asia, also ich habe das nicht angefangen, um mich wieder scheiden zu lassen. Du etwa?“
Entschlossen hebe ich den Kopf. „Auf keinen Fall.“
„Gut. Denn ich habe zwar noch keine Ahnung wie, aber wir werden dafür sorgen, dass es funktioniert.“
Bei dieser Aussicht erzittere ich innerlich. Vielleicht kann es wirklich funktionieren. Vielleicht schaffe ich es irgendwie durch die sechs Monate und habe am Ende einen Ehemann und eine tolle Familie.
„Ist das dein richtiger Name?“, fragt er unvermittelt. „Asia?“
„Ja. Und ist Talon deiner?“
„Ja. In unserer Familie haben alle besondere Namen. Das kommt davon, wenn die Mutter eine Liebesromanautorin ist und der Vater ein Musiker.“
„Ich mag eure Namen“, gebe ich zu. „Ich dachte die ganze Zeit, es sind nur Künstlernamen.“
Er nimmt eine E-Zigarette aus dem Etui und pafft drauf los. „Nein. Sie stehen so in unseren Geburtsurkunden.“
„Hast du schnell das Rauchen aufgehört, als du vorhin unten warst?“, necke ich ihn und deute auf die elektronische Zigarette.
Er lacht auf und schiebt seinen Teller ein Stück von sich. „Nein. Ich möchte hier nur nicht den Feueralarm auslösen. Aber ich versuche, aufzuhören. Mein Bruder hat diese hier benutzt und ich versuche es auch mal damit.“ Er bläst Dampf aus und sieht mich dann an. „So, jetzt zur Eine-Million-Dollar-Frage. Sex. Du hast klargemacht, dass du keine Schlampe bist, und das gefällt mir sehr.“
Ich spüre Unruhe im Bauch und mir wird heiß. „Ich wünschte, das könnte ich auch von dir sagen. Sieht so aus, als ob du dir einen ziemlichen Ruf erarbeitet hast.“
Er grinst. „Schuldig im Sinne der Anklage, Jelly-Bean. Tut mir leid.“
Ich wappne mich innerlich für meine nächste Frage. „Bist du überhaupt in der Lage, treu zu sein?“
Die Spitze der E-Zigarette glüht blau auf, als er einen Zug nimmt. „Ich glaube schon“, sagt er schließlich etwas unsicher.
„Du glaubst? Du musst aber ganz sicher sein. Ich will nicht mit einem Fremdgeher verheiratet sein.“
„Ist es auch Fremdgehen, wenn wir gar keinen Sex haben?“, fragt er neckend und neigt den Kopf zur Seite.
Ich sehe ihn grimmig an und schiebe meinen Teller fort. Plötzlich ist mir der Appetit vergangen. „Ja, Talon, das ist es.“
„Ganz entspannt bleiben, ich mache nur Spaß. Ich bin ganz sicher, dass ich dich nicht betrügen werde. Ich bin seit einem Monat mit keiner mehr zusammen gewesen, das allein ist schon ein Rekord für mich.“
Ich fühle mich von seinen Worten wie geohrfeigt. „Einen Monat? Du hattest Sex vor einem Monat?“
Er zuckt ahnungslos mit den Schultern. „So ungefähr. Eine Woche plus oder minus.“
Kopfschüttelnd stehe ich auf und verlasse den Tisch. Nicht zu glauben, dass er vor einem Monat noch mit jemandem geschlafen hat. Teil des Ganzen war, dass wir alle Beziehungen zu anderen abbrechen sollten, als wir in die Gruppe aufgenommen wurden und ein Hochzeitstermin feststand. Und das war vor drei Monaten.
Er folgt mir ans Fenster. „Was ist denn jetzt los?“
Ich starre aus dem Fenster auf den See, an dem wir gestern Fotos geschossen hatten. Als wir uns das erste Mal geküsst hatten. „Da hast du schon von mir gewusst. Und dass schon ein Datum feststand.“
„Ja, aber ich habe dich noch nicht gekannt. Ich wusste nur, dass es stattfinden würde.“
Ich drehe mich zu ihm um. „Und das war nicht genug?“
Er wirft eine Hand in die Höhe. „Keine Ahnung, ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich habe nur wie immer weitergemacht.“
„Na toll.“ Ich schmolle.
„Es war nur Sex mit einem Groupie. Es bedeutet mir nichts. Hat mir nie etwas bedeutet. Wir haben Sex und sie gehen, fertig.“
„Wie furchtbar!“ Er sagte Groupies. Also mehrere. Ich gehe zur Couch, setze mich und verschränke die Arme vor der Brust. Mir wird übel bei der Vorstellung, dass er mit allen möglichen Frauen geschlafen hat, während wir darüber nachdenken sollten, zu heiraten und uns in jeder Hinsicht dem zu verpflichten. Ich war total aufgeregt gewesen, als ich erfuhr, dass mein passender Partner gefunden worden war, und ich sozusagen nun verlobt war. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als ihn endlich zu treffen. Ständig hatte ich Tagträume gehabt, wie er wohl aussehen und sich verhalten würde, und wie wir uns auf den ersten Blick verlieben würden. In der Zwischenzeit vögelte er Groupies, ohne auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden.
„Entschuldige, Babe, aber so war es immer bei mir gewesen.“
„Hör auf, mich Babe zu nennen! Du nennst alle so!“
„Entschuldige.“ Er kniet sich vor mich auf den Boden, doch ich meide seinen Blick. „Bist du eifersüchtig?“
„Nein!“ Vielleicht ein bisschen. „Ich hatte nur gehofft, mein zukünftiger Ehemann könnte sich besser zusammenreißen und sich allem verpflichten, so wie es uns gesagt wurde.“
„Okay, das habe ich versaut. Ich verspreche, es nie wieder zu tun.“
„Weiß Dr. Hollister davon?“
Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe es ihr nicht erzählt.“
„Wahrscheinlich hätte sie dich sofort aus dem Programm geworfen.“
„Jetzt ist es zu spät. Hier sind wir nun.“
Am liebsten hätte ich ihn getreten. „Hier sind wir nun? Was ist mit den Tests? Woher soll ich jetzt wissen, dass du keine Geschlechtskrankheiten hast?“
Jetzt verteidigt er sich. „Ich habe keine Krankheiten. Vor zwei Wochen wurde ich getestet. Außerdem mache ich es nie ohne Kondome.“
„Yippie“, sage ich sarkastisch.
„Und wann hast du das letzte Mal, Miss Perfekt?“
„Hab ich was?“
„Sex mit jemandem gehabt.“
Scheiße. Ich wollte es ihm nicht sagen. Sonst hält er mich endgültig für einen Freak. „Das geht dich zwar nichts an, aber auf jeden Fall nicht erst vor einem Monat. Ich habe mich an alle Regeln gehalten.“
„Yippie“, äfft er mich nach. „Also, wann genau?“
„Sage ich nicht.“
Er lächelt teuflisch. „Sag’s mir, oder ich kitzele es aus dir heraus.“
Ich schüttele den Kopf. „Es ist länger als drei Monate her, und mehr brauchst du nicht zu wissen.“
Bevor ich ausweichen kann, stürzt er sich auf mich und kitzelt meine Seiten. Ich kichere hysterisch. Ich bin furchtbar kitzelig und kann nicht fassen, dass er das so schnell herausgefunden hat und nun schon das zweite Mal gegen mich einsetzt. Ich greife nach seinen Händen. „Hör auf! Bitte!“, flehe ich und lache unkontrollierbar. Er überwältigt mich restlos mit seiner Größe und Kraft, zerrt mich auf den Boden, kniet sich über mich und hält meine Arme an meinen Seiten fest. „Du kannst mich nicht jedes Mal kitzeln, wenn du dich durchsetzen willst.“ Ich versuche, zu Atem zu kommen.
Das Haar fällt ihm vors Gesicht und er lächelt auf mich herab. „Oh doch, kann ich.“
Obwohl er über mir hockt, entgeht mir nicht, dass er vorsichtig ist und aufpasst, mich nicht zu erdrücken. Außerdem entgeht mir nicht, dass seine muskulösen Schenkel mich in einer Stellung einklemmen, dass ich die große Wölbung zwischen seinen Beinen gut erkennen kann. Heißer Scheiß!
„Sag’s mir“, befiehlt er erneut und hält meine Hände in seinem eisernen Griff.
„Es ist lange her.“ Ich nehme den Blick von seinem Paket und sehe ihm ins Gesicht.
„Wie lange?“
Seufzend wende ich den Blick zum Fenster. „Drei Jahre.“
„Drei verfickte Jahre?“, wiederholt er ungläubig. „Wie kannst du überhaupt noch am Leben sein?“
„Sehr witzig.“ Ich winde mich unter ihm. „Lass mich los.“
„Noch nicht. Sag mir erst, weshalb so lange.“
Ich sehe ihn wieder an. „Musst du mich unbedingt so beschämen?“
„Ich will dich nicht beschämen. Ich versuche nur, dich zu begreifen- und kennenzulernen.“
„Ich hatte schon lange keine Beziehung mehr und jede Menge Pech beim Daten. Und ich habe dir ja erzählt, dass ich nicht gleich mit jedem ins Bett springe. Daher die drei Jahre. Bist du jetzt zufrieden?“
Er legt meine Hände über meinen Kopf, sein Gesicht ist meinem sehr nah und seine Haare kitzeln mich. „Das kann ich ändern“, bietet er an und presst seine harte Erektion zwischen meine Beine.
Mein Puls steigt und meine lange vernachlässigte Pussy zieht sich zusammen bei der intimen Berührung. „Aber ich dachte, ich entspreche nicht deinen Vorstellungen.“ Meine Stimme bricht und sabotiert meine Bemühungen, zu verbergen, wie sehr er mir unter die Haut geht.
„Das dachte ich zumindest.“ Er lässt meine Hände los, streichelt mir über den Arm, über die Rippen, über die Kurve meiner Hüfte, seine Hand greift um meinen Schenkel und er zieht mich an sich. „Aber anscheinend will mein Körper dich trotzdem … und ich habe den Verdacht, dass deiner mich auch will.“
Ich schnappe nach Luft. „Aber ich will mehr als das“, hauche ich, will es, und doch noch so viel mehr. Mit der Nase streichelt er meinen Hals, knabbert zart an mir, und ich kämpfe gegen das Verlangen an, meine Beine um ihn zu schlingen.
„Achtundzwanzig Zentimeter, Baby. Wie viel mehr willst du noch?“
Ich stoße ihn von mir. Er rollt sich neben mich auf den Rücken und lacht. „Das ist nicht witzig!“ Ich schlage ihm auf den Arm.
„Ich mache doch nur Spaß.“
„Woher weißt du so genau, dass es achtundzwanzig Zentimeter sind?“
„Ich habe ihn gemessen. Wenn du willst, können wir das Ergebnis gern zusammen überprüfen. Ruf unten an und lass uns ein Lineal hochbringen.“
Kopfschüttelnd versuche ich, nicht zu lachen. „Kannst du nicht einmal eine Minute ernst sein?“
Er setzt sich auf und lehnt sich an die Couch. Ich merke, dass er versucht, ernst zu bleiben. „Okay. Ich bin todernst.“
Er spitzt die Lippen und sieht zum Brüllen komisch aus. Seine Haare sind zerzaust. Zögernd strecke ich die Hand aus und streiche sie ihm glatt. „Ich habe darüber nachgedacht“, beginne ich. „Beim Sex stehen wir offensichtlich auf verschiedenen Seiten. Du hast gesagt, dass Frauen dich immer nur dafür wollen und dass es für dich nichts weiter als Sex ist. Für mich ist das Gegenteil der Fall. Ich kann keinen Sex völlig ohne Gefühle haben. Das ist sicher ein Teil unserer Herausforderung. Du sollst lernen, erst Sex zu haben, wenn du auch etwas dabei fühlst, und ich soll dir zeigen, dass ich dich für mehr als nur einen guten Liebhaber halte.“
Er blinzelt gespielt verwirrt. „Meinst du wirklich?“
„Ja.“
„Das klingt anstrengend und könnte nach hinten losgehen. Warum sollten sie das von uns verlangen?“
„Damit wir lernen, uns gegenseitig wertzuschätzen?“
„Aber was, wenn sich bei keinem von uns Gefühle einstellen?“
Genau das ist mein Problem. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns je ineinander verlieben werden. Freundschaft und sich gut verstehen, vielleicht. Aber verlieben? Das sehe ich noch nicht. „Dann gehören wir einfach nicht zusammen“, murmele ich traurig.
„Das bedeutet also keinen Sex?“
Ich schlage ihn wieder neckend. „Ganz genau. Kein Sex.“
„Niemals?“, fragt er entsetzt.
Ich stehe auf und rücke meine Kleidung zurecht. „Lass uns nicht daran denken. Erst einmal sollten wir uns auf unsere erste Aufgabe konzentrieren, eine gemeinsame Wohnung zu finden.“