Читать книгу To Love Talon - Carian Cole - Страница 16
Kaptiel 11 Talon
Оглавление„Das ist dein Auto?“, fragt sie erstaunt, als ich sie zu meinem Geländewagen auf dem Hotelparkplatz führe.
„Yep.“ Mein neuestes Spielzeug ist ein Ford F-150 Pick-up mit Seilwinde, breiten Reifen und einem Airbrush-Schädel auf den Seiten.
„Ein Monster-Truck? Hat der überhaupt eine Straßenzulassung?“ Sie starrt an dem Wagen hoch und ihr Kopf reicht kaum bis zur Tür.
Ich nehme ihr die Tasche ab und werfe sie auf den Rücksitz. Das Hochzeitskleid lassen wir vom Hotel verpacken und zu mir nach Hause schicken, denn es ist zu wuchtig, um es einfach so herumzutragen. „Natürlich.“ Ich halte ihr die Beifahrertür auf. „Bitte einsteigen, Milady.“
Sie starrt nach oben und sieht mich dann wieder an. „Talon, ich kriege nicht einmal ein Bein hoch. Wie soll ich da einsteigen?“
Verdammt, sie hat recht. Ihre Beine sind zu kurz, um das Trittbrett zu erreichen. Ich packe sie in ihrer schmalen Taille und hebe sie mühelos auf den Sitz. „Ich werde einen tieferen Tritt für dich einbauen lassen, Baby. Kein Problem.“
Schnell umrunde ich den Wagen und setze mich hinter das Lenkrad. „Oder wir nehmen den Beemer, wenn wir zusammen fahren. Auch kein Problem.“
„Du hast auch noch einen BMW?“
Ich nicke, zünde mir eine Zigarette an und parke den Wagen aus. „Ja. Der liegt viel tiefer auf der Straße.“
Sie sieht durch die Windschutzscheibe und betrachtet mit großen Augen den Verkehr, während sie sich an die Armlehne klammert. „Heilige Scheiße, ist das hoch! Du könntest glatt einfach über die anderen Autos drüberfahren.“
„Ja, wenn wir es wollten, könnten wir das.“
Sie kichert. „Lieber nicht.“
Laut der Liste, die wir vom Team bekommen hatten, sollten wir als Erstes zusammenziehen. Egal ob zu ihr, zu mir, oder in etwas völlig Neues. Ich bevorzuge Letzteres, da ich in einer Eigentumswohnung mit meinem Bruder wohne, und wir dort keinerlei Privatsphäre hätten. Allerdings sollen wir uns die Wohnung des anderen ansehen, also halten wir zuerst bei mir an.
Wir gehen die Treppen zu meiner Haustür hoch. „Schön hier“, kommentiert sie das Haus.
„Ja, finde ich auch.“ Ich schließe die Tür auf. „Ich wohne hier seit ungefähr drei Jahren.“
Sie sieht sich um und runzelt leicht die Stirn. Wahrscheinlich, weil es ein bisschen unordentlich ist. Aber hey, hier wohnen zwei Singles und Mikah ist schlampig und lässt seinen Kram überall herumliegen.
„Entschuldige bitte die Unordnung. Wir hatten mal eine Putzfrau, aber die hat uns bestohlen und die Sachen bei eBay vertickt.“
„Oh nein! Wie furchtbar.“
„Ja. Manche Leute kaufen jeden Mist. Zum Beispiel meine gebrauchten Socken. Kannst du dir das vorstellen?“
Sie rümpft die Nase. „Das finde ich ziemlich eklig.“
„Stimmt. Also, hier wohne ich mit meinem Bruder Mikah. Er ist der Drummer in der Band. Erinnerst du dich an ihn von der Hochzeit?“ Sie schüttelt den Kopf. „Aber hier können wir schlecht wohnen. Aus ersichtlichen Gründen.“
„Warum nicht? Ich bin doch ein verfickt guter Mitbewohner.“ Wir drehen uns um und sehen Mikah die Treppe herunterkommen.
Oben befinden sich vier Schlafzimmer. Seine langen, dunklen Haare erinnern an einen Mopp auf seinem Kopf, seine Augen sind gerötet und darunter befinden sich dunkle Ringe. Man sieht ihm einen fetten Kater an.
„Alter, hast du dich an meiner Hochzeit besoffen? Du siehst echt scheiße aus.“
Er öffnet den Kühlschrank und holt sich eine Dose Limo heraus. „Yep.“ Mit halb geöffneten Augen sieht er uns an. „Was macht ihr zwei überhaupt hier? Solltet ihr nicht auf Hochzeitsreise sein? Oder ist das Spiel etwa schon vorbei?“
„Es ist kein Spiel“, korrigiert Asia ihn und klingt defensiv.
Das macht mich ein bisschen stolz auf sie. Ich mag Frauen, die sich nichts gefallen lassen.
„Wir machen die Hochzeitsreise später“, erkläre ich ihm. „Erst wollen wir zusammenziehen.“
Er kippt seine Limo ab. „Hoffentlich nicht hier.“
„Nein. Wir ziehen in ein Haus.“
Er nickt und schlurft zur Treppe. „Gute Idee. Sicher wollt ihr ein neues Schlafzimmer.“ Er sieht Asia an und grinst. „Sein Bett hat schon tonnenweise Pussys gesehen. Also ich würde da nicht schlafen wollen.“
Sie zuckt merklich zusammen, errötet und ihr Blick trifft meinen. „Gut zu wissen“, sagt sie.
Ich drücke das Arschloch, das mein Bruder ist, gegen die Wand. Asia geht rückwärts. „Bist du bescheuert?“, zische ich ihm ins Gesicht. „Das ist meine Frau und keine Band-Hure.“
Er wehrt mich ab. „Wo ist das Problem, Tal?“
„Sie muss diesen Mist nicht hören.“ Ich schubse ihn erneut und trete zurück.
„Dann gewöhnt sie sich besser schnell daran. Wir ficken nun mal. Das machen alle Rockstars.“
Der Klang der zufallenden Haustür unterbricht uns und wir drehen uns um. Asia hat die Wohnung verlassen.
„Herzlichen Dank, Arschloch“, knurre ich. „Musstest du das unbedingt sagen?“
„Wo ist denn das Problem?“
„Ich versuche, ihr Vertrauen zu gewinnen, Mikah. Das Ganze ist nicht unbedingt leicht für sie.“
Er grinst. „Dann sollte sie sich lieber sofort scheiden lassen, wenn sie nicht mit dir umgehen kann.“
Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und hoffe inständig, dass Asia mir nicht gerade davonläuft. Schnell gehe ich zur Haustür, um sie einzuholen. Gott sei Dank sitzt sie draußen auf dem Bordstein und spielt mit einer Pusteblume in ihren Fingern. Ich gehe zu ihr.
„Hey, es tut mir leid. Er ist ein sarkastisches Arschloch.“
„Ich nehme an, dass wir nicht hier wohnen werden.“
Sie schließt die Augen, bläst die Samen der Pusteblume fort, öffnet die Augen und sieht wehmütig zu, wie der Wind die kleinen Schirmchen wegträgt. Wahrscheinlich möchte sie gern ebenfalls davonfliegen.
Fort von mir.
Ich halte ihr meine Hand hin und sie legt ihre hinein. Dann ziehe ich sie hoch. „Auf keinen Fall, Babe. Lass uns jetzt zu dir fahren.“
„Können wir das nicht auslassen? Es gibt wirklich keinen Grund, dort hinzufahren. Du willst mit Sicherheit nicht da wohnen.“
„Nein, aber ich möchte sehen, wo du wohnst. Außerdem steht es in den Richtlinien. Wir sollen uns ansehen, wie der andere lebt.“
Frustriert seufzt sie. „Ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll. Es ist reine Zeitverschwendung.“ Wir gehen zum Wagen zurück. „Können wir uns nicht einfach was Neues suchen?“
Ich hebe sie erneut auf den Beifahrersitz. „Du willst einfach nicht, dass ich dein Haus sehe, was?“
Nervös wendet sie den Blick ab. „Es ist nur ein Apartment.“
„Haus, Apartment, was auch immer. Du willst mich nicht dort haben. Warum nicht?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Musst du auch nicht. Ich sehe es dir an.“ Ich lehne mich an die Tür und lasse nicht locker, während ihr Blick Pfeile auf mich abschießt.
„Dann lass uns jetzt fahren“, lenkt sie ein. „Und es hinter uns bringen.“
Während sie mir den Weg weist, wird mir der Grund klar, warum sie mir ihr Apartment nicht zeigen will. Sie lebt im Ghetto. In meiner Jugend hatte ich in solchen Gegenden Drogen gekauft. Ich parke vor dem ungepflegten Mietshaus und blicke zu Asia. Sie sieht aus dem Fenster und malt mit dem Finger Kreise auf ihre Jeans. „Alles in Ordnung?“, frage ich.
„Ja.“
Das klingt allerdings nicht so. Sie wirkt abwesend. „Schon gut, Asia, kein Problem.“
„Du gehörst nicht hierher.“
„Du auch nicht. Nicht mehr.“
Sie blickt zu Boden. „Doch. Heiraten ändert nichts daran, wer ich bin.“
„Nein, aber es ändert, wer wir beide zusammen sind.“ Ich greife nach ihrer Hand und hindere sie daran, nervöse Fingerübungen zu machen. „Zusammen sind wir beide besser.“
Was rede ich da nur für einen Schwachsinn?
Sie drückt meine Hand. „Danke, dass du das gesagt hast.“
Wow. Ich habe tatsächlich das Richtige gesagt, auch wenn ich kurzzeitig vom Geist des Glückwunschkartenherstellers Hallmark besessen war. Punkt für mich!
Wie das Schicksal so spielt, ist der Aufzug defekt und wir müssen drei Etagen auf zugemüllten Treppen hochsteigen. Das Treppenhaus stinkt wie die Hölle. Nicht zu fassen, dass das Team mich mit jemandem verkuppelt, der hier lebt. Auf allen Ebenen könnten wir gar nicht verschiedener sein.
Sie holt ihren Schlüssel hervor und öffnet insgesamt drei Schlösser. Unterdessen mache ich mir Sorgen um meinen Wagen draußen in dieser Gegend. Sollte jemand eine Scheibe einschlagen oder Farbe auf den Lack sprühen, werde ich zum Tier.
Mich trifft fast der Schlag, als ich eintrete. Das Apartment ist unsagbar winzig. So winzig, dass man zum Denken vor die Tür gehen muss. Schmerzvoll wird mir klar, dass meine Ehefrau nichts besitzt. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, ihr meine riesige Eigentumswohnung in bewachter Umgebung gezeigt zu haben. Und ich hatte auch noch rumgejammert, dass es unordentlich sei in den 250 Quadratmetern, die ich mir nur mit Mikah teile.
Ob sie uns nur deshalb verkuppelt haben, damit ich sie hier raushole? Außerdem frage ich mich, ob sie es nur des Geldes wegen tut, und nicht, um einen Lebenspartner zu finden. Zwar wirkt sie nicht so, aber 50.000 Mäuse müssen sehr anziehend auf sie wirken. Genau wie mein Multimillionen-Dollar-Erbe und meine Musiktantiemen. Glücklicherweise gibt es einen Vertrag, sodass mein Vermögen in Sicherheit ist, falls sie eine Betrügerin ist.
Ein Teil von mir hofft allerdings, dass wir eine echte Ehe haben können, wie meine Eltern. Ich will nicht erleben, wie ein Arsch blöd dazustehen, wenn sie nach sechs Monaten den Scheck kassiert und mir den Mittelfinger zeigt.
Ach verdammt. Egal. Wenn es passiert, passiert es eben. Dann nehme ich meine Fünfzigtausend und feiere Partys bis der Arzt kommt, und ficke jede Blondine mit großen Titten, die nicht bei drei auf dem Baum ist.
Irgendwie hat sie es jedoch geschafft, diesen kleinen Raum mit den heruntergekommenen Wänden und Böden in ein gemütliches Heim zu verwandeln, das ganz und gar Asia ausstrahlt. Es ist farbenfroh und riecht nach Bonbons. Es ist sauber und clever organisiert. Und es zeigt ihre Kreativität und Fähigkeit, etwas Altes, Kaputtes in etwas Cooles zu verwandeln, ihm neues Leben durch Asias Stil einzuhauchen. Die wenigen Möbel sind auf Shabby-Chic gemacht. Ich muss sie nicht erst fragen, ich weiß auch so, dass sie sie selbst gestrichen hat. Anstatt üblicher Vorhänge befinden sich Gaze-Tücher in Regenbogenfarben an Birkenzweigen vor den Fenstern. Keine Metall- oder Plastikstangen, sondern weiße Birkenzweige. Ich kann mir vorstellen, wie sie durch den Wald spaziert ist und nach den perfekten Ästen gesucht hat.
Farbige Plastikkästen sind treppenförmig gestapelt, und beinhalten wohl alles, was sie zum Nähen und Seifen machen braucht. Ich betrachte die vielen kleinen Details in ihrem Apartment, und mein Interesse an ihr steigt. Sie ist weder der faule Typ noch schwebt ihr Kopf in den Wolken. Sie hat Elan, Talent, und versorgt sich völlig allein.
„Du hast das Apartment echt cool eingerichtet, Asia“, sage ich und sehe mich weiter um.
„Vielen Dank. Ich stehe auf Kunst und Handwerk.“
„Das sieht man. Und du hast Talent.“
„Bin gleich wieder da.“
Sie entschwindet einen kurzen Flur entlang, der sicherlich zum Schlafzimmer führt, und kommt kurz danach mit etwas in der Hand zurück. Die kleinste Katze, die ich je gesehen habe, die eine winzige, glitzernde Tiara auf dem Kopf trägt. Und einen schwarzen Schal, der den Buchstaben X in weiß überall verteilt eingefärbt hat.
„Keiner hat gesagt, dass eine Katze Teil des Vertrages ist“, sage ich, nur halb im Scherz.
Sie drückt die winzige silbergraue Kreatur mit riesigen grünen Augen an ihre Brust. „Nun, ist sie aber. Ich habe sie seit drei Jahren. Ich werde sie nicht weggeben. Ich liebe sie.“
„Drei Jahre? Das ist eine ausgewachsene Katze?“ Sie würde in meine Handfläche passen.
„Ja. Sie hat einen Zwergenwuchs. Im Alter von acht Wochen hat sie aufgehört zu wachsen.“
„Oh shit. Und warum trägt sie eine Tiara?“
„Sie heißt Prinzessin Pixie. Ich ziehe sie an und poste Fotos auf ihrer Seite in den sozialen Medien. Sie hat über 80.000 Likes und Follower.“
Diese Katze hat mehr Fans auf ihrer Seite als ich. „Machst du Witze?“
„Nein. Sie hat sogar Produkt-Sponsoren. Sie schicken mir Futter, Outfits, Spielzeuge, die wir dann vorstellen und posten.“
Verdammte Hacke. Gerade, wenn die Dinge besser aussehen, habe ich es plötzlich mit einer Zwergkatzendiva mit Fans zu tun. „Ich hoffe, sie bloggt nicht über meine Band und bringt meine Sachen durcheinander“, kann ich da nur murmeln.
Sanft setzt sie die Miniaturkatze auf den Boden. „Kat hat sich bis jetzt um sie gekümmert, aber wenn wir zusammenziehen, kommt sie mit.“
„Okay, aber halte sie von meinem Kram fern und lass sie nicht die Möbel zerkratzen.“
„Sie besitzt Krallenschutz in fünf Farben. Sie wird nichts zerkratzen.“ Asia steht vor mir und legt mir zögerlich den Schal um, holt meine Haare darunter hervor und grinst mich an. „Da.“
„Hast du den gemacht?“ Ich berühre den dünnen Stoff.
„Ja. Er steht dir.“
„Alles steht mir“, antworte ich neckend, was mir ein Augenrollen von ihr einbringt. „Ich mag ihn und werde ihn auf der Bühne tragen.“
„Oh, cool. Das wäre toll.“
Ich ziehe den Schal aus und schlinge ihn schnell um sie, fange sie in der schmalen Taille ein, ziehe sie an mich und erfreue mich an ihrem überraschten Gesichtsausdruck.
„Oder … ich fessele dich damit und mache mit dir, was ich will.“
Instinktiv drückt sie mit den Händen gegen meine Brust und sieht mich unter ihren dunklen Wimpern an.
„Das könntest du.“ Sie schluckt nervös und leckt sich über die Lippen. „Aber wäre es nicht schöner, wenn ich freiwillig mitmachen würde?“
„Das würde ich gern herausfinden.“
Kurz wird ihr Blick glasig und ich glaube fast, dass sie mich gleich küsst. Doch sie nimmt mir den Schal ab, legt ihn mir wieder um den Hals und lächelt verspielt.
„Bis dahin gefällt er mir besser an dir.“
Verdammt. Sie ist eine harte Nuss. Noch nie hat eine Frau meine Flirterei einfach ignoriert. Jetzt will ich nur noch mehr beweisen, dass sie mich will. Sie mag nicht mein Typ sein und ich nicht ihrer, aber da ist definitiv Chemie zwischen uns, und das werde ich voll ausnutzen.
Sie bückt sich, um die Katze hochzuheben, und ich bewundere ihren Hintern. Sie hat ja keine Ahnung, mit wem sie sich anlegt. Ich werde dafür sorgen, dass sie mich will. Sie wird mich noch anflehen.
Sie dreht sich um und in ihren Augen glitzert es frech. „Ich kann deine Gedanken lesen, Tarzan. Viel Glück.“
Das Spiel hat begonnen, Jelly-Bean.
Ich suche in meinem Handy nach den Kontaktinfos des Maklers, den die Jungs schon öfter benutzt haben. „Nein, in dieser Wohnung können wir auf keinen Fall leben, Asia. Mein Schwanz passt kaum hier rein. Ich suche uns ein Haus.“
Sie schüttelt den Kopf und sieht leicht angewidert aus. „Du scheinst unter einer Fixierung auf Größen zu leiden. Große Autos, große Brüste, große Schwänze, große Häuser …“
Hm. Da mag sie recht haben. „Das ist eine großartige Beobachtung. Aber ich besitze zu viel teures Zeug, um im Ghetto zu wohnen.“
„Dachte ich mir. Glücklicherweise besitze ich nur wertlosen Kram.“
Ich seufze, ignoriere diesen Kommentar und schicke der Maklerin namens Sandra eine kurze Nachricht. „Ich kontaktiere gerade eine Maklerin. Habe ihr gesagt, dass es schnell gehen muss. In der Zwischenzeit können wir ins Gästehaus meiner Großmutter ziehen.“
„Deine Oma hat ein Gästehaus?“
„Es ist nur eine kleine Hütte mit zwei Schlafzimmern auf ihrem Grundstück, in der immer unsere Verwandten schlafen, wenn sie uns besuchen. Letzte Woche habe ich ihr alles erzählt und sie hat sie mir angeboten.“
Skeptisch kaut sie auf ihrer Unterlippe. „Ich weiß nicht so recht. Ich dränge mich ungern Leuten auf, die ich nicht kenne. Ich möchte nicht, dass deine Familie schlecht von mir denkt, und bisher haben sie wohl keinen guten Eindruck von mir. Erst hast du deine Mom angerufen und ihr erzählt, wie furchtbar ich bin, dann plaudert dein Bruder etwas über deine versaute Bettwäsche …“
„Komm schon, Asia. Meine Mutter versteht unsere Anfangsschwierigkeiten. Schließlich schreibt sie Liebesromane. Ich bin sogar sicher, dass sie dabei geholfen hat, uns zu verkuppeln, um neuen Stoff für ihre Romane zu bekommen. Und mein Bruder ist nur ein unsensibler Idiot. Gram ist der liebste Mensch überhaupt. Sie möchte uns gern helfen, das gefällt ihr. Und sie wird uns bekochen.“
Asia lächelt und entspannt die Schultern ein wenig. „Na gut, das ist lieb von ihr. Und Pixie darf mit?“
Die bloggende, Fan-sammelnde Zwergkatze bedeutet nur Ärger. Ich fühle es. „Ja, aber ohne das alberne Ding auf dem Kopf.“
„Okay.“
„Pack ein, was du und das Nagetier braucht, und den Rest holen wir ab, sobald wir ein Zuhause gefunden haben.“
„Gut. Das dauert nicht lange.“
Ich folge ihr durch den schmalen, dunklen Flur ins Schlafzimmer. „Kann dein Auto ein paar Tage hier stehenbleiben? Oder wollen wir es mit zu Gram nehmen? Du könntest mir hinterherfahren.“
„Äh … ich habe kein Auto.“
„Oh. Ist es dir geklaut worden?“, scherze ich und betrachte ihr Bett, das lediglich eine Matratze auf dem Boden ist. An der Wand hängt ein lila Vorhang und soll ein Fenster imitieren. Coole Idee. Mir gefällt, wie sie aus dem Nichts etwas macht.
„Sehr witzig.“ Sie holt Sachen aus dem Wandschrank und legt sie in einen Koffer. „Vielleicht solltest du einfach nach Hause gehen und ich wohne weiter hier, bis wir zusammenziehen können. Es tut uns vielleicht gut, den Stress abzubauen und alles zu verinnerlichen.“
Kopfschüttelnd lehne ich mich an die Tür. „Ich würde zwar auch gern vor dir fliehen, Süße, aber wir sollen zusammenbleiben. Das ist der Sinn der Sache.“
Sie runzelt die Stirn, geht zu einer kleinen Kommode und holt Unterwäsche heraus. Mein Blick schießt sich darauf ein, doch sie stopft alles schnell in ihren Koffer.
„Das fühlt sich alles so …“
„Seltsam an?“, schlage ich vor.
„Ja.“
„Abgefahren?“
„Das auch.“
„Unangenehm?“
„Yep.“ Sie schließt den Reißverschluss des Koffers.
„Gezwungen?“
„Ja.“
„Wie ein Traum?“
Sie neigt den Kopf zur Seite und nickt. „Genau.“
„Natürlich, Baby. Du hast einen Rockstar geheiratet, den Traum jeder Frau.“
Sie seufzt schwer. „Kannst du bitte ernst bleiben?“
„Ich bin ernst.“
„Aber es war nicht mein Traum, einen Rockstar zu heiraten. Du bist total außerhalb meiner Liga. Ich wollte jemanden, der normal ist.“
„Das ist doch total öde.“ Ich nehme ihr den Koffer ab. „Betrachte es als Abenteuer. So mache ich es.“
„Dann hast du das lahme Ende der Sache erwischt.“ Sie geht zur Tür. „Denn ich bin alles andere als abenteuerlich.“
Ich verstelle ihr den Weg. „Es macht mir nichts aus, das lahme Ende erwischt zu haben, Baby. Das würde wiedergutmachen, was das Team verbockt hat. Ich bin bereit, alles andere zu vergessen, wenn ich jeden Morgen und jeden Abend einen Blowjob bekomme. Das wäre ein Abenteuer, das du mir geben könntest.“
Asia boxt mir in den Magen. „Du bist ein Schwein.“ Sie geht an mir vorbei.
Grinsend fasse ich mir an den Bauch und sehe ihr nach. Das habe ich verdient. Es gefällt mir irgendwie, dass sie mich zusammengestaucht hat. Meine Frau ist kein Schwächling. Vielleicht ein wenig schüchtern. Etwas introvertiert. Aber sie hat Feuer. Eines Tages werden wir wunderbar leidenschaftlichen Sex haben. Ich kann es kaum erwarten.
Ich gebe ihr ein paar Minuten, sich zu beruhigen, und schlendere dann in den Küchenbereich, wo sie gerade winzige Katzendinge in eine Box packt.
„Meinst du, du findest schnell ein Haus? Ich dachte immer, das dauert Wochen oder Monate“, fragt sie plötzlich.
„Mach dir keine Sorgen, wir werden in ein paar Tagen ein Haus haben, auch wenn wir es zuerst mieten müssen.“
Sie blinzelt und verinnerlicht meine Aussage. „Also willst du wirklich ein Haus für uns kaufen?“
„Klar. Willst du denn kein eigenes Haus?“
„Doch, natürlich. Aber ich habe kein Geld, um mich daran zu beteiligen. Oder gar an einer Abzahlung. Ich verdiene nicht viel. Meine Sachen kann man nicht in Läden kaufen. Ich verdiene gerade so viel, dass ich meine Kosten bezahlen kann.“
„Hast du eine Webseite?“
Sie schüttelt den Kopf. „Nein, das kann ich mir nicht leisten. Ich habe nur die Mundpropaganda und die sozialen Medien.“
„Ich lasse dir von unserem Webdesigner eine geile Webseite machen.“
Sie hebt die Hände wie ein Verkehrspolizist. „Warte mal, Talon. Ich kann das nicht alles annehmen. Und muss ich mein Apartment eigentlich kündigen? Was, wenn das mit uns nicht klappt? Vielleicht finde ich keine Wohnung mehr, die ich mir leisten kann. Ich weiß, dass diese hier nicht super ist, aber sie ist alles, was ich bezahlen kann. Und der Vermieter hat die Miete seit drei Jahren nicht erhöht.“
An ihrer Schläfe pulsiert eine kleine Ader und ihre Augen werden mit ihrem Stress größer. Ich hatte nicht damit gerechnet, in unserer Beziehung der ruhige, rationale Teil zu sein, doch momentan sieht es so aus, als ob diese Rolle mir zufällt, ob ich will oder nicht. „Asia, atme tief durch, okay? Erstens brauchst du eine gute Webseite, wenn du deine Produkte verkaufen willst. Der Typ, der das für die Band macht, ist klasse. Zweitens können wir nicht jede Diskussion mit dem Zweifel beginnen, dass es vielleicht nicht klappt. Hast du Dr. Hollister nicht zugehört? Wir müssen das hier wie eine echte Ehe angehen.“
„Natürlich habe ich zugehört, aber …“
Ich lege einen Finger auf ihre Lippen. „Kein Aber. Ich bin genauso nervös wie du, glaub mir. Ich wollte sowieso ein Haus kaufen, jetzt ist einfach der passende Zeitpunkt. Ich erwarte nicht, dass du dich an den Kosten beteiligst.“
Sie sieht zur Decke hoch und blinzelt beginnende Tränen fort. „Das ist aber unfair dir gegenüber und ich fühle mich dabei nicht wohl.“
Ich kreuze die Arme vor der Brust, lehne mich an ihre Küchenzeile und fixiere sie mit meinem Blick. „Da gibt es nichts zu diskutieren. Hätten wir uns auf normale Weise verliebt und geheiratet, würde ich auch alles bezahlen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich möchte gern selbst für meine Frau und Kinder sorgen. Mir gefällt, dass du dein eigenes Geschäft hast, aber ich will überhaupt nicht, dass du dich an den Kosten für das Haus beteiligst oder die Abzahlung mitträgst, oder sonst irgendwelche Kosten. So läuft das bei mir nicht.“
„Ich will aber nichts geschenkt bekommen. Deshalb wollte ich einen normalen Typen und niemand berühmten.“
„Warum? Damit ihr gemeinsam finanzielle Sorgen haben könnt? Würde dich das wirklich glücklicher machen?“
Sie lacht kurz gequält auf. „Ja, ich denke auf gewisse Weise schon.“
„Nun ja, stattdessen bekommst du einen Kerl mit einem Haufen Geld, der dir gern alles gibt, was du dir wünschst, solange du ihn nicht aufs Kreuz legst.“
Sie schüttelt den Kopf und sieht mir direkt in die Augen. „So etwas würde ich nie tun. Ich benutze Menschen nicht.“
„Komm her.“
„Was?“ Ihre Unterlippe bebt nervös.
„Komm her. Du bist zu weit weg.“
Sie hält kurz vor mir an. Ich packe sie in der Taille und ziehe sie näher, bis wir uns an den Hüften berühren. „Schon besser.“ Ich fange ihren Blick ein und behalte die Hände um ihre Taille. „Mir ist klar, dass das Finanzielle eine Hürde für dich ist. Aber du musst das loslassen. Ich vertraue dir dahingehend und bin ehrlich, okay?“ Sie nickt langsam und ihre Hände auf meinem Bizeps drücken mich leicht. „Offensichtlich habe ich Geld. Aber das kommt nicht nur von der Band. Als mein Großvater starb, habe ich fünf Millionen Dollar geerbt. Ich habe nicht viel davon ausgegeben, nur für meine Autos, Gitarren und anderes Zeugs. Es ist auf der Bank und ein Teil davon gewinnbringend investiert. Du kannst also eine gesicherte Zukunft haben, wie du es immer wolltest.“
Überrascht atmet sie zischend ein. „Das sind eine Menge Nullen“, wispert sie beeindruckt.
„Das stimmt. Ich kann also locker ein schönes Haus kaufen und für alles bezahlen, inklusive deiner Webseite. Ich habe kein Problem damit, alles mit dir zu teilen, solange du nett zu mir bist. Wir lassen alles langsam angehen und kümmern uns um den Wir-Teil später. Aber ich will nicht, dass du dir Sorgen um später machen musst, falls es mit uns nicht klappt. Ich verspreche dir, dass ich dann dafür sorgen werde, dass du eine schöne Wohnung hast. Niemals werde ich zulassen, dass du wieder in solchen Verhältnissen leben musst, egal was passiert. Ich gebe dir mein Wort darauf. Aber ich kann die Was-wenn-Frage nicht mehr ertragen, jedes Mal, wenn wir einen neuen Schritt machen. Damit legen wir uns selbst Steine in den Weg. Das ist nicht meine Art. Wenn ich etwas durchziehen will, dann tue ich es auch.“
Ihre Finger bohren sich in meine Muskeln und ihre Arme zittern. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Ihre Stimme schwankt und mir gefällt nicht, dass ich davon seltsame Gefühle in der Bauchgegend bekomme. „Dankeschön erscheint mir nicht genug.“
„Nun … ich bin immer noch offen für sexuelle Bezahlung.“ Ich drücke ihre Taille fester.
Grinsend lehnt sie sich leicht zurück, um mir in die Augen zu sehen. „Wirst du immer jeden anständigen Moment zwischen uns mit Sarkasmus zerstören?“
„Wahrscheinlich.“
Ihr Lachen erfüllt die winzige Wohnung. „Dass wir das Ganze rückwärts aufziehen ist etwas, woran ich mich erst gewöhnen muss. Es fällt mir schwerer als ich dachte.“
„Sicherlich wird es leichter, wenn wir uns miteinander wohler fühlen.“
„Ich hoffe es.“
Ich auch.