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Rolf Witten kannte die Stadt wie seine Westentasche, war hier geboren, aufgewachsen, mehrfach umgezogen, arbeitete in ihr und hatte sie, bis auf ein paar Urlaubsreisen und Weiterbildungen nie verlassen.

Er liebte und hasste sie gleichzeitig.

Witten kannte jede Straße und seine Erinnerungen waren größtenteils mit den Fällen verknüpft, die er dort zu lösen hatte.

Lindenstraße, Einbruchsserie; Marktallee, Körperverletzung; Burgweg, Mord aus Eifersucht; und so weiter und so fort.

Der Stadtteil, in dem er sich jetzt befand, war vorwiegend durch Kindheitserinnerungen geprägt. Früher war hier nur Wald. Hier stromerte er als Heranwachsender herum, baute mit seinen Kumpels Höhlen, jagte Eichhörnchen und Kaninchen, ohne jemals eins zu fangen. Hier gab es Prügel mit der verfeindeten Bande, gab es den ersten Kuss.

Jetzt ist alles anders. Die Nachfrage nach Bauland versprach der Stadtverwaltung viel Geld. Es wurde gerodet, erschlossen und verkauft.

Nun stehen hier die Villen der Neureichen. Typen wie Konrad Norden nahmen sich ein Stück der Welt für sich allein. Erinnerungen kann man zum Glück nicht verkaufen.

Witten hatte seinen Wagen etwas abseits der Nord’schen Villa geparkt und pirschte sich im Schutz des verbliebenen Waldes an das Haus. Der einsetzende Regen ließ ihn frösteln und er schlug seinen Jackenkragen nach oben. Hinter einer Kastanie verborgen sah er die erleuchteten Fenster.

Mal sehen, was hier heute noch passiert, dachte er.

Schnitt

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