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Rolf Witten war nicht zimperlich, wenn es darum ging seinen Willen zu bekommen. Er hatte beobachtet, wie sich jemand an der Eingangstür zu schaffen machte und dann das Haus betrat. Er wollte gerade ansetzen hinterher zu gehen, als er sah, wie Konrad Norden um das Haus geschlichen kam und es ebenfalls durch die Vordertür betrat. Witten entschied sich für den anderen Weg und ging zurück zur Terrasse. Durch die Glastür sah er wie zwei Personen miteinander rangen und eine weitere am Boden lag. Ohne darüber nachzudenken, griff er sich den gusseisernen Grill, der auf der Terrasse stand und warf ihn durch die verschlossene Tür.

„Polizei“, schrie er so laut er konnte.

Mit einem Tritt verschaffte er sich Platz, um eintreten zu können. Der Türrahmen schwang nach innen, die in ihm verbliebenen Splitter der Scheibe fielen zu Boden und zerbarsten in weitere kleine Splitter. Witten stand mit gezückter Pistole im Raum.

„Hände hoch, alle Mann, aber plötzlich!“

Er sah, wie Norden völlig verdattert von dem maskierten Fremden am Boden abließ. Dieser nutzt seine Chance und wand sich aus der Umklammerung. Er rollte zu Seite und stand urplötzlich auf den Beinen. Mit einer schnellen Bewegung griff er sich einen Stuhl und warf ihn in Richtung des Kommissars. Dieser wich aus, wurde aber trotzdem noch an der Schulter getroffen.

„Halt! Stehenbleiben!“ rief Witten, aber der Fremde war schon im Flur Richtung Haustür unterwegs.

„Kümmern sie sich um den Verletzten!“, schrie er dem immer noch am Boden kauernden Norden zu und lief hinter dem Flüchtenden her.

Auf der Straße sah er, wie dieser nach rechts zu den beiden Kastanien lief. Dort hat er also seinen Wagen versteckt, dachte sich Witten. Sein Auto stand zu weit weg. Er drehte sich um und rannte ins Haus zurück. Norden stand mit dem Handy in der Hand über den stöhnenden Berner gebeugt da.

„Was …“, setzte er an, aber Witten unterbrach ihn barsch. „Der Wagen in der Einfahrt. Den Schlüssel! Schnell.“

Norden zeigte auf den Schreibtisch. Witten nahm den Schlüssel und stürmte sofort wieder nach draußen. Das Auto war unverschlossen. Er startete es und stieß mit Vollgas rückwärts aus der Einfahrt auf die Straße. Fast hätte er den weißen Kastenwagen gerammt, der an seinem Heck vorbeischoss.

„Das war knapp. Schade! Ich kriege dich schon, Freundchen!“

Er legte den ersten Gang ein, beschleunigte, schaltete hoch und jagte den Rücklichtern des Kastenwagens hinterher. Dieser schien ordentlich mit PS ausgestattet zu sein. Witten hatte Mühe mit dem Mittelklassewagen von Berner den Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen zu verringern. Die Verfolgungsjagd ging in Richtung Stadt. Ich muss ihn noch vor der Stadtgrenze erwischen, dachte er und drückte das Gaspedal bis zum Boden durch. Inzwischen war es stockfinster geworden. Es waren nur die roten Rücklichter des Kastenwagens zu sehen. Der Abstand zu ihm wurde immer geringer. Im Scheinwerferkegel sah Witten die Straße gesäumt von Bäumen vorbeifliegen. Vor ihm eine langgezogene Rechtskurve.

„Gleich habe ich dich!“

Die beiden rot glühenden Lichter vor ihm verschwanden hinter der Abbiegung. Witten schaltete einen Gang nach unten und beschleunigte in der Kurve. Nach der Kurve schaltete er wieder hoch und wunderte sich, dass er nichts mehr vor sich sah. Die Scheinwerfer erfassten aufgeblendet die Umrisse des auf der Straße abgestellten weißen Kastenwagens. Die Beleuchtung war abgeschaltet, die Fahrertür stand offen.

„Scheiße!“, schrie Witten entsetzt.

Er trat das Bremspedal mit aller Kraft durch. Die Räder blockierten und rutschten quietschend über den vom Regen nassen Asphalt. Die Schubkraft wurde abrupt abgebremst. Witten drückte es in den blockierenden Sicherheitsgurt. Er riss das Lenkrad nach links, um eine Kollision mit dem Fahrzeug vor sich zu vermeiden. Er konnte den verbrannten Gummi der Reifen im Wageninneren riechen. Das Auto rutschte an dem Kastenwagen vorbei und krachte gegen die geöffnete Fahrertür, die es durch die Wucht des Aufpralls abriss und in hohem Bogen auf die Straße schleuderte. Witten verlor die Kontrolle über den Wagen, der sich zweimal um die eigene Achse drehte, bevor er zum Stehen kam.

Nach ein paar Minuten der Besinnung, stieg Witten aus dem demolierten Fahrzeug. Er war unverletzt. Neben den beiden ramponierten Fahrzeugen stehend tastete er seine Taschen nach Zigaretten ab, bis ihm einfiel, dass er schon vor langem mit dem Rauchen aufgehört hatte.

„Verdammt!“, schreit er laut in die Nacht.

Der Attentäter war längst verschwunden. Sinnlos ihn jetzt noch in der Dunkelheit zu suchen. Er zog sein Handy aus der Jackentasche, um Hilfe zu holen.

Die klare Nachtluft verdünnte sukzessive den Gestank des verbrannten Gummis bis in einen nicht mehr wahrnehmbaren Promillebereich.

Schnitt

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