Читать книгу Winter is Coming - Carolyne Larrington - Страница 9

Einleitung

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Tyrion: „In der weiten Welt wimmelt es von solch verrückten Märchen. Grumkins und Snarks, Geister und Ghule, Meerjungfrauen, Felskobolde, geflügelte Pferde, geflügelte Schweine … geflügelte Löwen.“ Greif: „(…) Hier geht es um Königreiche. Um unser Leben, unseren Namen, unsere Ehre. Das ist kein Spiel, das wir zu Eurer Belustigung spielen.“ Natürlich ist es das, dachte Tyrion. Das Spiel der Throne. (DD 8 = SG 8)

„Grumkins und Snarks“ und Königreiche stehen auf dem Spiel: Game of Thrones/Das Lied von Eis und Feuer umfasst einerseits Elemente der High Fantasy mit seinen Drachen und Mantikoren, seinen Weißen Wanderern und seiner Blutmagie und andererseits höchst reale Fragen zur politischen Handhabung des Königtums, zu Religion und Sozialstruktur. Wie schon Tolkiens Mittelerde ist auch die Fantasy in Game of Thrones/Das Lied von Eis und Feuer aus vertrauten Bausteinen zusammengesetzt – vertraut zumindest für uns Mediävisten. Diese Steine sind aus der historischen wie auch aus der imaginären mittelalterlichen Vergangenheit gebrochen: aus dem Norden des Mittelalters mit seinen Eiswüsten, seinen Ungeheuern und Wölfen; aus dem Westen des Mittelalters mit seinen vertrauten Sozialstrukturen wie Rittertum, Königtum, Erbfolgeregelungen und Männlichkeitsverständnis; aus der Mittelmeerwelt des Mittelalters, diesem Mischmasch aus Handelshäfen, Piraten, Sklavenhändlern und antiken Kulturen; schließlich aus den mittelalterlichen Phantasiewelten, die im exotischen Osten angesiedelt sind, wo mongolische Reiter legendenumwobene, unvorstellbar reiche Städte heimsuchen und wo am Rand der bekannten Welt – und sogar jenseits davon – fremdartige Stämme bizarre Bräuche befolgen.

Die Regeln der Baratheon-Monarchie und des Clansystems der Dothraki, der Verhaltenskodex der Bruderschaft der Nachtwache und für den Hüter des Nordens – sie alle decken sich mit Formen sozialer und kultureller Organisation, die sich im Europa und Zentralasien des Mittelalters finden. George R. R. Martins Weltkonstruktion schöpft hauptsächlich aus der Geschichte des europäischen Mittelalters (häufig werden die inneren Auseinandersetzungen im England des 15. Jahrhunderts, die als Rosenkriege bekannt sind, als besonders wichtige Anregung genannt), daneben aber greift er auch auf die Sitten und Gebräuche älterer Kriegerkulturen zurück – Kelten, Angelsachsen und Wikinger –, auf die Geschichte der Mongolen, durch deren Mut und Ehrgeiz das größte Landreich entstand, das die Welt je gesehen hat, und schließlich auf Volksüberlieferung und verbreitete Ansichten des mittelalterlichen Europa. Aus den Kulturen Europas im Hochmittelalter entnimmt und modifiziert Martin übergreifende Konzepte wie die katholische Kirche und das Rittertum; die ferner liegenden Mongolen, verschmolzen mit einigen Indianerkulturen Nordamerikas, stehen Pate für die Dothraki.

Inwieweit ist die jüngere Geschichte der Sieben Königreiche eine überarbeitete Version der Rosenkriege im 15. Jahrhundert? Martin hat in der Tat bekräftigt, dass der Machtkampf zwischen den Nachkommen Edwards III. eine Anregung für die Politik von Westeros darstellte, und die Namensähnlichkeit zwischen Stark und York, Lennister und Lancaster gibt zu denken. Doch auf dem Weg durch Martins bezwingende Erfindungskraft und über den epischen Blickwinkel der Serienmacher David Benioff und Dan Weiss verwandeln sich die historischen Tatsachen in etwas Gehaltvolleres, Fremdartigeres, Grundlegenderes. Nehmen wir nur die „Prinzen im Tower“, Edward und Richard, die zwei Söhne König Edwards IV. aus dem Haus York. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Anfang 1483 wurden die beiden Jungen, damals zwölf bzw. neun Jahre alt, in die Obhut ihres Onkels väterlicherseits gegeben – Richard, Duke of Gloucester. Während man Edwards Krönung als Edward V. vorbereitete, brachte man die Prinzen im Tower von London unter; dann verschwanden sie unter geheimnisvollen Umständen und Onkel Richard riss den Thron an sich.


Abb. 1: Die Prinzen im Tower

Bran und Rickon sind natürlich nie unter den Erbfolgeberechtigten des Eisernen Throns gewesen (obwohl Bran zum Erben von Winterfell aufsteigt), aber das Motiv, dass man den Tod zweier unschuldiger Kinder mutmaßt, spiegelt sich mehr als nur einmal in der Serie: in Elia Martells Kindern ebenso wie in den jüngsten Söhnen Catelyns. Ähnlich sieht es mit dem Vergleich aus, den man zwischen Cersei und Königin Margaret von Anjou (1430–1482) gezogen hat, der Gattin des minderjährigen Lancaster-Königs Henry VI.; doch so sehr auch Margaret alles für ihr Kind tat: Angesichts der Unfähigkeit ihres Mannes konnte sie ihren eigenen Willen dem – dem König gleichgestellten – Kleinen Rat sehr viel weniger aufzwingen.

Mit gleichem Gewinn kann man – was auch geschehen ist – Cersei mit einer ganzen Reihe anderer Königinnen des Mittelalters vergleichen, die einen Ruf als willensstarke Unruhestifterinnen haben: mit Eleonore von Aquitanien (ca. 1122–1204), mit Isabella (1295–1358), Königin an der Seite Edwards II., mit Brunichild, einer Merowingerkönigin im heutigen Nordfrankreich an der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert … und die Reihe ließe sich fortsetzen. Cersei hat nur allzu menschliche Eigenschaften (ihr Verhältnis zum Alkohol, ihre aberwitzige Eifersucht auf Margaery), aber ihr Name enthält ein Echo der Zauberin Kirke aus der griechischen Mythologie, die Männer in Tiere verwandeln konnte, doch von Odysseus überlistet wurde. Auch Cersei, unsere „neugierige Löwin“, strahlt eine Art Zauberbann über die Männer in ihrer Umgebung aus. Und ihr Inzest mit Jaime verweist auf eine mythische Dimension: die goldenen Götterzwillinge, zwei Hälften einer einzigen Seele – zumindest behauptet das Cersei gegenüber Ned:

Jaime und ich sind mehr als Bruder und Schwester. Wir sind ein und derselbe Mensch in zwei Körpern. Wir haben uns den Mutterschoß geteilt. Als er auf die Welt kam, hielt er sich an meinem Fuß fest, wie unser alter Maester sagte. Wenn er in mir ist, fühle ich mich … ganz. (EW 6 = GT 45)

In die hohe Politik mischen sich Elemente des Mythos und des Volksmärchens; das Wettrennen um die Kontrolle über Sansa als Erbin von Winterfell, das sich Lord Baelish, die Boltons und Sansa selbst liefern, hängt in Staffel 5 in der Schwebe. Wer Sansa in seiner Gewalt hat, der hat starke Ansprüche darauf, Hüter des Nordens zu werden, doch solange sie in den Klauen von Ramsay und Roose steckt, ist sie zugleich die bedrängte Märchenprinzessin, eingesperrt in ihren Turm, die um ihre Errettung betet … Aber Rettung durch wen? Weder Theon/Stinker noch Brienne und Pod sind ja unbedingt der Stoff, aus dem die Träume einer Jungfrau sind – oder auch einer Frau, die mittlerweile über das Leben Bescheid weiß.

Genau wie das anscheinend Historische und Reale im Dialog mit dem Traditionellen und Folkloristischen steht, so spricht auch das Übernatürliche in der Geschichte die Sorgen und Anliegen der Realität an. Drachen sind wundersame Geschöpfe, „fleischgewordenes Feuer“, aber in der Geopolitik der Bekannten Welt sind sie zugleich gefährlich destabilisierende Faktoren. Daenerys kann sie nicht richtig kontrollieren, und welchen Schaden sie anrichten können, haben wir nur zu oft gesehen und gelesen: von den furchtbaren Ruinen von Harrenhal bis hin zur Einöde der Umstrittenen Lande. Könnte man Westeros tatsächlich mithilfe des Äquivalents zu einer taktischen Atomwaffe erobern? Und was bliebe dann hinterher noch an Beherrschenswertem übrig? In humanere Worte gefasst durchzieht der Streit über die militärische Logistik einer künftigen Eroberung von Westeros – mit Drachenterror, mit der geballten Kraft der Unbefleckten, mit einer Sympathiekampagne, an deren Erfolg zumindest Jorah seine Zweifel hat – die gesamte Geschichte. „Die alten Häuser schließen sich alle unserer Königin an, wenn sie die Meerenge passiert“, behauptet Barristan Selmy. „Die alten Häuser schließen sich der Seite an, die sie für die aussichtsreichste halten, wie immer“, versetzt Jorah, als die Targaryen-Parteigänger sich nach Joffreys Tod darüber streiten, ob man die Invasion starten soll (4.5). Und wahrscheinlich hat Jorah recht.


Abb. 2: Königin Margaret von Anjou

Auch die Weißen Wanderer/Anderen, die fremdartigsten, schrecklichsten und unerbittlichsten Mächte der Bekannten Welt, stehen für einen Umbruch der Lebensbedingungen im hohen Norden, für die Massenwanderung von Menschen, die mit den Folgen eines Klimawandels in ihrer angestammten Heimat nicht leben können. Dabei handelt es sich nicht bloß um die Sorgen unserer eigenen Zeit; jene Menschen des Mittelalters, die in Randgesellschaften lebten – etwa die skandinavischen Kolonisten in Südgrönland während des 15. Jahrhunderts –, mussten feststellen, dass selbst eine geringfügige Veränderung der Durchschnittstemperaturen die Vernichtung einer ganzen Lebensform bedeutete. Manchmal verketten sich die Geschichte von Westeros und die Politik unserer Gegenwart auf beunruhigende Weise. „Ihr kämpft, um einen König zu stürzen, und habt keine Pläne für die Zukunft?“, fragt Talisa Robb Stark, als sie seine Sicht auf den Krieg der Fünf Könige zu verstehen versucht (2.4). Ist es besser, Unrecht mit Gnade zu beantworten und die 163 Meister von Meereen nicht zu kreuzigen – wie es Barristan gegenüber Daenerys vertritt –, oder doch, so Danys Antwort, Unrecht mit Gerechtigkeit zu begegnen … aber wessen Gerechtigkeit? (4.4) „Hat die Krone plötzlich keinen Bedarf mehr an den Truppen, dem Gold und dem Korn, die mein Haus bereitstellt?“, fragt Olenna Tyrell scharf, als sie mit Cersei über die Gefangennahme von Loras spricht (5.6). Welche Ressourcen bleiben für die Einwohner großer Städte verfügbar, wenn sich die politischen und klimatischen Gegebenheiten verändern, und welche Art Kompromisse wird nötig sein, um an sie heranzukommen? Das alles sind reale Fragen, die dadurch nicht weniger wirklich werden, dass jemand sie in einen fiktionalen Rahmen stellt. Viele unter den verschiedenen möglichen Antworten beruhen auf vertrauten Wirtschaftsfaktoren: der Erschöpfung von Edelmetallvorkommen (der Minen von Casterlystein), der Finanznöte, wenn Kredit verweigert wird (so geht die Eiserne Bank von Braavos mit säumigen Schuldnern um), der Auswirkungen örtlicher Gesetze auf den Welthandel (die von der Sklavenbucht bis nach Volantis spürbar sind) – all diese Zwänge aus der realen Welt der Gegenwart wirken auch in der Bekannten Welt, vom Westrand von Westeros bis in die fernsten Gebiete von Essos.

Romanzyklus wie Fernsehserie formen ihre Erzählung aus einer Abfolge wechselnder Erzählstandpunkte: Die komplexen Handlungsstränge folgen dem Blickwinkel einzelner Personen und zeigen oder beschreiben, was ihnen zustößt, in den Büchern außerdem noch, was sie denken und empfinden. In der Serie werden solche inneren Vorgänge aus den Dialogen und der Mimik der Schauspieler deutlich; Fernsehfiguren brauchen einen Ansprechpartner, um ihre Gefühle in Worte zu fassen. Daenerys’ Status als Khaleesi, Königin und Mutter der Drachen, bedeutet, dass sie sich ihrer Würde meist bewusst ist; selbst gegenüber Ser Jorah und Ser Barristan tut sie sich schwer damit, ihr Herz auszuschütten und einfach von Mensch zu Mensch zu sprechen. Die Personen mit Erzählfunktion – die „Point-of-view-Charaktere“ – sind häufig besonders einfühlsam und sympathisch, und das ist kein Zufall; auch wir würden uns wahrscheinlich schütteln, müssten wir die Welt durch die Augen und das Bewusstsein des jungen Joffrey betrachten. Was uns jedoch nie gezeigt wird, ist, wie die Welt aus der Sicht der Nicht-Westerosi unter den Handelnden aussieht – weder hören wir sie über ihre eigenen Kulturen nachdenken noch bekommen wir ihre Sicht auf Westeros mitgeteilt, also den kritischen Blick eines Außenseiters (die einzige Ausnahme wird Thema in Kapitel 5 sein). Ab und zu bietet uns Lord Varys, der Meister der Flüsterer, mit seiner samtweichen Stimme eine Außenseiterperspektive, denn er ist als Sklave in Lys geboren worden. Aber zu oft spielt Varys ein undurchsichtiges Doppelspiel, als dass wir seinen Worten und seinem Standpunkt vertrauen könnten. Und deshalb sind Leserinnen und Zuschauer, ob wir uns nun in den Freien Städten, bei den Dothraki oder in den Städten der Sklavenbucht aufhalten, wie Daenerys auf eine Westerosi-Sicht jener Leute aus Essos beschränkt, denen wir begegnen.

Diese von Exotismus gespeiste Haltung gegenüber dem unergründlichen Osten beschränkt sich keineswegs auf das westliche Denken der Gegenwart oder auch nur der Zeit des Kolonialismus. Seine Wurzeln reichen sehr weit zurück, bis in die frühen Romane um Alexander den Großen und seine Eroberungszüge durch Asien; die früheste griechische Version des Alexanderromans stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. The Wonders of the East ist ein Behelfstitel, den die Herausgeber einem altenglischen Prosatext gegeben haben, welcher in derselben um das Jahr 1000 niedergeschriebenen Handschrift wie das große Gedicht Beowulf enthalten ist. Hier erfahren wir – gleich hinter einer Erörterung des Kannibalenvolks der Donestre – von

einem Ort, wo Menschen geboren werden, die an Maß fünfzehn Fuß groß und zehn breit sind. Sie haben große Köpfe und Ohren wie Fächer. Ein Ohr breiten sie nachts unter sich aus und decken sich mit dem anderen zu. Ihre Ohren sind sehr leicht und ihre Leiber weiß wie Milch. Und wenn sie in jenem Land jemanden sehen oder bemerken, nehmen sie ihre Ohren in die Hand und gehen weit weg und fliehen, so geschwind, dass man meinen sollte, sie flögen.2

Es ist in der Tat denkbar, dass ein solches Volk (traditionell nennt man sie die Panotier) auf dem kaum erforschten Südkontinent Sothoryos lebt und ebenso Amazonen, Blemmyer (Menschen, deren Gesicht auf ihrer Brust sitzt), Einfüßler und andere ungeheuermenschliche Gestalten. Und ich zumindest würde sie furchtbar gern einmal sehen.

Irgendwann in den späten 1350er- oder den 1360er-Jahren schrieb ein Autor – genauer gesagt, ein fiktiver Autor –, der sich als Sir John Mandeville ausgab, ein Ritter aus St. Albans, einen Bericht seiner vorgeblichen Reisen. Dieses ungemein einflussreiche Buch mit dem Titel Mandevilles Reisen, das in alle großen europäischen Sprachen und auch in zahlreiche nicht so große übersetzt wurde und in fast 300 Handschriften erhalten ist, begleitete sogar noch Christoph Kolumbus auf seiner Fahrt nach Indien – West-, nicht Ostindien, wie sich herausstellte. „Denn mancher Mann hegt den großen Wunsch und das Verlangen, neue Dinge zu hören“, meint ‚Mandeville‘ – und damit hat er nicht unrecht.3

‚John Mandeville‘ berichtet, wie er von Südengland nach Jerusalem und in den Nahen Osten reiste, dann weiter nach Indien, Ostasien, Java, China und den ganzen Weg bis zu den Toren des irdischen Paradieses und zum Jungbrunnen, ehe er sich wieder Richtung Heimat begab. Tatsächlich waren Mandevilles Reisen das Werk eines Schreibers, der wahrscheinlich nicht viel weiter gekommen ist als bis zur nächsten Bibliothek, wo er die Quellen für seine Reiseerzählung fand. Er kombinierte Informationen darüber, was man in Jerusalem sehen konnte und die verschiedenen Reisewege dorthin aus zeitgenössischen Pilgerhandbüchern mit Berichten von Franziskanermönchen aus neuerer Zeit über ihre Reisen durch Zentralasien an den Hof des Großkhans, mit tradiertem Wissen aus Standardenzyklopädien, Flunkereien, die bis auf Herodot zurückgingen, und einer aktuellen Erzählung des Missionars Oderich von Pordenone über seine Reisen in Indien und China. Legenden und anthropologische Tatsachen, Märchenhaftes und gut Beobachtetes gehen in Mandevilles Text durcheinander. Alles in allem brachte seine bunt gemischte Lektüre ein Werk hervor, das dank der Bildung und Vorstellungskraft des Kompilators die mittelalterliche Geographie für Tausende Leser zum Leben erweckte und ihnen die Welt – oder zumindest eine Welt – erklärte.


Abb. 3: Ein Panotier-Pärchen. Relief des 13. Jahrhunderts in der Basilika von Vézelay (Frankreich)

Und das ist auch die Zielsetzung dieses Buches: die Bekannte Welt, ihre Bräuche, Bewohner, Machtspiele, Religionen und Kulturen durch die Augen einer Mediävistin zu erklären. Wie Mandeville werden wir eine lange, gefährliche und ermüdende Reise hinter uns bringen, von den eisigen Einöden nördlich der Mauer und von der mächtigen Burg Winterfell bis hin zur schattenumlagerten Stadt Asshai im Osten, vom modernen, handelsorientierten Stadtstaat Braavos zu den antiken Ruinen des verlorenen Valyria. Und dennoch brauchen wir dafür nicht den Fernseher abzuschalten, die Romane aus der Hand zu legen und unseren Lieben betrübt Lebewohl zu sagen, denn wie die Forschungsreise Mandevilles führt auch unsere allein durch die Welt der Vorstellungskraft.

Bevor wir aber aufbrechen, ist eine kurze Orientierungspause angebracht. Die Kulturen der Bekannten Welt – hauptsächlich, aber nicht ausschließlich geprägt durch die Normen von Westeros – verbindet eine ganze Reihe tief verwurzelter Ansichten über Stand und Geschlechterrolle, Ehre und Ansehen, Gastfreundschaft, Gerechtigkeit, Waffen und das Verhalten von Drachen. Kapitel 1 umreißt die Arten, in denen solche Schlüsselkonzepte wirken. Mit Kapitel 2 betreten wir Westeros dort, wo es auch die Geschichte tut, nämlich in Winterfell, „dem Herzen des Nordens“; wir durchstreifen diese Seite der Mauer wie auch die andere und erkunden die markante und gefährliche Gegend. Kapitel 3 führt uns den Königsweg entlang nach Königsmund, hinein in die komplizierten, wechselnden Allianzen bei Hof und die labilen Beziehungen zwischen Hof und Kirche, und dann weiter in die heiteren Lande der Seite, ins wüstenhafte Dorne und an Stannis’ abweisenden Wohnsitz auf dem meerumschlossenen Drachenstein. Im Kapitel 4 setzen wir Segel, überqueren die Meerenge zu einem Besuch der vielgestaltigen Freien Städte, die dort die Küste von Essos säumen, und hören die überzeugende Botschaft vom Herrn des Lichts. Und in Kapitel 5 steigen wir aufs Pferd und reiten nach Osten durch das Dothrakische Meer zur Sklavenbucht und ihren Städten, ins geheimnisvolle Qarth und in die Schattenländer jenseits davon. Und dann wenden wir uns endlich wieder der Heimat zu. Im Nachwort – das die Unbefleckten nicht vor den Romanen lesen sollten! – lasse ich die Bekannte Welt und unser Wissen darüber hinter mir, um in die Zukunft zu blicken. Wie die Prophezeiung von Maggy dem Frosch mag, was ich dort sehe, eintreten oder auch nicht. Und wie Cersei steht es Ihnen frei, meiner Vision zu glauben oder sie zu verwerfen.


Abb. 4: Die mappa mundi (Weltkarte) aus der Kathedrale von Hereford


Abb. 5: Der Eiserne Thron

Winter is Coming

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