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6. Kapitel

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»Das ist dämlich«, informierte Gray seine Tante, während sie seinen Arm umklammert hielt. Er war genervt von all dem Trubel, der um ihn gemacht wurde. »Ich gehe einfach raus und lasse sie ihre Fotos schießen. Die langweilen sich in kürzester Zeit.« Er machte einen Schritt nach vorn, doch Gina ließ nicht von ihm ab. Es wäre eine Leichtigkeit für ihn, sich von ihr loszulösen, aber er wollte ihr auf keinen Fall wehtun.

»Bleib hier«, forderte sie bestimmt. »Reverend Maitland kümmert sich darum.«

»Es wäre für jeden einfacher, wenn ich das erledige. Ich will nicht, dass irgendjemand verletzt wird.« Er sah die Schlagzeilen schon vor sich. Und letztendlich war er erwachsen und in der Lage, auf sich selbst Acht zu geben.

»Reverend Maitland kommt zurück«, meinte die Frau, die neben ihnen stand. »Er wirkt nicht besonders glücklich.«

»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Tante Gina, als der Reverend auf sie zukam. »Ist die Menge fort?«

Sie lockerte ihren Griff, und Gray nutzte die Gelegenheit, um seinen Arm wegzuziehen. »Das alles tut mir leid«, entschuldigte er sich bei dem Geistlichen. »Ich rede mit den Kids und bitte sie, zu gehen. So kann jeder mit seinem Tag weitermachen.«

»Das würde ich Ihnen wirklich nicht raten.« Reverend Maitlands Wangen glühten rosa. »Sie sind ein bisschen zu ... aufgeregt. Mr Hartson, ich möchte, dass Sie zur Hintertür gehen, die zwischen der Kanzel und der Orgel liegt. Dort wird jemand auf Sie warten und Ihnen hier raushelfen.«

Grays Blick huschte zur Tür und kehrte dann zum Reverend zurück. »Die Hintertür?«, wiederholte er. »Sie wollen, dass ich abhaue? Die paar Kids machen mir doch keine Angst, ich komme schon klar.« Die Sache wurde langsam verrückt. Das hier war Hartson’s Creek, nicht Hollywood.

»Das mag schon sein, aber ich mache mir um die Mädchen da draußen Sorgen. Es ist sicherer, wenn Sie sich in Luft auflösen.«

»Er hat recht, Gray«, stimmte Tante Gina ein. »Es ist einfacher, wenn du die Hintertür nimmst.«

»Das ist zwar Irrsinn, aber gut. Kommst du mit?«

Sie lehnte ab. »Ich würde dich nur aufhalten.«

»Wir kümmern uns um Ihre Tante«, versprach Reverend Maitland. »Sobald Sie fort sind, wird sich die Menge zerstreuen. Und dann kann ich vielleicht endlich frühstücken.«

»Gray! Gray Hartson! Wo bist du?«, brüllte jemand.

»Sie sollten los«, drängte Reverend Maitland.

Gray war schon früher aus Gebäuden geschmuggelt worden – mit gesenktem Kopf und umringt von seinen Bodyguards, bis er von einem wartenden Wagen weggefahren wurde. Doch er hatte noch nie aus einer Kirche flüchten müssen. Wenn er ehrlich mit sich war, fühlte es sich ein wenig entmannend an.

Kopfschüttelnd drückte er seiner Tante einen Kuss auf die Wange. »Wir sehen uns zu Hause, okay?«

Sie nickte, und er folgte Reverend Maitlands Anweisungen. Er lief der Tür entgegen, riss sie auf und trat hindurch. Einen Schritt später krachte er in etwas Weiches und Warmes und ... Scheiße ... Hatte er jemanden umgerannt?

Nein, nicht jemanden. Sie. Schon wieder.

»Cora Jean?«, fragte er, als sie gegen die Kleiderstange an der Seite des kleinen Zimmers stolperte. »Habe ich dir wehgetan?«

»Nein. Mir geht’s gut.« Kopfschüttelnd rückte sie die Roben gerade, die an der Stange baumelten. »Wir müssen dich hier rausholen. Folge mir.«

»Folge dir?« Er zog die Brauen zusammen. »Wo gehen wir hin? Ins Diner?«

Sie grinste ihn an, und er spürte, wie sich seine eigenen Lippen zur Antwort kräuselten. Über engen Jeans und einem einfachen Tanktop trug sie immer noch ihre Murphy’s Diner-Schürze. Obwohl sie ihren Körper bedeckte, war es unmöglich, die darunterliegenden Kurven zu ignorieren. Sie leckte sich über die Lippen, und er versuchte, sie nicht anzustarren. Ehrlich jetzt?

»Wir gehen nicht ins Diner«, verriet sie, zur Tür auf der anderen Seite des Ankleidezimmers nickend. »Ich hoffe, du gehst regelmäßig ins Fitnessstudio. Wir müssen durch ein paar Hinterhöfe klettern.«

Bei dem ernsthaften Ausdruck auf ihrem Gesicht widerstand Gray gerade so dem Drang zu lächeln. Sie wollte seine Retterin spielen. Welches Recht hatte er, sie zu enttäuschen? Und wenn das bedeutete, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, wollte er gerne damit leben.

»Komm schon«, forderte sie ihn auf. Dabei schnappte sie sich seine Hand und zog ihn zum Notausgang am anderen Ende des Raums. Dort drückte sie gegen den Bügel, aber er bewegte sich kein Stück.

»Hier, lass mich«, murmelte Gray und lehnte die Hände dagegen. Mit einem metallischen Seufzen gab der Bügel nach und die Tür öffnete sich zum Kirchenhof.

Gray schaute sich um und erkannte, dass der Hof leer war. Gott sei Dank. »Wohin jetzt?«, wollte er wissen und ließ sich von Cora Jean führen.

»Hier drüben.« Sie zeigte nach rechts. »Wir klettern über den Zaun der Thorsens, dann durch das Loch in der Mauer der Carters. Es wird dich freuen zu hören, dass sich ein Tor zwischen den Carters und den Shortlands befindet«, meinte sie zwinkernd. »Gerüchten zufolge hatte der alte Shortland ein Techtelmechtel mit Mami Carter und das Tor erleichterte ihnen die Sache ein wenig.«

Kleinstädte. Er hatte vergessen, wie sehr sie ihn in den Wahnsinn trieben.

Der erste Zaun war einfach. Gray ging vor, hievte sich mit Leichtigkeit darüber und schwang seinen Körper über den Rand. Dann reichte er Cora Jean eine Hand, die sie ergriff, bevor sie zu ihm hochkletterte. Anschließend ließen sie sich zusammen auf die andere Seite fallen.

»Wo ist das Loch?«, fragte er.

Sie blinzelte. »Es war hier«, antwortete sie auf fünf Ziegelreihen deutend. »Ich bin mir sicher. Gerade groß genug, um sich durchzuschlängeln.«

»Hast du dich oft durchgeschlängelt?«

Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne, und verdammt, was hatte diese Frau an sich? »Als Kind war ich kein besonders großer Kirchenfan«, gestand sie. »Wann immer die Predigt langweilig wurde, habe ich behauptet, ich müsste mal, und bin auf diese Weise für eine Weile entkommen. Ist nie jemandem aufgefallen.«

»Du kommst wirklich in die Hölle«, bemerkte er amüsiert.

»Dahin kommen wir beide, wenn wir hier nicht irgendwie rausfinden.« Sie blickte auf das große Haus am Ende des ausladenden Gartens. »Vielleicht könnten wir an die Hintertür der Thorsens klopfen. Sie werden uns einfach durchlassen.«

Gray schüttelte den Kopf. »Am besten ziehen wir sie da gar nicht erst mit rein. Abgesehen davon, will ich dir dabei zusehen, wie du diese Mauer hochkletterst.«

Als sie ihre Augenbraue hob, hätte er sie am liebsten wieder glattgestrichen. »Du denkst, ich schaffe das nicht?«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gemeint, ich würde gern zuschauen.«

»Hm.« Sie lief zu der Garteneinfriedung rüber und musterte sie von oben bis unten, als suchte sie nach dem einfachsten Weg, um sie zu überwinden. Die Mauer überragte jedoch nicht nur Cora Jean, sondern auch ihn. In Anbetracht der Kraft in seinen Armen könnte er sie aber mit Sicherheit überwinden.

Den Kopf zur Seite geneigt, schloss Cora Jean die Hände zu Fäusten, bevor sie die Finger spreizte und mehrmals streckte. Er beobachtete, wie sie auf ihren Fußsohlen nach vorne und hinten wippte, um sich auf den bevorstehenden Sprung vorzubereiten.

»Wünsch mir Glück«, murmelte sie. Die Knie durchdrückend und die Füße fest ins Gras pressend, sprang sie hoch. Ihre Finger streiften die obere Kante der Mauer, ehe sie zurückfiel und rücklinks über das Gras stolperte. Gray machte einen Schritt nach vorn, bis ihr Rücken mit einigem Schwung gegen ihn prallte.

Es war genug, um ihm den Atem zu rauben.

»Uff.« Sie lehnte sich an ihn und ihre Wärme schwappte wie eine Welle durch ihn hindurch. Er musste die Hände zu Fäusten ballen, um sich davon abzuhalten, die Arme um sie zu schlingen und seine Finger in ihre Haut zu drücken.

Cora Jean lehnte den Kopf nach hinten an seine Brust, bis sie seinen Blick auffangen konnte. Er war heiß und intensiv, als könnte sie seine Gedanken lesen. Die Reaktion seines Körpers auf den ihren brachte ihn kurz ins Straucheln. Hätten sie sich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort befunden, dann ...

»Wer ist da?«, rief eine Stimme aus dem Haus am Ende des Gartens.

Er schaute hoch und entdeckte eine Silhouette auf der Terrasse, die ihre Hände in die Hüften stützte.

»Das ist Della Thorsen«, murmelte Cora Jean.

Gray hob winkend die Hand. »Wollen wir abhauen?«, fragte er leise.

»Geh du. Ich werfe mich Della zu Füßen und flehe um Gnade.«

»Spar dir das Flehen für einen besseren Zeitpunkt.« Seine Stimme klang bei diesen Worten seltsam belegt. »Ich helfe dir über die Mauer.«

»Und wie willst du das bewerkstelligen?«

»So.« Er drehte die Innenflächen seiner verwobenen Hände nach oben und hockte sich vor die Mauer.

Sie seufzte. »Ich bin zu schwer. Ich breche dir noch die Finger.«

»Kein Problem, sie sind versichert.«

Sie warf ihm einen fragenden Blick zu.

Er grinste. »Hey, ich gehe davon aus, dass du mittlerweile weißt, wer ich bin. Diese Finger sind mein Werkzeug. Wenn ich sie verliere, ist auch ein Haufen Geld weg.«

»Ein guter Grund für mich, nicht auf sie zu treten«, befand Cora Jean. »Und fürs Protokoll: Ich habe immer gewusst, wer du bist. Du hattest eine Mütze auf, keine Maske.«

»Na dann danke, dass du mir keine Sonderbehandlung hast zukommen lassen.«

»Ich habe dich vor den Eiern gewarnt«, zeigte sie auf. »Das finde ich schon besonders.«

»Ich verständige die Polizei!«, drohte Della von der Terrasse aus. »Das hier ist Privatbesitz!«

»Komm schon«, drängte Gray. »Verschwinden wir.«

Mit skeptischer Miene schob sie den Fuß in die Stufe, die er mit seinen Handflächen geformt hatte, und streckte die Arme hoch. Sich aufrichtend, drückte Gray Cora Jean hoch, bis sie die Oberkante der Mauer greifen konnte.

»Was jetzt?«, fragte sie. »Ich glaube nicht, dass ich mich rüberschwingen kann.«

»Halte dich einfach fest. Ich schiebe dich noch mal an.« Diesmal umfing er ihre Hüften. »Gleich«, warnte er sie vor. »Versuch, das Momentum zu nutzen.«

»Ich lasse die Hunde raus«, rief Della Thompson. »Fass, Dodger!«

»Dodger ist siebzehn Jahre alt und inkontinent«, murmelte Cora ihm zu. »Ignorier sie.«

Gray schob die Hände hoch, bis sie direkt unter der Wölbung ihres Hinterns lagen und gab ihr einen weiteren Schubs. Sobald sie durch den Schwung die Beine auf die andere Seite der Mauer bekommen hatte, ließ er los. Im letzten Moment wich er einen Schritt zurück, um einer Kollision mit ihrem Fuß zu entgehen. Dann hatte sie es über die Mauer geschafft. Anlauf nehmend, fasste er nach dem oberen Rand der Steine und zog sich mühelos hinauf, bevor er auf der anderen Seite landete.

»Bei dir sieht das so einfach aus«, murmelte Cora Jean. »Das ist nicht fair.«

Diesmal blieben sie nicht lange genug, um dem Hausbesitzer die Gelegenheit zu geben, ihnen die Hunde auf den Hals zu hetzen. Gray schnappte sich Coras Hand und sie rannten zum Tor auf der anderen Seite des Gartens. Ein Riegel war vorgeschoben und das Schloss rostig, aber mit einem Rütteln bekam er das alte Ding auf und überließ der Dame den Vortritt.

Sobald sie auf der anderen Seite waren, fing Gray an, zu lachen. Nicht nur, weil sich der ganze Morgen völlig absurd gestaltet hatte, sondern auch, weil das Adrenalin, das durch seine Adern pumpte, ihn sich ein wenig high fühlen ließ. Gegen den Zaun lehnend, richtete er den Blick gen Himmel, während die Belustigung in Form von lautem Gelächter aus seiner Brust drang.

»Das ist nicht komisch«, meinte Cora Jean, die so heftig lachte, dass sie ein paar Tränen vergoss. »Stell dir die Schlagzeilen vor: Gray Hartson bei Flucht aus Kirche von Höllenhunden zerfleischt. Das würde man dir nie vergessen.«

»Meinem Pressesprecher gefiele das«, bemerkte er. »Die Platten würden sich wie von selbst verkaufen.«

Eine weitere Träne rollte über ihre Wange. Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus, um sie wegzuwischen. Ihre Wangen leuchteten rosa, und der Anblick stellte irgendetwas mit ihm an.

Irgendetwas verdammt Gutes.

»Du bist wirklich hübsch«, sagte er mit sanfter Stimme und nahm ihren Anblick in sich auf. Hohe Wangenknochen, weiche Lippen, eine Nase, die so gerade war, dass er damit eine Linie hätte ziehen können ... Und diese verdammten Augen, die nicht mehr belustigt wirkten. Stattdessen starrten sie in seine.

Sie stand bloß einen Meter von ihm entfernt, aber die Distanz fühlte sich zu groß an. Mit einem Schritt überbrückte er den Abstand und strich mit dem Finger über ihre Wange zu ihren Lippen hinab, wo er den Bogen ihrer Oberlippe nachzeichnete, während ihr warmer Atem ihn traf.

Gott, sie war so süß und weich. Er legte eine Hand in ihren Nacken und neigte ihren Kopf zu ihm hoch. Dabei sagte sie kein Wort. Ihr Blick war abwägend, als wartete sie darauf, dass er den nächsten Schritt machte. Er beugte sich vor und ihr Atem stockte. Die andere Hand um ihre Taille gelegt, zog Gray ihren Körper an sich. Das Verlangen nach ihr pulsierte wie wild durch ihn hindurch. Begierde ersetzte das Adrenalin in seinem Blutstrom.

Cora blinzelte und er schwor, ihre Wimpern an seiner Haut zu spüren. Ihre Lippen waren bloß einen Atemzug von seinen entfernt, so nah, er konnte die Vorfreude schon auf seiner Zungenspitze schmecken. »Cora«, flüsterte er und senkte den Mund näher an ihren. »Was stellst du nur mit mir an?«

Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Sie zuckte zurück und kappte die Verbindung zwischen ihnen. Kopfschüttelnd leckte sie sich über die Unterlippe und machte einen Schritt von ihm weg. »Es tut mir leid. Du solltest ab jetzt alleine klarkommen. Ich muss los ...« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.

Nun war Gray an der Reihe zu blinzeln. Was zum Teufel war gerade passiert? In der einen Minute schien es unausweichlich, sie zu küssen. Und in der nächsten? Es war, als hätte ihn jemand mit einem Eimer voll kaltem Wasser übergossen.

Um ihr für ihre Hilfe zu danken, öffnete er den Mund, aber sie rannte bereits ohne einen Blick zurück auf den Stadtplatz zu. Gray beobachtete sie mit einem Seufzen. Diese Frau war höllisch faszinierend. Und falls sie dachte, ihm entkommen zu können, wusste er es besser.

Frühstück im Diner hatte er eben zu seinem neusten Lieblingszeitvertreib erkoren.

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