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Оглавление5. Juli 1992 – Ein Tag vor der Abfahrt nach Lloret
Ich stehe vor meinem Kleiderschrank und überlege, welche Klamotten den Weg in meinen Koffer finden sollen. Da ich überzeugter Heavy Metal Fan bin, besteht der größte Teil meiner Garderobe aus bedruckten Band-Shirts. Da fällt die Auswahl nicht leicht: Slayer oder Metallica? Oder doch lieber das Overkill-Shirt mit dem »We came to Shred« Aufdruck? Da ich mich nicht entscheiden kann, schnappe ich mir einfach die ersten sechs Shirts vom Metal-Stapel. Außerdem ein neutrales schwarzes und ein weißes T-Shirt. Nur für den Fall, dass ich doch mal einen Club besuche dessen Publikum meine Begeisterung für »Reign in blood« und »Master of Puppets« nicht teilen sollte. Acht Hemden müssen für 14 Tage reichen, Rei in der Tube habe ich ja auch dabei.
Beim Check meiner Hosenauswahl stelle ich erschrocken fest, dass ich eigentlich keine urlaubstauglichen Shorts besitze. Der Sommer hat sich in Deutschland noch nicht wirklich blicken lassen, deshalb ist mir das bisher nicht aufgefallen. Ich habe nur ein paar Bermudas in grellem Türkis mit einem wirren Muster auf dem linken Hosenbein. Ehrlich gesagt sieht die kaum besser aus als die Shorts von Olli, Heiko und Pudding. Ich packe sie aus Mangel an Alternativen trotzdem ein und schneide kurzerhand eine meiner Jogginghosen knapp unter den Knien ab. Die Hose hat zwar den sinnfreien Aufdruck »Champ« auf einem Bein stehen, ist ansonsten aber in schlichtem schwarz gehalten und passt so hervorragend zu den Band-Shirts. Neben ausreichend Socken, Unterhosen und Badeklamotten komplettieren ein paar Jeans und ein Kulturbeutel mein Reisegepäck. Auf einen Pullover verzichte ich. Erstens fahren wir in den Sommerurlaub und zweitens habe ich ja meine Bomberjacke. Die hat mir bisher bei jeder Jahreszeit gute Dienste geleistet. Als Handgepäck nehme ich einen kleinen Rucksack mit in den Bus. Neben mehreren Dosen Karlskrone müssen zwei belegte Brötchen, eine Tüte Chips und eine Großpackung Banjo Keksriegel als Proviant ausreichen. Ansonsten ist nur noch Platz für meinen Walkman, einige Musikkassetten, eine kleine Kompakt-Kamera und die aktuelle Ausgabe des Metal-Hammer.
Einen kurzen Moment beschleicht mich das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Ansonsten fühle ich mich gut gerüstet. Von mir aus kann es losgehen.