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Kapitel 1

Sämtliche Klimaanlagen der Stadt kapitulierten vor der sengenden Hitze des spätsommerlichen Tages. Die Firma, in der ich arbeitete, war arbeitnehmerfreundlich und modern, verzichtete aber immer noch auf den Einbau von Klimaanlagen. Gesundheitsschädlich, so die einhellige Meinung der Geschäftsführung. Ob an dieser Einstellung etwas Wahres dran war, fiel mir schwer zu beurteilen. Allerdings war ich mir sicher, dass die Glut in unseren Büros für unsere Gesundheit auch nicht förderlich war. Mein Büro kochte.

Ich drehte den röhrenden Standventilator, mit dem ich meinen Laptop in der Dockingstation zu kühlen versuchte, zu mir und ließ die Luft in mein Gesicht strömen.

Sie war warm.

Na toll! Mit warmer Luft ließ sich kein Rechner kühlen. Auch das Fenster zu öffnen, brächte mir oder meinem Laptop nicht die geringste Erleichterung, denn in den Kölner Straßenschluchten staute sich die Hitze, und die Gebäudefassaden, die wochenlang von der Sonne aufgeheizt worden waren, schienen zu glühen.

Trotzdem stieß ich mich in meinem Stuhl vom Schreibtisch ab, stand auf und schlenderte zum Fenster. Dabei entfernte ich gedankenverloren das Gummi aus meinem Haar, sammelte einige lose Strähnen ein und band einen neuen Zopf. Ich blies mir den Pony aus der Stirn, riss das Fenster auf und schaute auf die Straße. Hier im zweiten Stockwerk hatte ich einen guten Ausblick auf alles, was sich da unten tat, während umgekehrt niemand auf die Idee kam, zu mir hochzuschauen.

Die Luft über dem schwarzen Asphalt flimmerte in der brennend heißen Sonne. Menschen in knappen Shorts und gewagten Röcken, sommerlichen Shirts und bunten Flipflops hasteten über die Gehwege. Der Rock einer jungen Frau war eher ein Gürtel als ein Rock und ich dachte mit einem stillen Schmunzeln an einen Spruch, den meine Mutter gern von sich gab: Noch ein bisschen kürzer, dann wird’s haarig, auch wenn ich nicht glaubte, dass bei dem Mädchen dort auch nur ein Haar zu finden war.

Vor dem Gebäude bremste ein schwarzer, blitzsauberer Porsche Cabrio. Während des Parkvorgangs schloss der Fahrer mit einem lässigen Knopfdruck das Dach. Wenige Augenblicke später stieg er aus und – verwöhnte meinen Blick.

Der Mann war groß, hatte breite Schultern und trug trotz der Hitze eine enge, schwarze Jeans, die seinen Hintern gut zur Geltung brachte, ein schwarzes Shirt und schwarze Turnschuhe. Jetzt fuhr er sich mit der flachen Hand durch seine dichte, rotblonde Mähne.

Bei zehn bis fünfzehn Grad weniger Temperatur wäre meine Fantasie mit mir durchgegangen. So genoss ich nur den erotischen Anblick und fragte mich, welche Kollegin das Vergnügen hatte, diesen Mann zu ihren Kunden zählen zu dürfen. Einen kurzen Moment hielt ich inne. Vielleicht war dieser Adonis auch der Kunde eines Kollegen, dem ich dann von Herzen wünschte, dass er auf Männer stand.

Als Personalchefin des erfolgreichen Familienbetriebs, in dem ich arbeitete, hatte ich leider nur mit unseren verheirateten und – in Gedanken schickte ich den dreien ein dickes Sorry – ältlichen Geschäftsführern sowie der Belegschaft zu tun, mit der aufgrund meiner Position nur ein, wenn überhaupt, verhaltenes Schauen drin war.

Aber eigentlich wollte ich nicht nur gucken. Was ich wollte, war eine Beziehung. Doch wo ließ sich das passende Gegenstück für mich finden? In der zweiten Hälfte der Dreißiger war das gar nicht so einfach.

In der Tat hatte ich wieder Lust auf einen Mann, was nach dem Desaster mit Gregor alles andere als selbstverständlich war. Während ich nach der hastigen Bestellung unseres Aufgebots zurück in die Firma geeilt war, hatte sich Gregor gemütlich auf einen Kaffee in ein Café gesetzt und sich dabei dummerweise in eine andere Frau verguckt. Trotzdem heiratete er mich, um sich kurz danach schnell und unerwartet aus dem Staub zu machen und mit der anderen Frau, die bereits schwanger von ihm war, nach Süddeutschland zu ziehen.

Ich brach damals zusammen. Zu meinem großen Glück waren in dieser katastrophalen Zeit meine besten Freundinnen Connie und Sandra für mich da. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre. Connie zog kurzfristig bei mir ein, sorgte dafür, dass meine grausamen Untermieter, Alkohol und Tabletten, schnurstracks aus der Wohnung flogen, und begleitete mich Schritt für Schritt zurück ins Leben. Abends kümmerte sich auch Sandra um mich.

Connie und ich waren seit der fünften Klasse beste Freundinnen. Eigentlich war es mehr als das. Connie und ich waren füreinander wie Schwestern. Sandra hatten wir während des Studiums kennengelernt. Zusammen waren wir ein unschlagbares Trio.

Inzwischen waren Connie und Sandra verheiratet. Und obwohl die zwei mich nicht vernachlässigten und ich ihnen ihr Glück von Herzen gönnte, so wie es eine echte Freundin tat, sehnte ich mich nach dem, was die beiden hatten. Auch ich wünschte mir einen liebevollen Mann, ein gemütliches Heim, traute Zweisamkeit, Glück und natürlich lustvolle, leidenschaftliche Nächte.

Sandra hatte mir das digitale Dating ans Herz gelegt. In ihrem großen Bekanntenkreis gab es einige Frauen, die in den gängigen Internetportalen über den Mann ihres Lebens gestolpert waren. Merkwürdigerweise hatte ich auf den gleichen Plattformen nur gefloppt und mit einer unglaublichen Präzision die Psychopathen herausgefischt. Die Geschichten über die Erlebnisse mit diesen Männern boten Stoff für ein dickes Buch. Vielleicht schrieb ich es irgendwann und landete damit einen Bestseller.

Mit einem tiefen Seufzer schloss ich das Fenster und kehrte zurück an den Schreibtisch, rieb mir mit der flachen Hand über die Stirn und öffnete das E-Mail-Postfach, als es an meiner Bürotür klopfte.

»Ja, bitte«, sagte ich. Doch schon bevor ich die Worte ganz ausgesprochen hatte, stand mein Chef Sven Larsson im Türrahmen. Er wartete nie, bis man ihn hereinbat. Ganz offensichtlich betrachtete er es als sein ureigenstes Recht, nach einem kurzen, knackigen Klopfen die Büros zu stürmen.

»Herr Larsson, kommen Sie doch rein«, sagte ich trotzdem.

»Guten Tag Frau Krüger, ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie vertragen diese Hitze besser als ein alter Mann wie ich.«

»Nein. Mir geht es wie Ihnen. Es ist viel zu heiß. Ich glaube auch nicht, dass irgendein Nord- oder Mitteleuropäer für diese Hitze geschaffen ist«, antwortete ich lächelnd. »Und anders als auf dem Land staut sich in Großstädten wie Köln die Wärme in den Straßen.«

»Ja, ja, da haben sie wohl recht. Wir sollten beim nächsten Jour fix darüber diskutieren, ob wir den Firmensitz nicht aufs Land verlegen. Das soll meine Assistentin mal auf die Tagesordnung setzen«, scherzte er.

»Oder Sie folgen meinem Ratschlag und lassen eine Klimaanlage einbauen.«

»Sie kennen meine Einstellung zu Klimaanlagen. Sie sorgen für kühle Büros, aber auch dafür, dass die Menschen krank werden. Vielleicht fällt uns gemeinsam noch etwas Besseres ein«, sinnierte Larsson.

Sven Larsson war ein guter Chef. Ihm lag nicht nur das Wohl seiner Firma, sondern auch das der Mitarbeiter am Herzen. In den Siebzigerjahren war er der Liebe wegen von Schweden nach Köln gezogen und hatte aus dem Nichts heraus ein florierendes Unternehmen der Unterhaltungsbranche aufgebaut. Europaweit beschäftigte er inzwischen mehr als zehntausend Mitarbeiter. Diesen gut gehenden Betrieb würde eines nicht allzu fernen Tages sein Sohn übernehmen.

»Ich will Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten, Frau Krüger. Ich möchte Sie nur davon in Kenntnis setzen, dass Nick aus Schweden zurück ist und morgen und übermorgen an den Sitzungen teilnimmt.«

»Ja, prima. Danke«, erwiderte ich. »Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen.« Der Tag, an dem Nick Larsson die Firma übernahm, lag augenscheinlich in nicht mehr allzu ferner Zukunft. Nun, sein Vater feierte bald seinen siebzigsten Geburtstag und hatte sein Leben lang hart gearbeitet. Da sollte er es sich in der Tat langsam, aber sicher gut gehen lassen und die nächsten Jahre mit Reisen, Golfspielen oder was auch immer verbringen. Sicherlich würde er damit auch seine Frau sehr glücklich machen.

Larsson nickte freundlich zum Abschied, drehte sich um und schloss geräuschvoll die Tür hinter sich.

Plötzlich machte sich mein Magen mit einem lautstarken Knurren bemerkbar. Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war halb eins. Zeit, um Mittagessen zu gehen. Trotz der Gluthitze hatte ich Hunger und einen Wahnsinnsappetit auf den bunten Salat mit Hühnchenbruststreifen, der heute auf dem Speiseplan des Casinos stand. Also machte ich mich auf in die Kantine.

Meinen mit Salat und Huhn randvoll gefüllten Teller vor der Brust balancierend ließ ich meine Blicke suchend durch den vollen Raum schweifen und fand schließlich einen freien Platz bei zwei Kolleginnen aus dem Rechnungswesen. Sie unterhielten sich über eine neue Serie bei Netflix und erzählten mir begeistert, worum es darin ging, ohne jedoch zu spoilern. Der Inhalt interessierte mich. Gedanklich notierte ich, dass ich mir mit dieser Serie die lange Zeit an kalten und ungemütlichen Winterabenden vertreiben würde.

Als wir das Casino verließen, kam er uns entgegen – der attraktive, ganz in schwarz gekleidete Kunde mit dem schicken Porsche. Aus der Nähe war sein Anblick noch atemberaubender als aus dem zweiten Stock. Er war größer, als ich angenommen hatte, und überragte mich gut und gerne um eine Kopflänge. Sein enges Shirt bedeckte einen perfekt trainierten Oberkörper mit breiten Schultern. Die kurzen Ärmel betonten seine muskulösen Arme. Das Gesicht unter dem rotblonden, lockigen Haar war gleichmäßig geschnitten. Über den klaren, grünen Augen wuchsen ausgeprägte, gepflegte Brauen, die Nase war gerade, nicht zu schmal, und sein Mund sinnlich, aber entschlossenen.

Er erinnerte mich an den markanten Typen, den meine Freundinnen und ich in der Dusche am Infinitypool des Wellness & Spa Heaven angehimmelt hatten, als wir dort das erste Mal einen gemeinsamen Tag verbrachten. Wir hatten ihn den Wikinger getauft. Der Mann, der mir da gerade entgegenkam, hatte Ähnlichkeit mit ihm, war allerdings noch um ein Vielfaches attraktiver.

Hoffentlich fiel ihm nicht auf, dass ich ihn von oben bis unten abscannte.

Sicherlich, ich sehnte mich nach einer Beziehung mit einem Mann, der intelligent war und am besten auch noch umwerfend aussah. Aber dass dieser Mann vor mir mich bereits mit seiner Optik umwarf, musste man mir ja nicht gleich an der Nasenspitze ablesen.

Im Vorbeigehen lächelte der Fremde und nickte grüßend.

Was für ein Lächeln! Auf seinen Wangen bildeten sich kleine Grübchen, die dem markanten Wikingergesicht etwas Verletzliches gaben und ausgesprochen gut zu den unzähligen kleinen Fältchen passten, die sich beim Lächeln wie Sonnenstrahlen in seinen äußeren Augenwinkeln abzeichneten.

Jetzt reiß dich aber mal zusammen, schalt ich mich stumm. Der Mann sah bemerkenswert gut aus, doch ich war auch nicht gerade hässlich.

Viele Frauen beneideten mich um meine langen, dunklen Haare. Connie behauptete, ich hätte ein hübsches Gesicht mit hohen, breiten Wangenknochen, meine braunen Augen wären groß und ausdrucksstark und mein Mund ein wahrer Kussmund, nach dem sich die Männer verzehren müssten.

Wo waren diese Männer bloß?

Dass ich eine gute Figur hatte, wusste ich selbst. Sandra, die ihr kleines Frauenbäuchlein immer gehasst hatte, beneidete mich um meinen flachen Bauch, für den ich nichts, rein gar nichts tun musste.

Ich straffte die Schultern und nickte lächelnd zurück.

»War das nicht Nick Larsson, der Sohn vom Chef?«, raunte eine der beiden Kolleginnen, mit denen ich zu Mittag gegessen hatte, als sich die Glastüren hinter uns schlossen und wir außer Hörweite des Hünen waren.

»Ich glaube ja«, erwiderte die andere. »Ich habe gehört, dass er kürzlich aus Schweden zurückgekehrt ist. Er hat dort studiert und anschließend einige Jahre in unserer dortigen Niederlassung gearbeitet.«

»Bestimmt ist er jetzt hier, um sich von seinem Vater einarbeiten zu lassen und dann die kaufmännische Geschäftsführung zu übernehmen«, spekulierte die erste Kollegin weiter.

»Dann stimmen die Gerüchte wohl, dass sich Sven Larsson aus der Firma zurückziehen will und das Unternehmen seinem Sohn überlässt.«

»Nun«, mischte ich mich in die Unterhaltung ein. »Sven Larsson hat sich nach den vielen harten Arbeitsjahren und nach dem, was er geleistet hat, seinen Ruhestand auch redlich verdient.«

Die beiden nickten beflissen.

»Ich bin mir sicher, das war Nick Larsson. Er sieht sehr gut aus.«

Und ob er das tat.

»Weißt du, wie alt er ist?«

»Ende dreißig, glaube ich.«

Nick Larsson war neununddreißig, zwei Jahre älter als ich. Das wusste ich von seinem Vater.

»Ich bin schon ziemlich gespannt auf den neuen Chef.«

Mein Herz klopfte bis zum Hals. War der Wikinger, der uns da vor wenigen Minuten entgegengekommen war, tatsächlich kein Kunde, sondern der Sohn vom Chef? Wenn er es wirklich war, dann würde ich ihn sehr bald wiedersehen.

Jetzt schlug mein Herz noch schneller.

Haut an Haut - verhängnisvolle Leidenschaft | Erotischer Roman

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