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Kapitel 2

Wir alle hatten uns regelrecht in Schale geworfen. Connie und Sandra, Sandras Schwester Tina und ich hatten ein Festtags-Make-up aufgelegt und trugen elegante Cocktailkleider und hochhackige Pumps zu locker aufgesteckten Haaren. Die Männer meiner Freundinnen hatten sich in schicke schwarze Anzüge gekleidet und trugen Krawatten und auf Hochglanz polierte dunkle Schuhe.

Als wir den heutigen Abend geplant hatten, schlug Sandras Mann Timm vor, für die Fahrt nach Düsseldorf eine luxuriöse Stretchlimousine zu mieten. Schließlich wollten wir gemeinsam in einem Auto anreisen und uns nicht auf zwei Wagen verteilen. Aber Sandra fand es witziger, aufgetakelt und in Festtagsmontur einen der Vans des Luxusspa Heaven zu nehmen, dessen Inhaber Timm war.

Also fuhren wir sieben in einem der mit Foto und Firmenlogo des Spa beklebten Vans nach Düsseldorf zur Deutschen Oper am Rhein. Auf dem Spielplan stand Tosca von Giacomo Puccini mit Sandras Schwager in einer der Hauptrollen. Wir freuten uns auf einen kulturellen Hochgenuss.

Da die Oper in Italienisch gegeben wurde, hatte ich während der Fahrt mit meinem Handy den Inhalt gegoogelt und vorgelesen.

»Also geht es in dem Stück um wahre Liebe, Leidenschaft und Drama, Drama, Drama«, fasste Connie zusammen.

»Stimmt«, bemerkte Sandra. »Du hast allerdings den Tod vergessen.«

»Steckt der nicht in Drama, Drama, Drama?«, wollte Connie wissen und machte eine Schnute.

»Darin steckt alles andere auch«, erklärte Connies Mann Mark mit einem Augenzwinkern.

»Damit hast du vollkommen recht«, erwiderte Connie. »Drama, Drama, Drama reicht als Zusammenfassung.«

Für mich las sich der Inhalt von Tosca einfach nur ausgesprochen kitschig. Aber was solls?, dachte ich. Immerhin war ich hier, um den Abend gemeinsam mit meinen Freundinnen und deren Männern zu verbringen. Und ein bisschen Kultur, was Puccinis Tosca zweifelsohne war, konnte auch nicht schaden.

Nun standen wir am Ende einer übertrieben langen Menschenschlange, an deren Anfang ein Mann die Eintrittskarten kontrollierte. Die wartenden Besucher unterhielten sich in gedämpfter Lautstärke, fächelten sich mit den Programmen Luft zu und zupften an ihren noblen Roben.

Ich fühlte mich sehr wohl in meinem Kleid, auch wenn es ziemlich auffällig war. Es saß wie angegossen und das Bordeauxrot passte gut zu meiner gebräunten Haut und dem dunklen Haar. Die High Heels hatten die gleiche Farbe wie das Kleid und ich genoss die Blicke der Männer, die mein Outfit mit halb offenen Mündern bestaunten.

Sandras Schwester Tina besuchte wegen ihrer drei kleinen Kinder nur selten eine Vorstellung ihres Ehemanns und war entsprechend aufgeregt. Mit zittrigen Händen fischte sie die Eintrittskarten aus ihrer Miniaturhandtasche, die farblich auf ihr goldenes Kleid abgestimmt war, und reichte sie an uns weiter. Selbstverständlich hatten wir Ehrenkarten für Plätze in der Mitte der ersten Reihe.

»Wo hat Tina eigentlich die Kinder untergebracht?«, wollte ich von Sandra wissen.

»Sie hat sie schweren Herzens bei unseren Eltern abgegeben«, flüsterte meine Freundin und verdrehte die Augen. »Manchmal ist sie eine echte Glucke.«

»Wollten eure Eltern denn nicht zusammen mit uns in die heutige Vorstellung?«

»Doch! Natürlich. Sie wären gern mitgekommen. Aber wohin dann mit Tinas Sprösslingen?«

»Nanny?«, schlug ich vor. »Das ist doch naheliegend.«

»Tina meint, die Kinder sind dafür noch zu klein. Ihrer Ansicht nach brauchen sie Aufsichtspersonen, die sie kennen und denen sie absolut vertrauen. Jetzt gehen unsere Eltern ein anderes Mal in Tosca. Ich sags doch … manchmal ist Tina eine richtige Glucke.«

Würden wir auch so werden wie Tina, wenn wir einmal Kinder hätten? Oder besser gesagt, falls wir einmal Kinder hätten. Immerhin waren wir inzwischen in der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre angelangt. Sicherlich … Connie und Sandra hatten ihren Mister Right gefunden und wohnten in großen Häusern, die ausreichend Platz für den potenziellen Nachwuchs boten. Da konnte es jederzeit passieren, dass uns eine von beiden mit der frohen Botschaft, schwanger zu sein, überraschte.

Aber ich war Single! Und wer wusste schon, wie alt ich wäre, wenn ich meinem Mister Right begegnete … Falls ich ihn überhaupt jemals traf! Ob ich zu dem Zeitpunkt dann noch Lust und Laune hätte, mich fortzupflanzen, und ob ich dazu biologisch überhaupt noch in der Lage war, das alles stand auf einem ganz anderen Blatt. Vielleicht mutierten Connie und Sandra zu Glucken. Ich allerdings war davon noch einen ganz entscheidenden Schritt entfernt – ohne passenden Mann kein Kind.

Endlich hatten wir die Prozedur der Kartenkontrolle hinter uns gebracht, folgten Tina ins Parkett und nahmen unsere Plätze in der ersten Reihe ein. So nah hatte ich noch nie an einer Bühne gesessen. Von meinem Platz aus konnte ich mit jedem Staubkorn persönlich Bekanntschaft schließen.

Als der Dirigent seinen strengen Blick über die Orchestermusiker schweifen ließ, kurz nickte und den Taktstock hob, verstummte das leise Gemurmel im Saal. In die plötzliche Stille hinein erklang eine Musik, die mich vom ersten Ton an fesselte.

Sie tauchte mich in Sphären, die mich tief im Inneren berührten. Hatte ich vorher wirklich gedacht, das sei Kitsch? Allein die Musik war bezaubernd und sorgte in meinen Gehörgängen für einen akustischen Dauerorgasmus. Wen interessierte da der Inhalt?

Sandras Schwager, der einen der Bösewichte darstellte, spielte fantastisch und seine volle Stimme klang großartig. Von Zeit zu Zeit blickte ich zu Tina, die neben mir saß und dicke Tränen der Rührung über die hervorragende Leistung ihres Mannes weinte. Die Tropfen liefen über ihre Wangen und hinterließen dünne, weiße Spuren in ihrem Make-up. Sie weinte die ganze Vorstellung hindurch, sodass auch ich mir die eine oder andere Träne erlaubte – wenn auch aus einem ganz anderen Grund.

Haut an Haut - verhängnisvolle Leidenschaft | Erotischer Roman

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