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KAPITEL 2

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Der erste Aufprall rammte Zachs Kopf in die Rückenlehne des Vordersitzes. Er spürte, wie die Knochen in seinem Nacken krachten. Seine Schulter schlug gegen etwas Hartes, sein linker Arm wurde taub, sein rechtes Knie brannte wie Feuer.

Erstaunlicherweise zog nicht etwa sein ganzes Leben in Sekundenschnelle an Zach vorüber. Es schossen ihm nur ein paar Fragen durch den Kopf. Seine Tochter verlor nun auch noch den Vater. Wie sollte sie das verkraften? Hab ich ihr in letzter Zeit mal gesagt, wie hübsch sie ist? Wie stolz ich auf sie bin? Wie sehr ich sie liebe? Finden Mom und Dad meinen Letzten Willen im Aktenschrank? Hinterlasse ich unbezahlte Rechnungen? Kommt der Tod schnell? Er betete inständig darum. Wartet Rachel drüben auf mich, zusammen mit Opa Zeke und Tante Esther?

»O Becky! Es tut mir so leid! Sei lieb zu Oma und Opa. Werde glücklich, mein Engel.«

Das Flugzeug kippte ruckartig zur Seite. Zachs Brustkorb krachte gegen die Armstütze zwischen ihm und dem Soldaten. Die Luft blieb ihm weg. Grelle Blitze zuckten durch seinen Schädel. Das war’s, dachte er. Ich komme, Rachel. Ich komme.

Aber es war noch nicht vorbei. Später erschien es ihm, als sei in Zeitlupe geschehen, was in Wahrheit nur wenige Sekunden dauerte. Das Flugzeug überschlug sich seitlich. Zach wurde wie eine lose Sprungfeder nach hinten in den Sitz geschleudert. Seine Arme verloren den Halt, flogen nach außen, seine Hände schlugen gegen die Verkleidung des Handgepäckfachs. Er hing hilflos kopfüber im Gurt, der ihm die Eingeweide eindrückte, seine Knie baumelten Zentimeter vor seiner Nase. Er war Zeuge eines Horrorszenarios, schlimmer als jeder Alptraum.

Die Luken, die nicht beim ersten Aufprall zu Bruch gegangen waren, zersplitterten. Ein Sprühregen winziger Plexiglasteilchen spritzte in alle Richtungen. Die Handgepäckfächer sprangen auf, ihr Inhalt stürzte wie gezielte Wurfgeschosse durch den Passagierraum. Neben Zachs Kopf tat sich in der Deckenverkleidung über dem Durchgang ein riesiges Loch auf. Etwas weiter vorn entstand eine Beule in der Deckenverkleidung, als zerquetschte die Faust eines Riesen eine leere Bierdose. Der langgezogene Schrei einer Frau verstummte abrupt, wie abgeschnitten. Die Stille gab beredte Auskunft über ihr grauenhaftes Schicksal.

Der Flugzeugrumpf überschlug sich erneut, diesmal zur anderen Seite, und kam dann fast wieder in seine ursprüngliche Position zurück. Zach biß die Zähne zusammen und heulte dann auf wie ein Tier, als sein Schienbein gegen eine Sitzverankerung krachte und die Armstütze sich in seine Rippen bohrte. Schließlich schaukelte der Rumpf noch einige Male hin und her und kam zitternd zur Ruhe – in starker Schräglage, das Schwanzende nach unten.

Endlose Sekunden lang wagte Zach nicht zu atmen, geschweige denn eine Bewegung zu machen. Er wußte gar nicht, ob er fähig war, sich zu bewegen. Aber er lebte – noch lebte er. Sein geschundener Körper war der Beweis, ebenso sein hämmerndes Herz, das ihm bis zum Hals hochgerutscht zu sein schien. Als das Flugzeug endgültig zum Stillstand gekommen zu sein schien, schnappte Zach mehrmals wie ein Ertrinkender nach Luft und schickte ein Dankgebet zum Himmel. Er war am Leben!

Doch dann stürzten die nächsten Gedanken auf ihn ein. Ja, er hatte überlebt. Wer noch außer ihm? Warum wurde der Passagierraum nicht mit Wasser geflutet, wenn die Maschine mitten in den Pazifischen Ozean gestürzt war? Die letzte Frage wurde beantwortet, als Zach sich verstört umsah. Durch die Luken drang keine Flut blauen Wassers, statt dessen schaute er auf eine Mauer aus Grünzeug. Daraus folgerte Zach, daß sie – entweder durch pures Glück oder durch einen letzten Navigationsversuch des Piloten – auf eine der vielen Inseln im Pazifik gestürzt waren.

Und er war nicht der einzige Überlebende. Als seine Panik abflaute, hörte er andere Menschen. Schreie wurden laut, vor Schmerz, Panik und Hysterie. Zachs Verstand begann wieder zu arbeiten. Logik und ein ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb befahlen ihm, schleunigst aus diesem Trümmerhaufen rauszukommen, ehe die nächste Katastrophe passierte. Gott allein wußte, wie lange es dauern würde, ehe das Wrack in Flammen aufging.

Vom Fluchtgedanken beflügelt, befreite sich Zach von seinem Gurt und zwängte sich aus dem Sitz. Das war keine einfache Sache. Die Sitzreihen waren beim Absturz ineinander geschoben worden wie die Fächer eines Blasebalgs. Trotz seiner schmerzenden Rippen und einer vermutlich ausgerenkten Schulter wand er sich hin und her, um sich aus dem Sitz zu schrauben, und landete schließlich keuchend auf allen vieren im Mittelgang. Verbissen kämpfte er gegen eine Ohnmacht an, als der Schmerz ihn wie ein Messer durchbohrte.

Neben ihm bewegte sich Kelly stöhnend. Zach rüttelte sie schwach am Arm. »Aufwachen! Wir müssen hier raus.« Er hatte keine Ahnung, wie schlimm seine eigenen Verletzungen waren, und hoffte nur, daß die Frau sich bewegen konnte.

Kellys erste Reaktion war ausgesprochen seltsam. »Laß mich zufrieden, Brad«, brummte sie benommen. »Mein Kopf tut weh.«

»Wenn das alles ist, haben Sie Glück gehabt«, antwortete Zach und rüttelte sie wieder. »Aufwachen. Los!«

Kellys Lider flatterten auf, sie beäugte Zach stirnrunzelnd. »Wer ... was?« Am Ausdruck ihrer grünen Augen erkannte er, daß ihr die Zusammenhänge langsam dämmerten. »Sind wir ... sind wir nicht tot?« fragte sie verstört.

»Noch nicht Können Sie sich aus Ihrem Sitz befreien? Wir müssen uns beeilen.«

»Warum? Wir sind doch unten. Oder nicht?«

Zach nickte. »Das schon. Aber ich möchte lieber nicht mehr hier drin sein, wenn der Schrotthaufen explodiert.«

Wie aufs Stichwort erschütterte ein ungeheurer Knall das Wrack. Der Rumpf rutschte ein paar Meter weiter ab und kam erst in einer noch bedenklicheren Schräglage wieder zur Ruhe. Hinter dem dichten grünen Vorhang aus Laub und Zweigen wurde der grelle Schein einer Stichflamme sichtbar, rasch verdeckt von dichtem schwarzem Qualm.

Wieder gellten Entsetzensschreie. Durch die Explosion war Zach auf dem Bauch nach hinten gerutscht und kam neben dem Gesicht des Stewards zum Halten.

»Der Notausstieg«, stieß der Mann hervor und wies mit einer Kopfbewegung nach hinten. »Öffnen Sie ihn! Werfen Sie die Notrutsche hinunter.«

»Okay.« Zach rappelte sich hoch. Dann bemerkte er, daß das Bein des Stewards zwischen der eingestürzten Trennwand und einem Versorgungswagen eingeklemmt war. Ein Durcheinander von Tabletts, Dosen, Geschirr und anderen Trümmern versperrte den Gang und hielt den Versorgungswagen und den Steward gefangen. Zach versuchte, den Wagen freizubekommen, mußte jedoch aufgeben.

»Ich hole Hilfe.«

»Ich befreie ihn gleich«, bot eine Männerstimme an. »Ich muß nur diese Handschellen loswerden.«

Zach wandte sich der Stimme zu. Sie gehörte zu einem Riesen von einem Mann, der gerade den Schlüssel in den Handschellen drehte, die ihn an seinen leblosen, blutüberströmten Sitznachbarn fesselten. Die Handschellen klickten auf, und der Riese zwängte sich aus dem Sitz.

»Was ist mit ihm?« Zach deutete auf den Wärter des Strafgefangenen.

»Tot. Aufgespießt von einem Stück Metall.«

Er schob Zach aus dem Weg. »Ich kümmere mich um den Steward. Öffnen Sie den Ausstieg.«

Erleichtert, einen Helfer zu haben, humpelte Zach durch das Wrack zum hinteren Notausstieg.

Weiter vorn konnte Kelly sich endlich aus ihrem Sicherheitsgurt befreien, kletterte mühsam aus dem Sitz und stand dann schlotternd im Mittelgang. Ihr Kopf hämmerte rasend vor Schmerzen, ihr Verstand war noch zu verwirrt, um richtig zu funktionieren.

»Das Kind«, sagte jemand. »Holen Sie das Kind.« Es war der Soldat, der neben Zach gesessen hatte. Auch er zwängte sich mühsam aus dem zusammengeschobenen Sitz. Blut sickerte aus mehreren Wunden in seinem dunklen Gesicht, seine rechte Hand hing in einem unnatürlichen Winkel an seinem Arm.

»Das Kind«, wiederholte er und rüttelte Kelly damit aus ihrer Benommenheit.

Irgendwo weiter vorne wimmerte das Kind. Kelly folgte dem Weinen, zog sich an den Lehnen den schrägen Mittelgang hoch, kroch über Gepäckstücke, die den Gang blockierten. Sie fand die Kleine halb unter Trümmern begraben, allem Anschein nach jedoch nicht ernsthaft verletzt. Kelly reckte sich weit vor, befreite das Kind und nahm es in die Arme. »Ist ja gut, mein Schatz. Schschsch. Sei still, meine Kleine. Wo ist deine Mama?«

Das Kind streckte einen dicken Finger aus. Kellys Blick folgte ihm. Und ihr Magen drehte sich um. Die junge Frau saß weit vorgebeugt, ihr Kopf war völlig in der Rückenlehne des Vordersitzes verschwunden. Ihr Hals steckte unter der horizontalen Querverstrebung aus Metall, die wie ein Fallbeil auf sie herabgesaust war. Neben ihr hing ihr Ehemann – mit dem Oberkörper nach draußen, durch ein riesiges Loch in der Seitenwand des Flugzeugrumpfes.

Kelly würgte. So viel Blut. Überall. »Gütiger Gott!« wimmerte sie und drückte das Kind fester an sich. Sie kehrte dem grauenhaften Anblick den Rücken und kämpfte gegen die Übelkeit und Panik an, die sie zu überwältigen drohten.

Als sie es wagte, die Augen wieder zu öffnen, sah sie in die wäßrig blauen Augen der alten Dame, die hinter den Eltern des Kindes saß. Tränen liefen ihr über die zerknitterten Wangen. Sie hielt ihren Mann an sich gedrückt und strich ihm mit knorrigen Fingern über den Kopf. Ihre Stimme klang wie die eines Kindes. »Wach auf, James! Wir sind gelandet. Wach auf, Liebster. Du bist doch sonst kein Langschläfer.«

Plötzlich war Zach da. Er kniete sich neben die alte Frau, legte drei Finger an den Hals des Mannes und versuchte seinen Puls zu ertasten. Sein Blick traf Kellys, dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. »Es tut mir leid, Madam«, sagte er zu der älteren Dame. »Er lebt nicht mehr.«

Der Kopf der Frau schnellte ruckartig hoch. »Doch! Er schläft nur. In letzter Zeit schläft er viel, wissen Sie.«

Unterdessen hatte Zach ihren Gurt geöffnet. Behutsam zog er sie vom Sitz. »Wir müssen gehen.«

Sie blickte verwirrt von ihrem Mann zu Zach. »Kommt James nicht mit? Ich kann ihn nicht allein lassen. Wenn er aufwacht und ich bin nicht da, macht er sich Sorgen.«

»Ich hole ihn später«, log Zach und schob sie sanft nach hinten zum Ausgang. »Gehen Sie schon mal mit Kelly vor. Passen Sie auf, daß Sie nicht stolpern.«

Und Kelly drängte er leise: »Beeilen Sie sich. Bringen Sie die Leute zum Notausstieg. Der Corporal und ich kümmern uns um die anderen.«

Der Soldat, der seine Hand inzwischen mit seiner Krawatte stabilisiert hatte, schob sich vorbei. Als die beiden Frauen sich über die verstreuten Gepäckstücke nach hinten gekämpft hatten, waren der Soldat und Zach schon wieder bei ihnen. Jeder schleppte einen bewußtlosen Passagier. Knapp hinter den beiden humpelte eine Frau mittleren Alters.

Der Steward hatte die Rutsche durch den Notausstieg nach unten gelassen. »Setzen Sie sich und rutschen Sie los«, befahl er der alten Frau barsch. »Frauen und Kinder zuerst.«

Zach zählte Köpfe. »Wo ist der große Kerl geblieben? Der Strafgefangene?« fragte er.

Der Steward wies mit dem Kinn nach unten. »Schon draußen. Er fängt die anderen auf. Miss Gomez ist auch schon unten. Wir hörten, wie sie gegen die Tür des Waschraums hämmerte, und holten sie raus.«

Zach legte den bewußtlosen Passagier ab und half dem Soldaten, sich von seiner Last zu befreien. »Sie helfen den Frauen. Wir gehen noch mal zurück und suchen nach Überlebenden. Weiter oben blockieren ein Baumstamm und dicke Äste den Durchgang. Da ist kein Durchkommen.«

»Das hält vermutlich den Rauch ab«, meinte der Steward. »Zum Glück für uns.« Er wies auf den dichten schwarzen Qualm, der außen am Rumpf vorbeizog. »Trödelt nicht rum, Leute. Ich hab das ungute Gefühl, das Schwanzende hält nicht mehr lange. Und der Himmel weiß, was passiert, wenn es abrutscht.«

»Vergessen Sie meinen James nicht«, rief die alte Frau den beiden nach, bevor sie sich setzte.

Kelly schaute beklommen die grellgelbe Rutsche hinunter, die fast senkrecht nach unten im Geäst verschwand. »Ich kann den Boden gar nicht sehen. Sind Sie sicher, daß die anderen unversehrt unten angekommen sind?« fragte sie bang.

»Ohne einen Kratzer«, versicherte der Steward. »Der Bär steht unten und fängt Sie auf. Keine Sorge.«

Seine Worte vermochten sie nicht zu beruhigen. Doch alles war besser, als in dem Wrack zu bleiben und darauf zu warten, von der nächsten Explosion zerfetzt zu werden. Von unten war nichts zu hören, was auf eine Rettung gedeutet hätte. Keine Feuerwehrsirenen, keine quietschenden Reifen, keine Rufe. Nichts. Hieß das, daß sie ganz auf sich allein gestellt waren? War Hilfe womöglich Meilen, Stunden entfernt?

Kelly blickte auf die verängstigte Gruppe Überlebender. Alle waren verletzt, bluteten aus tiefen Schnittwunden oder hatten gebrochene Knochen, einige möglicherweise auch innere Verletzungen. Wenn sie länger auf sich selbst angewiesen sein würden, brauchten sie mehr als nur die Kleider, die sie auf dem Leib trugen. Sie brauchten Verbandszeug und wärmende Decken gegen die Nachwirkungen des Schocks. Dazu irgendwelche Medikamente gegen Schmerzen. Selbst Aspirin war besser als nichts.

»Hier, nehmen Sie das Kind.« Kelly drückte der Frau hinter ihr die Kleine in die Arme. »Ich bin gleich wieder da.«

Sie durchwühlte ein paar Gepäckstücke und bemühte sich, die leblos in ihren Sitzen hängenden Menschen nicht zu beachten, auch nicht das viele Blut, das überall verspritzt war. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie ein paar Decken, Jacken und Pullover ergattert. Sie fand sogar ihre Reisetasche und ein paar fremde Handtaschen und kehrte damit zum Ausgang zurück, wo sie ihre Funde neben der Rutsche deponierte.

Sie war im Begriff, sich auf einen zweiten Hamstergang zu machen, als Zach sie am Arm packte. »Das ist die falsche Richtung! Ich denke, Sie sind längst unten! Was tun Sie eigentlich?«

»Ich versuche ein paar Sachen zu finden, die wir gebrauchen können«, erklärte sie und deutete auf ihren Schatz.

»Also hören Sie!« donnerte er. »Das ist wirklich nicht der Zeitpunkt für eine Trödelsammlung! Schaffen Sie Ihren Hintern diese Rutsche hinunter!«

Er schubste sie zum Ausstieg und zwang sie auf die Knie. »Setzen!« befahl er.

»Ich bin doch keine dressierte Hündin!« entgegnete sie und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Dann warf sie die gesammelten Sachen auf eine Decke, deren Enden sie verknotete. Kaum hatte sie das Bündel an sich gerissen, als Zach ihr von hinten einen Schubs gab und sie auf dem Rücken die Rutschbahn hinuntersegelte. Kelly schrie anhaltend.

Hände ergriffen ihre Arme, rissen sie hoch und zur Seite. Sie wußte immer noch nicht recht, wie ihr geschah, als Zach bereits neben ihr stand.

Wieder packte er sie und zog sie von dem Flugzeugwrack weg. »Laufen Sie! Schnell! Ich bin direkt hinter Ihnen.«

Kelly hatte zwar keine Ahnung, wieso er immer noch zur Eile antrieb, trabte aber los.

Die drei bahnten sich einen Pfad durch dschungelartiges Dickicht. Äste peitschten auf Kelly ein. Blätter so groß wie Kopfkissen schlugen ihr ins Gesicht. Schlingpflanzen und Felsbrocken erschwerten das Fortkommen. Die überhastete Flucht war gottlob von kurzer Dauer. Nach wenigen Minuten hatten sie die anderen eingeholt, die an einer leichten Erhebung warteten.

»Hierher! Hier rüber!« Der Soldat winkte ihnen von einem Felsvorsprung zu.

Sie erklommen einen Geröllhang bis zu einem kleinen Plateau. »Seht!« rief der Corporal und wies mit dem Arm in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Kelly schaute über ihre Schulter. Ein spitzer Schrei entfuhr ihr. Zach fluchte leise. Von diesem erhöhten Punkt aus konnte man das Flugzeugwrack deutlich sehen. Beim Aufprall war der Rumpf der 747 wie ein Kinderspielzeug auseinandergebrochen. Eine Tragfläche war abgerissen und lag brennend in einiger Entfernung. Das zermalmte Cockpit hatte die Flanke eines Berges gerammt. Der Rumpf mit der anderen Tragfläche hatte Feuer gefangen und brannte lichterloh wie ein riesiger Scheiterhaufen. Mittlerweile hatte sich das Gewitter verzogen, doch die Regenwolken hingen immer noch tief und vereinten sich mit dem schwarzen Qualm der hohen Stichflammen. Hinter dem Hauptrumpf, etwa die Länge eines Fußballfeldes entfernt, hing das Schwanzteil in gefährlicher Schräglage an einem Steilhang; es schien, als würde es nur von den abgeknickten Urwaldbäumen gehalten.

Zach wurde beim Anblick des Wracks erst richtig klar, welch unwahrscheinliches Glück sie gehabt hatten. Nur in dem hinteren Teil, wo sie gesessen hatten, hatten er und seine Leidensgenossen überlebt. Hätten er und Kelly ihre Plätze in der ersten Klasse nicht aufgegeben, hätte Alita sich nicht genau im richtigen Augenblick auf der Suche nach einer freien Toilette nach hinten begeben, wären auch sie umgekommen. Man konnte es Glück, Kismet, Vorsehung nennen. Jedenfalls schien ein ganzes Heer Schutzengel Überstunden gemacht zu haben, um zumindest einige Menschenleben zu retten.

Insel der Versuchung

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