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Meinen Enkelkindern

Vorwort, das durchaus auch als Nachwort gelesen werden kann

Anfang 1989 wurde in Washington, USA, ein Club gegründet für Männer, die im ›Schatten ihrer Frauen‹ leben. Nach seinem Eintrittsgrund befragt, erklärte ein Mitglied, er habe einen Brief erhalten mit der Anschrift seiner Ehefrau als Familienvorstand. Dies hätte ihm schlagartig seinen minderen sozialen Status bewußt gemacht. Und da er sich weigere, hinter seiner Frau zurückzustehen, habe er sich zur aktiven Selbsthilfe entschlossen – er trat dem ›Dennis-Thatcher-Club‹ bei.

Das Ganze mutet uns an wie eine Satire aus weiblicher Feder, um begriffsstutzigen Männern zeitgenössische Geschlechterrollen, karikiert verschoben, zu verdeutlichen. Dabei zitiere ich nur den pragmatisch-kurzen Bericht einer seriösen Wochenzeitung.

Ich füge dem eine statistische Erhebung einer weltbekannten Kosmetikfirma zu, derzufolge immer mehr Männer sich operativ das Gesicht und den Hals straffen lassen ...

Vom medizinischen Standpunkt her weiß ›Mann‹ nun, daß männlichen Schwangerschaften bis ins Jahr 2000 auch nichts mehr im Wege stehen wird. Mit dem Einpflanzen des Fötus am Dickdarm (zwecks Ernährung), eingebettet in einer künstlichen Gebärmutter aus Bauchdecken-Fettschichten, kann ein neues Leben durchaus in einem Männerkörper ausgetragen werden ...

Psychologen und Werbeberater betonen, wie sehr der ›Neue Mann‹ im Kommen ist. Seine Merkmale: sensibler, offener, partnerschaftlicher, familienfreundlicher, verletzlicher, kinderbezogener, zärtlicher, gesprächsfreudiger ... Es scheint, als ob Frauen keine gutfunktionierenden Computerhirne mehr wollen, keine starren Felsen in der Brandung, keine noch so attraktiven Machos, sondern reife und verständnisvolle Partner. Der alte Machtkampf zwischen den Geschlechtern sollte aufhören, gegenseitiger Respekt und damit Gleichberechtigung wird gefordert – ein neues Zeitalter für Mann und Frau erwartet. Das Zeitalter des ›Neuen Mannes‹.

Warum denn geistert der coole, superharte Rambotyp so erfolgreich durch die Medien? Von Sensibilität und Austauschbereitschaft kann da wohl kaum die Rede sein! Führungskräfte lernen Körpersprache und Mimik beherrschen: das kühle ›Pokerface‹ ist gefragter denn je, Emotionen sind out! Scheidungsziffern klettern, viele Männer zwischen vierzig und fünfundfünfzig finden sich alleine: die Frau ist weggegangen, voller Wut und Enttäuschung; zu den Kindern ist keine – oder keine sehr tragfähige – Beziehung entstanden – auch sie sind weg. Der Mann zieht Bilanz und muß feststellen, daß ihm außer einer anspruchsvollen und durch jüngere Konkurrenz ständig gefährdeten Karriere wenig bleibt.

Fälle von Potenzstörungen mehren sich in medizinischen und psychologischen Praxen, Anzeigen über potenz- und erektionsstärkende Wundermittel überschlagen sich im mehr oder weniger diskreten Anpreisen, heiße Sexshows, die nichts mehr offen lassen, und immer brutalere Pornos versprechen dem Mann sicheres Aufgeilen.

Es macht durchaus den Eindruck, als wäre der moderne Mann in seiner männlichen Sicherheit, in seinem Sexualverhalten schwer angeschlagen. Zeichnet sich da ein Trend ab, eine Zeiterscheinung? Oder spricht man offener über ein brandaktuelles, aber eigentlich uraltes Thema? Ist die Ankündigung des sich entwickelnden ›Neuen Mannes‹ nichts anderes als ein Trostpflaster für frustrierte Frauen und für die gefühlsmäßig, leistungsmäßig und sexuell potenzgestörten Männer?

Haufenweise Fragen ... – versuchen wir doch der komplexen männlichen Sexualität und Seelenwelt etwas auf die Spur zu kommen. Es soll nicht nur dem Mann die Möglichkeit geben, seine Ansicht zur männlich-väterlichen Geschlechterrolle zu überprüfen und vielleicht zu revidieren – es kann durchaus auch der Frau und Partnerin neues, oder überhaupt!, Verständnis für ihn und seine Schwierigkeiten vermitteln. Vielleicht muß dann nicht mehr auf einen ›Neuen Mann‹ gehofft werden, der sämtliche Probleme überwunden oder nie gehabt hat, sondern es kann gemeinsam und gezielt eine Partnerschaft erarbeitet werden, die reifer und bewußter gestaltet ist – basierend auf echter Erfassung des anderen Geschlechtes und nicht auf erträumter Scheinwelt und Manipulation durch falsche, irreführende Rollenbilder.

Ich wünsche Ihnen, ob Mann oder Frau, einen guten und hoffnungsvollen Start!

Falera, im Mai 1989

Männer weinen nicht

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