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Frau –
und ein kontroverser Kinderwunsch Interview mit Mira

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Mira will ein Kind. Sie ist freiberufliche Lektorin, 38 Jahre alt und alleinstehend.

Nein, sie lebt in keiner festen Beziehung und, nein, sie gedenkt auch nicht im Entferntesten, eine solche einzugehen.

Nach ihren Motiven zu diesem späten Kinderwunsch befragt, erklärt Mira, daß ihre biologische Uhr unbarmherzig ticke. Und Kinderkriegen über vierzig sei eben doch ein Risiko.

Und warum keinen Mann?

Hier lacht Mira: Zum Zeugen schon – das ginge ja nicht ohne.

Anders gefragt: Warum keine feste Beziehung? Das Kind braucht doch einen Vater …

Mira schüttelt entschieden und überlegen den Kopf. Nein, diesem Unsinn sei sie selbst jahrelang aufgesessen. Inzwischen habe sie aber genug gesehen und mitgelitten bei ihren Freundinnen und Bekannten, die in sogenannten festen Beziehungen lebten wegen Kindern. Nur abschreckende Beispiele.

Was heißt das?

Mira wird ärgerlich: Jede dieser Frauen hätte doch geglaubt, der Mann würde sich als gleichgestellter Partner erweisen und Verantwortung übernehmen in der Beziehung. Weit gefehlt! Die Kerle lassen sich bedienen, wie schon deren Väter, und sind sowieso unsichtbar, sobald sie Beziehungsinitiativen übernehmen sollten. Als Väter nur sporadisch verfügbar, sofern es in den Terminkalender und zu den Gemütsschwankungen passe. Nein danke – da sei sie, Mira, klüger. Ihre Freundinnen, ihr weiblicher Bekanntenkreis und Frauen überhaupt würden sich seelisch aufreiben im Privatbereich. Und selbstverständlich leide der Beruf darunter. Männer zum Spaßhaben, so zwischendurch, sei o.k. Nur um Himmels willen nicht mit den Kerlen zusammenziehen, oder meinen, frau könne sich emotional auf irgendeinen Mann längerfristig verlassen. Ihre eigene Mutter sei diesbezüglich ein armes, kaputtes Schwein – gleichzeitig würde sie Mira aber immer wieder auf die weiblichen Freuden der Ehe und Familie hinweisen. Vermutlich glaube sie inzwischen selbst daran …

Aber warum denn ein Kind? Kinder sind doch eine Riesenbelastung, auf jeden Fall, so lange sie noch klein sind …

Mira denkt nach. Für sie sei es immer klar gewesen, daß sie Kinder haben möchte. Jahrelang habe sie ganz konventionell nach dem ›Richtigen‹ Ausschau gehalten, mit dem sie eine Familie gründen wollte. Jetzt wisse sie – es gibt ihn nicht, er bleibt ein Märchenprinz. Männer würden zwar gerne und meistens als Prinzen auftreten, kaum aber werde es ernster, erweisen sie sich als Frösche: nichts für sie!

Wird denn das Kind seinen Vater nicht vermissen? Andere Kinder haben doch auch einen Vater.

Mira lächelt. Das werde von ihr und ihrem Verhalten abhängig sein, ob dem Kind ein Vater abgehen werde. Besser eine alleinstehende Mutter als eine beziehungskaputte und überforderte Mutter, weil zusammen mit einem sowieso kaum verfügbaren Vater. Kinder brauchen in erster Linie ein gutes Familienklima, und das könne sie gewährleisten.

Warum denn überhaupt einen körperlich präsenten Erzeuger? Und nicht direkt ab Samenbank? Vielleicht stellt der Erzeuger sonst einmal väterliche Ansprüche?

O nein, dem werde sie vorbeugen. Der Erzeuger werde möglichst von nichts wissen. Und wenn, dann werde sie sich und das Kind total von ihm abgrenzen. Sie wolle auch keinen Zahlvater.

Warum dann nicht Samenbank?

Viel zu unpersönlich und steril. Sie möge ja Männer und Sex. Nein, sie möchte das Kind zwar gezielt, aber lustvoll empfangen.

Ob das Ganze nicht sehr einseitig, ja egoistisch geplant sei?

Mira zuckt die Schultern. Das haben sie schon viele gefragt. Es stimme nicht. Sie sei lebenserfahren genug, beruflich erfolgreich, selbständig mit genügend Freiheit. Mehr könne sich ein Kind ja gar nicht wünschen …

Die gespaltene Frau

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