Читать книгу Ein undurchsichtiger Gentleman. - Catherine St.John - Страница 3
Kapitel 1
ОглавлениеAnnabelle saß im gelben Salon in Beech House und stickte unkonzentriert an einem Taschentuch für ihren lieben Stephen. Das S hatte sie schon aus kleinen blauen Blümchen fertiggestellt und sie fand, es sei recht hübsch geworden, auch wenn sie sich da selbst loben musste.
Nun sah sie einige Momente lang versonnen vor sich hin und lächelte unwillkürlich, als sie an Stephen dachte. So stattlich, so liebenswürdig, so zärtlich… Noch einige Wochen, dann wäre sie mit ihm verheiratet und lebte mit ihm in Norton House. Sie könnten sich so oft küssen, wie sie nur wollten – und auch noch mehr… Bei diesem Gedanken war ihr Gesicht direkt etwas warm geworden, obwohl es in dem nach Norden gelegenen Salon mit seinem nur allzu dürftigen Kaminfeuer eher kühl zu sein pflegte.
Hoffentlich kam er bald aus York zurück, wenn er seine Geschäfte erledigt hatte! Konnte Lord Norton sich nicht einmal selbst um die Angelegenheiten seines Gutes und seines Vermögens kümmern, anstatt dauernd ihren Verlobten loszuschicken?
Sie klagte ihr Leid ihrer Mutter, als diese sich zu ihr setzte. „Aber Schäfchen, Stephen muss doch lernen, dies alles zu tun, schließlich ist er Lord Nortons Erbe! Er kann doch nicht nur hier sitzen und dir schöntun! Eines Tages muss er sich um alles kümmern, soll er dann völlig ahnungslos sein?“
„Nein, natürlich nicht, Mama. Ich weiß das ja selbst, aber ich würde ihn so gerne sehen! Mit ihm lachen, mit ihm sprechen, über unsere Zukunft, über – ach, über alles eben.“
„Das verstehe ich doch, aber du musst auch vernünftig sein. Deine Ehe wird sicher sehr glücklich werden, denn immerhin liebt ihr euch – aber eine ununterbrochene romantische Idylle solltest du dir nicht erwarten. Diese ewigen Romane, die du so gerne liest, zeigen schließlich nicht das wahre Leben.“
„Ja, Mama. Das weiß ich doch!“
Das klang nach einer Mischung aus Trotz und Langeweile, denn Annabelle hörte diese Ermahnungen schließlich nicht zum ersten Mal.
„In den nächsten Tagen sollten wir nach London fahren, um deine Ausstattung zusammenzustellen“, überlegte Lady Horbury. Prompt erwachten Annabelles Lebensgeister wieder. „London? Oh, wie nett! Können wir uns dort etwas ansehen?“
„Was würdest du denn gerne sehen?“, fragte Lady Horbury amüsiert zurück. Das Mädchen war zwar recht gescheit, aber manchmal doch noch etwas unreif, trotz ihrer fast zwanzig Jahre. Die Jüngste eben…
„Alle diese schönen Häuser, in denen der Adel wohnt… und die eleganten Läden.“ Sie seufzte unwillkürlich.
„Du weißt, dass gerade keine Saison ist? Wahrscheinlich stehen die vornehmen Stadthäuser in Mayfair zum größten Teil zurzeit leer. Niemand von unseren Bekannten weilt vermutlich gerade in London.“
„Natürlich weiß ich das. Johns Freund Hertwood ist doch auch schon nach Berkshire zurückgekehrt, das hat John mir erzählt. Lady Hertwood soll guter Hoffnung sein, heißt es… und Cecilia Herrion ist verlobt!“
Von dem verfänglichen Thema „guter Hoffnung“ wollte ihre Mutter rasch ablenken, bevor sie womöglich nach unschicklichen Einzelheiten gefragt werden konnte. „Ja, du hast Recht“, sagte sie also schnell, „und mit Lord Lynet obendrein.“
„Dafür hätte sie eigentlich gar nicht nach London fahren müssen, oder?“
„Warum sollte sie denn nicht? Vielleicht war sie sich einfach noch nicht ganz sicher, ob Lynet der Richtige ist.“
„Aber wenn man einen Mann liebt, weiß man das doch? Ich weiß doch auch, dass Stephen der Richtige ist, er ist so reizend zu mir, so klug und vernünftig - und er sieht auch so gut aus…“
Lady Horbury freute sich im Stillen, dass Annabelle so begeistert von Stephen sprach – eine Liebesheirat war doch immer schön. Außerdem war Stephen wirklich der richtige Gemahl für ihre manchmal noch etwas naive Tochter – nachsichtig, fürsorglich, beschützend und sehr, sehr verliebt. Auch Herkunft und Vermögen waren genau von der Art, wie man sie sich wünschte – also warum die Hochzeit verschieben? Gewiss würde Annabelle in der Ehe noch etwas reifen…
„Also fahren wir sobald wie möglich nach London, nicht wahr? Wir beide und John. Und meine Mary, die sich dort auch um dich kümmern wird. Ich werde Lady Norton fragen, ob es etwas gibt, was du nicht in die Ehe mitbringen musst, weil es in Norton House schon überreichlich vorhanden ist.“
Annabelle kicherte. „Tischwäsche, vermute ich. Die hält doch ewig - und in jeder Generation kommt ein Dutzend von allem dazu.“
„Da könntest du Recht haben“, antwortete ihre Mutter etwas abwesend und verließ leise murmelnd den Salon. Annabelle verstand nur Leibwäsche, Handtücher, Tageskleider…
Tageskleider – das klang interessant. Ein halbes Dutzend würde sie wohl brauchen, zusätzlich zu ihrer schon vorhandenen Garderobe. Die allzu mädchenhaften Gewänder sollte sie allerdings dann wohl hier lassen: Schluss mit weißen Rüschen, jetzt gab es kräftigere Farben! Und vielleicht sogar Seide… nein, nicht tagsüber, schade.
Lady Horbury musste, während sie sich im Morgenzimmer an eine Liste des Benötigten machte, zugeben, dass Annabelle, obwohl sie noch ein rechter Kindskopf sein konnte, doch immerhin praktisches Geschick hatte und durchaus imstande war, einen Haushalt zu führen. Sie hatte sie gut erzogen, lobte sie sich selbst. Und alles Übrige würde dann schon noch kommen, spätestens mit dem ersten Kind. Sie lächelte versonnen: ihr kleines Mädchen als Mutter… kaum vorstellbar!
Am Nachmittag besuchten sie die Nortons in Norton House, wo Annabelle sich sofort mit Susan Norton, ihrer jüngsten Schwägerin in spe, in eine Sofaecke zurückzog und aufgeregt von ihren London-Plänen zu wispern begann.
Susan quiekte begeistert, aber bevor sie Annabelle an ihrer reichen London-Erfahrung nach einer Saison teilhaben lassen konnte, mahnte die schreckliche Charlotte schon wieder: „Susan, nicht diese albernen Geräusche! Wie willst du so jemals einen Mann finden?“
Susan verdrehte routiniert die Augen zum Himmel. „Ich finde nicht, dass du die Richtige bist, mir Vorträge über das Einfangen eines Ehemanns zu halten!“
„Ich bin viel älter als – ach, wozu rede ich denn?“
Offensichtlich war ihr gerade eingefallen, dass sie zügig auf die Dreißig losmarschierte.
„Eben!“, gluckste Susan. „Ich hatte ja immerhin schon drei Anträge – und du?“
Charlotte fauchte etwas Unverständliches und stürzte aus dem Salon, wenigstens ohne mit der Türe zu knallen.
Lady Norton, rüde aus ihrem hauswirtschaftlichen Gespräch mit Lady Horbury gerissen, seufzte und schüttelte den Kopf, kommentierte aber das Verhalten ihrer uncharmanten Ältesten nicht weiter, schließlich war es ohnehin allen vertraut.
„Gut, dass sie weg ist mit ihrem Fasttagsgesicht“, tuschelte Susan sofort. „Pass auf, wenn du nach London kommst, gibt es die schicksten Modeläden in der Bond Street. Und dann soll ja der Pantheon Bazaar wieder eröffnet worden sein, den habe ich während meiner Saison leider verpasst. Und hast du schon einmal von Astley´s Amphitheater gehört? Die tollsten Vorstellungen!“
Lady Horbury schüttelte tadelnd den Kopf. „Liebe Susan, wir müssen Annabelles Trousseau zusammenstellen, da haben wir bestenfalls Zeit für ein wenig Kunst und einige Spaziergänge. Der liebe John wird uns begleiten. Aber Astley´s kommt gar nicht in Frage!“
„Schade.“ Susan zog ein enttäuschtes Gesicht, obwohl sie doch ohnehin nicht mit nach London reisen würde.
„Übrigens hattest du Recht, Annabelle“, wurde ihre Mutter wieder etwas milder, „Lady Norton hat mir bestätigt, dass es hier Tischwäsche gibt, die bis ins Jahr 1900 reichen dürfte.“
„Noch länger“, lächelte Lady Norton. „Bitte bring uns nur nicht noch mehr ins Haus. Schöne Handtücher wären interessanter. Ansonsten musst du nur deine eigenen Bedürfnisse erfüllen – Wäsche, Kleider, Schuhe, was man für das Landleben eben braucht.“
„Und wenn Stephen einmal mit ihr nach London fährt?“, rief Susan sofort dazwischen.
„Dann soll er ihr dort etwas nach der neuesten Mode kaufen. Dachtest du, sie werde sich den Rest ihres Lebens in ihre Aussteuergarderobe kleiden?“
Dem konnte Susan nicht widersprechen und zog entsprechend ein langes Gesicht.
„Ich möchte auch einmal wieder nach London“, verkündete sie, als sie sich wieder erholt hatte.
„In der nächsten Saison. Aber nur für einige Wochen“, gestand ihre Mutter ihr zu.
„Dann bin ich ja schon verheiratet“, stellte Annabelle mit verträumtem Lächeln fest.
„Meine Jüngste heiratet als erste“, kommentierte ihre Mutter stolz. „Aber das ist vielleicht nicht so verwunderlich, die Mädchen heiraten ja immer viel früher. Nun, John wird sich bald ein Beispiel nehmen – und Richard sollte natürlich auch…“
„Und ich auch!“, rief Susan sofort.
„Du nicht!“, verfügte ihre Mutter. „Du bist noch viel zu albern.“
Lady Horbury lächelte fein.
„Ich bin schon fast einundzwanzig!“, empörte Susan sich.
Annabelle kicherte.
„Jaja“, seufzte Lady Norton, „aber man sollte es nicht glauben, wenn man dich so herumalbern hört. Annabelle ist jünger als du und sie kann sich wie eine Lady benehmen.“
„Vergleichsweise“, schränkte Lady Horbury ein.
Annabelle und Susan verdrehten recht wenig ehrerbietig die Augen zum Himmel, aber die beiden Mütter, die eifrig die besten Beispiele für kindisches Verhalten ihrer Kinder, vor allem ihrer Töchter, verglichen und sich dabei ausgezeichnet amüsierten, bemerkten das glücklicherweise nicht.
Schließlich erwähnte Susan, dass sowohl die Spanielhündin Bella als auch die bewährte Mäusefängerin Kitty gerade Junge bekommen hätten.
„Oh! Oh, wie süß! Oh, darf ich die Kleinen sehen?“ Annabelle wandte sich bittend an ihre Mama, die sie mit einer großzügigen Handbewegung entließ – „wenn Lady Norton nichts einzuwenden hat?“
„Nicht doch! Geht nur, ihr beiden.“
Das ließen sich die Mädchen nicht zweimal sagen. Auf dem Weg zu den Stallungen, wo Bella und Kitty, wenn auch in verschiedenen Bereichen, ihr Wochenbett hielten, schnaufte Susan empört: „Ich bin doch nicht albern! Mütter sind wirklich schrecklich, nicht wahr?“
„Verständnislos“, stimmte Annabelle zu. „Sie wissen nicht mehr, wie es ist, jung zu sein. Meine Mutter ist ja auch schon bald fünfzig Jahre alt, also hat sie längst vergessen, was sie in ihrer Jugend gedacht hat.“
„Das muss ja auch eine Ewigkeit her sein“, murrte Susan. „Praktisch im Mittelalter!“
Annabelle, die genauso wenig wusste, wann das Mittelalter gewesen war, gab ihr Recht. „Du bist einfach nur lustig, Susan“, meinte sie dann. „Wie war es denn in London? Du hattest ja immerhin schon eine Saison dort!“
„Einerseits sehr amüsant, aber andererseits auch furchtbar anstrengend – die halbe Nacht tanzen, den ganzen Tag Besuche machen, herumfahren, einkaufen, Besuche empfangen… als wir nach Hause gekommen sind, wollte ich nur noch schlafen, am besten eine ganze Woche lang.“
Annabelle kicherte. „So ginge es mir wohl auch – aber ich muss ja nicht mehr nach London, um einen Mann zu finden. Nur noch, um meinen Trousseau zu besorgen. Ob das so lustig wird… aber Mama hat ja versprochen, dass wir uns auch einige Sehenswürdigkeiten ansehen werden. Und vielleicht ins Theater gehen… Hast du in London denn gar keinen passenden Gentleman getroffen?“
„Nun ja, durchaus einige – aber der Richtige war nun doch nie dabei.“
„Oh, erzähl doch!“
Susan kicherte, als sie Annabelle unterhakte und sie auf den Weg zum Stalleingang zog. „Einer war hoch in den Fünfzigern und suchte eine dritte Frau -“
Annabelle war entsetzt stehengeblieben. „Ein Sultan? Wie in diesem Roman, den wir heimlich gelesen haben? Die dürfen doch mehrere Frauen haben?“
„Unsinn, du Dummchen, die ersten beiden waren doch schon gestorben! Die erste hat ihm vier Söhne und drei Töchter geschenkt, die zweite zwei Söhne und vier Töchter. Dreizehn Kinder, zwischen vierzehn und einem Jahr alt… Da suchte er wohl eine Stiefmutter, aber das wäre mir wirklich zuviel geworden.“
„Dreizehn Kinder… das bringt ja obendrein auch noch Unglück!“
„Albernes Weib! Papa hat ihm gesagt, mit mir hätte dieser Sir Lawrence nur noch ein vierzehntes Kind. Hinterher hat er mir das brühwarm erzählt. Ich war regelrecht beleidigt!“
„Nett war es nicht - aber doch wirkungsvoll?“
„Glücklicherweise“, seufzte Susan. „Es gab noch zwei verarmte Barone vom Land, denen Papa nur sagen musste, wie bescheiden meine Mitgift ausfallen würde, um sie zu vertreiben, und einen wirklich süßen Jungen, den jüngsten Sohn eines Earls, der aber leider unfassbar dumm war. Papa hat gemeint, wir seien zusammen nicht imstande, unser Leben zu bewältigen. Damit hatte er wohl auch nicht ganz Unrecht. Nun, das Herz hat es mir nicht gebrochen…“
Sie hörten ein lautes Fiepen, was sie sofort von Susans glücklosen Bewerbern ablenkte. „Das ist Bella! Komm, sie hat vier kleine Welpen bekommen und einer ist niedlicher als der andere!“
Das war nicht zu bestreiten – Bella lag auf einer alten Wolldecke auf der Seite und wirkte eindeutig stolz, während zwei der Welpen eifrig tranken und die anderen beiden, noch fast blind, ziellos herumtappten und sich durch Fiepgeräusche zu verständigen schienen.
Die beiden Mädchen fielen voller Begeisterung in das Heu neben der Hündin und jede griff sich einen der beiden Welpen, die sofort die Hände beschnupperten und sie dann abzulecken begannen, was entzücktes Kichern hervorrief.
„So einen kleinen Hund hätte ich auch gerne“, seufzte Annabelle, „aber Mama mag keine Hunde im Haus.“
„Meine Mutter auch nicht. Aber vielleicht eine kleine Katze? Komm!“
Kitty lag mit drei noch ganz winzigen rot-weiß getigerten Babys in einer großen, gepolsterten Kiste am anderen Ende des Stalls, liebevoll bewacht von all den Pferden, die die Kiste genau im Blick hatten.
Kitty selbst war eine recht kleine graue Katze mit weißen Pfoten, was Annabelle erstaunte: „Die Kleinen sehen ihr ja gar nicht ähnlich!“
Die etwas weltgewandtere Susan zuckte die Achseln. „Sie sehen eben aus wie Tommy, der sich hier im Stall um die Mäuse kümmert.“
„Ich sehe gar keine Mäuse?“
„Ja, eben. Tommy ist wirklich fleißig. Kitty auch, wenn sie nicht gerade Babys hat.“
„Und er ist der Vater der Babys?“
„Ganz offensichtlich. Einen anderen roten Kater gibt es hier nicht.“
„Aha…“ Annabelle war sich nicht ganz sicher, ob sie alles verstanden hatte, aber sie wollte sich vor ihrer künftigen Schwägerin keine Blöße geben, sondern nahm lieber eines der blinden Babys auf und streichelte es vorsichtig. „Sie haben noch ganz runde Öhrchen… und sie piepsen, statt zu miauen!“
„Wahrscheinlich heißt das Piepsen Mama, wo bist du? Sie sehen doch noch nichts.“
„Ich werde Mama fragen, ob ich nicht so ein süßes Kätzchen haben darf“, beschloss Annabelle. Sie setzte das Baby zur Mutter, die sofort begann, es abzulecken, und erhob sich, um ihre Röcke auszuschütteln, bis kein Stroh mehr daran hing.
Ein sehr hübsches Anwesen war Norton House, das konnte man nicht leugnen. Alleine schon die prächtige Eichenallee, die vom Haus bis zur Straße führte, wo es außerdem ein ganz entzückendes Pförtnerhäuschen gab! Hier würde sie sich wohlfühlen, wenn sie erst einmal verheiratet war. Und Stephen liebte den Besitz auch von ganzem Herzen und war ein hervorragender künftiger Gutsherr… deshalb war er jetzt ja auch im Auftrag seines Vaters unterwegs. Mama hatte heute Morgen durchaus Recht gehabt, auch wenn sie ihren Verlobten vermisste, seufzte Annabelle im Stillen.
„Was hast du?“
„Ach, nichts. Es ist nur so schön hier… habe ich nicht Glück, dass Stephen um mich angehalten hat?“
Susan umarmte sie schnell. „Wir haben aber auch Glück, dass er dich gewählt hat! Stell dir vor, er hätte sich mit einer unangenehmen Person verlobt!“
„Ich fühle mich sehr geehrt – aber du wirst mir ja auch eine ganz liebe Schwägerin sein!“
„Lieber als Charlotte auf jeden Fall“, vermutete Susan mit einem Zwinkern. „Hoffentlich heiratet sie endlich mal einer weg.“
„Dieser Mann müsste dann aber eine sehr ernste Auffassung vom Leben haben“, überlegte Annabelle, was Susan sehr amüsierte.
Mittlerweile waren sie am Seiteneingang des Hauses angekommen und Annabelle ließ noch einmal ihren Blick schweifen. „Diese herrliche Eichenallee!“
„Die hat mein Urgroßvater anlegen lassen – wer ist das?“
„Wer? Wo? Wen meinst du?“
Susan zeigte wenig damenhaft zum Pförtnerhaus; dort stand ein Mann, der nun seinen Hut zog. Mehr war auf die Entfernung nicht zu erkennen – doch, jetzt verbeugte er sich und schritt die Landstraße entlang davon.
„Sicher einfach ein Spaziergänger“, vermutete Annabelle. „Ihm wird wohl auch die wundervolle Allee aufgefallen sein und er hat daraufhin nach dem dazu gehörenden Haus Ausschau gehalten.“
„Gut möglich“, antwortete Susan nachdenklich.