Читать книгу Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder - Cathy Hummels - Страница 5

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Zucker kann ganz schön gefährlich sein

Zucker macht dick und ist schlecht für die Zähne. Das wissen oft schon die Kleinsten. Er hat aber noch viele andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit, von denen nicht mal ihre Mamas etwas ahnen. Ich habe Frau Dr. Gavazzeni deshalb gebeten, kurz zu erklären, warum Zucker so gefährlich ist.

Zucker fördert Übergewicht

Immer mehr Kinder in Deutschland sind übergewichtig, Tendenz steigend. Etwa 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen sind hiervon betroffen. Ihr BMI (Body Mass Index) liegt oberhalb der 90. Perzentile für ihre Altersgruppe. 6,3 Prozent dieser Kinder sind sogar adipös, also krankhaft übergewichtig (BMI > 97 %). Ein zu hoher Zuckeranteil in der Ernährung und zu wenig Bewegung sind wichtige Mitverursacher dieser Misere.

Dass Zucker dick macht, liegt zum einen natürlich an den Kalorien: 100 Gramm haben 378 Kalorien. Die kommen umso mehr zum Tragen, weil Industriezucker keinerlei wichtige Nährstoffe enthält und deshalb nicht lange satt macht. Das heißt, man hat bald schon wieder Hunger. Ganz oft wieder auf Zucker … Der Körper kann aber nur eine gewisse Menge Zucker verwerten. Was er gerade nicht braucht, wandelt er in Fett um, das er für später aufheben kann. Wenn immer weiter Nahrung aufgenommen wird, kommt er jedoch nie in die „Verlegenheit“, die Energiereserven auch mal anzuzapfen. Und so wachsen die Fettzellen immer weiter. Auch, weil mit zunehmendem Gewicht Bewegung immer schwerer fällt.

Fruchtzucker (Fruktose) ist übrigens nicht gesünder, im Gegenteil. Er wird ausschließlich in der Leber verarbeitet, wobei ein Teil in Fettsäuren (Triglyceride) umgewandelt wird, die dann über den Blutkreislauf in den Körper gelangen. Wenn die Leber immer wieder mit Fruktose geflutet wird (zum Beispiel durch Limonade), produziert sie so viele Fettsäuren, dass sie nicht mehr abtransportiert werden können. Die Leber muss sie dann selbst einlagern und verfettet. Solch eine nicht alkoholische Fettleber gibt es immer öfter schon bei Kindern. Was besonders bedenklich ist: Der ein oder andere Wachstumsschub kann bis zum zehnten Lebensjahr zu viel Gewicht zwar noch ausgleichen, doch dann wird es immer schwieriger abzunehmen. Man hat sich über die Jahre falsche Essgewohnehiten antrainiert. Die meisten übergewichtigen und adipösen Kinder bringen deshalb auch als Erwachsene zu viele Kilos auf die Waage.

Zucker verursacht Karies

Eigentlich ist nicht der Zucker das Problem, sondern bestimmte Bakterien im Mund. Sie vergären den Zucker zu Säure, der die äußere Schicht der Zähne angreift und Mineralien aus ihm herauslöst. Kreidig-weiße Flecken auf den Zähnen sind erste Zeichen dafür. Bis zu einem gewissen Grad kann der Zahnschmelz sich selbst regenerieren, weil durch den Speichel immer wieder neue Mineralien eingebaut werden. Doch unter dauerndem Zuckerbombardement kapituliert er irgendwann und es entstehen zuerst Entkalkungen, später Karies.

Karies in den Milchzähnen ist übrigens nicht weniger schlimm als in den bleibenden Zähnen. Sie kann genauso wehtun. Außerdem haben Kinder mit kariösem Milchgebiss ein höheres Risiko, später ebenfalls Karies in den bleibenden Zähnen zu entwickeln. Die beste Prophylaxe gegen Karies ist und bleibt eine gute Zahnhygiene: zweimal täglich Zähne putzen – und zwar ab dem ersten Zahn. Weil Kinder dabei noch nicht so gründlich sind, sollten Eltern etwa bis zum Alter von fünf, sechs Jahren nachputzen. Wenn Ihr Kind etwas Süßes gegessen hat, sollte es direkt danach gründlich die Zähne putzen (die Zahnseide nicht vergessen!). Dann werden die Beläge, in denen die schädlichen Bakterien sitzen, entfernt und der Zucker kann nicht mehr in Säure umgewandelt werden. Am besten ist das Naschen nach einer größeren Mahlzeit, da der Speichelfluss gut angeregt ist und der Zucker abtransportiert werden kann. Noch ein Tipp: nicht erst zur Einschulung zum Zahnarzt gehen, sondern am besten schon regelmäßig ab dem ersten Geburtstag.

Der Darm verträgt Zucker nicht

Unser Darm ist ein stark besiedelter Ort: Viele Billio-nen Bakterien leben dort, die meisten davon sind sehr nützlich, weil sie zum Beispiel helfen, die Nahrung zu verdauen. Durch zu viel Zucker kann das empfindliche Gleichgewicht aus der Balance geraten. Die „schlechten“ Bakterien nehmen dann überhand und verursachen Bauchweh, Durchfall oder Blähungen. Wenn die Darmflora kippt, können sich außerdem schnell Pilze ausbreiten – und auch die lieben nichts mehr als Zucker. Es entstehen Gase, die ebenfalls Blähungen und Schmerzen verursachen, genauso wie ein unangenehmes Völlegefühl.


Bestimmte Zucker vertragen immer mehr Kinder nur in geringen Mengen. Bei vielen funktioniert zum Beispiel das körpereigene Fruktose-Transportsystem (GLUT-5), mit dem Fruchtzucker über die Darmschleimhaut ins Blut gelangt, nicht mehr ausreichend. Er „rutscht“ deshalb zum großen Teil einfach weiter in den Dickdarm. Dort leben verschiedene Bakterien, die nichts lieber mögen als Zucker. Wenn sie immer Nachschub bekommen, ververmehren sie sich stark. Das verursacht Blähungen und Durchfall. Einfach nur weniger Obst zu essen, genügt oft leider nicht. Denn Fruktose steckt – wegen ihrer starken Süßkraft und weil sie recht billig ist – in fast allen Fertig-lebensmitteln. Übrigens: Auch der normale Haushaltszucker besteht zur Hälfte aus Fruktose.

Andere Kinder entwickeln eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker (Laktose). Ihnen fehlt das Enzym Laktase, das den Zucker im Darm spaltet. Dies kann genetisch bedingt sein oder nach einem Magen-Darm-Infekt vorübergehend auftreten. Die Kinder reagieren auf den Konsum von größeren Mengen an Milch und Milchprodukten mit Blähungen, Bauchweh oder Durchfall.

Zucker fördert Insulinresistenz und Diabetes

Ein Übermaß an Zucker bringt den Stoffwechsel ganz schön aus dem Takt. Denn damit der Zucker aus der Nahrung überhaupt verwertet werden kann, muss er erst einmal aus dem Blut in die Zellen gelangen. Dafür ist das Hormon Insulin zuständig. Es wird von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet, dockt an die Hülle der Zellen an und schließt sie dadurch wie ein Schlüssel auf. Wenn der Blutzucker ständig sehr hoch ist, wird immer mehr Insulin produziert – so viel, dass die Zellen irgendwann nicht mehr darauf reagieren. Weil deshalb der Zucker im Blut nicht weniger wird, steigt die Insulinproduktion immer weiter.

Wird das zum Dauerzustand, ist die Bauchspeicheldrüse irgendwann so erschöpft, dass sie zu wenig Insulin bildet und das vorhandene Insulin nicht mehr richtig wirken kann (Insulinresistenz). Dann hat man einen Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt. Früher nannte man diesen Typ Altersdiabetes. Heute sind leider immer mehr junge Menschen davon betroffen, darunter auch Kinder und Jugendliche: In Deutschland leiden 850 bis 1000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren an einem Typ-2-Diabe-tes. Wahrscheinlich sind es viel mehr, weil die Erkrankung zu Beginn oft keine Probleme bereitet. Aber Vorsicht: Die meisten Kinder und Jugendlichen erkranken bei uns immer noch an einem Typ-1-Diabetes. Dies ist eine Autoimmunerkrankung, die nichts mit falscher Ernährung zu tun hat.

Zucker begünstigt Bluthochdruck

Bluthochdruck galt lange als Erwachsenenkrankheit. Inzwischen sind immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen – vor allem, wenn sie krankhaft übergewichtig sind. Ein starker Zuckerkonsum spielt dabei durchaus eine Rolle und zwar nicht nur, weil er Übergewicht mitverursacht. Lange dachte man, dass vor allem zu viel Salz den Blutdruck in die Höhe treibt, bis Wissenschaftler vor ein paar Jahren herausfanden, dass Zucker mindestens einen ebenso starken Einfluss darauf zu haben scheint. Wir Kinderärzte empfehlen, bei jedem Arztbesuch den Blutdruck zu messen, damit das Herz-Kreislauf-System nicht unbemerkt Schaden nimmt. Wenn Übergewicht, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und erhöhte Blutfettwerte zusammenkommen, spricht man übrigens von einem metabolischen Syndrom. Das kommt auch schon bei Kindern vor und ist ziemlich gefährlich.


Milchsäurebakterien im Joghurt unterstützen die guten Bakterien in Mund und Darm. Leider steckt in fertigem Fruchtjoghurt aber auch viel Zucker. Daher besser selbst mischen.

Zucker verändert die Mundflora

Wie im Darm siedeln auch in der Mundhöhle unzählige Bakterien. Sie fühlen sich dort pudelwohl, weil es warm und feucht ist. Normalerweise halten sich gute und we- niger gute Mikroorganismen die Waage, doch durch zu viel Zucker kann die Balance kippen und die schlechten Bakterien nehmen überhand. Die Mundschleimhaut wird dadurch anfälliger gegenüber oberflächlichen Infektionen. Es kann zu Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch kommen.

Zucker lässt Pickel sprießen

Dass Schokolade bei Akne schlecht ist, lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. Zucker und andere einfache Kohlenhydrate können das Hautbild aber durchaus beeinflussen. Das Insulin, das die Bauchspeicheldrüse bei Zuckerverzehr ausschüttet, regt nämlich indirekt auch die Androgene an. Und diese kurbeln die Talgproduktion an und lassen die Haut dicker werden, wodurch Poren leichter verstopfen. Beides begünstigt Hautunreinheiten.

Zucker macht kaufaul

Ob Kuchen, Fruchtjoghurt oder Pommes: Zuckerhaltige Speisen sind oft weich und müssen daher nur wenig gekaut werden. Beim Kauen wird die Nahrung aber zerkleinert, es findet quasi ein erster mechanischer Ver-dauungsschritt statt. Denn je größer die Stücke sind, die in den Magen gelangen, desto schwerer können sie in ihre Bestandteile zerlegt werden. Das kann Verdauungsprobleme verursachen. Gründliches Kauen sorgt außerdem dafür, dass man schneller satt wird – und weniger isst. Es kann in gewissem Maße also auch dazu beitragen, Übergewicht vorzubeugen. Was viele nicht wissen: Kauen fördert das Kieferwachstum und schafft so mehr Platz für nachkommende Zähne.

Zucker kann einsam machen

Stark übergewichtige Kinder werden in der Schule oft ausgegrenzt und gehänselt oder sogar gemobbt. Sie haben daher häufig Probleme mit dem Selbstwertgefühl, ziehen sich mehr und mehr zurück und verbringen die Zeit lieber allein zu Hause – vor dem Fernseher, dem Laptop oder mit dem Smartphone. Essen wird dann nicht selten zum Trost, dabei heizt es das Problem nur noch zusätzlich an. Wissenschaftler überlegen sogar, ob vermehrter Zuckerkonsum auf lange Sicht nicht sogar depressive Verstimmungen auslösen kann. Möglicherweise wirkt er sich nämlich auf Botenstoffe des Körpers aus, die bei Depressionen eine Rolle spielen. Bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit beispielsweise kann der Körper die Aminosäure Tryptophan nicht mehr aus dem Darm aufnehmen. Die ist aber wichtig für die Produktion des „Glückshormons“ Serotonin. Auch bei einer Insulinresistenz fährt das Gehirn die Serotoninsynthese herunter.

Besonders schlimm ist für adipöse Kinder übrigens die Kritik oder der Spott der eigenen Eltern, weil sie sich dann nicht angenommen und geliebt fühlen.


Genauso wichtig wie eine gesunde Ernährung: sich regelmäßig bewegen, spielen und toben.

Viele Süßigkeiten machen hyperaktiv

Das Nervensystem von Kindern ist viel empfindlicher als das von Erwachsenen, weshalb sie manchmal unerwartet heftig auf akustische oder visuelle Reize reagieren – und auf bestimmte Nahrungsmittel. Dass Zucker hyperaktiv macht oder gar der Grund für ADHS ist, lässt sich wissenschaftlich zwar nicht belegen. Allerdings enthalten zuckerreiche Lebensmittel häufig andere Stoffe, die hyperaktives Verhalten möglicherweise verstärken können – bestimmte Farb- und Konservierungsstoffe zum Beispiel. Besonders negative Auswirkungen scheinen in diesem Zusammenhang Softdrinks zu haben. Das kann daran liegen, dass viele Limos Phosphat enthalten, das ebenfalls in Verdacht steht, Hyperaktivität zu fördern.

Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder

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