Читать книгу Trautmanns Weg - Catrine Clay - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеEines vorweg, liebe Leserinnen und Leser, Bernd Trautmann wird uns fehlen. Durch seinen Tod verlieren wir einen der vielleicht legendärsten Torhüter in der Geschichte des Fußballs, aber auch einen Versöhner und Mahner, ein Vorbild für Generationen von Menschen und echten Freund.
Als kleiner Junge habe ich ungläubig über die Geschichte von Bernd Trautmann gestaunt. Er ist als Kriegsgefangener nach England gekommen, blieb dort – und wurde auf der Insel zum umjubelten Helden. Er war ein großartiger Sportler und wahrer Gentleman.
Seine größte Heldentat ist nicht zur Nachahmung empfohlen und doch bis heute ein Beispiel dafür, wie groß die Kraft des Willens ist. Im Finale des FA Cups werden häufig Legenden geboren, im Londoner Wembley-Stadion wäre 1956 beinahe ein Spieler gestorben, bevor er zur Legende werden konnte. Bei einem Zusammenprall mit Birminghams Peter Murphy brach sich Trautmann das Genick, fünf Halswirbel waren ausgerenkt. Trautmann spielte weiter und sicherte Manchester City mit seinen Paraden den Sieg im FA Cup. Dass er überlebte, gilt bis heute als medizinisches Wunder.
Im Rahmen der Europameisterschaft 1996 habe ich in meiner damaligen Funktion des Pressechefs Präsident Egidius Braun empfohlen, Bernd Trautmann zum Mitglied der deutschen Delegation der EM in England zu machen. An die gemeinsame Zeit denke ich noch häufig. Trautmann und seinen Meriten haben wir es zu verdanken, dass unser Verhältnis zu den Gastgebern immer von Respekt und Zuneigung geprägt war. Und das, obwohl es damals wegen der BSE-Krise durchaus Spannungen zwischen Deutschland und England gegeben hat. Ich erinnere mich noch gut an eine Pressekonferenz im Rathaus von Manchester mit Trautmann und Klinsmann, damals Torjäger bei Tottenham Hotspurs. Klinsmann stand für die Aktualität und Trautmann für die Tradition – das hat uns große Sympathien eingebracht.
Für seine Verdienste hat Trautmann im Jahr 2008 vom DFB die Verdienstnadel mit Brillant verliehen bekommen, genug würdigen kann man ihn nicht. Er war immer ein wunderbarer Botschafter des deutschen Sports. Seine Rolle als deutsch-englischer Versöhner nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und seine leidenschaftliche Arbeit als Entwicklungshelfer in Sachen Fußball machte ihn unsterblich. Er war damals ein Glücksfall für die deutsche Delegation, so wie er ein Glücksfall für Manchester City, den deutschen Fußball und für Deutschland gewesen ist. Seine außergewöhnliche Karriere wird für immer in den Geschichtsbüchern bleiben.
August 2013
Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes