Читать книгу Fürchte den Killer: Sieben Action Krimis - Cedric Balmore, Alfred Bekker, Frank Rehfeld - Страница 25
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Unsere Kollegen Clive und Orry verbrachten gut vier Stunden in der Wohnung von Alexander Jason Clement.
Jay Naismith von der SRD schaffte es, einen Teil der gelöschten Anruflisten wiederherzustellen. Im Wesentlichen handelte es sich um drei Nummern. Eine gehörte dem Mann, den Clement als Geschäftsführer des „Rolling Bones“ engagiert hatte – einen ehemaligen Türsteher namens Guy Nolan, über den es eine dicke Akte bei der Justiz gab. Die zweite Nummer gehörte einer gewissen Teresa Marques. Clive vermutete, dass es sich um die Freundin handelte, deren Hygiene-Utensilien unsere Kollegen im Bad gefunden hatten. Die dritte Nummer gehörte einer Psychiaterin.
„Offenbar hat Clement all seine anderen Kontakte über sein Prepaid-Handy abgewickelt“, stellte Naismith klar.
„Darunter wahrscheinlich die Dinge, die uns wirklich interessieren!“
Orry hatte sich inzwischen die Kontoauszüge vorgenommen. „Clement war ein wirklich wohlhabender Mann. Auf seinem Konto sind sehr starke Bewegungen zu verzeichnen. Vor allem Zahlungsverkehr mit Nummernkonten in der Schweiz und dubiosen Briefkastenfirmen auf den Cayman-Islands oder den Antillen.“
„Am besten wir zeigen die Sachen Nat. Vielleicht kann der damit etwas anfangen“, riet Clive.
Unser Innendienstler Nat Norton war in unserem Field Office der Spezialist für Betriebswirtschaft. Gerade bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität war es manchmal wichtiger, Bilanzen richtig lesen zu können und verborgene Finanzströme aufzuspüren als Fingerabdrücke auszuwerten.
Eine halbe Stunde nachdem die Arbeit in der Wohnung des Ermordeten erledigt war, suchten Clive und Orry den Club „Rolling Bones“ auf.
„Wir haben nicht geöffnet und wir werden auch heute nicht mehr öffnen!“, begrüßte sie einer der Türsteher und wollte sie sogleich wieder vor die Tür setzen. Clive hielt ihm seine ID-Card unter die Nase.
„Vielleicht gilt unsere Eintrittskarte hier ja doch“, meinte er. „Wir möchten gerne mit Mister Nolan sprechen. Aber vielleicht können Sie uns ja auch etwas sagen, was uns bei den Ermittlungen im Mordfall Clement weiterbringt.“
Er streckte die Hand aus. „Mister Nolan ist da drinnen. Und was mich angeht, wüsste ich nicht, was ich dazu sagen soll. Ich hoffe, dass der Laden hier weitergeführt wird, schließlich habe ich den Job gerade erst vor zwei Wochen bekommen und wäre nicht besonders erbaut darüber, ihn gleich wieder los zu werden. Aber soweit uns Mister Nolan gesagt hat, hängt das alles noch in der Schwebe.“
Orry zog einen Ausdruck des Videostandbildes, das den Mann im grauen Anzug, Regenmantel und Handschuhen zeigte, der sich neben Clement in den Wagen gesetzt hatte.
„Haben Sie eine Idee, wer das sein könnte? Das würde uns vielleicht schon sehr weiterbringen.“
„Keine Ahnung!“
„Sie haben ja gar nicht richtig hingeschaut“, stellte Clive fest. „Ich weiß nicht, ob Sie wirklich die Befragung lieber bei uns an der Federal Plaza fortsetzen wollen oder weshalb Sie sich so anstellen. Mister Clement können Sie jedenfalls nicht mehr schaden. Der liegt mit einem Dutzend Kugeln im Körper im Leichenschauhaus und jetzt versuchen wir herauszubekommen, wer das getan hat. Wenn er Ihnen einen Job verschafft hat, sollten Sie ihm vielleicht auch einen Gefallen tun, und etwas aufmerksamer sein, wenn es darum geht seinen Mörder zu finden. Meinen Sie nicht?“
Der Türsteher atmete tief durch und blies eine Menge Luft aus. Er war zu perplex, um eine passende Antwort zu finden, rang gleich noch einmal nach Luft und pumpte damit seinen gewaltigen Brustkorb auf. Dann nahm er den Ausdruck des Standbildes und sah ihn sich noch einmal aus nächster Nähe an. Er verengte dabei etwas die Augen. Schließlich gab er das Bild zurück und nickte. „Den Typ habe ich hier im Club schon einmal gesehen.“
„Passt doch eigentlich gar nicht hier her“, stellte Clive fest. „Ich meine, so ein konservativ gekleideter Typ, der aussieht, als wäre er bei einer Bank angestellt und so ein angesagter Club wie das Rolling Bones...“
„Genau dasselbe habe ich auch gedacht“, gab der Türsteher zu. „Zumal er auch gar nicht zu den anderen Geschäftsfreunden passte, die Mister Clement hier her ausgeführt hat...“
„Was waren das denn für Freunde?“
„Hören Sie, ich bin wirklich noch nicht lange genug hier gewesen, um das genauer sagen zu können. Namen weiß ich schon gar nicht. Allenfalls Vornamen.“
„Was für Vornamen?“
„Mike, Tony... was weiß ich.“
„Ist Ihnen da irgendjemand besonders aufgefallen?“
„Ja, da gab es ein Zwillingspaar, die hier immer freie Getränke hatten. Im Gegensatz zu dem Langweiler auf dem Bild waren die richtig cool.“
„Mike und Tony?“, hakte Clive nach. „Sie meinen nicht zufällig Mike und Tony Scarbucchi, oder?“
Er hob die Schultern. „Keine Ahnung“, behauptete er.
Clive und Orry gingen weiter ins Innere des Clubs.
Sie fanden Guy Nolan an der Bar. Statt Champagner trank er Magenbitter. Als Clive und Orry ihm ihre Ausweise zeigten verdrehte er theatralisch die Augen. „Ich habe schon gedacht, ob Sie gar nicht mehr auftauchen!“, knurrte er ziemlich gereizt. „Ob Ihnen vielleicht der Tod von jemandem wie Alexander Jason Clement gleichgültig ist, weil er vielleicht nicht so ganz in das Bild eines seriösen Geschäftsmannes gepasst hat, wie er euch Spießern wahrscheinlich genehm ist.“
„Er ist für uns in erster Linie ein Mordopfer und nichts anderes“, erklärte ich. „Von wem haben Sie von seinem Tod erfahren?“
„Von der City Police, die wohl als erste am Fundort der Leiche war. Leider war Clement in Erbschaftsdingen nicht so eindeutig und knallhart wie bei anderen Dingen. Nach mir die Sintflut hat er sich wohl gedacht. Aber nun wird es wohl darauf hinauslaufen, dass sich mehrere entfernte Verwandten ein paar Jahre vor Gericht streiten werden, was mit dem Club zu geschehen hat. Bis dahin können keine Investitionen vorgenommen werden und die Quintessenz wird so aussehen, dass alles verkauft werden muss, um allein die Gerichtskosten der streitenden Parteien zu bezahlen. Aber so etwas nennt man in diesem schönen Land wohl Gerechtigkeit.“
„Eine reichlich pessimistische Sichtweise“, stellte Clive fest.
„Leider entspricht sie die Wahrheit.“
„Haben Sie einen Verdacht, wer hinter dem Mord an Mister Clement stecken könnte?“
„Nein.“
„Dieser Club stand immer wieder im Verdacht des illegalen Glücksspiels.“
„Aber keine dieser Verdächtigungen hat sich letztlich bestätigt, oder?“
„Ihr Türsteher hat ausgesagt, dass die Scarbucchi-Zwillinge hier ein- und ausgingen.“
„Und wenn?“
„Hören Sie zu, wir wissen, dass Mister Clement sich in der Organisation illegaler Autorennen engagierte. Insbesondere des Northern Cannonball. Außerdem halten sich überall in Little Italy die Gerüchte, dass der Scarbucchi-Clan da ebenfalls stark engagiert ist. Da scheint es also einen Zusammenhang zu geben.“
„Über diese Dinge weiß ich nichts, Mister...“
„Agent Caravaggio“, gab Clive zurück.
„Wie auch immer. Was die Dinge, die Sie sagen mit Mister Clements Tod zu tun haben, weiß ich nicht.“
Zuletzt zeigte Clive ihm das Bild des Mannes, der sich in der Tiefgarage auf Clements Beifahrersitz gesetzt hatte. „Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie den Kerl noch nie gesehen haben“, mischte sich unser indianischer Kollege Medina ein. „Wir wissen nämlich, dass er hier war. Angesichts seines vollkommen uncoolen Outfits müsste er Ihnen auch aufgefallen sein.“
Guy Nolan runzelte die Stirn.
„Mister Clement hat ihn ein- oder zweimal mitgebracht. Er heißt Ray Jordan und Mister Clement hat immer versucht, ihn dazu zu überreden, in den Club als Teilhaber einzusteigen und zu investieren. Aber dass war dieser Spaßbremse wohl einfach zu risikoreich.“
„Verstehe“, murmelte Clive. „Haben sie zufällig seine Adresse?“
„Nein, tut mir leid. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen. Aber vielleicht weiß seine Ex-Freundin etwas Näheres.“
„Ex-Freundin?“, hakte Clive nach.
„Ich spreche von Teresa Marques. Die beiden waren bis vor zwei Wochen unzertrennlich. Keine Ahnung, was dazu geführt hat, dass sie getrennte Wege gegangen sind. Teresa hat vorher hier gearbeitet und gekündigt, nachdem das zwischen ihr und dem Chef nicht mehr lief. Wollen Sie die Adresse und Telefonnummer haben?“
„Ja“, nickte Clive. „Noch was: Wissen Sie etwas darüber, weshalb Clement die Behandlung einer Psychiaterin in Anspruch genommen hat?“
„Nein. Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, was er dort gewollt haben kann. Er war entschlussfreudig, hatte eine ziemlich harte Schale und konnte einiges an Stress und Ärger wegstecken, ohne dass irgendwer etwas davon gemerkt hätte.“ Er hob die Schultern. „Allerdings war ich leider nicht in der Lage, in sein Herz oder sein Hirn zu schauen und zu sehen, was sich dort vielleicht noch an Abgründen auftat...“
Es hatte witzig klingen wollen.
Aber Clives eisiger Blick machte ihm klar, dass der Italoamerikaner es überhaupt nicht leiden konnte, wenn man sich über ein Mordopfer lustig machte. Selbst dann, wenn der Betreffende selbst nicht ganz koscher gewesen war.
„Danke für Ihre Hilfe, Mister Nolan. Ich fürchte, wir werden Sie noch das eine oder andere Mal mit Rückfragen belästigen müssen! Und falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, dann rufen Sie mich doch bitte umgehend an.“ Clive gab ihm eine seiner Karten, die das FBI Field Office New York für seine Agenten drucken lässt.