Читать книгу Susan - Falsche Freunde - Cedrina Lautenfeld - Страница 6

Dunkle Wolken

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Scott hatte schnell mitbekommen, wie intelligent ich war. Zudem wusste er von meinem Stipendium und das ich für einen eigenen Wagen sparen wollte.

Da er nicht so reichlich mit Intelligenz gesegnet war, dafür aber reiche Eltern hatte, schlug er mir vor den nächsten Prüfungen ein Geschäft vor.

„Susan, Du hast mir doch erzählt, dass Du anderen Studenten Nachhilfeunterricht geben willst, um Geld für ein eigenes Auto zu sparen?“ Ich nickte und wartete gespannt auf das, was er mir nun erzählen wollte.

„Wie wäre es also, wenn ich Dein einziger Schüler wäre, Dir aber so viel bezahle, als wenn Du mehrere Schüler hättest?“ Ich schaute ihn verblüfft an. „Warum das denn? Du bist doch ganz gut in Deinen Fächern?“ Er nickte mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck.

„Na ja. Mir würden die bisherigen Ergebnisse auch reichen, aber meinen Eltern nicht. Sie wollen, dass ich besser werde und möglichst einen wirklich guten Abschluss schaffe.“ Er verdrehte verärgert seine Augen und ergänzte seine Äußerung.

„Sie wollen halt einen Vorzeige-Rechtsanwalt aus mir machen und vergessen dabei, dass so ein Jurastudium verdammt schwer ist.“

Ich nickte. Denn erstens hatte ich seine Eltern ja kennengelernt und konnte daher verstehen, wieso sie nun diese Forderung an ihn hatten. Zweitens war Jura, neben BWL, auch zum Teil in meinem IT-Studium enthalten.

Zustimmend fragte ich neugierig. „In Ordnung. Was bezahlst Du mir?“ „Fünfzig Dollar die Stunde.“ „Wow“, antwortete ich verblüfft. „So viel? Deine Eltern meinen es wirklich ernst“, antwortete ich überzeugt davon, dass meine Tätigkeit den von seinen Eltern gewünschten Erfolg haben würde.

„Dann lass und gleich heute anfangen. Die Prüfungen sind in wenigen Wochen und ich will möglichst viel Geld für mein Auto sparen.“ Ich kramte bereits nach einem Stück Papier um einen Lernplan für Scott aufzustellen, als er mich umarmte, hoch hob und ins Bett trug.

Verwundert sah ich ihn an. „Was wird das?“, fragte ich lächelnd. „Alice ist nicht da. Deshalb sollten wir die Gelegenheit nutzen und das Bett zum Beben bringen.“ Er grinste breit und freute sich schon auf den Sex mit mir. Doch ich schüttelte meinen Kopf.

„Sorry, Scott. Erst lernen wir, dann gibt es diese Belohnung für Dich.“ „Mist“, seufzte er. „Hätte ich Dir doch gleich erst von dieser Idee erzählt.“ Ich lachte fröhlich, löste mich aus seiner Umarmung und ging zurück zum Schreibtisch. Er folgte mir enttäuscht. Dennoch lernte er fleißig zwei Stunden lang mit mir. Zufrieden mit ihm, grinste ich. Danach hielt ich die ersten 100 Dollar für mein zukünftiges Auto in den Händen.

Scott schloss die Vorprüfungen mit dem von seinen Eltern erwarteten Ergebnissen ab. Aber gerade deshalb stand er nun unter besonders großem Druck. Denn er wusste, dass nun auch die folgenden Prüfungen und die Abschlussprüfung diese Ergebnisse haben mussten, um die hohen Erwartungen seiner Eltern nicht zu enttäuschen.

Ich spürte deutlich wie angespannt er war und versuchte daher, wann immer wir Zeit miteinander verbrachten, Spaß und Freude in sein Leben zurück zu bringen. Dennoch veränderte er sich zusehends.

Woran das lag, bekam ich erst viel zu spät mit. Denn als er mich eines Nachmittags zu einem so genannten „Freund“ ins die nahe Stadt Charlotte schickte, ahnte ich nicht was in dem Päckchen war, das ich für ihn dort abholen sollte.

„Ich würde ja selber hinfahren, aber mein Mentor hat ein Gespräch angesetzt, das ich nicht verpassen darf. Deshalb Susan, fahr bitte hin und hole das Päckchen für mich ab.“ In seinen Gesicht sah ich Sorgenfalten, doch wusste ich in diesem Moment nicht wodurch sie veranlasst wurden. Lag es an seinem bevorstehenden Gespräch mit seinem Mentor oder daran, dass ich dieses Päckchen für ihn abholen sollte.

Nickend, aber bereits irritiert, nahm ich den Zettel mit der Adresse entgegen. Ich sah die Anschrift und bekam ein mulmiges Gefühl.

„Das ist aber nicht die beste Gegend der Stadt. Wer ist dieser Harry, das er dort wohnt?“ Scott wirkte gehetzt und antwortete in Rätseln. „Er ist kein guter Freund. Mehr ein Bekannter, der für mich etwas erledigt hat.“ Ich nickte besorgt. Doch ich wollte Scott nicht enttäuschen und fuhr trotzt eines unguten Gefühls an seiner Stelle zu Harry.

Die Gegend, in der Harry wohnte, war wirklich mies. Als ich die Corvette parkte, fuhr ich das Verdeck hoch und schaltete sorgfältig die Diebstahlsicherung ein. Denn ich wollte auf gar keinen Fall, dass mir ausgerechnet in dieser Gegend Scotts Wagen gestohlen wurde.

Harry wartete bereits auf mich in seiner unordentlichen und vermüllten Einzimmerwohnung. Er begrüßte mich mit einem fiesen Grinsen im Gesicht und ließ mich an ihm vorbei gehend in die Wohnung.

Mir lief ein kalter Schauer des Entsetzens den Rücken herunter, denn Harry entblößte schlechte Zähne. Überhaupt sah er nicht sehr gepflegt aus. Seine Kleidung war zwar sauber, aber an mehreren Stellen eingerissen.

Zudem sorgte sein Vollbart dafür, dass ich sein Alter nur schwer schätzen konnte. Ich vermutete aber, dass er nicht viel älter als 35 Jahre alt sein konnte. Vermutlich war er ein gescheiterter Student, der nun seit einiger Zeit sein Geld anderweitig verdienen musste.

„Wo ist das Päckchen?“, fragte ich zielstrebig, da es mir nicht behagte wie Harry mich musterte und ich so schnell wie möglich diesen Ort wieder verlassen wollte. „Hier in diesem Umschlag“, antwortete er mir und warf mir einen kleinen Briefumschlag zu. Verwundert schaute ich erst ihn an und dann in den Umschlag.

Ich hatte mit einem deutlich größeren Päckchen gerechnet, aber ich wusste ja auch nicht was ich abholen sollte. Harry grinste, während ich über den Inhalt erschrak. „Scheiße, nein. Scott nimmt Drogen“, wurde mir blitzartig klar. Ich schluckte betroffen und überlegte sofort, welche Art von Drogen ich nun in Form dieses weißen Pulvers in der kleinen Plastiktüte in Händen hielt.

Harry schien mein Zögern beim Einstecken des Umschlages nicht recht deuten zu können und bestätigte die Qualität seiner Ware. „Das ist fast reiner Stoff. Vorzügliche Qualität. Dein Lover wird nicht meckern können.“ Ich nickte irritiert und steckte den Umschlag in meine Handtasche.

Doch als ich mich zum Gehen in Richtung Tür wandte, holte Harry mich ein und meinte: „Halt Süße, Du musst erst noch bezahlen.“ Verwirrt schaute ich ihn an und schüttelte meinen Kopf. „Nein, Scott hat gesagt, dass die Ware bezahlt ist.“ „Ich habe doch gar kein Geld bei mir, um diese Drogen zu bezahlen, was mache ich denn jetzt?“ Schoss es mir augenblicklich durch den Kopf.

„Da irrst Du Dich Süße. Sie ist noch nicht bezahlt.“ Grinsend entblößte er wieder seine schlechten Zähne. Angeekelt schaute ich weg und bekam nicht mit, wie er nach mir griff. Meine Handtasche fiel zu Boden und Harry trug mich zu seinem Bett.

„Also Süße, Geld her oder Du zahlst mit Deinem Körper.“ Er hielt bereits meine Hände fest und hatte eines seiner Knie zwischen meine Beine gestellt. Ich schluckte und überlegte fieberhaft, was ich jetzt machen konnte.

„Mein Geld ist in meiner Handtasche“, log ich ihn an und versuchte Zeit zu schinden. Aber Harry hatte mir eben genau zugehört und meinte. „Da ist kein Geld drin. Wieso auch. Du reiche Göre meinst doch alles gratis zu kriegen.“

Überrascht wegen seiner abschätzigen Bemerkung, starrte ich ihn wütend an. „Ich bin keine reiche Göre. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und studiere nur an der Uni, weil ich ein Stipendium habe.“

„Oho, daher weht der Wind. Eine ganz schlaue habe ich hier vor mir.“ Er grinste wieder fies und musterte meine Oberweite, die durch meine eng geschnittene Bluse gut zu sehen war.

„Du hast zwar kein Geld, aber ein reicher Typ interessiert sich für Dich.“ Er lachte höhnisch. Mir wurde sehr unwohl. Diese Situation gefiel mir gar nicht. Ich hatte plötzlich Angst und wollte sofort weg aus dieser Wohnung.

„Tja, Süße, dann kannst Du nur gut im Bett sein.“ Fies grinsend wiederholte er seine Forderung. „Also, bezahlst Du nun die Ware oder soll ich Hand anlegen?“ Er kam meinen Gesicht bedenklich nahe. Zitternd wiederholte ich meine vorherige Lüge.

„Mein Geld ist in meiner Handtasche.“ Inständig hoffend, dass er mir glaubte schaute ich ihn an. Er zögerte, ging dann zu meiner Handtasche und schaute hinein. Ich war ihm gefolgt und versuchte mich nun an ihm vorbei zu drängeln und dabei nach meiner Handtasche zu greifen. Doch er erahnte mein Manöver, ließ meine Handtasche fallen und schnappte mich.

„Nein, nein“, schrie ich laut, als er mich zurück zu seinem Bett trug. Mein Strampeln und Zappeln half mir allerdings nicht. Auch meine Schreie schien niemand zu hören.

Mir war klar, was er vorhatte, weshalb ich weiter so heftig wie möglich strampelte. Doch mein Versuch ihn von mir weg zu stoßen war vergebens. Mit einer Hand hielt er meine Arme fest und mit der anderen öffnete er meine Jeans, während er sich über mich beugte und schließlich auf mir lag.

Verzweifelte versuchte ich seinen Körper von mir zu schieben, doch er hatte mehr Kraft als ich und vollzog daher erfolgreich den Akt der Penetration. Sex mit diesem ungepflegten, aus dem Mund stinkenden Mann, war Folter für mich. Mir wurde schlecht, als ich seinen Atem erneut roch. Als er endlich wieder von mir abließ, rollte ich mich zur Seite, stand geschockt auf und zog meine Jeans wieder hoch.

Mit zitternden Händen schloss ich den Reißverschluss, griff dann nach meiner Handtasche, überprüfte den Inhalt und stürmte aus der Wohnung. Draußen rannte ich so schnell ich konnte zu Scotts Wagen. Ich übergab mich auf den Bürgersteig, bevor ich auf der Fahrerseite einsteigen konnte.

Mit quietschenden Reifen fuhr ich los. Ich wollte so schnell wie möglich diesen Ort des Grauens verlassen. Während ich fuhr, kämpfte ich mit den Tränen, weshalb ich das Tempo reduzieren musste. Die Gefahr von der Straße abzukommen, war ohne hin schon groß genug.

Auf halbem Weg zur Universität hielt ich auf einem Parkplatz an. Ich kniff mich mit zitternden Fingern in den Arm, weil ich irrer Weise hoffte geträumt zu haben. Doch es war kein Traum. Harry hatte mich vergewaltigt.

Ich schluckte ein paar Mal heftig, rieb mein Gesicht mit einem Taschentuch trocken und beschloss Scott nichts von diesem Vorfall zu erzählen. Danach konnte ich nicht schnell genug in mein Studentenzimmer gelangen, um meine Kleidung zu wechseln und meinen Körper gründlich abzuduschen.

Kurze Zeit danach, meine Haare waren noch nass vom Duschen, kam Scott zu mir und fragte nach dem Päckchen. Traurig gab ich ihm den Umschlag und fragte. „Seit wann nimmst Du Drogen?“

Er nahm das Päckchen entgegen und seufzte schuldbewusst. „Erst seit kurzem. Seit Du mit mir lernst und mir bewusst wurde, wie wenig ich weiß und wie hoch die Erwartungen meiner Eltern sind.“

Ich schluckte irritiert und rechnete. „Moment, das sind schon Monate“, meinte ich dann entsetzt und sah ihn besorgt an, während ich auf ihn zuging. „Scott, Liebster warum tust Du das? Ich helfe Dir doch. Ich tue alles für Dich.“

Verzweifelt umarmte ich ihn und sah mit großer Sorge in sein Gesicht. „Ich verstehe Deine Beweggründe. Doch der Konsum von Drogen geht zu weit“, sagte ich, als ich seinen warmen Körper unter meinen Händen spürte.

Seufzend versuchte er meinen Einwand zu entkräften und erklärte mir. „Ich weiß, dass Du alles für mich tust. Aber versteh doch. Der Stress der Prüfungen und der Frust es nicht allein ohne Dich zu schaffen, hat mich zu Drogen greifen lassen.“

Er küsste mich sanft und meinte dann. „Sobald alle Prüfungen vorbei sind, höre ich mit den Drogen wieder auf. Ich verspreche es Dir.“ Ich nickte, aber ich glaubte ihm nicht. Meine Zweifel wurden durch einen Blick in sein Gesicht bestätigt. Denn seine Augen hatten längst jenen Glanz verloren, den sie einst hatten und der immer seine innere Zuversicht ausgestrahlt hatte. Doch ich wollte ihm meine Zweifel nicht offenbaren und fragte daher lediglich:

„Kannst Du die Menge der Drogen, die Du nimmst nicht jetzt schon reduzieren?“ Er lächelte müde und schüttelte seinen Kopf. „Susan, ich nehme nur eine ganz kleine Menge. Kokain macht nicht sofort abhängig so wie Heroin. Ich habe meinen Konsum im Griff. Bitte glaube mir.“ Ich nickte und lächelte zaghaft. Ich wollte ihm nur zu gern glauben.

Doch ich spürte wie in mir, mein Traum von einer sicheren, harmonischen Ehe und einer Familie mit Scott Risse bekam. Während ich mich schutzsuchend an ihn schmiegte, wurde mir klar, dass auch wenn er vielleicht doch keine Drogen mehr nehmen würde, nach bestandener Abschlussprüfung, nichts mehr so sein würde wie zuvor.

Kokain schadet dem Körper, zerstört ihn, auch wenn die Einnahme nur kurze Zeit dauert. Was wenn Scott dann keine Kinder mehr zeugen kann? Werden wir dann auch noch glücklich sein?“ Das war ein so grässlicher Gedanke, dass ich ihn augenblicklich zur Seite schob. Ich wollte einfach nicht, dass mein Traum, mein Lebensziel, so einfach beschädigt oder gar zerstört wurde.

Susan - Falsche Freunde

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